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Aquaspace - Gehäuse für JVC

by Horst Wiendl 12.00

Nach den fürchterlichen Unterwettern an der spanischen Mittelmeerküste im letzten November, die nicht nur einen hohen Sachschaden verursachten sondern auch Menschenleben gekostet hatten, nahm nur wenige Tage später das Testteam von UnterWasserWelt seine Arbeit auf.

Die Costa Blanca zeigte sich von einem auf den anderen Tag wieder von ihrer  freundlichen Seite. Die aufgewühlte See wieder wellenlos, die Einstiegsstellen durch die fehlende Brandung ungefährlich, die Süßwassereinleitungen und Sedimente trübten nicht mehr die Sicht und es konnte getaucht werden.

Testobjekt war der Prototyp des Damm-Gehäuses für den digitalen Camcorder GR-DVL9800 von JVC. Im Test sollten die Stärken und Schwächen des Prototyps aufgedeckt und letztere tunlichst nicht  in die geplante Serienversion übernommen werden.

Die ungewöhnliche Produktionsart und Technologie, die vorrangig von Handarbeit geprägt ist, wird ausführlich in dem Testbericht "Damm Gehäuse Aqua Space (Archiv)" beschrieben und bedarf hier keiner Wiederholung.

Gegenüber dem auf dem JVC-Stand der letzten photokina ausgestellten Prototyps war das Testmuster in folgenden Punkten modifiziert:

Das Seitenteil für die Nutzung des LCD-Farbmonitores und des Moduswählers wurde entfernt und durch eine Abdeckplatte mit Moduswähler ersetzt. Die Bildüberwachung erfolgt ausschließlich über den Sucher.

Grund:

Die konstruktiv sehr aufwendige Lösung, die sowohl eine optimale Bildbetrachtung    
garantiert als auch die Vorteile der Moduswahl eröffnet, ist aus Sicht der Tester für den Nutzer nicht akzeptabel. Bei jedem Kassettenwechsel ist zu der obligatorischen Gehäuseöffnung auch das mit einem O-Ring abgedichtete Seitenteil abzunehmen, da der Camcorder mit ausgeklappten LCD-Farbmonitor nicht aus dem Gehäuse entnommen werden kann. Dies bedeutet nicht nur eine zusätzliche Gefahrenstelle beim unsachgemäßen Zusammenfügen sondern ist auch vom Handling her gesehen für den Nutzer unzumutbar.
Die Plan- wurde durch eine Domescheibe ersetzt.
Der in der manuellen Einstellung und im PS-Modus aktivierbare 0,7 fach- Weitwinkelfaktor wird bei Verwendung einer Planscheibe durch den Brechungsindex  des Wasser (1,33) zunichte gemacht und  durch die Domescheibe wieder optisch hergestellt. Im Unterwasser- ist somit der Überwasser-Weitwinkelbereich annähernd nutzbar.
Das Gehäuse

Die bereits in mehreren Gehäusevarianten verwendete Technologie wurde auch für den JVC’ler Damm like umgesetzt und wiederum ist das um einen Camcorder engeschnittene Tauchkleid zu einem wahren Eyecatcher geworden. Die großzügig ausgelegte Domescheibe lässt darauf schließen, dass die Unterwasserwelt ohne Brechungsindex  abgelichtet werden kann. Die ergonomisch gestaltete Handgriffbrücke, die mit einer schwalbenschwanzartigen Halterung befestigt wird, gibt dem Gehäuse einen stabilen Stand.

Die Rückwand wird durch zwei justier- und verriegelbare Schnellspannverschlüsse, die horizontal angeordnet sind, an das Gehäuse angedockt. Für die Druckwasserdichtigkeit sorgt ein einfacher O-Ring.

Ausführung und Bedienungskonzept

Im ersten Lösungsansatz bereiteten dem Konstrukteur die ungünstig platzierten Bedienelemente des Camcorders sichtliche Probleme. Ein Ausweg brachte die Verwendung der camcordereigenen Fernbedienung, die  für die Infrarotübertragung der Signale für Aufnahme-Start/Stopp, Zoom und Photoshot in das Gehäuse integriert wurde.

Die Fernbedienung ist in einem speziellen, mittels eines O-Ringes abgedichteten und bedarfsweise abnehmbaren, Formteil (Fernbedienungsfach) untergebracht. Drei mit speziellen Übertragungshebeln versehene Wellendurchführungen arbeiten auf die Folientasten der Fernbedienung und aktivieren somit die gewünschten Funktionen mittels Drehbewegungen von außen.

Außer den mittels Fernbedienung aktivierbaren Funktionen sind drei direkt wirkende Wellendurchführungen für

Camera-Ein/Aus (Automatik, Manuell)
Modusauswahl (PS, Video, Dual, VGA, XGA)
Menü/Bright-Wählrad
vorgesehen.

Hinweis:

Die während des Tauchganges mögliche Menü-Auswahl wird wohl den Normalnutzer überfordern und sollte nur bei höheren Ansprüchen an die Aufnahmetechnik am Gehäuse realisiert werden.

Die sehr diffizile Bedienung, drücken und drehen, des Einstellnopfes erfordert eine absolute Konzentration zumal die Menüauswahl bzw. -einstellungen auf dem relativ kleinen Sucherbild kontrolliert werden müssen und dies kann recht stressig werden.

Bildüberwachung

Die in der Gehäuserückwand integrierte rechteckige Sucherscheibe gibt den Blick auf die Augenmuschel des Camcorders frei.

Bereits im Trockentest wurde festgestellt, dass der Sucher nicht zu 100% einsehbar  und die Bildkontrolle nicht optimal ist, da der durch die Tauchermaske bedingte Augenabstand zur Augenmuschel keinen kompletten Sucherüberblick zulässt.

Eine Tauchermaske mit geringem Totraum würde dieses Manko etwas abschwächen.

Hinweis:

Alternativ bietet Damm einen Seitenspiegel für die Nutzung des seitlichen LCD-Farbmonitors an. Allerdings muss bei dieser Version auf die Bedienung des Mode- Schalters verzichtet werden, da dieser leider auf der Rückseite des umgeklappten LCD-Farbmonitors platziert und damit unerreichbar ist. Der bessere Komfort in der Bildüberwachung bedeutet gleichzeitig eine Reduzierung der Aufnahmeflexibilität (PS, Video, Dual, VGA,  XGA).

Bei der Gehäusevariante mit Seitenspiegel muss vor dem Tauchgang der Aufnahmemodus gewählt werden.

Video: Video und Standbilder auf Videoband in geringerer Qualität als im PS- Modus
 
Dual:   Video und Standbilder auf MultiMediaCard im VGA-Modus (Fine und Standard)

VGA: Standbilder (Fine und Standard) auf MultiMediaCard ohne 0,7fach-Weitwinkelfaktor

XGA:  Hochauflösende Standbilder (Fine und Standard) auf MultiMediaCard ohne 0,7fach-Weitwinkelfaktor.

Was nicht in der Camcorder-Bedienungsanleitung steht:

Bei Inbetriebnahme des Camcorders sind hochauflösende XGA-Standbilder (Fine und Standard) auf MultiMediaCard mit 0,7fach-Weitwinkelfaktor nicht möglich.

Wird jedoch der Camcorder im PS-Mode in Betrieb genommen und der 0,7fach-Weitwinkelfaktor eingestellt, wird beim Drehen des Mode-Wählers in den XGA-Modus die Brennweite beibehalten.

Dichtigkeit

Insgesamt nachteilig bei diesem Prototyp ist die Erfordernis von zwei zusätzlichen Gehäuse-O-Ringen (Abdeckplatte und Fernbedienungsfach), die natürlich ein zusätzliches Sicherheitsrisiko bezüglich möglicher Undichtigkeiten bedeuten.

Hinweis:

Für den Einsatz der Fernbedienung im Überwasserbereich und für einen  erforderlichen Batteriewechsel muss diese aus dem Gehäuse entnommen werden.

Die werksseitige Dichtigkeitsprüfung ist durch den erforderlichen Abbau des Fernbedienungsfachs bereits vor dem ersten Einsatz u. U. nicht mehr gegeben.

Einbau und Handling

Der Einbau des Camcorders ist einfach, wenn die Einbauvorschriften eingehalten werden.

Der Camcorder wird mit einer Stativschraube auf eine Montageplatte befestigt, die recht stramm in den zwei gegenüberliegenden U-Schienen geführt werden muss. Dies ist jedoch nur dann ohne Hakelei möglich, wenn die druckfedergelagerten Funktionsknöpfe, Moduswähler und Menü/Bright-Wählrad, durch Zurückziehen den Weg auch freigeben. Entsprechendes gilt auch für die vorschriftsmäßige Position der Welle für den Hauptschalter, deren Mitnehmer beim Aufsetzen der Gehäuserückwand absolut exakt positioniert sein müssen. Keine einfache konstruktive Aufgabe, da der Hauptschalter des Camcorders nicht parallel zur Rückwand steht, d. h., die Welle hat keinen 90° Winkel zur Rückwand, und zu seiner Betätigung zusätzlich auch noch die Verdrehsicherung durch horizontale Verschiebung der Welle in das Gehäuse gelöst werden muss. Eine einwandfreie Funktion ist demnach nur mit einer 100%igen Punktlandung des Mitnehmers gegeben!

Der Body des Camcorders selbst dient als vorderer Anschlag im Gehäuse, eine Arretierung des Schlittens ist herstellerseitig nicht vorgesehen.

Gut geführt findet der Rückdeckel seinen Platz auf dem Gehäusevorderteil. Eine schwalbenschwanzähnliche Führung am Tragegriff unterstützt das Zusammensetzen der beiden Gehäuseteile.

Die zwei justier- und arretierbaren Schnellspannverschlüsse sollen die Rückwand an das Gehäuse ziehen und den O-Ring verspannen.

Hinweis:

Die Bauart des Spannverschlusses erfordert höchste Aufmerksamkeit bei der Justage, denn es ist peinlich darauf zu achten, dass in jedem Fall die Zugfedern des  Oberteils unter Spannung stehen, denn nur dann greift das Dichtigkeitsprinzip eines O-Ringes und die erforderliche Druckwasserdichtigkeit ist gegeben.

Handgriffbrücke

Die vom rechten Handgriff aus zu bedienenden Funktionen Aufnahme-Start/Stopp, Photoshot und Zoom, sollen für die Finger in erreichbarer Nähe liegen, damit die Hand an diesem verbleiben kann. Der Abstand ist zu groß!

Hinweis:

Der Handgriffabstand wird in der Serienversion gehäusespezifisch für gutes Handling angepasst.

Einsatz

Die Videoanlage hat inkl. Lichtanlage von Werner light power im Seewasser einen leichten Auftrieb, da der abtriebsbehaftete Leuchtenakku (12 Volt/9 Ah) an einem separaten Gürtel getragen wird.

Dass die Handgriffe zu weit auseinanderliegen, wurde ja bereits angesprochen.

Die Schaltelemente sind großzügig dimensioniert und auch gut beschriftet, sodass diese auch im Einsatz einwandfrei abzulesen sind. Doch irgendwann kann man sich ja deren  Positionen merken.

Eine Bedienung ist auch mit dicken Neoprenhandschuhen möglich, doch spezielle Druckpunkte sind sowohl mit als auch ohne Neoprenhandschuhe nicht spürbar.

So muss jede Betätigung eines Schaltelementes im kleinen Sucher auf "Befehlsvollstreckung"  kontrolliert werden.

Die Verstellung des Modus-Wählrades erfolgt über eine gummibewehrte  Rutschkupplung und wie ihr Name schon sagt, haben Modus-Wählrad und das Kupplungsteil der Welle keine definierte Position zueinander. Während des Tauchganges muss jede Neueinstellung (PS, Video, Dual, VGA, XGA) im Sucher sicherheitshalber kontrolliert werden. Farbige Schrifteinblendungen zeigen den jeweils aktiven Modus an.

Die Brennweitenverstellung mit dem etwas schwergängigen und ohne Mittelstellung versehenen Zoomhebels erfordert zu viel Feingefühl, da der Druckpunkt auf den Folientasten der Fernbedienung nicht spürbar ist. Da kann es schon passieren, dass der Zoommotor ungewollt bis in den Endanschlag des Telebereichs läuft.

Hinweis:

Beim Zoomen aus dem 0,7er-Brennweitenbereich (nur im PS-Modus) in den Normalbereich tritt beim Durchlauf über den Zoomfaktor 1 eine leichtes Stocken in der Zoomphase auf. Diese Funktionalität ist in der Objektivsteuerung begründet und nicht zu verhindern.

UnterWasserWelt empfiehlt deshalb auf das Zoomen aus dem 0,7er-Brennweitenbereich, wenn überhaupt sinnvoll, generell zu verzichten, da die Brennweitenveränderung von Faktor 0,7 bis 1 einfach zu kurz ist.

Fazit

Jeder auf einer Werkbank entwickelte Prototyp zeigt erst im Einsatz seine Stärken und Schwächen. Anscheinend sinnvolle Lösungswege stellen sich dann als nicht akzeptabel heraus und müssen verworfen werden, andere dagegen sind sofort serientauglich.

Das Gehäuse JVC 9800 von Damm ist äußerlich zweifellos ein Eyecatcher, doch der Prototyp, wie es ja Prototypen so in sich haben, ist technisch noch nicht ganz ausgereift und muss deshalb an einigen Punkten einer Überarbeitung unterzogen werden.

Nicht zu übersehen ist natürlich die vorwiegende Handarbeit und die provisorischen Lösungen bei den Funktionsübertragungen, die in der Serie sicherlich  professionellerer gestaltet

Der Einsatz der Fernbedienung hat sich für die Zoomfunktion nicht bewährt und wird in der überarbeiteten in der Weise geändert, dass zukünftig eine Welle direkt auf den Camcorder-Schiebeschalter arbeitet. Im Zuge dieser Änderung soll auch konstruktiv versucht werden, die Snapshot-Taste am Camcorder über eine Wellendurchführung direkt zu betätigen. Die Realisierung dieser beiden Punkte würde die Fernbedienung von störenden Übertragungsgestängen frei und diese ausschließlich nur noch für die Funktion Aufnahme-Start/Stopp erforderlich machen.

Im Zuge dieser Modifikation soll zukünftig die Fernbedienung ohne Entfernung des Fernbedienungsfaches aus dem Gehäuse entnommen werden können. Eine Gefahrenquelle weniger!

Mit den Änderungsmaßnahmen am Prototyp ist natürlich auch eine Neukalkulation des VK-Preises erforderlich. Auch wurde dem Hersteller empfohlen, auf alle die den Preis in die Höhe treibenden Konstruktionsausführungen und Schnickschnacks zu verzichten, damit das Gehäuse nicht nur außer seinem ansprechenden Outfit und seiner einwandfreien Funktionalität sondern auch mit einen attraktiven Preis das Marktinteresse auf sich zieht.    


Vorläufige technische Daten  (Prototyp)  

Bezeichnung  DAMM JVC 9800
Material         Verbundtechnik, Polyester, glasfaserverstärkt
Farbe             gelb lackiert
Gehäuseoptik nein; Domescheibe aus Acrylglas
Wechselport   nein; optional Bajonettadaption für diverse Fremdportsysteme
Steuerung       mechanisch mittels Wellendurchführungen
1 Infrarotübertragung der Fernbedienung 2 direkt
Funktionen  2 Hauptschalter (Camera-Automatik, -Manuell)
1 Aufnahme-Start/Stopp
1 Zoom
1 Photoshot
2 Modus-Wählrad
2 Menü/Bright-Wählrad
Sucherlupe        nein; nur Planscheibe
LCD-Display      nein; optional Seitenspiegel
Mikrofon            nein
Gehäuseverschluss  2 Schnellspannverschlüsse, justierbar und gesichert
Gehäusedichtung    1 O-Ring - Rückwand - Fernbedienungsfach - Abdeckplatte
Wellendichtung Radialdichtung aus der Hydraulik und Pneumatik
Leuchtenhalterung  Alu-Schiene für Montage systemfremder Lichtanlagen
Info-Anzeigen     nein (wäre sinnvoll in der Sucherversion
optional             Leckwarnung
Tauchtiefe          100 Meter (Standarddruckfestigkeit von Damm-Gehäusen)
Maße (LxBxH)         250x190x185 mm
Leergewicht             ca. 3,4 kg (inkl. Fernbedienung)
Einsatzgewicht        ca. 4,3 kg (ohne Lichtanlage)
Steffen Damm Unterwassertechnik Bahnhofstr. 24  01609 Wülknitz  Tel/Fax: 035263-67613
Mob. 0172-3534648, eMail dammaqua-space@t-online.de