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Karibik - Dominikanische Republik: Boca Chica

by Frank Schneider 99

Die Bucht der Wracks

Genaugenommen ist die Karibik das klassische Reiseziel der Europäer. Nachdem 1492 von den Spaniern sozusagen ein regelmäßiger Seeverkehr aufgenommen wurde, ließen auch die anderen Königshäuser alsbald von sich hören und schickten ihre Flotten gen Westen. Da die Karibik aber nun mal keine Badewanne ist, liefen im Laufe der Jahrhunderte jede Menge Galeonen und Frachter auf Grund und gingen unter.

Selten natürlich dort, wo heute Taucher ihrem Hobby nachgehen: Viele Schatzschiffe fanden weit vor Hispaniola auf den Silverbanks ihr Schicksal. Im “Marinearchäologischen Museum” in Santo Domingo, gleich neben dem Kolumbushaus, ist zu sehen, was die Spanier verloren haben. Eines der Schatzsucherschiffe, die “Hickory” hat am Ende ihrer Zeit dafür etwas Besseres als die Demontage für die Schrottpresse verdient: aufrecht steht es in der Bucht von La Caletta auf Grund und wartet auf Taucher.

Die Bucht von Boca Chica, in der die Basis der TREASURE DIVERS am Strand vor dem Hotel Don Juan steht, ist der Ausgangspunkt für mehrere Wracktauchgänge. Zwischen dem östlichen Ausgang der Bucht bis hin zur nächsten, La Caletta liegen nicht weniger als vier gut betauchbare Wracks. Das interessanteste von ihnen ist sicherlich der alte Schatzsucher Hickory, auch wenn im letzten großen Hurricane 1998 der Mast für immer gefallen ist. Der Meeresgrund ist nur knapp achtzehn bis zwanzig Meter tief, auf Deck hat man also eine prima Tauchtiefe und kommt nicht sofort in Dekoschwierigkeiten. Am Bug kann man durch die Brücke von einer auf die andere Seite tauchen, und erfahrene Taucher wagen einen Blick ins untere Vordeck.

Die großen Laderäume dagegen sind für niemanden ein Problem, man gelangt an vielen Stellen hinein und wieder hinaus. Die “Limon” ist ein Schlepper, der erst 1998 in der Bucht von La Caletta versenkt wurde. Klar, dass dieser Pott noch nicht bewachsen ist, ein par Schwärme stehen dennoch schon um die Aufbauten.

Östlich von Boca Chica, in der Nähe des Hotels Ambassador, fand ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit ein kleinerer Schlepper seine letzte Ruhe. Rund zwölf Meter lang ist er, liegt nur zehn Meter tief und ist auch schön übersichtlich, wie er da leicht geneigt auf dem Sand liegt. Über dem Wrack tummeln sich auch hier erste größere Schwärme.

Wer es etwas älter mag – und zudem erfahrener Taucher ist – kann an der Steilwand von La Caletta die Reste der Captain Alina auf etwa 40 Meter betauchen. Das ehemalige Holzschiff liegt jedoch arg zerdeppert am Hang. Die großen Metallteile der Maschine sind aber nicht zu übersehen.

Es gibt jedoch garantiert auch noch ältere Wracks in den Gewässern rund um Hispaniola. Warum sonst findet sich nicht weit vor dem Bug der Hickory ein großer Anker, und kaum zwanzig Meter von der Steuerbordseite liegt eine drei Meter lange Bronzekanone. Und der Anker, der heute vor der Basis der Treasure Divers steht, nun – der fand sich direkt vor der Haustür im Korallengarten. Und wer sagt, dass da im Sand vorm Korallengarten nicht noch mehr liegt?

Am besten lässt sich so etwas nach einem Wracktauchgang am Schatzsucher “Hickory” später nach dem Abendessen in der Bar Route 66 oder bei Jacques im Restaurant bei einem Glas Ron Imperial – dem besten Rum der Insel – besprechen...

Wenn natürlich am nächsten Tag wieder tauchen auf dem Programm steht, sollte es besser bei einem Glas bleiben... Am Ende verpasst man noch einen Tauchausflug zu einer der beiden HÖHLEN  bei Boca Chica!