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Berühren verboten?

by Herbert Frei 3.01

Hier hätte sich der Fotograf mit ruhigem Gewissen sogar in die Korallen legen können, weil es sich um den Ausleger eines Wracks handelt. Also ein künstliches Riff das vorher nicht da war. Er hat es aber nicht gemacht, damit die nachfolgenden Taucher auch noch die Unberührtheit des Korallenbewuchses erleben können.

Die meisten Motive können schwebend fotografiert werden. Vorsichtiges Abstützen mit den Flossen am Grund würde aber hier keine Schäden verursachen. Wie man sich im Riff verhalten sollte, ist maßgeblich von der Korallensubstanz abhängig. Auf Sand kann man normalerweise sorglos liegen oder knien, sollte aber beim Wegschwimmen nicht übermäßig mit den Flossen schlagen.

In starker Strömung ist das Fotografieren logischerweise erschwert. Man sollte sich mit den Beinen nur dann am Grund verankern, wenn keine größeren Schäden zu erwarten sind. Manchmal kann es besser sein, auf die eine oder andere Aufnahme zu verzichten. In Strömung nicht an Weichkorallen und Schwämmen festhalten weil sie möglicherweise abgerissen werden könnten.

Aktaufnahmen ohne Maske und ohne Flossen am Riff, sind harmlos, weil das Model sich schon aus eigenem Interesse vorsichtig bewegen muss, um nicht verletzt zu werden. Das zarte Festhalten bzw. sanfte Abstützen macht der Hirnkoralle weniger aus, als wenn ein Papageienfisch daran herumgenagt hätte.

Apnoeisten halten sich beim Betrachten von Objekten schon mal an Korallen fest. Da sie aber kraftlos schweben, sind keine Schäden zu erwarten. Apnoe ist die schonendste Art zu tauchen.

Sieht verwerflich aus, ist es aber nicht. Ohne Blei kann ein Model unter Wasser auf einer Koralle ohnehin nicht fest stehen. Es handelt sich eher um leichte Berührungen, die dem Untergrund absolut nicht schadet. Als Fotograf kann man solche Szenen normalerweise freischwebend ablichten. Im Interesse des Models sollten solche Szenen nicht in der Nähe von Feuerkorallen inszeniert werden.

In den Weltmeeren stimmt es schon lange nicht mehr. Ebenso auf vielen Basen und in den Köpfen von Ökoneurotikern. Und mancher bekannte UW - Fotograf, der früher erst durch den Ritt auf einer Schildkröte zum wohlverdienten Orgasmus kam, will uns heute weißmachen, dass man Nacktschnecken und Muscheln besser aus 1m Entfernung fotografieren sollte. Was ist los im Riff? Herbert Frei über einen Zustand, der so nicht bleiben kann.

Wenn Riffe in Mitleidenschaft gezogen werden, sind fast immer die UW -Fotografen schuld. Niemals die ansässigen Basen, die täglich mit einigen Hundert Leuten ins Wasser steigen. Auch nicht El Nino, eine Klimakatastrophe, die den Erdball in schöner Regelmäßigkeit heimsucht und weiße UW - Landschaften zurücklässt. Stürme, die über das Meer jagen und meterhohe Wellen an den Strand tragen, die alles zertrümmern, sind selbstverständlich nur nebensächlich beteiligt. Einen Frachter, der seine Ladung verklappt und einen Tanker, der Öl verliert, betrachtet man immer noch als notwendiges Übel. UW - Fotografen hingegen sind generell von Übel, weil sie Freude an ihrem Hobby haben und dafür auch noch jede Menge Geld ausgeben.Selten hat sich eine Gruppe von Freizeitsportlern so mit Vorurteilen herumschlagen müssen, wie tauchende Hobbyknipser. Klar ist, dass beim Fotografieren auch gesündigt wird. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Niemand kann durch den Wald laufen, ohne eine Ameise zu erschrecken. Ist es im Meer nicht ähnlich? Boote, die zu einem Tauchplatz fahren, können das leider nicht keimfrei erledigen. Motoren verlieren Öl und produzieren Abgase. Aber das stört selbst einen Ökofuzzi wenig, wenn er damit Geld verdient. Geradezu diffus wird es dann ob dieser Tatsache, wenn man auf solchen Kähnen das Pinkeln ins Wasser untersagen will, weil das eine Verunreinigung des Meeres sein soll. Auch das Ausleeren eines Esstellers mit Speiseresten über die Reling kann zu einem nicht enden wollenden Disput führen. Der Diveguide hat nämlich mal irgendwo gelesen, dass das zu Herzverfettung und Leberzirrhose bei den sich um die Essensreste balgenden Fische führen kann. Irrsinn kann man das schon lange nicht mehr nennen. Eher zeigen diese Beispiele bereits jetzt, wie dereinst die Hölle im Himmel sein wird.Dass sich Wirtschaft und Geldadel wenig um Korallenriffe scheren, mag man daran sehen, dass im Süden von Ägypten ein Hafen für 1500 Yachten und Segelschiffe entstehen soll. Die Erdbewegungen dieses gigantischen Vorhabens sind sicherlich zerstörender, als wenn alle Taucher dieser Welt nur noch mit Metallfüßlingen ins Wasser gehen würden. Wer sich angesichts dieser Profitgier und rabiaten Landschaftsveränderung noch um einige UW - Fotografen sorgt, die sich heimlich an irgendwelchen Korallen festhalten könnten, kann nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden und ist wohl therapiebedürftig.

Der gute Ton

Wenn Menschen gemeinschaftlich Urlaub machen wollen, muss es Regeln geben. Diese Regeln, häufig ungeschrieben und nur aus innerer Bestimmung heraus entstanden, sind wichtige Parameter für ein erfolgreiches Miteinander. Sie gelten auch unter Wasser. Wie man sich benehmen soll, hängt nicht selten von Umfeldfaktoren ab, und die können sich ändern. Von Gebiet zu Gebiet. Von Jahr zu Jahr. Von Mensch zu Mensch.Wer im Atlantik taucht, braucht sich um den Untergrund wenig Gedanken machen, wenn er sich als Fotograf auf Motivsuche begibt. Sandgrund, Lavafelsen und Geröll können selbst durch rabiate Motivjäger kaum in Mitleidenschaft gezogen werden. Man sollte sich aber auch hier nicht mit Absicht in den einzigen Goldfingerschwamm der Basis setzen, weil ihn andere Urlauber eben auch noch fotografieren wollen. Schlechter Stil ist es auch, wenn man in eine Höhle auf Motivsuche geht und beim Verlassen schnell noch mal kräftig mit den Flossen wedelt, damit die Nachfolgenden nichts mehr zu sehen bekommen. Als nicht gentlemanlike bezeichnet man auch das Verhalten, die einzige Nacktschnecke in der Höhle bewusst so versteckt, dass sie keiner mehr findet. Dass ein solches Gebaren den Unmut des gutmütigsten Basisleiters hervorruft, versteht sich von selbst.Regelungswut überfällt die Diveguides immer in Gebieten mit Massenansturm wie dem Sinai und Hurghada. Hier treffen Welten aufeinander, die man nur noch schlecht koordinieren kann. Auf der einen Seite will man legitimerweise viel Geld verdienen (100 Taucher auf der Basis bringen logischerweise mehr Kohle in die Kasse wie nur 20), muss aber gleichzeitig darauf achten, dass die Riffe noch attraktiv bleiben. Sonst kommt keiner mehr und das ist schlecht fürs Geschäft. Solche Divergenzen in den Griff zu bekommen, bedeutet, dass sich unter Wasser keiner mehr individuell entfalten kann. Ob er nun Fotograf ist oder nicht. Und so kommt es, dass Ermahnungen, Verwarnungen und Drohungen bei jeder Ausfahrt zum gepflegten Umgangston gehören. Aber es gibt anscheinend immer noch genügend Taucher, die diese Art von Urlaub mit pathologischer Regelmäßigkeit geradezu suchen. Einige entwickeln dabei schon paranoide Züge, lechzen insgeheim vor Vergnügen, wenn sich einer daneben benimmt, denn dann kann man einen saftigen Brief an ein Tauchmagazin  schreiben: „Ich sah, wie die Flosse eines Mittauchers eine Weichkoralle berührte. Was können wir anständigen Urlauber dagegen tun?!“ Die Antwort kann eigentlich nur heißen: „Bleiben Sie zuhause, dann schaden Sie der Umwelt am wenigsten!“

Denn eines ist klar, auch die Scheinheiligen fliegen mit Flugzeugen, die Dreckwolken in die Atmosphäre blasen. Auch ihr Abfall und ihre Fäkalien müssen entsorgt werden.

Aber so ist die Welt. Wer sie anders haben möchte, muss zuerst die Menschen an den Urlaubsorten reduzieren. Das könnte am besten durch Selbstbeschränkung geschehen, funktioniert aber nicht, weil der Kommerz stärker ist. Politische Restriktionen wie man sie im Süden von Ägypten praktiziert, haben indes weniger den Umweltschutz im Visier, als deftige Gebühren für Genehmigungen. Indem, dass man bezahlt und dann trotzdem tauchen darf, wird keine Koralle gerettet. Ehrlich wäre, man würde Gebiete wie den Sinai für zwei Jahre ganz schließen und ihn dann für nur wenige wieder öffnen. Doch das ließe sich angesichts der Investitionen nicht einmal mehr in einer Diktatur durchsetzen. Schon gar nicht in einem Land, das jeden Dollar dringend benötigt. Allein das Wüstennest Dahab im Sinai beherbergt mittlerweile mehr als 45 Tauchbasen. Kann das noch vernünftig sein? Individuelles Tauchen an einsamen Stränden ist temporär nur noch in den Monaten Januar und Februar möglich, wenn das Wasser 22° C hat und ein kalter Wind bläst. Unverdrossen werden in vielen Magazinen, die Tauchreisen veröffentlichen, in schöner Regelmäßigkeit diese hoffnungslos Überlaufenen Tauchgebiete als das allein Seligmachende vorgestellt und gepriesen. Aber vielleicht sollte man als Individualist darüber gar nicht traurig sein, weil solche Gebiete eben die Massen magisch anziehen und sie von anderen schönen Destinationen abhalten. Empfehlenswert im Sinne von Urlaub und Individualismus sind heutzutage leider nur noch Tauchgebiete, die so teuer sind, dass sie sich nicht jeder Sozialfall leisten kann. Oder das Urlaubsgebiet muss politisch so unsicher sein, dass sich auch Mutige nur noch selten hintrauen, möglichst mit hoher krimineller Rate. Sie können sicher sein, hier ist es den Leuten egal, ob jemand eine Nacktschnecke vom Grund aufhebt und auf einen Schwamm setzt. Hauptsache, der Gast kommt wieder - sofern er den Trip Überlebt hat...

Verhaltenscodex

Egal, wie intakt ein Riff ist, egal, wo man sich auf der Welt befindet, als UW - Fotograf sollte man folgende taucherische Verhaltensweisen üben, beachten und anwenden:

1. Perfektes Tarieren mit der Kameraausrüstung wäre wünschenswert, leider kann es nicht jeder. Trainieren Sie sich aber wenigstens die Grundkenntnisse an, damit Sie nicht wie ein Bleistück in die Korallen knallen. Zum Üben nicht an ein unberührtes Riff schnorcheln. Man trainiert so etwas über Sandgrund , besser aber zuhause im See.Tauchen Sie nicht mit zwei Kameras, wenn Sie es nicht wirklich beherrschen.

2. Man kann sich in jedes Riff legen oder darin knien, muss nur wissen wie und wo. Hinlegen für ein Foto sollte man sich nur auf freien Flächen mit Korallenschrott. Dort macht es wirklich nichts aus. Sich in intakte Korallen zu legen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen,  zeugt nicht gerade von hoher Sensibilität. Knien ist einfacher, weil man keine große Fläche benötigt. In jedem Riff gibt es kleine Areale, die unbedenklich dafür genutzt werden können. Vermeiden Sie es, beim Knien etwas abzubrechen oder zu zerquetschen. Genau kontrollieren, ob man sich den Riffkontakt erlauben kann. Notfalls auch mal auf ein Foto verzichten, selbst wenn es schwer fällt.

3. Besonders als UW - Fotograf sollte das Augenmerk auf die Flossen gerichtet sein. Kaufen Sie keine langen Sportflossen, weil man damit immer irgendwo aneckt, ohne es zu merken. Wer Makroaufnahmen im Riff machen will, sollte grundsätzlich kurze und breite Flossen wählen, eher weich als hart, damit sie bei Korallenkontakt besser nachgeben können. Am besten haben sich die amerikanischen „Duckflossen“ bewährt, weich und extrem elastisch. Leider in strömungsreichen Gebieten nicht ideal, weil der Speed fehlt. (Alternative: Aquatics Split Fin, Anm. d. Red.)

4. Druck, den man aufs Wasser ausübt, wird fast verlustfrei fortgepflanzt. Sie erkennen das an den Dreckwolken, die ein Taucher mit den Flossen aufwirbelt, wenn er Über Sandflächen dahingleitet. Um beim Sinken oder beim Anschwimmen einer Steilwand unnötige Riffberührungen mit dem Jacket zu vermeiden, genügt es häufig, mit der offenen Hand gegen das Riff ins Wasser zu stoßen. Der dadurch erzeugte Druck reicht fast immer aus, Ihren Körper aus der kritischen Zone zu bringen.

5. Flossenschwimmen kann anscheinend jeder Taucher, sich aber umweltschonend fortzubewegen scheint eine Sache von Wenigen zu sein. Die kräftigen Auf - und Abwärtsbewegungen, wie man sie heute noch in der Anfängerausbildung lehrt, haben Vorteile in starken Strömungen, erzeugen jedoch Über Sand- und Schlammgrund den Effekt von explodierenden Seeminen. Besser ist eine sensible, froschartige Fußbewegung (wie beim Höhlentauchen), bei der die Stoßwellen ins Freiwasser abwandern und sich nicht am Grund brechen können.

6. Unter Wasser als Fotograf etwas in die Hand zu nehmen und es in eine fotogenere Position zu bringen, kann, wenn man nicht aufpasst, zur Manie werden. Nahezu alle Fotografen werden irgendwann von diesem inneren Kulissenzwang eingeholt. Er ist nicht schlimm, wenn man es mit der Staffage nicht übertreibt.Eine Nacktschnecke auf einen fotogeneren Untergrund zu setzen ist legitim, sofern das Substrat angenommen wird. Es würde einer Schnecke nicht das geringste ausmachen, würde man sie vom Sinai in den Sudan verfrachten. Das Tier will sich auch dort nur sattfressen und sich paaren. Unfair wäre es, die Schnecke in eine Anemone zu setzen, um zu sehen, ob sie dieses Abenteuer heil übersteht. Dort ginge sie nämlich freiwillig nie hin.

7. Abzulehnen sind mechanische Veränderungen im Riff. Beispielsweise eine Mördermuschel aus der Verankerung zu brechen, um sie fotogener zu platzieren. Die Muschel würde das zwar problemlos überleben, aber soweit sollte man bei der Bildkomposition nicht gehen. Einen Skorpionsfisch leicht mit dem Schnorchel oder dem Finger anzustubsen, damit er  ein wenig weiterrutscht, macht wirklich nichts. In einer Höhle oder in einem Spalt herumzustochern, um das darin versteckte Tier zum Herauskommen zu bewegen, sollte unterlassen werden. Man reißt auch keinen Kraken aus seinem Loch oder grabscht nach einem Schaukelfisch, um diesen zu versetzen.

8. Soll man Fische anfüttern, um zu besseren Aufnahmen zu gelangen? Auch hier wird viel übertrieben, und zwar von beiden Seiten. Durch Anfüttern wird eher der Taucher gefährdet als der Fisch. Und das ist nun wirklich jedem seine ureigenste Sache, ob er sich beißen lassen will oder nicht. Dass Fische durch Anfüttern an Darmverschluss und Sodbrennen zugrunde gehen, ist Panikmache und Nonsens hoch drei. Fische fressen immer, weil das neben der Paarung ihre einzige Bestimmung ist. Ob es immer Würstchen und hart gekochte Eier sein müssen, sei dahingestellt. Am liebsten mögen sie ihre eigenen Artgenossen. Werden aufgetaute Fische verfüttert, ist im Riff der Teufel los. Sogar Drachenköpfe kommen dann angeschwommen. Fragen Sie aber den Basisleiter, ob er das gerne sieht. Besser noch, er spielt den Dompteur und Sie fotografieren. 

9. Auf einem Walhai oder einem Manta zu reiten oder eine solche Szene zu fotografieren, kann ein unvergessliches Erlebnis sein. Nur wenigen Tauchern ist derartiges vergönnt. Noch immer herrschen falsche Vorstellungen über dieses Fraternisieren. Ein Manta wird durch Berühren weder entwürdigt noch bekommt ein Walhai seelische Probleme, wenn sich ein Taucher euphorisch an seiner Rückenflosse festhält. Mantas und Walhaie schütteln jeden Reiter lässig ab, wenn ihnen der Kokolores und das Treiben zu bunt werden.Der gute Ton betrifft deshalb weniger die Riesenfische als Mittaucher und Fotografen. Durch unbedachtes Anschwimmen und Festklammern können die Tiere vertrieben werden, weil sie sich gestört oder belästigt fühlen. Und dann hat die gesamte Gruppe nichts von der Begegnung.

10. Partnerfotografie ist eine gefragte Disziplin, weil man logischerweise natürlich Frau, Freundin oder Model im Riff ablichten will. Auch hier gelten die selben Verhaltensweisen wie beim üblichen Tauchen. Man lässt kein Model bei starker Strömung mehrmals in eine Position schwimmen, die sie nur durch Hangeln und Festhalten an Korallen einnehmen kann. Partnerin und Partner sollten bei sog. Portraits hinter Korallen ebenfalls darauf achten, was sie mit ihren Flossen und Knien anstellen.

Etikette für Tauchlehrer

Anstand und Umgang mit Mitmenschen, die übrigens für das Tauchvergnügen bezahlt haben, geht vielen Diveguides ab. Gängeln und Anmotzen scheinen noch vor Entspannung und Erlebnis kommen. So wie es unter Tauchern welche gibt, denen das Meer egal ist, solange sie ihren Spaß haben, finden sich auch Basenleiter, die scheinbar ein mehrjähriges Studium in psychologischer Grausamkeit und Sadismus mit Erfolg abgelegt haben. Auf solchen Basen schwimmen die eingeschüchterten Gäste in meterweitem Abstand von Riff, verängstigte UW -Fotografen dürfen nicht mal im Sand nach einer Scholle Ausschau halten. Von wegen Kleintiere beobachten oder gar ablichten, auf der Basis liegt ein Buch. Dort kann man nachschlagen, was man nicht sehen durfte. Niemand muss UW - Fotografen mögen. Ein Basenleiter sollte seine Abneigung aber bereits vorher im Prospekt oder im Internet klar herausstellen, damit Videografen und Fotografen nicht den Himmel buchen, aber in der Hölle landen. Allen Tauchlehrern und Guides seien folgende Regeln und Tipps wärmstens empfohlen:

1. Fotografieren ist kein Verbrechen, sondern Entspannung. UW - Fotografen sind weder besser noch schlechter als andere Menschen. Sie haben aber im Gegensatz zu diesen eine Urlaubsaufgabe, sind engagiert und kommen gern wieder, wenn man sie unterstützt und freundlich behandelt.

2. UW - Fotografen sind die besten Botschafter einer Basis. Sie zeigen ihre Bilder im Freundes- und Bekanntenkreis, viele in einem Tauchclub, einige sogar als Publikation in Tauch- und Reisemagazinen. Eine bessere Werbung kann es wohl kaum geben. Wäre es da nicht sinnvoll, diese Leute an Plätze zu führen, wo sie in Ruhe und ohne Stress ihrem Freizeitvergnügen nachgehen können?

3. Die meisten UW - Fotografen achten von sich aus darauf, nichts kaputt zu machen. Schließlich wollen sie sich ihre Motive nicht selbst zerstören. Absichtlich schon gar nicht.

4. Wer Handschuhe trägt, ist kein Rifffrevler. Es ist ausgekochter Blödsinn, zu vermuten, Handschuhträger würden ausschließlich grabschen und Korallen abbrechen. Handschuhe sind ein Sicherheitsaspekt und man trägt sie in strömungsreichen Gebieten auch deshalb, um sich im Ernstfall festhalten oder vorwärtshangeln zu können.

5. Wenn sich einer daneben benommen hat, sagt man ihm das mit ernsten aber freundlichen Worten. Es ist nicht erforderlich, den Sünder vor versammelter Mannschaft nieder zu machen und ihn mit investigativen Enthüllungen als Umweltsau bloßzustellen. Das ist er nämlich sicher nicht. Vielleicht wurde er durch die Strömung unbeabsichtigt in die Korallen gedrückt oder ihm fehlt das Gefühl fürs korrekte Tarieren. Dann übt man es mit ihm.

6. Jede Basis sollte spezielle Plätze für UW - Fotografen auswählen, an denen gefüttert werden kann bez. darf. An diesem Platz muss Angel- und Fischereiverbot herrschen. Angefütterte Großfische (Haie, Zackis) sind ein enormer Kundenmagnet - nicht nur für Fotografen. Und es wird dabei gewährleistet, dass diese Tiere in dem betreffenden Gebiet geschützt sind. Nebeneffekt: Angefütterte Fische sind zutraulich und müssen nicht mühsam vor die Kamera geholt werden. Man kann sie üblicherweise freischwebend fotografieren, was logischerweise das Riff schont.