Christian Redl: Apnoe unter Eis
Sandy Ensign für Volvo SportsDesign Forum - UWW 3.03
INTERVIEW: FREITAUCHEN UNTER EIS
3. VOLVO SportsDesign FORUM – Explore The Spirit of Snow and Ice 31. Januar 2004 im ICM München
[Sandy Ensign] Hallo Christian: Du konntest Schwimmen bevor Du Laufen konntest?
[Christian Redl] Naja, das ist vielleicht ein bischen übertrieben; aber Ich war schon als Kind mehr unter Wasser als sonst wo
... Mit 10 hab ich im Swimming-Pool meiner Eltern das erste Mal mit Tauchausrüstung getaucht. Kurse besucht, usw. Dann hab ich den Film, Im Rausch der Tiefe gesehen und ich hab mit dem Freitauchen begonnen
...
Was genau ist Freediving? Sind Hilfsmittel erlaubt?
[Christian Redl] Beim Freitauchen taucht man nur mit der Luft in seiner Lunge. Es gibt im großen 3 Arten: Zeittauchen, Streckentauchen,
Tieftauchen.
Beim Zeittauchen versucht man solange wie möglich unter Wasser zu bleiben, ohne Bewegung, ich schaffe über 5 Minuten.
Beim Streckentauchen taucht man eine horizontale Strecke unter Wasser, ich schaffe
über 100 Meter.
Beim Tieftauchen gibt es verschiedene Möglichkeiten um in die Tiefe und wieder zurück zukommen.
Was sind die besonderen Anforderungen an den Menschen/Körper?
[Christian Redl] Mit
jeden 10 Metern in der Tiefe steigt der Druck um 1 Bar. Da heißt auf 50 Meter tiefe herrscht ein Druck von 6 Bar! Da Freitaucher unter Wasser nicht atmen, wird die Lunge zusammengepresst, damit diese nicht kollapiert, wird
Gewebsflüssigkeit in die Lunge gepumpt, die Lunge schrumpft auf die Größe einer Faust! Weiters verlangsamt sich der Herzschlag, beim Weltmeister Umberto Pelizzari wurde ein Puls von 12 gemessen ...
Wie kann man
diese Anforderungen trainieren?
[Christian Redl] Ich glaube, das das meiste mental ist. Ich denke zu 80%, man muss sich vorstellen, der Körper möchte Sauerstoff, den er braucht zum überleben und er bekommt keinen ...
Ich gehe ins Fitnessstudio und mache Ausdauertraining, im Winter trainiere ich im Hallenbad Zeit- und Streckentauchen. Im Sommer tieftauchen ... Es gibt den sogenannten Tauchreflex, wenn das Gesicht mit Wasser in Berührung
kommt, verlangsamt sich der Puls und die Körperfunktionen. Das kann man sehr gut trainieren, man muss es nur oft genug tun ...
Du hältst 2 Weltrekorde unter Eis. 150m mit Hilfe eines Scooters und 90m mit Hilfe
von Flossen. Warum gerade Freediving unter Ice?
[Christian Redl] Die Idee kam mir bei den Dreharbeiten zu einem Musikvideo. Für den deutschen Musiker DJ Fricton ...
Ich war Hauptdarsteller in diesem Video, wir
haben 2 Tage lang gedreht unter Eis, es war sehr kalt aber wunderschön und da wollte ich etwas sportliches unter Eis machen. Tieftauchen kam nicht in Frage, zu einfach. Bei einem Loch runter und beim selben wieder rauf ist
nicht spektakulär genug ... Deshalb Streckentauchen!! Man kann nicht jeden Meter auftauchen!!!
Wie wirkt sich die Kälte auf das Freediving aus?
[Christian Redl] Extrem, da der Körper sofort zu frieren
beginnt und dadurch mehr Sauerstoff benötigt. Die Wassertemp. beträt nur 2 Grad ... Auf der anderen Seite hat die Temperatur aber auch Vorteile, die Körperfunktionen werden schnell gegen Null gefahren, Puls schlägt nur noch
25 mal ...
Wie schützt Du Dich gegen das kalte Wasser (Neopren/Kälteschut/etc.) - hast Du spezielles Equipment für die Kälte, oder kannst Du reguläres Freediving Material benützen?
[Christian Redl] Ich habe
einen Neoprenanzug verwendet, mit welchen man normlerweise in den Tropen taucht! Ein zudicker Anzug behindert beim schwimmen und hätte zuviel auftrieb, das wiederum hätte bedeutet ich muss mehr Blei mitnehmen ... Ich habe
einen 5mm dicken Anzug verwendet, in den Anzug haben wir warmes Wasser gegossen, damit ist nicht gleich so kalt wird. Das war eine weitere Herausforderung. Normalerweise taucht man sich ein, sprich ich mache ein paar
Versuche bevors zum richtigen kommt. Das ging unter Eis nicht ...
Ist es nicht gefährlich von Loch zu Loch zu tauchen? Welche Sicherheitsvorkehrungen gibt es?
[Christian Redl] Genau das ist die
Herausforderung, da lag der Reiz der Sache. Ich hatte 6 Sicherungstaucher mit Pressluft unter Eis, 2 davon mit Scooter, die sind immer neben mir getaucht und hätten sofort eingreifen können ... Am Eis wartete mein Arzt Dr.
Holger Göbel. Trotzdem war es eine enorme Mentale Belastung für mich, da ich wusste ich konnte nicht immer auftauchen, ich musste zum nächsten Loch. Wir hatten bei 50 Meter das erste Loch, dann alle 10 Meter ... Wir haben
uns 6 Monate für einen Tauchgang von 90 Sekunden darauf vorbereitet.
Gemeinsam mit dem Tauchartz Dr. Holger Göbel führt ihr verschiedenste medizinische Test durch. Was habt Ihr bisher
herausgefunden?
[Christian Redl] Wie gesagt, bei diesen Temperaturen werden die Körperfunktionen schneller veringert, wenn Schwimmer im Sommer ertrinken, müssen sehr schnell wiederbelebt werden sonst bleiben Schäden
zurück, wenn Eisläufer einbrechen, können Sie länger unter Wasser sein ohne Schäden. Mein Puls verlangsamte sich auf 25 pro Minute. Der Sauerstoffgehalt im Körper war geringer als sonst ... Die Zeiten beim Zeitauchen sind
sehr stark zurückgegangen ... Das Wasser ist viel zu kalt, die Entspannung ist das wichtigste beim Freitachen und bei diesen Temp. kann ich mich nicht entspannen.
Was sind Deine zukünftigen Projekte?
(Abschlußfrage: hier kannst Du frei Dein Projekt vorstellen)
[Christian Redl] Mitte Februar werden wir auf über 2000 Meter wieder medizinische Versuche durchführen, die selben Test werden dann im Tal im Hallenbad
gemacht, so können wir einen idealen Trainingsplan für mich erstellen. Unser Traum wäre, in den Anden auf über 4000 Meter zu tauchen und dort med. Test und einen Rekord aufstellen ... Diese Tauchgänge sollen die ersten
Testversuche sein.
Da oben ist die Luft dünner, das heisst es gibt weniger Sauerstoff. Dadurch kann ich im Körper nicht soviel Sauerstoff aufnehmen. Für mich persönlich rechne ich mit einer großen Herausforderung,
der Kälte: Wir müssen ein paar Hundert Meter zufuss zum See gehen von unserem Basiscamp aus ... Ich habe nur einen Tauchanzug an, das wird kalt
Vielen Dank Christian. Wir wünschen Dir viel Erfolg für deine kommende
Projekte.