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© Rolf Sempert / UWW

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Aber auch die Seegras Flächen am sandigen Boden der Marsa Abu Dabab sind alles andere als langweilig. Mit ein wenig Geduld lassen sich viele Vertreter der großen Familie der Mollusken finden. Auch Drückerfische, Kuhhorn-Kofferfische, mindestens zwei Gitarrenrochen und riesengroße Schildkröten, mit gewaltigen Schiffshaltern auf dem Panzer, sind über dem Gras zu entdecken. Die Tauchtiefen bewegen sich dabei generell zwischen 1 Meter und etwa 18 Metern.

Das reichlich vorhandene Seegras ist letztlich auch Ursache für die Hauptattraktion der Marsa Abu Dabab, für Lucy, den Dugong. Sie war schlussendlich auch der wesentliche Grund für unseren Trip.
Aber, zuerst gilt es mit einem Irrtum aufzuräumen. Lucy, eine Gabelschwanz-Seekuh, ist ein Ludwig. Barbara, die Tauchlehrerin von der Orca Basis kann bestätigen, dass es sich um einen Dugong Bullen handelt.
Lucy oder Ludwig, oder, wie er von den Mitarbeitern der Basis genannt wird, Mr. Dugong kommt mit schöner Regelmäßigkeit jeden Vormittag gegen 9:00 Uhr zum Grasen in die Bucht. Dabei bevorzugt er eine bestimmte Sorte Gras. Es ist demnach relativ leicht, ihn zu finden. Hinzu kommt, dass das Tier als Säuger regelmäßig zum atmen auftauchen muss und so schnell entdeckt wird.
Und damit sind wir bei dem bereits angesprochenen Problem! Klar, ein regelmäßig auftretender Dugong ist ein echtes Sahnehäubchen für jede Destination. Klar auch, dass sämtliche Tauchkreuzfahrtschiffe auf der sogenannten Südtour die Marsa Abu Dabab fest in ihrem Programm haben. Zum Schutz des Tieres ist inzwischen am Eingang der Bucht eine Leine gespannt und das befahren der Marsa mit motorisierten Booten ist grundsätzlich verboten. Die Spuren aus früheren Tagen sind am Körper des Dugong unübersehbar. Tiefe Narben von den Schrauben der Außenbordmotoren zeichnen ein schlimmes Muster auf der Haut, üble Zeichen der Unvernunft und Rücksichtslosigkeit des Menschen.
Aber, das Problem bleibt mehr als relevant! Wie wir alle wissen, sind Seekühe Säugetiere und müssen demnach, wenn sie nicht ertrinken wollen,  in regelmäßigen Abständen an die Wasseroberfläche um zu atmen. Doch, wohin wenn Dutzende Schnorchler das auftauchende Tier buchstäblich umzingeln und ihm keine freie Stelle lassen? Die Tiere sind, obwohl sie, wegen ihrer massigen Körper und den relativ langsamen Bewegungen, geradezu urgemütlich wirken, sehr scheu. Wenn ihnen Taucher zu nahe kommen, sie sich gestört fühlen, suchen sie schnell das Weite. Wenn es nicht gelingt, die Anzahl der Taucher und Schnorchler in der Abu Dabab Bucht zu limitieren und zu reglementieren ist die Zukunft des Tieres rabenschwarz! Es gibt nicht viele Möglichkeiten, entweder der Dugong verhungert, weil er nicht mehr ausreichend Zeit zum Fressen findet, oder er ertrinkt mangels freier Wasserfläche zum Auftauchen oder – und dies wäre zumindest für Mr. Dugong die positive Lösung - er sucht sich eine andere Bucht zur Nahrungsaufnahme. Allerdings ist diese letzte Möglichkeit angesichts der Verhaltenweisen dieser Tiere eher unwahrscheinlich.
Eine Episode mag ein bezeichnendes Licht auf die Gedankenlosigkeit mancher unserer Zeitgenossen werfen. Ein Tauchgang mitten in der Bucht. Wir befinden uns in etwa 7 Meter Tiefe und haben zwei der Meeresschildkröten gefunden. Sie fressen in aller Ruhe das Seegras ab. Seit Minuten schon können wir die Tiere beobachten.  Da schwimmt an der Oberfläche eine Gruppe von Schnorchlern unter der Führung eines Guides heran. Etwa 20 Schwimmer schauen in die Tiefe. Dann bemerken wir, dass der Guide uns Zeichen zu geben versucht. Es dauert, aber dann verstehen wir: Er fordert uns auf, die Schildkröten zur Oberfläche zu bringen damit seine Schnorchelgruppe sie fotografieren kann!
Es sind diese sogenannten Schorchel - Guides die, beim ersten Anzeichen, dass sich der Dugong in der Bucht befindet, ihre Gruppen mit bis zu 30 Leuten zur Seekuh führen und geradezu Jagd auf das arme Tier machen.  Von Seiten der Tauchbasis wird vieles unternommen, um die Gäste in der Bucht für die Problematik zu sensibilisieren, es werden kostenlose Kurse für das richtige Verhalten beim Schnorcheln angeboten. Der Eigner der Abu Dabad Diving Lodge wäre bereit, die Kosten für einen Ranger in der Bucht zu übernehmen, aber Genehmigungsverfahren in Ägypten können sehr lange dauern...
So sind hier ganz sicher auch die Reiseveranstalter gefordert. Sie sind die Ersten, die den potentiellen Besucher von Mr. Dugong beraten und auf richtiges Verhalten briefen könnten. Die Geburtenrate bei Seekühen ist sehr, sehr niedrig. Zwar werden Dugongs bis zu 50 oder gar 60 Jahre alt, ein Dugong Weibchen wird jedoch erst mit etwa 8 - 10 Jahren geschlechtsreif und kann in seinem Leben, bei einer Tragezeit von vermutlich 1 Jahr und 2 Jahren Stillzeit, nur etwa 5 – 6 Junge gebären!
Nach verschiedenen Berichten soll es entlang der ägyptischen Küste am Roten Meer nur noch 7 Dugongs geben! Sollte diese Angabe, die von ansässigen Basen stammt, richtig sein ist das Adjektiv „gefährdet“ hinsichtlich der Zukunftsaussichten dieser Art in diesem Habitat sicher zu schwach.
Allerdings sind auch ganz andere Zahlen im Umlauf! So spricht Hans Rothauscher auf seiner „Dugong“ Seite ( www.hans-rothauscher.de/dugong/dugong_d.htm ) unter Bezug auf Dr. Preen (1989) von bis zu 4000 Tieren im Roten Meer. Diese Schätzung basiert auf der vorliegenden Zahl aus Saudi Arabien, von wo ca. 1800 Tiere gemeldet wurden.

Fazit

Zweifellos ist die Abu Dabab Divers Lodge in Verbindung mit dem Orca Dive Club eine bemerkenswerte Alternative zu vielen, mehr oder weniger luxuriösen, Resorts. Dies gilt jedoch nur, wenn Sie eine TAUCH Destination suchen und ansonsten ihre Stunden gern lesend am Strand verbringen. Reisende die abends Highlife, Disco und Shopping als wesentlichen Bestandteil des Urlaubserfolgs betrachten, sind definitiv hier am falschen Platz. Es sei denn, Sie sind bereit hierfür in das Kahramana Resort zu fahren.
Die Tauchgebiete sind von ausgezeichneter Qualität. Zu bedenken ist aber, dass  hier, von wenigen Ausnahmen abgesehen, von Land getaucht wird. Sand in den Füßlingen ist also immer zu erwarten.


Preise

Orca bietet als Sonderpaket im Nov./Dez. 2006: Flug mit Hapagfly nach Marsa Alam, Eine Woche Unterkunft mit Halbpension in der Abu Dabab Diving Lodge und 3-Tages Tauchpaket ab EURO 649,-

Die Reise wurde mit dem Veranstalter ORCA Tauchreisen  - www.orca.de  - durchgeführt.

 

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