Als Dietmar Steinbach 1947 im oberfränkischen Coburg geboren wurde, hätte alles ganz anders verlaufen können, freier und geradliniger. Doch 1955 ziehen seine Eltern nach Zwickau und
mit dem Bau der Mauer 1961 fällt der eiserne Vorhang. Der Tauchsport wird zum Risiko für den Staat, er könnte die Republikflucht erleichtern. Keine einfache Zeit also für einen wie Dietmar, den die Filme von Hans Hass
nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Mit 16 Jahren macht er seine erste Tauchexpedition per Fahrrad. Der Staat erlässt per Gesetz im Jahr 1965, dass das Tauchen nurmehr bei Mitgliedschaft in der GST, der
Gesellschaft für Sport und Technik (ein von der Stasi kontrollierter Verband) ausgeübt werden darf. Private Tauchgeräte müssen bei der Volkspolizei angemeldet werden, Atemregler sind in der Polizeistation abzugeben und
dürfen nur mit Bescheinigung des Vereins für einen genau benannten Zeitraum und Angabe des Tauchziels ausgehändigt werden. Eine schwierige Ausgangssituation also, sich einem Hobby und Sport zu widmen, für dass der Staat
nur aus militärischer Sicht Interesse zeigt.
Natürlich gibt es keine Tauchsportgeschäfte, wie quer durch da Leben der DDR - Bürger heißt es organisieren, improvisieren und selber basteln. In keinem anderen Staat
waren so viele selbst gebaute Atemregler im Einsatz, wie in der DDR. Eigene Produkte rund ums ABC waren kaum angenehm zu tragen, die Maskenköper aus Kunststoff waren hart und dichteten nur begrenzt. Wer also unter
solchen Umständen nicht an seinem Hobby verzweifelt, muss wirklich von tiefe Leidenschaft erfasst worden sein.
So schafft es Dietmar tatsächlich in die Unterwasserfotografie einzusteigen, legt verschiedene Prüfungen
ab bis hin zum Tauchausbilderassistent. Dann organisiert er erste UW - Fotowettbewerbe und findet zum Höhlentauchen.
Seit 1976 wird er regelmäßig bei Fotowettbewerben dekoriert, schon 1984 hat er Kotakte zum Magazin
tauchen in Hamburg. Erst die Wende 1990 bringt ihm die Freiheit, die Tauchziele selbst auszusuchen und unkompliziert an moderne Ausrüstung heranzukommen.
Es ist ein spannendes Leben, für im Westen Aufgewachsene kaum
nachvollziehbares Leben, das Dietmar Steinbach in der DDR führte. "Nur Tauchen im Kopf" gibt einen sensiblen Einblick in 35 Jahre hinter der Mauer, in dem für uns Alltägliches zu außergewöhnlich schwierig zu
lösenden Problemen führte.
Uns hat das Buch gefallen, das mit vielen Fotos die Texte begleitet. Ein ganz anders Buch zum Thema Tauchsport.
Nur Tauchen im Kopf
Autor:
Dietmar Steinbach
ISBN: 9783942661-36-2
Umfang: 300 Seiten
Fotos: 100
Preis: € 20,-
SWB-Verlag Stuttgart
www.swb-verlag.de/
uww 2.13