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Andreas Pap, Nik Linder, Peter Colat © Ernest Turnschek UWW

by Ernest Turnschek 1.13

Nik Linder © UWW Ernest Turnschek

Nik Linder © Gerald Nowak / UWW

Peter Colat © Ernest Turnschek UWW

Peter Colat © Gerald Nowak / UWW

Andreas Pap © Ernest Turnschek UWW

Andreas Pap © CR-Photo / UWW

3 Spitzensportler – 3 Weltrekorde – 3 Nationen – 3 würdige Abschiede

Am Weissensee in Kärnten fand am 16. Februar 2013 das Internationale Weltrekordevent im Apnoetauchen (Tauchen ohne Atemgerät) unter Eis statt.
Gleich drei Top-Athleten der Anoeszene - Nikolay Linder (D), Andreas Pap (SRB) und Peter Colat (CH) - reisten mit einem insgesamt 30 Mann starken Team zum Weissensee, um neue Weltrekorde in verschiedenen Disziplinen aufzustellen. Bei Organisation und Durchführung wurden sie von Ernest Turnschek vom Divecenter Yachtdiver Weissensee und Karoline Wobovnik, Hotel Moser, unterstützt.
Die Bedingungen unter dem Eis stellen ganz besondere Anforderungen an die Sportler. Die eingeschränkte Möglichkeit auftauchen zu können, extreme Kälte und die Höhenluft verlangen den Athleten körperliche und mentale Höchstleistungen ab.
Nik Linder und Peter Colat absolvierten am Freitag letzte Trainingsversuche im Streckentauchen. Alles verlief planmäßig – eine wichtige Voraussetzung um mit einem guten Gefühl an den Weltrekord heran zu treten. Am Samstag stand dann zuerst der Weltrekordversuch von Nik Linder, im Anschluss das Vorhaben von Peter Colat am Programm.
Circa 2 Stunden benötigen Nik und Peter um sich mental vorzubereiten, Atem- und Dehnungsübungen durch zu führen und den Fokus zu 100% auf die bevorstehende Aufgabe zu legen. In einer dafür zur Verfügung gestellten Hotelsuite im Hotel Moser konnten sich die Athleten vorbereiten, bevor sie an den Veranstaltungsort gefahren werden.
Am Einstiegs-Eisloch folgen weitere Minuten der Vorbereitung. Umringt von Journalisten und Kameras scheint es, als würden Peter Colat und Nik Linder alles ringsherum vergessen – man könnte eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Sicherungstaucher, teilweise mit, teilweise ohne Atemgerät bereits entlang der unter dem Eis gespannten Orientierungsleine positioniert. Sicherungstaucher mit Unterwasserscootern begleiten den Apnoetaucher über die gesamte Strecke. Im Falle eines Notfalls gelangen die Taucher über mehrere Sicherheitslöcher entlang der Strecke an die Oberfläche.
Erst unüberhörbares, tiefes Ein- und Ausatmen, dann kurzes und schnell hintereinander folgendes Einatmen deutet darauf hin, dass es nur noch wenige Sekunden bis zum Abtauchen dauern wird.
Sobald der Athlet abgetaucht ist, bewegt sich die Menge an der Oberfläche zum Zielloch und wartet gespannt. „Ok!“, „Durch!“, hört man dann von den Oberflächenposten an den Sicherheitslöchern.
Man spürt förmlich, wie die Anspannung abfällt, als die Sportler am Zielloch auftauchen. Nun gilt es noch, das Oberflächenprotokoll sauber zu absolvieren. Das bedeutet, dass Nik und später Peter ohne fremde Hilfe auftauchen und den internationalen Schiedsrichtern ein klares und deutliches „I am ok!“ geben müssen. Dann heißt es noch, 1 Minute im Wasser verharren, bevor der Weltrekordversuch für gültig erklärt wird und gejubelt werden darf.
Nikolay Linder ist nun mit 84 Metern in 1,26 Minuten der neue Weltrekordhalter in der Apnoe - Disziplin „Streckentauchen ohne Flossen unter Eis“.
Der amtierende Weltrekordhalter in der Apnoe-Disziplin „Streckentauchen mit Flossen unter Eis" heißt Peter Colat. Peter legte die unglaubliche Strecke von 150 Metern in 2,10 Minuten zurück.
Das Vorhaben von Andreas Pap gestaltet sich etwas komplizierter. Er benötigt eine Grundtiefe von 70 Metern für seinen Weltrekord. Der Weissensee bietet mit einer Tiefe von 99m eigentlich eine große Auswahl solcher Stellen, jedoch muss das Eis auch die PKW’s, welche das Gerüst, die Ausrüstung und das Team dorthin bringt, tragen. Aufgrund der heurigen Wetterlage war das zwar eine nicht ganz einfache Aufgabe, aber Norbert Jank, der Eismeister vom Weissensee, hat eine passende Stelle gefunden.
Auf der Südseite des Weissensees ging es per Land bis zur „Schotterbank“, danach noch 400m zu Fuß auf der schneebedeckten Eisfläche zur Location. Nach der 30minütigen mentalen Vorbereitungsphase positioniert sich Andreas auf der Schlittenkonstruktion, welche ihn in 66 Meter Tiefe des zugefrorenen Weissensees bringt.
Die Stimmung ist angespannt. Nach wenigen Minuten löst Andreas Pap den Schlitten und saust in die Tiefe, wo er mehrere Sicherungstaucher mit Atemgerät, darunter auch Ernest Turnschek an tiefster Stelle, sowie auch Apnoe-Sicherungstaucher passiert.
An der Oberfläche zurückgeblieben, bleibt nur banges Ausharren.
Am Ziel seiner Reise angelangt, betätigt Andreas die Bremse des Schlittens und füllt den Hebeballon aus der dafür angebrachten Pressluftflasche, um vom Schlitten wieder an die Oberfläche gebracht zu werden.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man den weißen Hebeballon langsam größer werdend in der Tiefe des Weissensees erblickt, bis er schlussendlich mit Getöse samt Andreas an die Oberfläche schießt. „Gott sei Dank“ – das ist das erste, dass einem in den Sinn kommt!
Auch für Andreas heißt es nun noch, das Oberflächenprotokoll sauber zu absolvieren. Nach einer Minute wissen wir, Andreas ist mit 65 Metern wieder der tiefste Mensch unter Eis!
Diese Weltrekorde waren gleichzeitig der Abschied von Nik, Peter und Andreas vom Apnoetauchen unter Eis. Umso mehr ist es eine Freude, diesen Abschied mit einem Weltrekord in der Tasche feiern zu können.