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Externe Blitzsensoren

by Herbert Frei (3.03)

Die optische Signalerfassung wird vorzugsweise bei einfachen UW-Kameras zur verbesserten Belichtung mittels amphibischer Blitzgeräte eingesetzt.

Ausrüstung mit dem Sensor von Matthias Heinrichs

Ausrüstung mit dem Sensor von Matthias Heinrichs

Gut zu erkennen: Sklavenblitzsensor unterhalb des Reflektors des zusätzlichen Blitzes, angesteuert durch den eingebauten kameraeigenen Blitz

Das Handling der Geräte mit optischer Signalerkennung ist denkbar einfach - kein Problem für Beginner!

Bei Digitalkameras ohne TTL-Steuerung kann ein externer Blitz nur über optische Signalerkennung gezündet werden. Vor dem kameraeigenen Blitz die Umlenkblende zur Ansteuerung des Sklavenblitzsensors.

Optische Verbindung mittels Lichtleiterkabel: Motomarine MX-10

Optische Signalerfassung bei analogen Sucher- und digitalen Kompaktkameras

Das Problem ist bekannt, wird aber häufig unterschätzt bzw. unzureichend gelöst. Mit analogen und digitalen Kameras ohne Blitzschuh kann ein externes  Amphibienblitzgerät nur kontaktlos über eine optische Signalerfassung gezündet werden. Hört sich einfach an, ist aber eine durchaus aufwändige Geschichte, wie Herbert Frei herausgefunden hat.


Der Marktanteil einfacher UW - Kameras für Erinnerungs- und Schnorchelfotos hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Noch führen die analogen Vertreter das Feld der Urlaubsknipser an. Farbnegativfilme sind unproblematisch, die zugehörigen Kameras im Prinzip auch. Mehr als den Auslöser und gegebenenfalls eine Blendenverstellung oder Blitz EIN/AUS gibt es selten. Und das reicht auch. Die Kameras stecken in robusten Kunststoffgehäusen und verfügen alle über einen eingebauten Kleinblitz, der redlich seine Arbeit verrichtet. Mal ordentlich, mal weniger gut. Letzteres überwiegt. Abhängig ist die Zufriedenheitsquote von Transparenz, Motiventfernung und Bildwinkel. Fast immer bleiben Wünsche offen, denn mit dem Kerzenlicht des integrierten Kamerablitzes ist so viel Staat zu machen wie mit einem stimmbruchgeschädigten Jugendlichen, der im Chor der Wiener Sängerknaben ein Solo singen soll.
Das Bedürfnis, auch mit einer Sucher- oder Kompaktkamera vernünftig ausleuchten zu können, kommt den Besitzern immer dann, wenn die Urlaubsbilder dunkle Ecken aufweisen oder die Motive im Schneegestöber der Schwebeteilchen kaum noch auszumachen sind. Als Lösung bietet sich ein externes, amphibische Blitzgerät an.

Analoge Sucherkameras

Ideenbringer war vor fast 10 Jahren die japanische Firma Sea & Sea. Sie stattete die damals auf den Markt gekommene Motormarine MX-10 mit einem am UW - Gehäuse montierbaren Blitzgerät aus, das ohne Kabelkontakt gezündet werden konnte. Als opto - elektrischer Auslöser fungiert an der Kamera eine IR-Zelle, die beim Auslösen des Verschlusses einen Lichtimpuls zum Blitzgerät weiterleitet, wo eine Sensorzelle den Blitz zum Zünden bringt. Im Prinzip handelt es sich hier im engeren Sinne um eine Sklavenblitzschaltung. Der Lichtimpuls wird nämlich durch das Wasser hindurch zum Blitzgerät exportiert. Diese kontaktlose Zündung funktioniert aber nur über eine sehr kurze Distanz, quasi im Millimeterbereich. Was aber völlig ausreicht, denn das zugehörige Blitzgerät sitzt fest eingerastet an der Kamera. Das Zündsystem der MX-10 ist so ausgelegt, dass man als Zubehör auch ein fiber-optisches Kabel anschließen kann, um das Blitzgerät von der Kamera zu trennen. Es entsteht auf diese Weise ein kontaktlos gezündeter  Kabelblitz, ein absolutes Novum in der UW - Fotografie.
Andere Hersteller wie Reefmaster, Epoque oder Cullmann lösen das Dilemma des externen Zündens mit einer richtigen Sklavenblitzfunktion am Amphibienblitz. Das Licht des integrierten Kamerablitzes wird durch eine Reflexfläche nach oben gelenkt und trifft dort auf einen oder zwei nach unten gerichtete Sklavenblitz - Sensoren, die durch den Blitzimpuls aktiviert werden und den Amphibienblitz zünden. Auch hier benötigt der UW - Fotograf kein Kabel, keine Blitzbuchse und keinen Stecker. Das Zündsystem ist wartungsarm, weitgehend narrensicher und in Verbindung mit Farbnegativfilmen recht gut zu gebrauchen. Denn einen Nachteil hat die kontaktlose Zündung: TTL-Blitzsteuerung ist nicht möglich. Allerdings versuchen Firmen wie Epoque mit der ET-100 oder Sea & Sea mit der MX-5 die richtige Blitzbelichtung mittels einer Messzelle in den Griff zu bekommen. Das funktioniert recht gut mit den gutmütigen Farbnegativfilmen, kommt aber bei der Belichtung von Diafilmen (enger Belichtungsspielraum) eindeutig an seine Grenzen und ist deshalb hier nur noch eingeschränkt zu empfehlen. Weil der Lichtweg des Kamerablitzes recht kurz ist, funktioniert diese Auslösetechnik auch im hellen Sonnenschein. Voraussetzung ist aber, dass der externe Amphibienblitz bzw. seine Sklavensensoren halbwegs genau auf das nach oben gelenkte Licht des Kamerablitzes ausgerichtet sind. In gewisser Weise kann man die externen Amphibienblitzgeräte sogar von der Kamera lösen und frei halten, die Sklavenblitzsensoren reagieren selbst bei einer moderaten Signalentfernung noch ziemlich zuverlässig...sofern der Kamera - Blitzimpuls von den Sensoren als solcher erkannt wird und eine hinreichende Lichtstärke aufweist.

Mit digitalen Kompaktkameras

Mit dem Aufkommen der digitalen Kompaktkameras erfuhr die optische Signalerkennung eine enorme Aufwertung. Grund ist die Vielzahl einfacher digitaler Fotogeräte ohne Blitzschuh. Unter dem Wort Blitzschuh versteht man einen externen Blitzkontakt. Meistens sitzt er mittig auf dem Kameradach oder auch mal daneben, wenn das Gerät einen ausklappbaren Kamerablitz besitzt. Im Blitzschuh befestigt man den Systemblitz, der über Kontakte von der Kamera gesteuert wird.  
Ohne Blitzschuh kann man an einer Kamera - gleich ob analog oder digital - keine Online -Kommunikation zwischen Blitzgerät und Kamera aufbauen. Wer aber trotzdem beabsichtigt, die Ausleuchtung seiner UW - Aufnahmen einem externen Amphibienblitz anzuvertrauen, benötigt eine optische Signalerkennung in Form eines Sklavenblitzsensors. Insofern läuft das Procedere genau so ab wie bei analogen Kameras. Doch es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied. Die ausgefeilte Blitztechnik der digitalen Kompaktkameras mit ihren integrierten Kleinblitzen geht über das einfache Blitzbelichten hinaus. Besser ausgestattete Geräte arbeiten mit einem oder mehreren fast unsichtbaren Vorblitzen, um zur exakteren Blitzbelichtung notwendige Infos wie Motiventfernung und Reflexionsvermögen der Objekte zu erfassen.  Bei solchen Hightech - Methoden kommen einfache Sklavenblitzsensoren, die nur für simples Auslösen konstruiert sind, an ihre Grenzen. Sie zünden nämlich bereits beim Vorblitz des integrierten Kamerablitzgerätes. Man benötigt deshalb sog. intelligente Digital-Adapter, die sich an die komplizierteren  Blitzmessmethoden anpassen lassen. Über Wasser hat die Fa. Metz diese Problematik erkannt und bietet einen Kleinblitz mit Signalerkennung an, der erst nach dem Vorblitz auslöst. Dieser „mecablitz 34 CS-2“ kann aber trotzdem mit der Kamera kontaktlos kommunizieren. Wer ihn an einer beliebigen digitalen Kompaktkamera verwenden will, benötigt allerdings ein separates und möglichst transparentes UW - Gehäuse, damit der externe „mecablitz“ das Vorblitzsignal erkennen kann.
Im Unterwasserbereich haben Ikelite und Sea & Sea spezielle Sklavenblitzsensoren entwickelt, die auf die gestiegenen Ansprüche der digitalen Blitztechnik reagieren. Den wohl ausgefallensten und raffiniertesten Digitaladapter hat Matthias Heinrichs ( matthias@muenster.de ) entwickelt. Knapp 100 EURO kostet das Kommunikationswunder, das sich auf bis zu drei Vorblitze programmieren lässt, eine frei wählbare Auslöseverzögerung von bis zu 500 Mikrosekunden nach Zündung des Kamerablitzes gewährleistet und eine - wenn nötige - Abschaltverzögerung bzw. verlängerte Brenndauer des externen Blitzlichtes bis 500 Mikrosekunden möglich macht. Letztere kann unter Umständen wichtig sein, wenn es am transparenten UW - Gehäuse aufgrund materialbedingter und deshalb geringfügig aber doch merkbar kürzerer Lichtgeschwindigkeiten zu Synchronisierungsdifferenzen der beiden Lichtquellen kommt.
Der von Matthias Heinrichs produzierte Hightech - Sklavenblitzsensor dürfte zur Zeit das technisch absolute Spitzenprodukt in diesem Marktsegment sein. Die Grenzen dieses Digitaladapters liegen einerseits bei den Anwendern selbst, die das Gerät mittels eines mitgelieferten Magnets selbst programmieren bzw. einstellen müssen. Dabei dürften aber weniger die nicht vorhandenen technischen Grundkenntnisse eine Rolle spielen - eine äußere Einstellung mittels Schalterpositionen wäre sicherlich besser, wenn auch unverhältnismäßig teurer - als die dürftige Informationpolitik der Kamerahersteller. In nahezu keiner Bedienungsanweisung der digitalen Kompaktkameras steht, ob und wie viele Vorblitze das Gerät zur exakten Ermittlung der Blitzbelichtung abgibt. Mit dem Heinrichs-Digitaladapter muss man deshalb notgedrungen zuerst einige Versuche fahren, um zu sehen, wie die Digitalkamera reagiert. Das geschieht aber recht schnell, da man die Funktion ja am Monitor kontrollieren kann. Die vermeintlich richtige Adapter-Einstellung lässt man dann so wie sie ist und braucht in Folge nie mehr etwas zu ändern.
Nachteil des Digitaladapters ist zweifelsohne die etwas abenteuerliche Befestigung am UW - Gehäuse mittels Gummibändern, Kabelbindern und Beschwörung aller Kameraheiligen, damit diese einen sicheren und dauerhaften Halt gewährleisten. Eine etwas ergonomischere Form des edlen Stücks wäre wünschenswert, wenngleich das wiederum den Preis in Bewegung bringen würde. Die Montage vor dem Reflektor des integrierten Kamerablitzes bringt es mit sich, dass dieser dann außer dem Zündimpuls keine nennenswerte Funktion mehr ausüben kann. Sein Licht wird durch den Body des Digitaladapters so stark unterdrückt, so dass die frontal abgegebenen Lichtstrahlen eventuell vorhandene Trübstoffe kaum mehr beeinflussen können.     
Alle mobilen Sklavenblitzsensoren können nur funktionieren, wenn sie mit einem Kabel am externen Blitzgerät angeschlossen sind. Die üblicherweise als Nikonos - Buchse verwendete Verbindung besitzt meistens drei starre Polstifte. Die Kabelverbindung sollte im Urlaub dauerhaft angeschlossen bleiben. Erst nach Beendigung der Tauchtage ist eine Reinigung des Gewindes und des O-Ringes zweckmäßig. Sollte Wasser in die Buchse gelangen, ist dieses mit Süßwasser auszuspülen und mit Flaschenpressluft ausblasen. Der Stecker des Kabels verliert nach Salzwassereinbruch meistens seine Funktion. Dann ist ein neues Kabel fällig.

TTL-Sklavenblitze

Neben der einfachen Signalerkennung haben sich die Hersteller von amphibischen Blitzgeräten konstruktiv auch mit der Frage befasst, ob es denn nicht möglich wäre, eine TTL-belichtete Aufnahme  mittels kontaktlosem Sklavenblitz belichtungstechnisch so aufzuwerten, dass der Eindruck entsteht, das Bild wäre mit zwei TTL-Blitzgeräten ausgeleuchtet und belichtet worden. Die Lösung dazu heißt TTL-Sklavenblitz.
Pioniere dieser Blitztechnik sind Ikelite und Sea & Sea. Der amerikanische Blitzgeräte- und Gehäusehersteller Ikelite hat hierzu einen TTL-Sklavensensor entwickelt, der über ein Kabel mit einem Ikelite-Blitzgerät verbunden wird und nach Auslösen des Hauptblitzes den Sklavenblitz zündet. Dieser bleibt so lange aktiviert, bis der Hauptblitz ausgeht. Die Blitzbelichtung der Kamera erfolgt dabei immer im TTL-Modus. Ob man es glauben will oder nicht, es funktioniert.
Sea & Sea macht es etwas anders. Hier gibt es keinen separaten TTL-Sklavensensor, sondern spezielle, amphibische Blitzgeräte, die im Reflektortraum zwei Sensoren eingebaut haben. Einer für die Lichtimpulserkennung des Hauptblitzes und ein zweiter für die Blitzbelichtungssteuerung des Sklaven. Insbesondere bei Makroaufnahmen ist mit einer fast narrensicheren Blitzbelichtung zu rechnen. Aber auch Weitwinkel- und Fisheyeaufnahmen können recht problemlos ausgeleuchtet werden, wenn man eine Minuskorrektur von 2/3 bis 1 Blende eingibt. Sogar frontales Blitzen (Model hält Sklavenblitz) in die Optik regelt die TTL-Sklavensteuerung recht passabel. Größter Vorteil der TTL- Sklavenblitzbelichtung ist das Fehlen des Synchronkabels. Man benötigt weder eine Zweitbuchse noch kann ein Störimpuls in der Kamera-Elektronik für Ärger sorgen. Denn eines darf man nicht übersehen oder verharmlosen. Das gleichzeitige Zünden zweier, eventuell sogar unterschiedlicher Blitzgeräte über den Kamerakontakt, ist häufig nicht das Gelbe von Ei. Auch wenn die Kamera selbst keinen Schaden nimmt, kann es zu kuriosen und ärgerlichen Zündaussetzern kommen, die für ein möglicherweise einmaliges Bild mehr als hinderlich sind.         
Selbstredend können die TTL- Sklavenblitzgeräte auch in Verbindung mit digitalen Kompakt- oder Spiegelreflexkameras verwendet werden, denn die Vorblitze der Hauptblitzgeräte werden zumindest bei heller Umgebung nicht registriert, so dass die digitalen Bilder mit dem kabellosen Zweitblitz nicht wesentlich anders belichtet werden als analoge.  

Fazit

Die Technik der optischen Signalerkennung mit eventueller Steuerung bzw. Berücksichtigung der Blitzleistung des Hauptblitzes ist sehr weit fortgeschritten und kann uneingeschränkt bei der Anschaffung eines Zweitblitzes und primär für die Fotografie mit Diafilm empfohlen werden.
Besitzer einer digitalen Kompaktkamera mit Vorblitzautomatik, aber ohne externen Blitzanschluss, sind indes prinzipiell gut beraten, einen Digital-Adapter als Zwischenglied zum externen Amphibienblitz zu verwenden