UWW 9.13
Die Canon 5d MKIII ist knapp unterhalb der absoluten Profiklasse eine Vollformat – Digitalkamera, die schlicht nur begeistern kann. Zum bekannten
Vorgängermodell 5d MKII wurde vor allem die Empfindlichkeit noch weiter gesteigert, der Monitor vergrößert, eine manuelle Aussteuerung des Tons bei Videoaufnahmen mit externem Mikrofon realisiert und die Videofunktion
überarbeitet. Doch das steht nicht im Mittelpunkt dieses Tests. Es geht um UW-Gehäuse für die Kultkamera und hier hatte sich der kanadische Hersteller Aquatica schon sehr früh mit einem professionellen Housing
positioniert. Haptisch kein Knüller, funktionell jedoch absolut einwandfrei.
Sicher kann man das Lager der Interessenten an einem adäquaten Body für deren Highend - Digitalkamera spalten, die
einen wollen aufgabenorientiert eine zweckgerechte Lösung, die den Kameramöglichkeiten ebenbürtig ist, andere verlangen auch noch nach einem edlen Design, fürs eigene Ego. Aquatica entschied sich traditionell für
robuste Funktionalität ohne Anspruch auf seidenmatte Oberfläche und augengefälliger Linienführung. Und das ist sicher nicht falsch, denn man ist mit dem Aquatica Housing uneingeschränkt in der Lage kreativ und
professionell zu arbeiten.
Es gibt keine Kamerafunktion, die man mit den entsprechend nach außen geführten Drucktasten, Hebeln oder Drehknöpfen nicht einstellen könnte. Und um der Realität gerecht zu werden,
wenigstens 1/3 der Tasten bräuchte man für die auf UW-Aufnahmen als Foto- oder Videodatei konzentrierte Aufgabe überhaupt nicht. Aber traditionell verlangt das Gros der Kunden die allumfassende Steuerung, ob unter
Wasser sinnvoll oder nicht. Um sich Diskussionen vom Hals zu halten, warum das eine oder andere nicht anzusteuern sei, reagieren die Highend – Gehäusebauer schon seit langem mit einem Übermaß an Funktionalität.
Dass das die Sache verteuert, steht auf einem anderen Blatt, doch soweit denkt die engagierte Kundschaft in der Regel nicht.
Das schwarze Housing ist aus seewasserfestem Aluminium gefräst, hart eloxiert und
außen mit PU-Lack beschichtet. Zur individuellen Konfiguration mit Bodenplatten, optionalen Auftriebskörpern (www.marlin.de/aquatica-17890-aquatica-floats.html) oder Zubehör (Verlängerung für ISO –
Taste www.marlin.de/aquatica-19224-iso-verstellung.html) sind 6 Gewindebohrungen an der Ober- und Unterseite vorbereitet. Zwei Nikonos – Blitzbuchsen an der Oberseite und zwei verschraubte Bohrungen
für den Anschluss weiterer Blitze oder einer Videoverbindung für externen Monitor oder für Fernsteuerung lassen wahrlich keine Wünsche offen.
An den massiven Kunststoffhandgriffen werden die je nach verwendetem
Blitz- oder Lampenarmsystem erforderlichen T-Nut Steine aufgeschraubt. Die Lösung der Armmontage auf den Handgriffen gefällt, denn so wird der Schwerpunkt der montierten Leuchtmittel etwas vom Gehäuse weg nach außen
verlagert, das unterstützt das Handling. Für den Transport auf kleinstem Raum – Handgepäck im Flugzeug – ist es praktisch, die Handgriffe abschrauben zu können.
Die Gehäusehälften werden mit zwei
klassischen Schnellspannverschlüssen verbunden.
Zwei Passstifte im unteren Rand des vorderen Gehäuseteils greifen in Bohrungen im Rückdeckel und sind beim Handling, den Body zu verschließen, behilflich.
Der O-Ring
im Rückdeckel sitzt in seiner Nut recht tief, soll er zur Kontrolle und Pflege entnommen werden, ist ein entsprechend taugliches, stumpfes Werkzeug erforderlich.
Die Kamera wird auf einen Schlitten
montiert, der mit einer gefederten Arretierung in seiner Endposition gehalten wird. Ein und Ausbau der Kamera ist spielend einfach. Zwei Durchführungen im Gehäuse entsprechend in Position gebracht, damit sie den
Einschub nicht behindern, ist der erste Schritt. Den Schlitten am Stativgewinde der Kamera zu befestigen, der nächste. Dann wird die Canon 5D MKIII auf die Schlittenachsen geschoben, der Hotshoe aufgesteckt, fertig.
Thema Blitzstecker oder Hotshoe, ein kleines Detail das gefällt. Damit der Hotshoe im Gehäuse ohne eingesetzte Kamera nicht nur irgendwo herumbaumelt, hat er eine Klettfläche, mit der er einfach fixiert werden kann.
Je nach Ausstattung der Port – Zwischenringe kann die Schärfe bei Festbrennweiten auch manuell gelegt werden. Die Veränderung der Brennweite ist bei Zoomobjektiven mittels optionalem Zahnring (am Objektiv
aufzusetzen) möglich. Das entsprechende Rad zur Zoombedienung ist am linken oberen Gehäuseeck im Winkel von 45° positioniert und erlaubt das Handling mit dem linken Zeigefinger, ohne die Hand vom Griff lösen zu
müssen.
Auf das Funktionswahlrad der 5D hat man durch ein kleines rundes Fenster auf der Oberseite des Bodys Einblick. Das hätte man sich aber sparen können, denn sämtliche Informationen, welches
Belichtungsprogramm gewählt ist, sieht man auf dem großen Infomonitor (Fenster im Rückdeckel), über den sämtliche Kamerafunktionen gesteuert werden. Verändert man mechanisch das Belichtungsprogramm, wird das dort auch
angezeigt. Auf ein Fenster, das den LC Monitor der Kamerafunktionen rechts oben an der Kamera anzeigt, hat man dagegen verzichtet. Das ist soweit auch in Ordnung, es gibt nur marginale Gründe, hier Einblick haben zu
wollen, im Unterwassereinsatz schaut man hier eigentlich nicht drauf.
Die Ports von Aquatica sind aus Acrylglas. Ein sicher greifendes Bajonett verbindet Ports und Body. Außerdem ist eine Portarretierung im Gehäuse
realisiert, was uns gut gefällt. Bei Wettbewerbsprodukten kann es ohne diese Arretierung zu einem unbemerkten Verdrehen des Ports vor dem Abtauchen oder im Flachwasser kommen. Dann ragt auf Tiefe die Sonnenblende in die
Bildecken hinein, was wegen des Wasserdrucks dort nicht zu korrigieren ist.
Die Kreativitätszentrale, der Kamerasucher, braucht eine adäquate optische Lösung. Bei keinem Anbieter ist in der Grundversion ein
Gehäusesucher montiert, der das Kamerabild und die darunter eingeblendeten Einstellungsinfos zufriedenstellend einzusehen erlaubt. Da steht Aquatica auch nicht hinten an. Die Sucherlinse des Bodys verkleinert das
Bild des Kamerasuchers und die Funktionseinstellungen sind kaum wahrnehmbar. Deshalb wird man sich wohl von Anfang an für den optionalen Aqua Sucher oder den Aqua 45° Sucher entscheiden. Das ist kein ganz billiges
Update, da stehen zwischen € 1145,- und € 1247,- zusätzlich im Raum, die sich allerdings lohnen. Diese Sucher sind auch an anderen Aquatica – Gehäusen verwendbar und wandern dann mit, wenn man
sich eines Tages für eine andere Kamera, verpackt in einem Aquatica – Gehäuse entscheidet.
Die Einsatztiefe des Aquatica – Body liegt bei max. 90 Meter, optional kann auch eine
Version für max. 130 Meter geordert werden, mit stärkeren Federn für die Drucktasten. Der Abtrieb im Meerwasser ist leicht negativ.
Im Rückdeckel ist serienmäßig ein Leckwarner eingebaut, der akustisch und mit einer
rot blinkenden Diode im Monitorfenster auf sich aufmerksam macht.
Mit 7 Ports und diversen Extension Ringen bedient Aquatica alle Brennweiten, die für den UW-Einsatz relevant sind. Der Megadome ist aus Glas,
verspricht beste Abbildungsleistung und stellt auch anspruchsvolle User zufrieden.
Praxis
Man hat bei Aquatica viel daran gesetzt, die Drücker und Hebel am
Gehäuse so zu positionieren, dass sie der Lage am Kamerabody entsprechen. Das ist weitgehend gut gelungen. Somit ist das Handling binnen kurzer Zeit vertraut. Der Einbau der Kamera und das Procedere das Housing
einsatzbereit zu machen, ist easy going.
Ohne die Hände von den Griffen zu nehmen, erreicht man alle wichtigen Funktionen für Foto- und Videoaufnahmen. Die Rückholfeder des Auslösers könnte stärker sein, damit man
nicht so viel Gefühl für die Druckpunktnahme zur Focus- und Belichtungsspeicherung einbringen muss. Die Fingermulden der Griffe dürfen gerne etwas weniger stark ausgeprägt sein, dann passen Sie universeller zu
unterschiedlichen Handgrößen.
Der Standardsucher kann nur recht einfachen Ansprüchen gerecht werden, die dem hochwertigen Kamerasystem nicht ebenbürtig sind. Das wurde aber schon angesprochen und ist ein leicht
lösbares Problem.
Das eng um die Kamera gebaute Gehäuse ist gerade auch bei Flugreisen im Handgepäck nicht unangenehm raumgreifend. Die Verarbeitung ist tadellos und macht einen guten Eindruck.
Fazit
Insgesamt ist die Kombination Aquatica / Canon 5D MKIII eine professionelle Möglichkeit, mit hohem Anspruch unter Wasser Foto- und Videoaufnahmen zu realisieren.
Robust, durchdacht und für das Handling auch unter schwierigen Einsatzbedingungen konzipiert, schließlich kommt das System aus Kanada, ist es nicht nur in tropischen Meeren zuhause.
Fakten
Hersteller: Aquatica
Material: Seewasserbeständiges Aluminium, hart eloxiert, PU
beschichtet
Funktionsübertragungen: Alle Funktionen
Blitzbuchsen: 2
Vorbereitete Buchsen: 3
Portverriegelung: ja
Verschluss: 2 Schnellspannverschlüsse, arretiert
Sucher: verkleinernder Standardsucher,
optional 2 Suchersysteme
Maße ohne Handgriffe
Länge: 145.00 mm
Breite: 350.00 mm
Höhe: 195.00 mm
Gewicht: 3 kg - ohne Port
Abtrieb Meerwasser: leicht negativ
Einsatztiefe: max. 90 Meter,
optional max . 130 Meter
Preis: ca € 3106,-
Preise Ports: ca. € 322,- bis € 1754,-
www.marlin.de
Keldan Videoleuchte Luna 8 LA-V Flux
Mit im Test war eine Videoleuchte aus der edlen Schweizer Manufaktur Keldan. Die Luna 8 LA gibt es in
zwei Ausführungen, als „Flux“ mit Standard – LED und als Cri – Variante mit optimiertem Farbspektrum. Nach Meinung des Importeurs würde diese leistungsstarke Leuchte in vielen Fällen sogar den Blitz
als Fotolichtquelle überflüssig machen. Dieses Statement haben wir in Situationen überprüft, die im Freiwasser (bedeckter Himmel) und im Pool (sehr wenig Grundlicht) vorgefunden wurden.
Um mit der Keldan, deren LED
zwischen 20 und 80 Watt Leistung fünfstufig geregelt werden kann, bei Weitwinkelmotiven einen bildwirksamen Einfluss zu erreichen, muss die Empfindlichkeit der Kamera kräftig nach oben gesetzt werden. Bei den
Freiwasseraufnahmen lag die Empfindlichkeit zwischen 640 und 800 ISO mit einer Belichtungszeit von 1/50 Sekunde und Blende 6,3. Um den Randschärfenabfall beim Domeport nicht zu deutlich ausfallen zu lassen, ist dies die
größte Blende, mit der man noch zufriedenstellende Ergebnisse erzielt. Bei extremen Weitwinkelaufnahmen ist die Wirkung der Leuchte nur mehr marginal. Bei Motiven mit nahem Vordergrund erzielt man eine weiche
Ausleuchtung im Nahbereich.
Schwierig wurde es im düsteren Pool. Mit weniger als 1000 ISO ging nichts um bei Blende 6,3 Belichtungszeiten zwischen 1/6 und 1/15 Sekunde zu erhalten.
Natürlich kann man mit einem
Kameraboliden wie der 5D MKIII aufgrund deren ausgezeichneten Rauschverhaltens bei hohen Empfindlichkeiten den oberen ISO – Bereich kräftig ausnutzen, dennoch gehen Detailzeichnung und Schärfe verloren.
Außer
für Fotomotive nahe vor der Kamera macht eine Videoleuchte, auch wenn sie noch so kräftiges und homogenes Licht mit 90° Grad Abstrahlwinkel entwirft, wenig Sinn.
Das geringe Baumaß und Gewicht von 140 Gramm
unter Wasser erlaubt jedoch die Montage von Blitzgeräten und der Luna gleichzeitig an den Blitzarmen. Dann wäre man für den Fall der Fälle gerüstet, hochwertig beleuchtete Fotos und HD – Videoszenen während
desselben Tauchgangs zu produzieren.
Das Lichtvergnügen ist nicht ganz billig zu haben, je nach Ausführung sind 1600 bis 1700 Euro zu bezahlen.
Fakten
Hersteller: Keldan
Typ: Luna 8 LA-V Flux Videoleuchte
Farbtemperatur: 5000 Kelvin
Leistungsaufnahme 20 – 80 Watt, dimmbar
5-stufig
Lumen max: 6000
Candela max: 4000
Brenndauer bei 80 Watt: 50 Minuten
Brenndauer bei 20 Watt: 200 Minuten
Leuchtwinkel: 90°
Verwendung auch über Wasser: ja
Wechselakku: ja.
Li-Ion
Gehäuse: Alu, eloxiert
Länge: 290 mm
Durchmesser max.: 120 mm
Gewicht: 1100 g
Abtrieb 140 g
Einsatztiefe max: 200 Meter
Preis: € 1599,-
www.marlin.de