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© UWW Michael Goldschmidt

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Da gibt es keine Tunnels, Röhren oder Wände bildende Fischwärme oder funkelnd leuchtende Farben einer Natur, wie von Impressionisten gemalt. Da gibt es keine atemberaubenden Wracks, keine Delfine oder Haie. Und meistens muss man sich warm anziehen, möchte man sich der schweigenden Welt im Süßwasser hingeben, einer Welt voller Geheimnisse, die entdeckt werden möchten.

Nicht lichtlose Tiefen, die nur Logbucheinträge generieren, davon zeugend, dass man ein Stück weit seine Ängste überwunden hat, bestimmen mein Tun. Nein, es ist die Tiefe, die das Licht des Tages noch erreicht, dessen monochrome Farbwelt von Leben erfüllt ist, ein Reich für Pflanzen, Fische, Krustentiere, das so oft unterschätzt wird.
Es sei so kalt, man sehe nichts, so argumentieren jene, die sich nie die kleine Mühe machten, an einem sonnigen Tag im Frühjahr den See tauchend zu besuchen, dessen Ufer im Sommer von Sonnenhungrigen und Badenden dicht bevölkert sind. Keiner von ihnen weiß genaueres von dem, was sich im nassen Lebensraum so tut.
Wasserpflanzen sind der ideale Ort für die Kinderstube im See lebenden Fische. Die zum Licht strebenden Stängel mit filigranem Blattwerk, durch das die Sonne blinzelt und in denen die winzigen, silbrig glänzenden Fischleiber einen ausgelassenen Tanz vollführen, lassen mich gerne verweilen und beobachten. Nach einiger Zeit versteht man den Mikrokosmos vor der Tauchmaske besser, erkennt den Rhythmus, die Choreographie der blitzschnell wechselnden Bewegungsrichtung im Nachwuchsschwarm der Flussbarsche. Später, wenn ihre leuchtend orangeroten Flossen einen Hauch von Karibik verbreiten werden, wird nur ein kleiner Teil der glitzernden Bande überlebt haben, denn Forellen und Hechte werden sich die Mägen mit ihnen gefüllt haben. da stehen schon zwei wunderbar getarnte Räuber mit ihren eleganten langen Körpern, selbstbewusst, reglos lauernd, die Barakudas des Süßwassers.
Hechte lassen sich geduldig beobachten, sie sind überheblich wie Katzen, die nicht anerkennen wollen, dass es größeres, stärkeres gibt, als sie selbst. Verschwinden sie im grünen Vorhang blühender Kleinstorganismen, dann nur, weil sie sichtlich genervt sind und nicht aus Vorsicht.
Schiebt sich unerwartet ein Schatten aus dem Halbdunkel des Uferbewuchs und wird bald so lang wie der Taucher selbst, dann klopft das Herz in wenigen Metern Tiefe um eine Handvoll Schläge schneller. Zu den selten entdeckten Giganten des Süßwassers zählt der scheue und zumeist nachtaktive Waller oder Wels. Mit einem dieser friedvollen Monster einige Meter zu schwimmen hat qualitativ mehr Bedeutung, als die Sichtung eines Hammerhais, Man kann sie nicht planen, es ist der Zufall, der es will, diese Momente erleben zu dürfen.
Man kann mit Fischen Freundschaft schließen und das geht nicht in ein paar Tagen am exotischen Urlaubsort. Herbert Frei etwa hat das mit einigen Karpfen geschafft, einer ansonsten sehr scheuen Fischart. Viel Geduld und eine Reihe von Tauchgängen in einem klaren Flussaltwasser, immer ein paar Leckerbissen dabei, das ließ die Scheu der Tiere verblassen und so posieren sie immer wieder eindrucksvoll vor seiner Kamera. In Freundschaft beneide ich ihn darum.
Dafür tauche ich mit Edelkrebsen, deren rotes, braunes oder blaues Krustenkleid strahlende Farben in die Unterwasserfotos zaubert und im Schein der Handlampe kräftig leuchtet. Was brauche ich Hummer oder Langusten, diese mutigen, kleinen Ritter des Seegrunds machen mir im wöchentlichen Abstand große Freude und nicht nur ein, zweimal im Jahr nach stundenlangen Flug.
Die absoluten Highlights sind natürlich geschwebte Erlebnisse in glasklaren Bergseen, in denen versunkene Bäume, von wabernden Algenpolstern überzogen, eine natürliche Traumkulisse bieten. Kein Disneyland, kein Hollywood. Alles nur unter Wasser erlebte Natur.

Nicht die Tiefen zählen bei den Tauchgängen, es ist die Zeit. Mein Buddy und ich lassen uns mit Kameras und Licht auf die Welt um uns ein, Minuten werden zu Sekunden, wenn uns die Schwere der Überwasserwelt wieder aufnimmt, sind oft zwei Stunden vergangen, verbracht in einer immer wieder faszinierenden Seenlandschaft.