by Ilka Weber 4.06
Fakten |
Hält man das Digitalkamera-Set Ocaris in der Hand, so überrascht vor allem das durchdachte Komplett-Package, geliefert in praktischem, gepolstertem
Kamerakoffer. Im Lieferumfang der Ocaris befinden sich neben der Kamera, dem Unterwassergehäuse und einem externen Blitz mit Blitzschiene auch ein Ladegerät mit Reise-Adapter, Nahbereichslinsen und vieles mehr.
Auspacken, einschalten, abdrücken, so ist das Set gedacht und jene Taucher, die es einfach und sorglos mögen, spricht dieses Set wohl auch am ehesten an.
Die Kamera Bonica Snapper 8.0 arbeitet
ausschließlich im Automatik-Modus, das heißt, ein manuelles Eingreifen in die Belichtungsparameter ist nicht ohne weiteres möglich. Der normale User dieses Systems wird aber kaum in die Verlegenheit kommen eingreifen zu
wollen, denn die Zielgruppe für das von OCARS angebotene Package taucht zwischen dem Roten Meer, den Malediven und der Karibik in sonnendurchfluteten Tiefen und benötigt den Blitz nur um Farben im Riff sichtbar zu
machen, bis maximal einen Meter entfernt von der Kamera. Zudem steht für die Zielgruppe das Erlebnis Tauchen im Vordergrund und nicht die Frage engagierter Fotografie unter Wasser. Man möchte Erinnerungen
festhalten und keine Technikschlacht schlagen. Hat dann den einen oder die andere das große Fotofieber gepackt, kann man sich später immer noch nach aufwändigeren Systemen umschauen und das Know How in Sachen
UW-Fotografie vertiefen.
Gute Sicht, ausreichend Licht, wie es in wärmeren Gefilden zum „Alltag“ gehört, macht die Bonica zu einem handlichen Reisebegleiter.
Die Bonica Snapper 8.0
Die 8.0 steht für eine Auflösung von 8 Millionen Pixel. Diese wird aber nicht durch die Technik des Aufnahmechips erreicht, der 3,2 Megapixel aufweist sondern durch die Hochrechnung der Pixel in der Kamera,
quasi im Augenblick der Bildspeicherung nach der Aufnahme. So ist verständlich, dass eine im größten Bildformat 3264x2448 Pixel gemachte Aufnahme nicht die Auflösung und Detailschärfe zeigen kann, wie eine Aufnahme, die
mit einer wesentlich teureren Kamera gemacht wurde, die tatsächlich einen 8 Megapixelchip hinter einem hochwertigen Objektiv hat.
So kann man für den Standardeinsatz eine geringere Bildgröße auswählen, etwa
2304x1728 Pixel, was einer Auflösung von 3,99 Megapixel entspricht, schneller gespeichert wird und kleinere Dateien generiert. Geringere Dateigrößen brauchen weniger Platz auf dem Speicher. Intern sind 16 MB
Speicherplatz verfügbar, doch damit kommt man nicht weit, winken die Motive in die Linse. Eine SD – Speicherkarte mit 256 oder mehr MB schafft Abhilfe, ist diese in den Kartenslot eingeschoben, werden die Bilder
automatisch darauf aufgezeichnet. Ordentliche Ausdrucke oder Vergrößerungen bis DIN A 4 lässt diese Aufnahmequalität technisch zu.
Im großformatigen Monitor mit 2,5“ Bilddiagonale werden alle aufnahmerelevanten
Infos mit Symbolen eingeblendet.
Das Objektiv der Bonica Snapper 8.0 entspricht in seiner Konstruktion dem Standard, wie er etwa auch bei vielen Mobiltelefonen zum Einsatz kommt. Es hat eine feste Blendenöffnung von
2,8 und eine fixe Brennweite von 8,6 mm. Blende oder Schärfe werden also nicht nachgeregelt, die Zoomfunktion der Kamera ist rein digital. Die zur Belichtung notwendige Lichtmenge wird ausschließlich über die
Belichtungszeit und die Empfindlichkeit automatisch gesteuert. Man kann hier manuell eingreifen und +/- 2 Belichtungswerte in 1/2 Stufen korrigieren.
Übersetzt auf eine Kleinbildkamera entspricht der Bildwinkel in
etwa einem Normalobjektiv von 50 mm Brennweite, der hinter dem Planport im UW-Gehäuse um 1/3 reduziert wird. Diese Werte zeigen, dass die Stärke der Bonica unter Wasser nicht in der Abbildung von Landschaften sondern
bei nahe gelegenen Motiven ist. Weiß man die Kernmotive der avisierten Zielgruppe, so werden tatsächlich in erster Linie bunte Fische und Korallen aufgenommen, dazwischen auch noch das Portrait vom Tauchpartner.
Spezielle Nahlinsen für das UW-Gehäuse tragen dem auch Rechnung.
Das integrierte Blitzgerät, das den externen UW-Blitz über dessen Slave – Funktion auslöst, kann über Wasser bis maximal 3 Meter Entfernung
eingesetzt werden.
Man kann die Bonica Snapper auch als MP3 Player benutzen, damit bei Bedarf Ton aufnehmen (zu Fotos oder als Diktiergerät) und Videosequenzen im MPEG-4 Format aufnehmen, die qualitativ für den eMail
–Versand ausreichen. Der Videoausgang liefert PAL und NTSC – Signale. Selbst als Web-Cam kann man sie einsetzen.
Mit Energie versogt wird sie von einem Lithium-Ionen Akku. Dieser hält aber eine Falle
bereit, er kann auch falsch eingesetzt werden, so dass die Kontakte nicht mit den Anschlüssen in der Kamera in Berührung kommen. Hat man das nicht vor dem Abtauchen überprüft, bleibt die Kamera beim Tauchgang
abgeschaltet. Der Deutschlandvertrieb wird mit deutlich auf dem Akku angebrachten Hinweisen dem entgegenwirken.
Blitz Neon XP
Dieser
Amphibienblitz findet die ideale Verbindung mit der Bonica Snapper, kann aber auch von Usern mit anderen Kamerasystemen eingesetzt werden. Es arbeitet ausschließlich nach dem Slave –Prinzip, das heißt, der
Kamerablitz löst den Neon XP aus. Da es unterschiedliche Blitzstandards gibt, kann man den Neon XP manuell auf die Eigenheiten einer anderen Kamera als der Bonica Snapper konfigurieren. Dabei wird berücksichtigt,
wieviele Vorblitze gezündet werden, bis die eigentliche Belichtung abläuft. Um die Empfindlichkeit bzw. verwendete Blendenöffnung bei anderen Kameras als der Bonica an den Neon XP abzugleichen, kann man über
Testaufnahmen die notwendige Einstellung dafür ermitteln und am entsprechenden Schalter festlegen.
Mit Energie versorgt wird der Blitz von 4 Mignonzellen, die für etwa 120 Blitze ausreichen. Die Ladezeit variiert
zwischen 0,3 und 5 Sekunden, je nach der Menge der Energieabgabe. Über Wasser wird die Reichweite des Blitzes bei 100 ISO und offener Blende mit 20 Metern angegeben.
Ein Reedschalter an der Oberseite aktiviert den
Blitz bzw. kann zur Abgabe eines Testblitz genutzt werden. Ein O-Ring und ein weiterer Gummiring dichten den Rückdeckel des Neon XP.
Gehäuse Snapper XP
Im
mattiert transparentem Look offeriert sich das Gehäuse zur Bonica. Mit 14 gefederten Durchführungen werden alle Kamerafunktionen erreicht. Das großformatige Display erlaubt eine gute Motivbeurteilung, so lange das
Umgebungslicht nicht zu hell darauf einwirkt. Doch das ist ein klassisches Problem digitaler Kompaktkameras. Auch mit dicken Handschuhen lassen sich die Tasten gut bedienen.
Völlig neu und einzigartig ist eine
zusätzliche Silikonhülle für die Kamera, die diese vor Feuchteschäden schützt, solle Wasser ins eigentliche Gehäuse eindringen. Die Bonica Snapper muss stets zunächst in ihre Silikonschutzhülle mit abschließendem
Monitorfenster eingesetzt werden, bevor sie ins Gehäuse eingelegt werden kann. Auf diese Weise bleibt nur sehr wenig Platz um im Gehäuse auch noch einen Silikagelbeutel einzulegen. Doch darauf verzichten kann man bei
Kunststoffgehäusen und Einsätzen im feuchtwarmen Tropenklima kaum, so dass man sich am Markt orientieren muss, wer die dafür geeigneten Trockenmittel anbietet. Wir wurden bei Olmypus fündig.
Als Fotograf mit der
Bonica Snapper hat man einen großen Vorteil, man muss sich nicht vor dem Tauchgang auf die Motive festlegen, die man unter Wasser auf den Chip bannen möchte. Normale Motiventfernungen, Nahbereich und extremer Nahbereich
sind beherrschbar dank einem zweiteiligen Nahlinsen – Set am Gehäuse, das bei Bedarf einzeln oder in Kombination vor das Kameraobjektiv geschwenkt werden kann. Hier sind Motive in den Entfernungen 23 cm, 15 cm und
10 cm scharf abzubilden. Um die Entfernung richtig einzuschätzen bedarf es - trotz Monitor – einiger Übung. Klassische Nikonos – Fotografen hatten sich mit Distanzstäben geholfen im erforderlichen
Schärfenbereich zu operieren, dem Bonica – Snapper – Fotografen kann so ein kleines Hilfsmittel, ein Stäbchen von 23 cm Länge mit Markierungen bei 15 und 10 cm auch weiterhelfen um die Distanzen unter Wasser
richtig abzuschätzen, da die Schärfedarstellung am LC-Display allein nicht genügend Sicherheit bietet.
Was am Gehäuse auf den ersten Blick wie ein Diffusor für den integrierten Blitz aussieht ist in
Wirklichkeit eine Abdeckung, die das Blitzlicht nach oben ablenkt, hin zum Slave-Sensor des Neon XP Blitz. Damit wird die direkte Anstrahlung von Schwebeteilchen vor dem Objektiv verhindert.
Der großformatige
Kunststoffverschluss zieht die Gehäusehälften zusammen, abgedichtet werden diese von einem kräftigen O-Ring.
Mit zum System gehört eine Montageschiene für den Handgriff mit Blitzarmbefestigung.
Mittels Kugelgelenkanschluss oberhalb des Handgriffs kann der Kunststoff - Blitzarm dreidimensional geschwenkt werden. Der Blitzarm kann noch um etwa 50% verlängert werden, er ist ausziehbar. Über die 50% - Marke hinaus
wird die Armverlängerung vom Grundmodul abgezogen, man führt dann den Blitz mit einer Art Handgriff um mit Point – Shooting zu arbeiten, einer Blitztechnik erfahrener UW-Fotografen, die den Blitz in der Hand
haltend auf ein Motiv ausrichten (Vorteil im extremen Nahbereich oder bei Motiven in Spalten).
Wichtig – man sollte den im Set beigelegten Imbusschlüssel nicht verlegen, denn alle Imbusschrauben am Bonica
– Set haben kein europäisches metrisches Maß sondern eine in Kanada übliche zöllige Größe. Genau dafür ist das Werkzeug beigelegt.
Extrem
Nimmt die
Wirkung des Umgebungslicht ab (die Redaktion UnterWasserWelt testete unter anderem unter schwierigsten Bedingungen im winterlichen Süßwasser und in schwach beleuchteten Tauchbecken), so ändert die Kamera automatisch
Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit. Leider sind die EXIF-Informationen (Aufnahmedaten, die die Kamerasoftware zu jedem digitalen Bild abspeichert) bezüglich Blende, Empfindlichkeit und Belichtungszeit nicht
aussagekräftig, die auslesbaren Werte waren für alle überprüften Testbilder gleich trotz unterschiedlicher Aufnahmesituationen.
Bei schwachem oder fehlendem Umgebungslicht zeigt sich natürlich Bildrauschen und durch
die gleichzeitig verlängerte Belichtungszeit können Bilddetails, die nicht vom Blitz beleuchtet werden, Verwackelungsunschärfen zeigen.
Handling und Ergebnis im Zielgruppeneinsatz
Das Testmodell war ausschließlich von einer englischsprachigen Anleitung auf CD im PDF-Format begleitet. Eine Übersetzung wird notwendig und verfügbar sein.
Das System ist einfach strukturiert und in
seinen Funktionen gut verständlich. Die Automatikfunktion der Kamera und des Blitzgeräts gibt die Reichweiten und Standards im UW-Einsatz vor. Obwohl man die Belichtung manuell um 2 Werte +/- in ½ Stufen korrigieren
kann, wird man bei Feststellung von Über- oder Unterbelichtung am einfachsten die Entfernung zum Motiv verkürzen oder verlängern. Auf diese Weise muss der User anfangs keine Korrekturen an den Kameraeinstellungen
vornehmen. Mit der Zeit und der nötigen Sicherheit im Handling kann man dann gegebenenfalls auch mit der Belichtungskorrektur variieren.
Die Verwendung einer externen SD-Karte mit wenigstens 256 MB wird angeraten, da
bei der empfohlenen Auflösung von 2304x1728 bzw. 2048x1536 Pixel der interne 16 MB-Speicher rasch ausgelastet ist.
Die besten Ergebnisse erzielt man in Tauchgebieten mit ausreichend wirksamen Umgebungslicht, in denen
der Blitz zur Aufhellung (Lichtmischung) und Farbdarstellung wirksam wird, bei Aufnahmeentferungen von 1 Meter und darunter. Da das optische System keine Weitwinkelwirkung hat, gelingen Aufnahmen von UW-Landschaften am
besten in besonders transparenten Gewässern.
Fazit
Wer meist in klarem Wasser mit guter Sicht taucht, wird im von Ocaris angebotenen Bonica Snapper 8.0
- System einen einfach zu bedienen und pflegeleichten Wegbegleiter finden. Das Set kann im Rahmen seiner Möglichkeiten gute Bildergebnisse produzieren, die überwiegend im relativen Nahbereich liegen. Geeignet für
Taucher, die ihre Erlebnisse unter Wasser unkompliziert festhalten wollen.