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by Dr. Eva Hert 3.08

Die Ozeane und ihre Bewohner verstehen und respektieren, das ist das Credo von Carlos Eyles, dem Freitaucher aus Leidenschaft und exzellenten Beobachter des Lebens im Meer, das er seit 40 Jahren von innen erforscht. Er ist als glühender Vertreter des Minimalismus beim Tauchen, der Anziehungskraft der Unterwasserwelt verfallen, die ihn nicht los lässt und die er in ihrer Schönheit und Magie beschreibt, womit er die Mauer durchbricht, die die Tauchtechnik üblicherweise zwischen Mensch und Meer errichtet.

Der gebürtige Hawaiianer Carlos Eyles, der in Südkalifornien aufwuchs, ist eine Legende des Freitauchens und ein vielfach preisgekrönter Unterwasserfotograf. Bilder gibt es in diesem Buch allerdings kaum. Die 16 schwarz-weiß Fotografien des Autors, die im Mittelteil des Bandes eingeheftet sind, tun meiner Meinung nach nicht viel zur Sache. Das Buch ist reine Prosa und erzählt uns eine Geschichte. Dem Autor geht es dabei aber nicht ums Erzählen an sich, sondern um die Stellung des Menschen im Zusammenhang mit dem Ozean und letztendlich um seine   Verbindung zur Natur.

Das Buch ist ein Tagebuch, das am 27. November 1995 mit Tag 1 beginnt und am 29.Januar 1996 mit Tag 65 endet. Auf den nahezu 300 Seiten, die zwischen diesen beiden Tagen liegen, erzählt uns Carlos Eyles die Geschichte von der Suche nach einem Paradies, das es nicht mehr gibt. Als junger Mann hat Carlos Eyles den Golf von Kalifornien an der Westküste Mexikos erforscht. Nun kehrt er dorthin zurück. Er begibt sich auf eine Reise zu einem weit entfernten Tauchrevier, von dem die Taucher untereinander erzählen, dass es noch unberührt sei und dort die fantastischsten und größten Fische zu sehen wären.

Der Autor schildert seine Erlebnisse mit Seelöwen und Delfinen, er begleitet Wale, Haie und Rochen und findet in dem berühmten mexikanischen Wasserschutzgebiet um San Benedicto Island die Pazifischen Riesenmantas wieder. "Wie lange noch", fragt er, "wird es dauern, bis die wunderbaren Gewässer San Benedictos leblos sein werden?" Er stellt diese Frage nicht umsonst, nur vier Jahre danach rücken riesige Treibnetzboote an.

In seinen Büchern stellt Carlos Eyles eine faszinierende Philosophie des Lebens im und mit dem Ozean dar. Dieses Tagebuch schildert die Suche nach einem Traum, einer Fantasie des modernen Menschen und offenbart die großen Gefühle eines der bekanntesten Taucher unserer Zeit.



The Blue Edge
Mein Weg zur Seele des Ozeans
Carlos Eyles
September 2007
295Seiten, gebunden
16 Fotos und 2 Kartenskizzen
€ 19,95
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN: 978-3-440-11046-1

 
www.kosmos.de

www.carloseyles.com