Nacktschnecken der Weltmeere
Helmut Debelius und Rudie H. Kuiter
by Dr. Eva Hert 2.08
Der Titel dieses Bildbandes erscheint mir zu profan für diese lebendigen Juwelen unter Wasser, die hier in ihrem ganzen unglaublichen Formenreichtum und
ihrer überwältigenden Farbenpracht vorgestellt werden und es bleibt nicht aus, dass man in ein ehrfürchtiges Staunen verfällt, wie es schon in dem Zitat von Richard Dawkins im Geleitwort zu diesem Buch ausgedrückt wird.
Von filigranen Kreaturen von bezaubernder Schönheit spricht der eine der beiden Autoren und Herausgeber der deutschen Ausgabe Helmut Debelius in seinem Vorwort, in dem er die Entstehungsgeschichte des
Buches erläutert. In der darauf folgenden nur sechs Seiten umfassenden Einleitung werden kurz die Merkmale der systematischen Ordnung Nacktschnecken beschrieben. Der Name Nacktschnecken bezieht sich übrigens nicht auf
die Tatsache, dass diese Schnecken ohne Haus auskommen, sondern auf ihre offen liegenden Kiemen, weswegen sie auch Nacktkiemer (Nudibranchia) heißen.
Nacktschnecken kommen überall vom Korallenriff bis in die
Polarregionen, von flachen Brackwassertümpeln bis in die Tiefsee in einer schier unendlichen Anzahl verschiedener Arten vor. Sie sind zum großen Teil überaus farbenprächtig, was der Abschreckung von Freßfeinden dient,
nicht der Anlockung von Unterwasserfotografen. Für letztere waren sie schon seit jeher ein Lieblingsmotiv und aufgrund ihrer in der Regel geringen Größe ein Fall für die Nahbereichslinse.
Im Hauptteil des
Buches werden 1200 Nacktschneckenarten mit einem oder mehreren Fotos und einer Beschreibung mit Angaben zu Fundort und Verbreitung vorgestellt. Dazu kommen gegebenenfalls weitere Fotos für lokale Varietäten. Zu den
einzelnen Schneckenfamilien innerhalb der vier Unterordnungen gibt es einführende Texte, die Aussehen und Lebensweise der jeweiligen Familie beschreiben.
Drei Jahrzehnte akribischer Sammlungs- und
Bestimmungsarbeit sind hier eingeflossen. Nahezu 140 Fotografen haben mit ihren Bildern zu diesem Band beigetragen. Ob es allerdings als Bestimmungsbuch sehr hilfreich ist, bezweifle ich. Die Einteilung nach der
zoologischen Systematik und ein Index nach Gattungen sind für den Laien eine große Hürde. Hier wäre ein Schlüssel beispielsweise nach Verbreitungsgebiet wünschenswert. Dennoch kann man ohne Einschränkung die
NACKTSCHNECKEN DER WELTMEERE als das neue deutschsprachige Standardwerk zu dieser Tiergruppe feiern, das so schnell keinen vergleichbaren Nachfolger finden wird.
Januar
2007
320 Seiten, gebunden
2500 Farbfotos, Farb-Illustrationen
EURO 49,90
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN: 978-3-440-11133-4
www.kosmos.de