Tauchunfall und Druckkammerbehandlung
Dekompressionsprofile
Verschiedentlich wurde die Meinung vertreten, dass zur raschen Rückbildung von Stickstoffblasen mit hohen Druck gearbeitet werden sollte. Jedoch
ist die zusätzliche Sättigung bei Luftatmung und die daraufhin deutlich verlängerte Aufenthaltsdauer in der Kammer zur langsamen Rekompression eher von Nachteil.
Lediglich auf kürzestem Weg in eine Druckkammer
verbrachte Opfer schwerer Tauchunfälle (längstens 30-60 Minuten) können mit Nitrox oder Helioxgemischen mit einer Anfangstiefe von 50 Metern behandelt werden (gilt auch für Gasembolien, wie sie z.B. beim versehentlichen
Gebrauch unbelüfteter Herz – Lungenmaschinen entstehen können). Der Einsatz dieser Gemische ist aber nur ausgewählten Druckkammern möglich.
Die heute standardisiert verwendeten Tabellen 5 und 6, deren
Grundlagen bei der US – Navy entwickelt wurden, sind weltweit in Anwendung. Natürlich gibt es weitere Variationen, die aber fallabhängig gefahren werden.
Tabelle 5 - Anwendung ohne Vorliegen von Symptomen – reiner Dekoverstoß
Möglichst rascher Abstieg auf 18 m (1,8 bar Überdruck) mit Luftatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten Luftatmung;
20 Minuten
Sauerstoffatmung;
30 Minuten Dauer: Aufstieg auf 9 Meter (0,9 bar Überdruck), Sauerstoffatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten Druckluftatmung;
30 Minuten Dauer: Aufstieg auf 0 Meter,
Sauerstoffatmung
Aufenthaltsdauer: 2:10 Stunden zuzüglich Abstieg ca. 5 Minuten
Tabelle 6 – Anwendung bei Vorliegen von Symptomen
Möglichst rascher Abstieg auf 18 m (1,8 bar Überdruck) mit Luftatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten Luftatmung;
20 Minuten
Sauerstoffatmung;
5 Minuten Luftatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten Luftatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
30 Minuten Dauer: Aufstieg auf 9 Meter (0,9 bar Überdruck), Sauerstoffatmung;
5
Minuten Luftpause (Airbrake) Luftatmung
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten Druckluftatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten Druckluftatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten
Druckluftatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten Druckluftatmung;
20 Minuten Sauerstoffatmung;
5 Minuten Druckluftatmung;
30 Minuten Dauer: Aufstieg auf 0 Meter, Sauerstoffatmung;
Mindestaufenthaltsdauer: 4:25 Stunden zuzüglich Abstieg ca. 5 Minuten
Im Verlauf der Behandlungsphase werden vom begleitenden Tauchmediziner
laufend die Symptome überprüft und gegebenenfalls Verlängerungen der Phasen 20 Min Sauerstoff plus 5 Minuten Luftatmung unter 1,8 bar Überdruck angeordnet. Eine Verlängerung bei 1,8 bar Überdruck zieht zwangsläufig zwei
Verlängerungen entsprechender Phasen bei 0,9 bar Überdruck nach sich (+ 1:15 Stunden).
Zur weitgehenden oder vollständigen Genesung sind eine Reihe von Kammerfahrten notwendig. Bei Unfällen im Ausland kann nach
einer Stabilisierung des Patienten die Rückreise angetreten werden. Bei Flugreisen im Idealfall in der normalen Maschine, um dann am Heimatort in einem nahegelegenen HBO – Zentrum die Behandlung abzuschließen.