Karibik - Dominikanische Republik: Boca Chica
by Frank Schneider 99
Höhlentauchen ohne Stress
Frage an Radio Eriwan: Stimmt es, dass Höhlentauchen nur etwas für hochtechnisierte Spezialisten mit drei Tauchflaschen und fünf Lungenautomaten ist? Im
Prinzip ja, ABER... und genau hier könnten die Treasure Divers mit einer ihrer Höhlen ins Spiel kommen, denn in die Süsswasserhöhle ”Cueva Sirena” gelangt man auch ohne Spezialausrüstung oder vorherige
Höhlentaucherfahrung.
Der Glücksfall liegt im Landesinneren, irgendwo zwischen der Hauptstadt Santo Domingo und Boca Chica. Nach einer halbstündigen Autofahrt, zuletzt durch dichtes Grün, endet der
Feldweg vor einem bewachten Tor. Dahinter liegt auf einem Privatgelände der Eingang zu einer der schönsten Höhlen der Region. Wo andernorts die Einheimischen ähnliche Plätze arg in Mitleidenschaft gezogen haben, ist in
der Cueva Sirena, auf die Peter Lorenz durch Zufall gestoßen ist, alles noch in seiner Ursprünglichkeit vorhanden.
In dem Garten hinter dem Tor tut sich ein großes Loch im Boden auf, etwa fünf Meter im
Durchmesser. Mittlerweile führt eine Wendeltreppe hinunter und endet auf einer Minihalbinsel in einem See. Über der Wasseroberfläche ist kein Abzweig zu erkennen, aber Walter Frischbutter, der Basisleiter der Treasure
Divers in Boca Chica, erzählt, dass es schon noch weiter geht. In acht Meter Tiefe befindet sich der Eingang eines Tunnels, und hier geht es dann ‚richtig‘ los. Grund für Bedenken gibt es jedoch nicht: Nach kaum
sieben Metern ist die etwa zwei Meter breite Röhre schon wieder zu Ende und – man kann wieder auftauchen. Die Taucher schwimmen nun in einem See, der dem im Eingangsbereich ähnelt – allerdings ist die
Höhlendecke geschlossen. Nur unter Wasser dringt noch ein Restschimmer des Tageslichts vom Eingang durch den kleinen Tunnel. Im Schein der Lampen glitzert das feuchte Gestein über den Köpfen der Taucher. Als maximale
Tauchtiefe sind zehn Meter möglich, darunter verhindert eine starke Sprungsicht klare Sichtverhältnisse. Der Grund der Höhle ist aber auch nur selten tiefer, lediglich einige Spalten führen in untere Stockwerke.
Getaucht wird indes in rund fünf Meter Tiefe immer an der Wand lang: Es gibt keine Seitenabgänge und so gelangt man ohne Probleme in den nächsten Saal. Hier bedecken schneeweiße Sedimente den Grund wie Puderzucker und
die Taucher sollten starke Flossenschläge tunlichst vermeiden. Der Höhepunkt kommt schließlich in der dritten Kammer, die nach einem kurzen Tauchabschnitt erreicht wird. Hier ist wieder ein See in einer geräumigen
unterirdischen Halle. An Decken und Wänden funkeln und glitzern Kristalle an Tausenden von Stalaktiten und blumenartigen Kalksteinformationen. Beeindruckende Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben auch wenn die Taucher
schon ein paar Minuten später wieder die Sonne an der Ein- und Ausstiegsstelle sehen.
Das Erlebnis Höhlentauchen gibt’s also auch ohne risikoreiche Alleingänge. Ohne Begleitung durch die Basis kommt man
dennoch nicht hinein und das ist auch gut so. Letztendlich trifft allein der Tauchlehrer die Entscheidung, welcher Taucher dafür geeignet ist. Da muss schon eine gewisse psychische Stabilität vorhanden sein, sagt Walter
Frischbutter. Denn auch wenn man hinter dem Eingangstunnel in den unterirdischen Seen fast überall problemlos auftauchen kann, ist es dennoch stockfinster und nur die mitgebrachten Lampen erhellen die Szenerie. Ganz
anders dagegen die zweite Höhle der Treasure Divers. Hier kommen wirklich nur sehr erfahrenen Taucher hinein, denn von einem Ende zum anderen gibt es nur geschlossene Räume und Röhren – und der Rückweg ist
derselbe...
Am nächsten Tag warten dann wieder die lichtdurchfluteten Riffe vor BOCA CHICA und die WRACKS auf die Gäste der Treasure Divers. Obwohl die Höhlen sicher mehr als einen Besuch wert sind...