Tauchunfall und Druckkammerbehandlung
Wirkung der HBO - Therapie
Abgesehen von den schweren Fällen eines Dekounfalls, bei dem sofort Ausfälle bzw. Verletzungen sichtbar sind,
treten bei 50% die Symptome bis zum Ablauf der ersten Stunde nach dem Tauchgangende auf, nach 6 Stunden sind bei 90% der Betroffenen Ausfälle sichtbar. Die restlichen 10% bemerken Symptome erst nach einer weiteren
Druckentlastung (Flugreise).
Ausfälle – ob Reizleitungsstörungen (Taubheitsgefühl in Armen, Beinen, Fingern), Lähmungserscheinungen oder komplexe Lähmungen und Bewusstseinstrübung werden durch die örtliche
Behinderung der Sauerstoffversorgung hervorgerufen, indem Stickstoffblasen die Blutbahnen blockieren. Je nach betroffenem Körperbereich können die Auswirkungen dramatisch sein. Werden die mit Sauerstoff unterversorgten
Gebiete nicht rechtzeitig regeneriert, besteht die konkrete Gefahr bleibender Schäden.
Neuere Studien haben bewiesen, dass eine Vielzahl der lokalisierten Stickstoffblasen keine kugelige Form aufweisen sondern
länglich ausgebildet sind. Außerdem reagiert der Körper auf die Stickstoffblasen wie gegen jeden anderen „Eindringling“, er versucht diese abzukapseln und so unschädlich zu machen. Somit bekommen die Blasen eine
membranartige Oberfläche, die zum Verkleben mit Zellwänden und Blutgefäßen neigen. Deshalb genügt im Rahmen einer HBO – Therapie nicht nur der Versuch die Blasen unter Druck zu verkleinern um sie mit dem Blutkreislauf
„auszuspülen“ (Emboliegefahr bei arteriellen Blasen), vielmehr muss durch die Behandlung der Stickstoff aus den Blasen selbst abgebaut werden, was zusätzlich zur Reduzierung der Blasengröße beiträgt.
Dabei hat die Sauerstoffatmung die Aufgabe einmal durch Bildung von „Nebenkreisläufen“ unterversorgte Gewebebereiche mit dem dringend benötigten Sauerstoff zu versorgen, zugleich aber auch
den Abbau des eingekapselten Stickstoff zu begünstigen. Dies geschieht auf dem Weg, dass durch die halbdurchlässige „Blasenmembran“ Stickstoff in das umgebende Medium (Blut, Gewebe) abgegeben wird, sobald der
Stickstoffanteil im Körper des Betroffenen unter der Lösungsmenge des Stickstoff in der abgekapselten Blase liegt.
Mit Hilfe der HBO-Theraoie werden durchweg gute Erfolge erzielt, doch sind nicht in allen Fällen
vollständige Heilungsprozesse realisierbar. Das liegt unter anderem an der Schwere des Unfalls und an der Zeitdauer, die zwischen dem Unfall und dem Beginn der Behandlung liegt. Kritisch, im Sinne bleibender Schäden, wird
es immer dann, wenn zur Erstversorgung kein Sauerstoff zur Verfügung steht. Doch muss man auch klar sagen, dass bei Fällen bleibender Beeinträchtigungen mit Sicherheit das Leben gerettet wurde.
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Erfahrung: Kammerfahrten für Gruppen
Neben der therapeutischen Ausrichtung der HBO-Zentren sind dort vielfach auch
Tauchtauglichkeits – Untersuchungen machbar oder es werden Kammerfahrten für Gruppen angeboten, die einmal das Erlebnis von 50 Metern Tiefe auf sich wirken lassen wollen. Hierbei stellt Dr. Braumandl immer wieder
fest, dass neben euphorischen Gefühlen nach Beendigung dieser eindrucksvollen Kammerfahrt auch nachdenkliche Gesichter zu beobachten sind, weil jedem deutlich gemacht wurde, wie stark unter dem Einfluss der
Stickstoffnarkose die Fähigkeit schneller Reaktionen oder die Lösung selbst einfacher Rechenaufgaben zum Problem wird. Am „Schraubenbaum“, einem Gestell mit flexiblen Armen, in dessen Gewinde unterschiedliche
Muttern angeschraubt werden müssen, scheiterte so mancher, der zunächst forsch ans Werk gegangen war. Solange man unter 5 bar Überdruck steht – Dr. van Laak schilderte diesen Zustand einmal „als hätte man auf
nüchternen Magen 4 Martini getrunken“ – fehlt die klare
Beurteilungskraft über den eigenen Zustand. Wieder bei 0 bar angekommen wird dem einen oder anderen denn doch bewusst, welchen Risiken er sich in diesen Tiefen unter Verwendung von normaler
Atemluft aussetzt.
Bei einer Abtauchzeit von 9 Minuten und einer Grundzeit von 12 Minuten dauert die Kammerfahrt auf 50 Meter insgesamt 70 Minuten
Erkrankungsformen die mit HBO therapiert werden
Innenohrerkrankungen („Hörsturz“, „Lärmtrauma“, „Knalltrauma“, Ohrgeräusche – „Tinitus“;
Schlecht heilende Wunden (offene Beine) bei Zuckerkrankheit oder arteriellen Durchblutungs - Störungen;
Bestrahlungsnebenwirkungen;
Knochen- und Knochenmarksentzündungen (Osteitis und Osteomelitis) wenn
erfolglich behandelt:
Haut- und Muskelverpflanzungen;
Schwere Knochenbrüche mit Blutgefäß- und Gewebeverletzungen;
Verbrennungen;
Ausgedehnter und / oder tief gehender Weichteilschaden;
Bestimmte eitrige
Entzündungen im Gehirn;
Behandlung von ausgewählten Tumoren;
Multiple Sklerose;
Notfälle:
Tauchunfall;
Rauchgas- und Kohlenmonoxidvergiftung;
Gasbrandinfektion;
Lebensbedrohlicher Blutverlust;
Schlaganfall
(Apoplex)
Netzhautarterien – Verschlüsse, Schwellungen der Netzhaut;
Migräne und sog. Cluster – Kopfschmerz;
Plötzlicher Knochentod (aseptische Knochennekrosen);
Netzhauterkrankung „Rentinitis
pigmentosa“;
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Literatur |
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Druckkammern
(Entwicklung, Technik, Betrieb, Brandschutz) Hubertus Bartmann, ISBN 3-609-75180-0 |