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Anna von Boetticher: 110 Meter No Limit 2012

UWW / Anna von Boetticher 11.12

Anna von Boetticher: 110 Meter No Limit 2012 © Andrea Zuccari

Anna von Boetticher: 110 Meter No Limit 2012

Anna von Boetticher, die erfolgreichste Apnoetaucherin im deutschsprachigen Raum, hat als erste deutsche Frau einen nationalen Rekord in No Limits aufgestellt. Bei dieser Disziplin wird der Taucher von einem Schlitten nach unten gezogen und kehrt anschließend mit Hilfe eines Ballons zur Oberfläche zurück.

"In Deutschland hat sich bisher noch keine Frau an dieser Art des tiefen Tauchens versucht - es war an der Zeit, das zu ändern", sagte Anna von Boetticher über ihren Rekordversuch, der am 21. November 2012 mit Unterstützung des neuen Freediving World Apnea Center in Sharm El Sheikh stattfand. Bei perfekten Bedingungen rauschte sie mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 1,8 m pro Sekunde in eine Tiefe von 110 m. "Insgesamt hat der Tauchgang nur 2 min und 45 sek gedauert", sagte von Boetticher, "ich war also in einem sehr entspannten Zeitrahmen."
Schon vor einem Jahr erreichte die Taucherin mit ihrem Trainer und Tauchpartner, dem Schweizer Andrea Zuccari, eine Tiefe von 125 m und stellte so den Weltrekord in Tandem No Limits auf. "Es ging diesmal hauptsächlich um das Training" bemerkte Zuccari über seine Athletin. "Der deutsche Rekord ist ein schöner Zwischenerfolg auf dem Weg zum Weltrekordversuch im nächsten Jahr. Im Augenblick liegen wir gut im Zeitplan und ich bin sicher, daß Anna 2013 eine neue Weltrekordtiefe erreichen wird."
Geplant ist ein Tauchgang in 130 m Tiefe in der Disziplin "variables Gewicht", in der der Taucher mit einem Schlitten abtauchen darf aber aus eigener Kraft an die Oberfläche zurück kehren muß. "Ich freue mich sehr auf die weitere Vorbereitung" erklärte die Taucherin. "Ich fühle mich geistig und körperlich stark und bereit, dieses Projekt anzugehen. Trotzdem: ein bisschen Glück gehört auch dazu! In der Zwischenzeit genieße ich die Freude am Meer und die Chance, meine Leidenschaft auszuleben."
Mit diesem Rekord hat Anna von Boetticher die technisch komplizierte No Limits Disziplin für die deutschen Frauen erschlossen und die letzte Lücke in der Reihe der deutschen Rekorde ausgefüllt. "Es wäre schön, wenn ich noch viel mehr Menschen in Deutschland für diesen fantastischen Sport begeistern könnte" sagte sie. 

http://annavonboetticher.blogspot.de/

 

Nachdem Anna von Boettichers Non - Limit Rekord zu einer kontroversen Diskussion in der Szene führte hier eine ausführliche Auseiandersetzung mit dem Thema von der rekordtaucherin selbst.


Anna von Boetticher: Gedanken zu No Limits

Offensichtlich ist No Limits immer noch ein heiß diskutiertes Thema in unserem Sport. Eigentlich hatte ich nie vor mich dazu weiter zu äußern – aber da ich anscheinend durch meinen am Mittwoch aufgestellten Rekord erneut eine heftige Diskussion ausgelöst habe, werde ich einmal meine Ansicht darstellen.

In den im letzten Jahr geführten Diskussionen zum Thema Schlittentauchen sah es meistens so aus, als sei No Limits oder variables Gewicht eine Art von Freediving die von neuzeitlichen Adrenalinjunkies erfunden wurde, um sich durch irrsinnige Rekordjagd zu profilieren. Gerne schwingt dabei noch unterschwellig der Vorwurf mit, diese Disziplinen seien nicht sonderlich sportlich, also den Rekordjägern vorbehalten die keine Lust haben, sich anzustrengen.

Tatsächlich ist No Limits eine der ältesten Varianten von Apnoe überhaupt. Ich hatte das Glück in Griechenland mit einem Skandalopetra Stein aus dem Museum in Kalymnos zu tauchen – ein Stein aus dem 17. Jahrhundert. Skandalopetra, die alte griechische Form des Schwammtauchens, ist nichts als eine simple Art von No Limits. Man läßt sich von einem an einem Seil befestigten Stein in die Tiefe ziehen und wird auf ein Zeichen hin von ein oder zwei Helfern an der Oberfläche wieder nach oben geholt. Mit der richtigen Technik geht das sogar richtig schnell: bis zu knapp 2m die Sekunde! Schon vor Jahrhunderten tauchten die Schwammfischer auf diese Weise bis in 80m Tiefe und mehr.

No Limits hat es also schon immer gegeben, und es wird auch immer weiter existieren. Im modernen Apnoe hat es verschiedene Formen – bei Apnea Academy lernen alle Instruktoren, mit einem No Limits Schlitten umzugehen und setzen diese Variante des Tauchens gezielt ein, um Druckausgleich zu lehren und Schülern eine weitere Art des Tauchens nahezubringen. Bisher war auch für mich das Schlittentauchen hauptsächlich ein Mittel zum Zweck – schon mein erster Rekord im variablen Gewicht wurde aufgestellt, weil ich eigentlich in Ruhe Druckausgleich in der Tiefe trainieren wollte. Auch der 125m Tandem Weltrekord vom letzten Jahr war ein Teil meiner Vorbereitung für den Weltrekordversuch im variablen Gewicht. No Limits gab mir die Möglichkeit Druckausgleich und Tiefenanpassung ausgedehnt zu trainieren, ohne dabei zu müde und übertrainiert zu werden.

Es ist mir klar, daß sich die große Abneigung gegen das Schlittentauchen vor allem auf No Limits bezieht. No Limits birgt an seinem extremen Ende ein großes Risiko, eines das man aus dem technischen Tauchen (Gerätetauchen in große Tiefen, aus denen man ohne Dekompressionstops nicht mehr auftauchen kann) gut kennt: man taucht so tief, daß man nicht mehr selbst zur Oberfläche zurück kehren kann. In diesem Augenblick hat man ein großes Problem: man vertraut seine Sicherheit - sein Leben - der Technik an. Technik hat aber eine dumme Angewohnheit: sie versagt. Sie versagt am liebsten dann, wenn es am schlimmsten ist.

So gut wie alle bekannten und oft zitierten Unfälle in No Limits sind Aufgrund von schlechter Planung oder Versagen der Technik passiert. Audrey Mestre kam in über 170m Tiefe an, drehte den Tank auf, der ihren Hebesack füllen und sie an die Oberfläche zurück bringen sollte – der Tank war leer. Sie war nicht mit einem Gegengewichtsystem gesichert, es gab keine andere Möglichkeit, sie schnell nach oben zu bringen. Sie starb nicht an dem No LimitsTauchgang selbst, sie starb, weil es keine gute Prozedur zur Überprüfung aller Systeme gab. Weil niemand nachgesehen hatte, ob Luft im Tank ist. Würde ein Fallschirmspringer ohne den Fallschirm in seinem Rucksack aus dem Flugzeug springen und dabei ums Leben kommen, würde es kaum jemandem einfallen, Fallschirmspringen verbieten zu wollen. Wir haben akzeptiert, daß ein Fallschirmspinger sich um seinen Schirm, um Wind, um Absprunghöhe und viele andere Details kümmern muß bevor er den Sprung wagt. Passiert so ein Fehler bei No Limits, ist aus irgendeinem Grund nicht die Fahrlässigkeit des Menschen Schuld, sondern die Art zu Tauchen.

Loic Leferme, der 2007 in Frankreich ums Leben kam, blieb mit seinem Schlitten unten hängen. Bis heute wissen wir nicht, was für ein Kabel, Netz oder Seil ihm zum Verhängnis wurde. Man weiß allerdings, daß in der Bucht von Villefranche „Ghost Ropes“ – driftende Seil- und Netzreste – ein Problem sind. Hätte man damals ein Sonargerät gehabt, wie wir es heute einsetzen, und einen Freitaucher mit Scooter, wie ich es hatte, er hätte wohl überlebt. Aus 180m kam er aus eigener Kraft in 30m – ein Sicherheitstaucher mit Scooter hätte ihm entgegen tauchen und ihn problemlos aus 50m holen können. Auch er ist nicht einfach so an einem No Limits Tauchgang gestorben, sondern an der letztendlich mangelhaften Umsetzung.

Benjamin Franz wurde das Opfer von sehr schlechter Planung. Nach eigener Aussage hatte er vor, eine Serie von 12 Trainingstauchgängen in 100m Tiefe zu machen, bei denen er bis zu einer Minute in 100m blieb, weil es unten „so geil“ war. Oberflächenpause zwischen diesen extremen Tauchgängen mit sehr langer Grundzeit war nur acht Minuten. Nach dem achten Tauchgang ging es ihm schlecht. Daß diese Serie gefährlich sein mußte, konnte man sich schon damals ausrechnen. Heute würde niemand so etwas machen. Nach unserem – einen! – Tauchgang auf maximale Tiefe atmen wir Sauerstoff, um uns zusätzlichen Raum zu schaffen.

Ähnlich ging es Carlos Coste: auch er wurde Opfer von schlechter Planung. Er tauchte mit einer Weste, die er in der Tiefe aufblies, um zur Oberfläche zurück zu kehren. Das Problem war, daß sie nicht genug Gas fassen konnte, um ihm in der Tiefe eine gute Aufstiegsgeschwindigkeit zu geben. Er war also in der Tiefe sehr, sehr langsam. Dann bekam er endlich Speed – hatte nun aber das Problem, daß er die Weste im flachen Teil des Tauchgangs nicht loslassen konnte. Also sauste er mit voller Geschwindigkeit bis zur Oberfläche. Ein sehr ungünstiges Profil – unten langsam, um schön viel Stickstoff anzusammeln – dann oben schnell, damit der Stickstoff ausperlen kann – das ihm einen schlimmen Dekompressionsunfall bescherte.

Immerhin, diese Versuche endeten in Unfällen, weil tiefes No Limits Tauchen die Gefahr von schlecht geplanter oder versagender Technik birgt. Jeder, der No Limits tauchen will, muß sich daher über diese Dinge Gedanken auf allerhöchstem Niveau machen – im technischen Tauchen ist das Standard, im Apnoetauchen leider häufig noch nicht. Es gibt wenig Leute, die etwas davon verstehen und leider kaum durchdachte Prozeduren. Das ist jedoch nicht „der Fehler“ der Disziplin an sich, sondern der Umsetzung.

Klar unterscheiden von diesen Unfällen muß man die, die eigentlich gar nichts mit dem Schlittentauchen an sich zu tun haben, auch wenn sie bei einem Schlittentauchgang passiert sind. Dazu gehört der tödliche Unfall von Adel in Griechenland im letzten Jahr und auch mein eigener Unfall bei dem Weltrekordversuch im variablen Gewicht. In der Luftfahrt wie auch anderen Branchen die „Gefahr“ bergen, wie dem technischen Tauchen, hat man gelernt, daß es extrem wichtig ist, bei einem Unfall sehr genau darauf zu achten was der eigentliche Auslöser war und wo genau die Bedrohung liegt. Tut man das nicht, übersieht man wo die Gefahr für eine Wiederholung des Vorfalls eigentlich steckt.

Man unterscheidet unterschiedliche Fehlertypen: unter anderem „aktive Fehler“, also Fehler, die aktiv vom Taucher oder einem anderen im Umfeld gemacht werden, „inaktive Fehler“, also Fehler die einfach auf ein Unglück zurückzuführen sind (z.B. ein geplatzter Reifen auf der Autobahn), „Fehler in der Prozedur“ – dies sind häufig Planungsfehler - und Fehler, die auf mangelndem Wissen beruhen.

Sehen wir also genau hin. Adel, ein Apnoetaucher aus den Vereinigten Emiraten, war kein besonders „tiefer“ Apnoetaucher, trainierte aber schon seit einigen Jahren immer wieder auch mit Hilfe des Schlittens, unter anderem No Limits. Er tauchte immer sicher, ohne Black Outs oder andere Probleme. Beim Training mit einem bekannten Apnoe-Star hatte er sich beim No Limits Tauchen angewöhnt, seinen Lanyard in der Tiefe zu lösen. Darüber diskutierten einige andere Taucher noch am Tag vor seinem Unfall mit ihm. Der Grund ist ganz einfach: um ein ungünstiges Profil zu vermeiden (siehe Carlos Coste), läßt man bei No Limits den Schlitten auf dem Weg nach oben in ca 20-30m los, und taucht den Rest des Weges langsam auf. Dazu muß man achtsam sein und den Lanyard in dieser Tiefe lösen. Wenn man in der Tiefe den Ballon aufbläst, hat man einen Moment Zeit, bevor man wirklich Geschwindigkeit aufnimmt. Natürlich ist es einfacher und bequemer, den Lanyard in diesem Augenblick bereits zu lösen, dann muß man später nicht mehr daran denken. Allerdings gibt man damit natürlich auch jegliche Sicherung in der Tiefe auf. Ein Autofahrer, der seinen Sicherheitsgurt nicht trägt, kann nicht erwarten, daß dieser ihn bei einem Unfall rettet.

Diese Prozedur hatte Adel sich angewöhnt. Er löste also in 70m Tiefe – auch für ihn nicht tief, er war schon in 100m – den Lanyard. Was dann mit ihm geschah, werden wir nie wissen – ob er einen Herzinfarkt erlitt, durch einen Trommelfellriß desorientiert war, einen Schlaganfall hatte oder sonst irgendein Problem. Was wir wissen ist, daß er den Schlitten los lies und sank. Er wurde nicht gefunden.

Danach gab es einen Aufschrei um die Gefahr der Schlittendisziplinen. Das ist allerdings ein Denkfehler, der die eigentliche Bedrohung verschleiert: die Gefahr lag hier in Adels aktiven Fehler: er löste den Lanyard. Ein Fehler von schlechter Prozedur, direkt zurückzuführen auf schlechtes Training. Das Adel verloren ging, hatte nichts mit No Limits an sich zu tun – hätte er bei einem 70m Tauchgang in konstantem Gewicht seinen Lanyard in der Tiefe gelöst und dann sein Problem – was immer es auch war – gehabt, hätten wir ihn ebenso verloren. Schiebt man seinen Verlust auf No Limits, macht man es sich leicht und verhindert, daß wir an dem wirklichen Problem arbeiten, die hier verantwortlich waren: schlechte Angewohnheit beim Tauchen zurückzuführen auf schlechte Ausbildung. Um eine Wiederholung dieses Vorfalls zu verhindern müssen wir also verhindern daß Leute mit schlechter Prozedur tauchen und die Ausbildung der Taucher verbessern.

Mein Unfall im variablen Gewicht enthielt einen aktiven Fehler: ich zog das Maskenband fester als sonst, verlor mein Gespür für den Druckausgleich in der Maske, den ich dadurch viel zu wenig durchgeführt habe, wodurch sich das Silikon der Maske so sehr verformte, daß es mir direkt auf die Augen drückte - so sehr, daß ich in der Tiefe die Augen nicht öffnen konnte. Der aktive Fehler an sich war noch nicht das Problem, er hätte sich leicht lösen lassen – anhalten und umdrehen, oder aber die Maske fluten – gefährlich wurde es, weil ich nicht wußte (wie kein Freitaucher), daß direkter Druck auf die Augen den sogenannten Augen-Herz-Reflex auslöst. Dieser bewirkt, daß der Herzschlag extrem heruntergeht, unter extremen Umständen bis zum Herzstillstand. Dazu kommt eine massive Gefäßerweiterung in den Extremitäten – genau das Gegenteil, von dem was uns Apnoetaucher schützt. Es ist im Grunde ganz einfach: der Körper interpretiert den starken Druck auf die Augen als Gefahr für Augen und Gehirn, und versucht alles, um diesen Druck zu senken. Höchst ungünstig bei einem tiefen Apnoetauchgang. Glücklicherweise war ich äußerst gut gesichert und sehr gut an die Tiefe angepaßt, so daß ich aus der Tiefe zurück kehren und trotz eines Black Outs in 40m Tiefe sehr schnell nach oben gebracht werden konnte.

Auch hier macht man einen Fehler, wenn man meinen Unfall dem Schlittentauchen zuschreibt: er hätte genauso gut bei einem tiefen Tauchgang in konstantem Gewicht passieren können. Sagt man also: ihr Unfall lag am variablen Gewicht, wiegt man sich in falscher Sicherheit: solange ich nicht Schlitten tauche, kann mir so etwas nicht geschehen. Das ist nicht der Fall – wäre mir der Fehler mit der Maske bei einem tiefen Tauchgang in konstantem Gewicht unterlaufen, hätte ich wohl nicht die Art von Sicherung gehabt, die mich gerettet hat, und wäre wohl heute nicht hier. Ich alleine kenne drei Apnoetaucher (Jakob Hansen, Rune Hallum Sorensen und Christian Maldame), die die Maske genauso auf den Augen hatten – glücklicherweise in allen drei Fällen nicht bei maximalen Tauchgängen, so daß ihnen nichts geschehen ist. Was lernt man also aus meinem Unfall: er passierte aufgrund eines Mangels an Wissen über die Gefahr von Druck auf den Augen. Um eine Wiederholung meines Unfalls zu verhindern, müssen wir nicht das Schlittentauchen verbieten sondern sichergehen, daß wir jedes Wissen von Gefahren wie diesen weitergeben.

Niemand bestreitet, daß extrem tiefes No Limits Tauchen Gefahren birgt – wie gesagt, vor allem daß Problem der Technik. Zusätzlich ist klar, daß niemand weiß, was mit einem Menschen in 250m Tiefe in Apnoe passiert. Herbert hat seine Grenze entdeckt. No Limits tauchen auf diesem Niveau ist die extreme Spitze unseres Sports, vergleichbar mit Messmer, der eines Tages getestet hat, ob er ohne Sauerstoff auf den Everest gehen kann. Dennoch hat auch dieser Teil einen Platz in unserem Sport, er gehört dazu und wird in irgendeiner Form immer getaucht werden. Die Weltrekorde der Männer haben mit Herberts letztem Versuch wohl ihr natürliches Ende gefunden. Daß es Menschen gibt, die diese Grenzen erforschen ist nicht ungewöhnlich – die gibt es beim Fallschirmspringen und Bergsteigen ebenso wie bei uns. Von einer irren „Rekordjagt“ kann hier schon lange nicht die Rede sein – Herbert jagte wohl kaum einen Rekord, der ihm sowieso gehörte – er tat daß, was ihn fasziniert und wozu er sich mit viel Training, Planung und Vorbereitung in der Lage glaubte. Er hatte seine eigene Motivation und hat seine Grenze gefunden – das sei ihm selbst überlassen. In unserem Sport kann man ja noch nicht einmal sagen, daß Menschen von Ruhm oder Geld motiviert wären.

Auch meine Motivation ist meine ganz eigene. Ich tauche nicht, weil es Aida gibt oder irgendwer meine Rekorde anerkennt. Ich liebe es, tief zu tauchen, auf jegliche erdenkliche Art, und tue das schon seit Jahren. Nach Trimix Tauchgängen mit vier Tanks und vielen Dekompressionsstops in Tiefen von 130m war ich auf dem Weg mit einem Rebreather 150m zu tauchen – sehr viel gefährlicher als selbst ein No Limits Weltrekord es wäre. Kein Mensch hat sich dafür interessiert, was ich da mache, niemand mir dafür Geld geboten. Es war meine ganz eigene Faszination, meine Auseinandersetzung mit dem Ozean, meinem Geist, meinem Körper und meinem Können, die mir dabei enorme Freude gemacht haben. Seit ich Apnoe tauche, gibt es hin und wieder mal Interesse an dem was ich tue – für mich immer noch eher befremdlich und sicher kein Grund, ins Wasser zu gehen.

Es wurde angemerkt, daß ich auf meinem Facebook Profil über den No Limits Rekord geäußert hatte es sei ein „Spaßtauchgang“ gewesen („I had a fun dive…“). Nun, so war es! Ich tauche mit Freude, Leidenschaft und Liebe zum Meer seitdem ich siebzehn bin. Es geht nicht um Rekordjagt, sondern um die Erfahrung an sich, auch wenn ich als jemand der Sport mag natürlich Freude am Wettkampf habe. Meinen Weg in die Tiefe gehe ich schon seit langer Zeit und werde das mit viel Begeisterung weiterhin tun. Wichtig ist eines: man kann riskante Dinge unternehmen und sich selbst herausfordern, aber man schuldet es sich und seinem Leben, sich dabei auf höchstem Niveau um seine Sicherheit zu kümmern. Am Ende verlieren wir immer noch die meisten Apnoetaucher, weil sie scheinbar „einfaches“ Training mal eben alleine tun. Die technischen Taucher sagen dazu: „Complacency Kills“.

No Limits gibt es schon seit den Anfängen jeglichen Apnoetauchens. Unsere Aufgabe ist es nicht, es abzuschaffen, sondern dafür zu sorgen, daß es mit größtmöglicher Sicherheit durchgeführt wird – eine Aufgabe, die wir für alle Varianten unseres wunderbaren Sports übernehmen müssen.

dive safe,
Anna von Boetticher