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by Michael Goldschmidt 9.02

Schauplatz Monterey, unweit des weltbekannten Aquariums. Hier in der geschichtsträchtigen  Cannery Row, in der Halle einer ehemaligen Konservenfabrik, ist seit vielen Jahren die Firma Light & Motion angesiedelt. Noch näher am Meer, vor der Westseite des Gebäudes brandet der Pazifik an, kann man sich dem UW - Gehäusebau wohl kaum widmen. Mit dem BLUEFIN, für die Sony VX 2000 bzw. PD 150, gelang eine Entwicklung der Extraklasse für anspruchsvolle Anwender aus dem Profilager oder für ambitionierte Amateurfilmer.

Wer sich überlegen muss, ob der nächste Urlaub in Balkonien oder am Rand der Badewanne stattfindet, der wird ohne Lottogewinn kaum einmal zu den stolzen Besitzern einer Sony VX 2000 im gut ausgestatteten BLUEFIN Gehäuse zählen, denn dafür wären komplett immerhin rund € 15.700 zu berappen. Wen das nicht erschüttert, der kann ohne Schaden an Leib und Seele zu nehmen weiterlesen und Sehnsüchte schüren oder sich der Kauflust hingeben.

Ab einer gewissen Preisklasse sehen sich die Gehäuse des Wettbewerbs ähnlich und man muss sich ein wenig näher mit den einzelnen Features beschäftigen, so auch beim BLUEFIN. Beim Rolls Royce der UW - Videogehäuse  vermisst man die Emely – Statue oberhalb des Mikrofons und das ist fast das einzige, was unserer Meinung nach fehlt.
Aus seewasserbeständigem Aluminium ist des Gehäuse gefertigt, mit einem Objektivbajonett vorne und einem Rückdeckel, doppelt O-Ring gedichtet, der noch eine Vielzahl von Funktionsdurchführungen und den Monitoranschluss aufweist. Natürlich war auch beim BLUEFIN Gehäuse realisiertes Ziel der Konstrukteure die Kamera mit allen verfügbaren Funktionen, ob im Video- oder Fotomodus, bedienen zu können. Ob das wirklich notwendig ist, sei dahingestellt, denn das Ergebnis steht fest, dass man die Kamera eigentlich nur noch zum Batterie-, Kassetten- und Speicherchipwechsel halb aus dem Gehäuse ziehen muss, ansonsten könnte sie es sich auf alle Zeiten im Body gemütlich machen.

Mit den abnehmbaren (!) Handgriffen, die ihre elektronischen Signale zur Kamerasteuerung auf dem Infrarotweg weiterleiten, sind alle wichtigen Funktionen über beschriftete Drucktasten zu erreichen. Der wichtigste Grip ist rechts mit den Funktionen für Zoom, kurzzeitige Autofocuszuschaltung, Aufnahmelauf und Umschaltung von manuellem auf automatischen Focus sowie Abschaltung des gesamten Systems ausgestattet. Die Geschwindigkeit des Zooms kann in zwei Geschwindigkeiten variiert werden.

Links sind die Tasten mit der Steuerung für systemkompatible Lampen, manuelle Schärfe nah und fern sowie für die Fotospeicherung auf Band oder die Fotowiedergabe vom Memorystick belegt.

Hat man die Kamera im Memory – Modus aktiviert, übernehmen Tasten im linken Handgriff Funktionen für die Speicherung von Fotos auf dem Chip und deren Wiedergabe.

Der Clou insgesamt: Man kann die Funktionen der Handgriffe gegeneinander wechseln. Das ist dann sinnvoll, sollte einmal ein Grip Schaden genommen haben oder die für die Übersendung der IR – Signale notwendigen Batterien sind in einem der Griffe verbraucht und man hat vergessen Reservezellen bereitzuhalten.  

Am Gehäuse selbst findet man links die mechanischen Durchführungen für die Blendeneinstellung und den Graufilter, an der Frontseite oben das Mikrofon, unten die Verriegelung des Portbajonetts und den Hebel für den internen Flipfilter.

Der Tragegriff an der Oberseite ist beweglich angebracht, eine breite Nut erlaubt die Anbringung von Zubehör, wie den Monitor - Gelenkarm.

Der Rückdeckel hat es wörtlich gesprochen in sich. Neben 4 durchgeführten Tasten, die geschützt in einer Vertiefung liegen, findet sich eine Rad für auswählbare Funktionen, zwei Monitor – Steckeranschlüsse, der Power – Einschalter (mehrfach belegt Kamera-, Memory- oder VTR-Modus), eine Infodiode (rot/grün) für Kontrolle des Kameralaufs, der Bereitschaft oder auch zur Leckwarnung sowie der vergrößernde Suchereinblick (ohne Dioptrieeinstellung). Mit den Tasten erreicht man die manuellen Programme (VX 2000) oder die Gain-Funktion (PD 150), die Verschlussgeschwindigkeit, den Weißabgleich und den manuellen Tonpegel (PD 150 stattdessen AE-Shift).

Zwei von Light & Motion bekannte Excenter – Verschlüsse (mit Sicherung) verbinden den mit zwei Passstiften zentrierten Rückdeckel mit dem Gehäuse.

Die Bodengruppe ist vorbereitet für die Aufnahme der systemeigenen Lichtanlage SunRay-X Pro oder SunRay-X Elite.

Übersichtlich und aufgeräumt ist das Innere des BLUEFIN. Den Schlitteneinschub fängt eine Feder ab. Man muss den Schlitten ein wenig in seine Endposition drücken, bis eine gut erreichbare Verriegelung einrastet. Umgekehrt kommt einem nach dem Lösen der Raste der Schlitten ein paar Zentimeter entgegen, was das Handling beim Ausbau oder Kassettenwechsel deutlich vereinfacht. 
Neben der Führung des Kameraschlittens sieht man noch das Mikrofonkabel auf Anschluss warten, zwei weitere Kabel sind am Schlitteneinschub vorbereitet.
Die elektronischen Bauteile für die IR – Steuerung liegen in den Handgriffen geschützt, unter dem Schlitteneinschub und im Rückdeckel sind jedoch Leiterplatten, die keine Feuchtigkeit abbekommen dürfen. 

Objektive

Wie in der Upperclass üblich, begnügt sich das BLUEFIN nicht mit einfachen Ports oder verordnet dem Camcorderobjektiv einen Weitwinkelvorsatz. Hier geht es, ausgenommen dem Planport, mit vollwertigen, voll zoombaren Weitwinkelobjektiven zur Sache. Das vierlinsige und vergütete Standardobjektiv, mit dem das Gehäuse ausgeliefert wird, ist ein so genanntes „Zoom – Makro“ mit einem respektablen Bildwinkel von 80°. Hiermit kann jede klassische Aufnahmesituation, vom Walhai bis zur Putzergarnele, bedient werden. Mit echten 100° Bildwinkel und minimalster Streuung lockt zusätzlich ein edles Weitwinkel und bringt so Wrackfans oder Höhlentaucher zur Verzückung. Nützlich ist dieser Mehrlinser auch in Gewässern mit kurzen Sichtweiten, gelingen damit auf kurze Distanz immer noch Abbildungen ganzer Personen.
Makro- und Nahaufnahmen realisiert man am besten mit dem optionalen Planport.

Kameraeinbau

Denkbar einfach gestaltet sich der Kameraeinbau beim BLUEFIN. Ohne Werkzeuge wird die VX 2000 auf dem Schlitten befestigt, zwei Zahnrädchen finden zielsicher ihre Position am Blendeneinstellrad bzw. am Moderad. Die Kabel am Schlitten verbinden den Videoausgang (nötig bei Monitoranschluss) und die Lanc – Buchse. Die Sucherlupe der Kamera muss abgenommen (über die Vorgehensweise informiert die Bedienungsanleitung der VX 2000) und der Sucher im passenden Winkel zum Gehäusesucher

ausgerichtet werden. Nun kann der Schlitten bereits ins Gehäuse eingeschoben werden. Bevor die Kamera ihre endgültige Position erreicht, wird das Mikrofonkabel angeschlossen und die Durchführung der Blendenübertragung nach außen gezogen. Sobald die Arretierung einrastet und die Blendenübertragung greift, kann der Rückdeckel geschlossen werden.

Monitor / Monitor Vorbereitung

Optional bietet Light & Motion zwei Monitorvarianten mit 2,5“ Bildgröße (480 x 234 Pixel) an, die mit einem Gelenkarm an der Gehäuseoberseite befestigt werden. Der Standardmonitor wird vom Kameraakku versorgt und ist zur Bildbeurteilung eine gute Ergänzung, da der um etwa 30° nach oben gerichtete Gehäusesucher einerseits den vollen Überblick gewährleistet, andererseits das Sucherbild selbst aber nicht sehr vergrößert. 
Genial ist der Remote – Monitor mit eigener Stromversorgung (NiMH Akkus für 6 Stunden Einsatzbereitschaft) und allen wichtigen Bedienungselementen für die Kamerasteuerung. So kann man auch auf größere Entfernungen die Kamera bedienen, über wie unter Wasser und hat dabei die volle Bildkontrolle.
Die Montage der zwei Monitorbuchsen am Rückdeckel des BLUEFIN erledigt man mit minimalem Werkzeugbedarf selbst, die Bedienungsanleitung erklärt jeden Schritt genau. Die Stecker sind als Nasskupplung ausgelegt und entsprechend wartungsarm. Light & Motion liefert Monitorkabel in Längen von etwa 3 m, 15 m und 90 m die auch miteinander verbunden werden können.  
Da zwei Monitorbuchsen belegt werden können, kann man neben einem am Gehäuse selbst betriebenen Monitor noch einen zweiten für abgesetzte Arbeiten oder für die Fernübertragung, z.B. auf ein Boot, verwendet werden.
Um die Infosymbole und Anzeigen der Kamera auch im externen Monitor angezeigt zu bekommen, muss man über die Menuesteuerung der VX 2000 die entsprechende Einstellung vornehmen.

Handling und Testergebnisse

Kameraeinbau, Verschlüsse und Handgrifffunktionen lassen keine Wünsche offen. Auch die mechanischen Durchführungen greifen und arbeiten einwandfrei. Etwas streng sitzen die Ports im Bajonett. Die doppelten O-Ringe am Rückdeckel und den Ports sind gut erreichbar und lassen sich leicht pflegen.
Im Süßwasser hat das BLUEFIN mit Kamera leichten Abtrieb, im Meer ist es dagegen neutral. Mit Maske ist der Einblick in den angewinkelten Gehäusesucher sehr gut, das Bild kann ohne Abschattungen am Rand voll eingesehen werden. Allerdings würde man sich eine stärkere Vergrößerung wünschen. Eine Dioptrieanpassung ist nicht vorgesehen. Zum Schutz des Camcordersuchers vor direkt einfallendem Sonnenlicht (Gefahr von Einbrennern auf der Monitorfolie) hätte man dem Gehäusesucher doch noch eine Verschlusslamelle spendieren können.      
Der externe Monitor, gegen einfallendes Fremdlicht mit einem Gummitubus weitgehend abgeschattet, entwirft ein kontrastreiches Bild, mit dem die Helligkeit (Blende) recht gut beurteilt werden kann. Auch die eingeblendeten Symbole kann man zweifelsfrei erkennen..
Solange man mit dem externen Monitor arbeitet und einen Blick für die Infodiode im Rückdeckel hat, die neben anderen als wichtigste Funktion die rot/grün blinkende Leckwarnung hat, ist die Position der Diode in Ordnung. Dreht man aber überwiegend mit dem Auge am Gehäusesucher, verliert sich diese wichtige Warnfunktion. Hier würden wir uns die beispielhafte Platzierung am Sucherrand oder im Sucher, wie es ein Wettbewerbsprodukt bietet, wünschen. Nachdem die IR-Module in den Handgriffen ohnehin eigene Batterien beanspruchen, stünde es dem BLUEFIN auch gut, hätte die Feuchtigkeitswarnung ebenfalls eine eigene Stromversorgung, denn sie funktioniert nur bei eingeschalteter Kamera, da sie vom Camcorderakku gespeist wird.
Von bester Qualität ist die Abbildungseigenschaft der beiden Objektive. Die große Schärfentiefe des extremen 100° Weitwinkel, die bei entsprechender Lichtmenge und Brennweiteneinstellung kleine Bläschen oder Sediment auf der Frontlinse noch deutlich abzubilden zulässt, erfordert öfters einen prüfenden Blick, ob das Objektiv noch sauber ist.
Die Bedienung ist auch mit dicken Handschuhen untadelig, die Druckpunkte der Tasten sind eindeutig.
Wichtig: Immer die für die IR-Module der Handgriffe notwendigen Batterien in Reserve bereithalten.

Fazit

Die Filmer werden mit dem BLUEFIN in die Lage versetzt alle denkbaren Situationen beim UW – Dreh zu beherrschen. Eine besondere Bedeutung hat hierbei das 100° Weitwinkel und der Remote – Monitor. Rüstet man die Anlage mit dem systemeigenen Licht auf, so kann man über den abgesetzten Monitor sogar die Lampen ansteuern. Die robuste Verarbeitung des Gehäuses lässt die langjährige Einsatzbereitschaft des Produkts erwarten. Anerkennenswert ist die Möglichkeit des Funktionstausches in den Handgriffen, um beim eventuellen Ausfall eines Grips die aufnahmerelevanten Funktionen trotzdem bedienen zu können. 
Nicht geschenkt, aber seinen Preis wert – Zielgruppe: Vordergründig Profis und finanzstarke Amateurfilmer.

Fakten

Typ: Light & Motion BLUEFIN
Camcorder: Sony VX 2000 / PD
Material: 6063-T6 Aluminium
Tauchtiefe: 100 Meter
Verschluss: 2 gesicherte Excenterverschlüsse
Dichtung: 2 O-Ringe radial/achsial an Frontdeckel und 2 O-Ringe radial am Objektiv
Ports: Panport (optisches Glas) (optional), Standardobjektiv vierlinsig, 80°, voll zoombar, vergütet, Superweitwinkel 100° Bildwinkel, vergütet, voll  zoombar (optional);
Portanschluss: gesichertes Bajonett
Filter: Flipfilter innen
Mikrofon: ja,  Spezialhydrofon, Aufnahme über Wasser und bis ca. 25 m Wassertiefe
Sucher: ca. 30° angewinkelt
Drucktastensteuerung rechts: Zoom (2 Geschwindigkeiten), Kurzzeit-AF, Aufnahmelauf, Umschaltung AF auf manuellen Focus, Systemabschaltung;
Drucktastensteuerung links: Lampen, Foto (auf Band), Fotowiedergabe vom Chip, Fokus nah/fern bzw. blättern im Bildspeicherchip, Fotoaufnahme auf Chip;
Drucktaste Rückdeckel: Power, VTR, Fotofunktion
Mechanische Steuerungen: Graufilter, Blende, Weißabgleich, Verschluss, Audiolevel/AE Shift, Programm/Gain, Mode
Leckwarnung: ja, Leuchtdiode rot/grün im Rückdeckel
Leuchtdioden: Bereitschaft, blinkend Aufnahme;
LxBxH: 380 mm  x 295 mm  x 200 mm (mit Griffen und Optik)
Gewicht: 6500 g mit Standardobjektiv ohne Kamera
Hydrostatik: Salzwasser neutral, Süßwasser leichter
Preis Gehäuse: ca. € 5129
Preis Gehäuse mit 100° Weitwinkel: € 9387
Preis 100° Weitwinkel: € 5975
Preis Planport: € 298,-
Preis Remote-Monitor: € 1878
Preis Standard-Monitor (nur VX 2000): € 1365  
Info: Subal Tel.: 08677-65897,  www.subal.com