by UWW 03.08
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Manche ängstigen sich davor, für viele ist es ein Tauchgang – Highlight schlechthin, ein Wrack. Viele bekannte Relikte maritimer Katastrophen liegen
in für Sporttaucher erreichbaren Tiefen und gehören auf den Malediven oder im Roten Meer zum Standardangebot von Tauchausfahrten oder Safaris. Oliver Kirsch besuchte weltweit 17 Schauplätze von Schiffsuntergängen und
spielte zu den Szenen seiner Kamerabeobachtungen die Musik seiner parallel erschienenen Audio-CD ein.
Tauchen Sie, dann kennen Sie die meisten der wortlos und nur durch Videoszenen charakterisierten
Zeitzeugen vergangener Epochen zumindest dem Namen nach, das eine oder andere vielleicht auch von persönlichen Besuchen. Natürlich fehlt eine Thistlegorm nicht, die seit ihrer Wiederentdeckung in den 80er Jahren einen
ungebremsten Taucheransturm erlebt, unter dessen Auswirkungen sie sich langsam aber sicher aufzulösen scheint. Man muss schon sehr früh an ihrer letzten Ruhestätte sein, um den imposanten Rumpf frei von unzähligen
Blasenketten zu erleben, die an der Substanz nagend aus allen Ritzen quellen.
Eine Salem Express, der auf der Seite liegende Klassiker auf ebenem Sandgrund, 20, 30 Meter tief, gehört zum szenischen Repertoir wie
eine Rosalie Moller, die sich häufig mit starker Strömung die Besucher vom Leib hält.
Rotes Meer, Thailand, Malediven, Mittelmeer und der Bodensee bilden die Schauplätze konvertierter technischer Produkte, die nun
der Natur neue Lebensgrundlagen bieten und mit bizarrem Bewuchs von Korallen, Algen oder einem Leintuch aus Sediment eine Veränderung erfahren, die schön und sentimental zugleich erscheint.
Die JURA im Bodensee fällt
in dem überwiegend tropischen Sammelsurium der anderen 16 Schauplätze völlig aus dem Rahmen, bleibt sie doch den Tauchern für einen Abstieg vorbehalten, die dafür die notwendige Erfahrung und Ausrüstung mitbringen,
sonst wird ein Abstieg in eiskalte und lichtlose Tiefen zum gefährlichen Pokerspiel mit ungewissem Ausgang.
Oliver Kirsch verzichtet auf belehrende Texte im Hintergrund, die Schauplätze trennende Schwarz – Weiß
– Szenen und Schrifteinblendungen leiten über, vermitteln die wichtigsten Infos.
Wieder ein Kunstfilm aus der Werkstatt des Bild- und Tonkünstlers, ein Ausflug in dessen Archiv. Keine Neuproduktion mit großem
Stab, eine Handkamera fängt ein, was man selbst erleben könnte oder auch schon erlebt hat. Kein Anspruch auf Vollständigkeit, kein Wrack spiegelt sich erschöpfend in seiner gesamten Vielfalt wieder, es sind Blicke,
Augenblicke, flüchtig im Moment der Erfahrung, konserviert durch Optik und Aufzeichnungstechnik. Momentaufnahmen eines Besuchs.
Wer einen belehrenden Film sucht, der wäre enttäuscht, wer sich einfach quer durch die
Welt der von Sporttauchern erreichbaren Wrackspots treiben lassen will, findet in diesem Film seine Zerstreuung.
Im Hintergrund untermalt die Musik der CD „Mare Nostrum“ die Bilder, die Oliver Kirsch nahezu
zeitgleich herausgebracht hat und gibt den Kompositionen ein Gesicht.
Wie immer man es als Künstler auch macht, man macht es falsch... in den Augen derer, die es immer besser wissen. Die wenigen Schwarz –
Weiß – Szenen, ein Impuls in die richtige Richtung, denn Wracks sind eigentlich keine niedlichen Installationen einer Disney – Produktion, bis auf wenige gezielt versenkte Objekte sind sie die sichtbaren
Hinterlassenschaften von Katastrophen, die Leben, Hab und Gut nahmen. Mehr Schwarz – Weiß hätte uns sogar gut gefallen.
DVD „Wracks“
Laufzeit: ca. 40 Minuten
Preis: €
16,90
Bestellung: www.taucherdvd.de/wracks.html
Zur Audio – CD „Mare Nostrum“