by Michael Goldschmidt 2.06
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Fakten |
Mittlerweile kann jedes größere Tauchsport – Label ein Jacket anbieten, das durch Gewichtsreduzierung besonders reisefreundlich ist. Auf was man
gegenüber den schwereren Modellen verzichtet, die auch für Einsätze mit Trockentauchanzug, größerer Bleimengen und Flaschenvolumina geeignet sind, entscheiden die Hersteller aufgrund ihrer Erfahrung. Cressi hat zur boot
2006 das Jacket Aqualight R vorgestellt, das durch einige Details auffällt, die man an einem Reisejacket vielleicht nicht erwartet hätte.
Man sieht es dem Aqualight R nicht an, dass es eher für
Einsätze in tropischen Meeren konzipiert ist, denn die Ausstattung ist reichhaltig. Zur Befestigung von Zubehör sind vier große und zwei kleine D-Ringe aus Kunststoff angesetzt. An den kleineren D-Ringen liefert Cressi
gleich zwei Schlauchhalter mit, an stabilen Kunststoffkarabinern mit Metallzunge. Das sind kleine Merkmale, die im Vergleich zum Wettbewerb durchaus in Auge fallen.
Gerne spart man an der Begurtung zur
Flaschenbefestigung, nicht so beim Aqualight R. Ein großzügig geschnittener Sattel umfasst den Tank etwa zur Hälfte, zwei Gurte stellen die stabile und verwindungsfreie Verbindung her. So sitzt die Flasche immer in
bester Position auf dem Rücken. Auf kleine Ausgleichsbleitaschen im Rückenbereich hat man allerdings verzichtet und die, zugegeben genial einfach konstruierten Taschen für integriertes Blei nehmen lt. Hersteller jeweils
maximal nur drei Kilogramm auf. Das integrierte Blei hat kein ausgeklügeltes Einschubsystem, es wird direkt in die Taschen am Jacket eingeschoben. Dann faltet man die Taschenklappe nach oben und verschließt sie mit
einer 40 mm Fastexschnalle. Löst man den Verschluss faltet sich die Tasche automatisch nach unten auf und lässt das Blei herausfallen. Eine versehentliche Öffnung der Schnallen ist nahezu ausgeschlossen.
Allerdings
kann man mit diesem einfachen System das Jacket nicht ohne weiteres von seiner Bleilast befreien, möchte man die Gewichte etwa nach einem Bootstauchgang zuerst an Bord reichen um den Helfern das Hereinheben des Geräts
mit Jacket zu erleichtern. Die Gefahr das Blei zu verlieren wäre gegeben.
Die Zubehörtaschen, mit Reißverschluss, sind geräumig genug um etwa eine kleine Lampe oder eine kompakte Kamera aufzunehmen, wenn man diese
nur selten einsetzt und nicht außen befestigen möchte. Beidseitig sind oberhalb der Taschen Ösen eingesetzt um ein Messer am Jacket direkt befestigen zu können.
Selbst bei den Schnellablässen wurden keine
Einsparungen vorgenommen, im Faltenschlauch des Inflators ist der typische Schnellablass mit Ventil auf der linken Schulter realisiert, die weiteren sitzen auf der rechten Schulter und rechts an der Unterseite des
Jackets.
Die Schnellablässe wie auch die Befüllung des Aqualight R reagieren spontan und die Luftzuführung ist auch in größeren Tiefen kraftvoll. Der über die Schulter gezogene Knickschutz des Inflatorschlauchs
bleibt nur in seiner Position, ist die Schlauchführung mit der Velcro-Schlaufe fixiert. „Alte Hasen“ bevorzugen für die manuelle Entlüftung eines Jackets meist das Inflatormundstück zu benutzen, dafür muss
der Schlauch geradlinig über die Schulter gehoben werden, um die Luft entweichen zu lassen – und das geht am besten ohne Schlauchfixierung. Verfährt man so, rutscht der Knickschutz ab und hängt funktionslos am
Faltenschlauch.
Die Anpassung des Jackets ist rundum komfortabel, der Kummerbund bietet ausreichend Reserven, so dass das Jacket auch im befüllten Zustand nicht einengend auf den Körper einwirkt.
Angenehm
ist die Polsterung im Rücken, es ist kein unangenehmer Druck vom Presslufttank zu spüren.
Um Gewicht einzusparen hat man auf eine feste Tragschale verzichtet und das Konzept geht auf, im Zusammenspiel von
Rückenpolsterung und Flaschenbefestigung (keine Doppelflaschen) sind für die Zielgruppe flugreisender Taucher keinerlei Nachteile entstanden.
Weitere Gewichtseinsparung ergibt sich durch die Wahl des Materials für
die Jackethülle. Eine Kombination aus 210 Denier Nylon und einem 210 Netzgewebe reduzieren das Gewicht gegenüber feineren Strukturen erheblich, die Verbindung aus beiden Gewebearten erbringt aber auch eine
strapazierfähige Lösung.
Praxis
Fest und stabil lassen sich Flasche und Jacket verbinden.
Die Bleibestückung gleicht einem Kinderspiel, so leicht ging es
im Wettbewerb bis jetzt kaum. Finimeter und Oktopus werden in den Schlauchhaltern fixiert, die es sonst meist nur als kostenpflichtiges Extra gibt.
Bereits beim Anlegen fühlt man sich wohl, nichts drückt und
alles kann korrekt angepasst werden. Die Schnellablässe rechts lassen sich gut greifen, der Inflator liegt satt in der Hand.
Abgetaucht setzt sich der positive Eindruck fort, die Befüllung und Entlüftung reagieren
direkt. Die Linienführung des Aqualight R vermittelt das Gefühl ausgewogener Schwimmlage und unauffälligen Wasserwiderstands.
Nach dem Tauchgang wird das Wasser aus den Zubehörtaschen und von der Außenhülle rasch
abgegeben, lediglich die Bleitaschen sollten nach dem Spülen noch direkt entleert werden.
Fazit
Cressi hat die Reisefreundlichkeit des Aqualight R Jackets
nicht durch Kompromisse ermöglicht, die zu Nachteilen neigen sondern hat durch geschickte Wahl von Materialien, guten Schnitt und bemerkenswerte Umsetzung technischer Lösungen ein eigenständiges Produkt
geschaffen. Wer die Erreichbarkeit seiner Tauchziele auch mit der Gewichtsfrage des Equipments abstimmen muss, sollte sich das Aqualight R näher ansehen.