by Falk Wieland & Cornelia Beyer 11.10
Wir bitten um freundliche Beachtung |
Die „Werkhallen-Tauchbasis“ bei der „Stadt aus Eisen“
Deutschlands neuester Tauchsee wurde zu Sommeranfang 2010 endlich freigegeben.
FERROPOLIS; Die Stadt aus Eisen hat nun auch eine Tauchbasis. Falk Wieland besuchte den Gremminer See mit Dank an Manfred Erhardt, Frank Kleeblatt und Uwe Schulze für gemeinsame Tauchgänge.
Die
Stadt aus Eisen, FERROPOLIS, ist ein riesiges Freiluftmuseum. Es werden fünf gewaltige Tagebaugroßgeräte gezeigt. Im alten Kraftwerk und den Werkstätten besteht ein aufschlussreiches Museum über das
Industriezeitalter. Der heutige, blassblau wirkende Gremminer See liegt in einer Steppenlandschaft mit spärlichem Pioniergehölz. Man kann sich kaum noch vorstellen, dass hier zu Tagebauzeiten Lärm, ja fürchterliches
Getöse und Kreischen von Stahl auf Stahl, sowie Dreck, je nach Witterung Kohlenstaub oder Kohlenschlamm, die Szene beherrschten.
FERROPOLIS ist der großartige Versuch, aus den Relikten des Industriezeitalters
einen Teil zu retten und als Kulturstandort zu entwickeln. Natürlich kann man noch nicht bewerten, ob dieses Museum den Nachfahren Hochachtung vor den Arbeitsleistungen der älteren Generationen einflößt, oder ob es
als eine „andere Variante von Disneyland“ wahrgenommen wird. Doch der kulturelle Auftrag scheint geglückt, denn FERROPOLIS hat sich längst als Rock`n Roll Arena sowie hochkarätiger Konzert- und Eventplatz
etabliert.
Die Basis
Der bekannte Tauchlehrer Manfred Erhardt aus Berlin hat sich eigens aus der Szene der Tauchladenbetreiber zurückgezogen, um hier am
Gremminer See eine Süßwasser - Tauchbasis „in XXL“ zu gründen. Erhardt ist eines jener taucherischen Urgesteine, die auch mal wochenlang im Bauwagen wohnen, über Schwierigkeiten mit Behörden spotten und
dennoch ausdauernd sachlich verhandeln können und auch die baulichen Anfänge „in der Steppe“ gelassen sehen.
Auch das Basisgebäude ist „bergbaumäßig XXL“. Folgerichtig wurde der große Betonklotz (eine
ehemalige Werkstatthalle des Tagebaues) erst einmal freundlich angemalt, ehe der Innenraum mit abgehängten Decken und Leichtbau - Wänden sinnvoll in jugendherbergsmäßige Zimmer, Sanitärtrakt, Küche,
Kompressorraum und Tauchlehrer - Wohnung unterteilt wurde. Mittlerweile steht die Rezeption und DIVETROPOLIS ist nun auch organisatorisch eine richtige Basis.
Der Gremminer See als Bergbaurestsee darf
allein nach Anmeldung bei der Basis DIVETROPOLIS betaucht werden. Einerseits ist eine Einweisung zu den fünf möglichen Taucheinstiegen und den Zufahrten notwendig, andererseits handelt es sich beim See selbst, den
umliegenden Wäldern sowie dem Museums- und Eventgelände Ferropolis um Privatbesitz. (Ferropolis GmbH, Blausee GmbH und Blauwald GmbH) Gäste dürfen allein entsprechend den Vereinbarungen, die die Besitzer des
Eventgeländes und der Forste mit der Tauchschule DIVETROPOLIS getroffen haben, parken und tauchen. Der See ist mit über fünf Quadratkilometern so groß, dass alle Tauchplätze allein per Auto oder Motorboot
erreicht werden können. Von der Basis aus zu laufen wäre nur zum Schnorcheln vorstellbar.
Tauchen
Der Tauchplatz 3 ist der Hit. Wir tauchen sozusagen
beinahe im Schatten der großen Tagebau - Bagger. Die Anfahrt zum Tauchplatz verläuft quer über das Ferropolis Areal. Unterhalb der Werkstatthallen und der stählernen Ungetüme fahren wir zum Nordufer des musealen
Bergbaugeländes. Ein gewundener Asphaltweg führt hinab zu einem kleinen Parkplatz in Ufernähe. Trotz eines gewissen Ausbaugrades und vielen Besuchern spazieren hier zutrauliche Schwäne, Enten und sogar eine
Bachstelze umher. Die Vögel sind an Menschen gewöhnt.
Am Ufer liegt ein blau - weißer Tender vom MS „Deutschland“, der hierher an den Gremminer See verkauft wurde. Das Schiff soll zukünftig Fahrgäste
transportieren, aber möglicherweise auch Tauchern zur Verfügung stehen. Am Tender vorbei führt ein Pfad zum Schwimmsteg. Hier bereiten wir ganz bequem den Einstieg vor.
Wir tauchen in Sichtweite der schmalen
Schilfzone ab. Der Anblick unter Wasser erfreut das Taucherherz. Dichte „grüne Wiesen“ breiten sich in sanften Schwüngen weithin über den Seegrund. Eine hellgrüne, frische Wasserpflanzenzone, wie man sie so
ähnlich in den schönsten Mecklenburger Seen vorfindet. Unglaublich ist die Horizontalsicht. Im Flachwasser kann man sicher 10-12 Meter weit sehen, und in der Tiefe wird dies noch mehr.
Der Grund ist überwiegend
mit verschiedenen Arten von Armleuchteralgen (Characeen) bedeckt. Wir können genau sehen, dass alle zwei bis drei Meter Tiefe andere Characeen - Arten wachsen. Es handelt sich um jene hoch entwickelten Algen, die
bei weniger genauem Hinsehen wie höhere Wasserpflanzen oder Makrophyten wirken. Ihr Vorhandensein zeigt hohe Wassergüte und relative Nährstoffarmut an. Characeen können bei entsprechender Wassertransparenz bis in 20
Meter Tiefe wachsen, weil sie druckfest sind. Die „echten Wasserpflanzen“ hingegen haben in ihren Sprossen druckempfindliche Leitungsbahnen und sind oft auf Standorte von höchsten 8-10 Meter Tiefe
begrenzt.
Außerdem sehen wir die Untergetauchte Zwiebelbinse, eine typische Bergbaufolge - Pflanze mit sehr großer Toleranz für saures Wasser. Zwischen den Characeen wachsen aber auch schon vereinzelte
Tausendblätter, Wasserpest - Bestände und Krauses Laichkraut. Diese echten Wasserpflanzen beweisen, dass der See in Entwicklung ist, zu einem nicht mehr stark sauren, artenreichen Ökosystem.
Über den hellgrünen
Wasserpflanzenpolstern ist Bewegung. Junge Barsche, aber auch viele Dreistachlige Stichlinge flitzen umher. Zuweilen sind einzelne größere Barsche zu sehen und wir können auch Rotfedern und Plötzen beobachten. In
den federnden Characeen verstecken sich gern Amerikanische Flusskrebse. Der Pflanzenteppich kann über 8 Meter tief reichen, ehe Bergbaukanten am Grunde wahrnehmbar werden.
In der unterseeischen
Hügellandschaft sind große Sträucher und bis zu 10 Meter hohe Bäume erhalten, die im trocken liegenden Tagebau gewachsen sein müssen. Manche ragen bis dicht unter die Wasseroberfläche. Je nach
Sonneneinstrahlung wirken die dichten Wälder märchenhaft oder gespenstisch. Zwischen den großen Bäumen entdecken wir vereinzelt Beton- und Metallteile aus Bergbautagen, aber auch große Haufen professionell
gerodete Baumstubben.
Die meisten dieser Bäume bieten einen seltsam bizarren Anblick, denn ihre Zweige und Äste sind dicht mit Dreikantmuscheln besetzt. Beinahe wie geschuppte Bäume sehen sie aus. An
einigen Althölzern bilden die Dreissena - Muscheln faustgroße bis handballgroße Kolonien, die alle Partikel aus dem klaren Tiefenwasser filtrieren. Im Schatten der Bäume, raffiniert getarnt und meist unter dicken
Ästen, stehen große Hechte. Im Reich der Althölzer sind sie so perfekt getarnt, dass wir vermutlich nur wenige von ihnen entdecken.
In den Tiefen des Tagebaues, in 15 - 20 Meter, finden wir seltsame Trichter von
etwa einem Meter Durchmesser. Dort scheint unterseeische Quellaktivität zu herrschen - Grundwasser tritt in den See ein und bringt weiße oder ocker gefärbte Mineralien mit. Wahrscheinlich finden hier diverse
Fällungsreaktionen statt. Entlang der gut sichtbaren Bergbauterrassen schwimmen wir zurück. Der Einstieg 3 vor der Stadt aus Eisen hat nicht nur eine tolle Unterwasserwelt. Er ist auch der einzige Tauchplatz mit
Event - Gastronomie. Am Rückweg liegt der Biergarten des „Kulturcafes Orangerie“. Ob Currywurst, internationale Bergmannsküche oder das sprichwörtliche Dekobier, dies alles haben wir unterwegs vom Tauchplatz 3
zur Basis in Reichweite.
Der Gremminer See ist einer der wenigen Binnenseen, auf denen aus Gründen der Größe Bootsausfahrten Sinn machen. Für eine solche Unternehmung wird bereits auf dem Basisgelände
das Equipment auf dem Schlauchboot verstaut. Dann wird das Zodiac etwa zwischen Tauchplatz 1 und 2 in den See getrailert. Basischef Manfred Erhardt fährt das Boot oft selbst. Ein 60 PS Evinrude lässt das
schwer beladene „Gummiboot“ rasch ins Gleiten kommen. Mit hoher Bugwelle und schäumenden Kielwasser umrunden wir die Halbinsel mit der beeindruckenden Kulisse der Baggerstadt FERROPOLIS. Das ist
eine Gelegenheit für seeseitige Aufnahmen, die wir uns nicht entgehen lassen.
Unser Tauchziel per Boot ist der mystische Eisenbahntunnel im Westteil des Sees. In der Bergbauzeit gab es (außer der heute noch
vorhanden Zufahrt auf gewachsenem Boden) von Westen her eine zweite Zufahrtsstraße zur heutigen Ferropolis Halbinsel, auf deren nie umgegrabenem Boden die Energieversorgung des Tagebaues und viele Werkstätten
standen. Irgendwo mussten die ankommenden 30 kV verteilt werden, um den einzelnen Baggern je 6.000 Volt, aber auch den Werkstätten 380 und 220 Volt zu liefern.
Diese zweite Zufahrtsstraße wurde von einem
etwa 200 Meter langen Eisenbahntunnel unterquert, um die Gleise für die Kohlezüge mit mäßiger Steigung aus der Grube heraus verlegen zu können. Natürlich liegt dieser Tunnel längst unter Wasser, ziemlich weit
draußen im See. Die Tunneldecke erreichen wir bei 11 Meter Tiefe. Dicke Betonplatten tragen eine Abraumschüttung, auf der große Bäume wuchsen und mit versunken sind. Die Sohle des Eisenbahntunnels liegt bei 17
Meter. Der Tunnel ist zweizügig, überspannt zwei ehemalige Gleise nebeneinander. Die Gleise selbst wurden längst demontiert. Selbstverständlich ist der zum Tauchen zur Verfügung stehende Querschnitt riesig,
denn hier sind ehemals Normalspurzüge gefahren, nicht etwa die bergbautypischen Schmalspurbahnen. Irgendwo im Tagebau, tiefer als der Tunnel, sollen sogar noch ein Bahnhofsgebäude mit Bahnsteigen oder
wenigstens dessen Grundmauern stehen.
Beim Abtauchen am oberen Ende des Tunnels erreichen wir rasch ein ungeheures Betonmundloch inmitten von versunkenen Bäumen und bahnsteigartigen Flächen. „Oberes Ende“
ist dabei relativ, denn der Tunnel hat auf 200 Metern Länge nur einen Meter Gefälle in die Tiefe. Baulich ähnelt der Anblick Fotos von U-Boot Bunkern. Nun, der Tunnel muss ja auch ähnlich stabil sein, um tausende
Tonnen Abraum über sich zu tragen. In den Tunneldecken befinden sich stählerne Halterungen, die einst die Beleuchtung trugen. Gänzlich offen ist nur die obere Einfahrt, denn die tiefere wurde während der Sanierung
des Bergbaues zugeschoben. Dies gelang jedoch nicht ganz, man kann sich bei nur einem Meter „Stollnhöhe“ auch am unteren Ende hineinzwängen. Dies sollte allerdings nur wagen, wer mit zeitweiliger
„Nullsicht“ klar kommt.
Die DIVETROPOLIS - Tauchlehrer Manfred Erhardt und Frank Kleeblatt schätzen den Tunnel als faszinierenden und gefährlichen Tauchplatz ein. Ausfahrten hierher gibt’s nur in
Begleitung eines Tauchlehrers. Die beiden sehen in diesem Bauwerk den idealen Platz, um wenigstens die Grundlagen der Cave-Ausbildung durchzuführen. Doch „der Hit“ ist etwas anderes: Der Betonbau wird mittig
zwischen den ehemaligen zwei Gleisen durch Betonpfosten mit Durchbrüchen abgestützt. Und diese Beton - Fertigteile werden als „submarine Einraumwohnungen“ geschätzt, so von Welsen und Zandern! Wir durften es
selbst erleben, in den Tunnel vielleicht 80 Meter hinein zu schwimmen und gleich drei Welse zu sehen. Vor allem Fische, die es gern finster und trübe mögen, die nachtaktiv leben und sich am Tage verstecken,
ziehen sich tagsüber in den Tunnel zurück. Meistens sind dies Waller und auch größere Schwärme von Kaulbarschen.
Vom Einstieg 4 auf der Westseite bis zum Tunnel stehen die größten Unterwasserwälder des
Gremminer Sees. Sie schmücken die einstigen Böschungen von Bahndamm und Tagebaustraßen. Die submarinen Wälder tragen neben dem schwarzbraun des Holzes verschiedenen Aufwuchs: Ein Teil der überfluteten Bäume
präsentiert geradezu feierliche Schleim- und Fadenalgenvorhänge, viele andere sind mit klumpigen Verdickungen aus Dreikantmuschelkolonien besetzt. Im dichten Unterwasserwald sehen wir, dass unter der Last der
Dreissenas tatsächlich schon Äste abbrechen und zu Boden sinken. Örtliche Wassertrübungen haben ihre Ursache meist in wühlenden Karpfenschulen.
Ebenfalls an der Westseite des Sees liegt der Einstieg 5. Hier
enden die berühmten Unterwasserwälder, und es wird etwas tiefer. Vom Einstieg 5 aus sind größere Tiefen erreichbar, was relativ ist, denn der See ist maximal „nur“ 33 Meter tief. In den tiefsten Regionen
besuchen wir eine melancholische Mondlandschaft, mit Resten des Braunkohleflözes, vom Tagebau freigelegten Findlingen und vermutlich uralten Baumstubben. Insbesondere die Findlinge der Region sind sehr interessant.
Es handelt sich oft um verschiedenfarbige Granite, die die Eisfront der letzten Eiszeit von Schweden und den finnischen Aland-Inseln her bis ins heutige Sachsen-Anhalt geschoben hat. Zu Lande kann man sich diese
Findlings- und Gesteinsarten im Findlingspark Gröbern betrachten.
Das Tauchschulteam hat für große Taucherzahlen und ganze Tauchschulen die leicht per Auto erreichbaren Einstiege sind 1 und 2
vorgesehen. An diesen Plätzen gibt es in jeweils 2,5 und 6 Meter Tiefe Ausbildungsplattformen, und ab 10 m Tiefe beginnen kleinere Unterwassergehölze. Tauchgäste der DIVETROPOLIS - Basis sind hier schon
Zandern und Barschen begegnet. Es kann sich lohnen, vor dem Einstieg 2 weit hinaus zu schwimmen. Der Fischer vom Muldestausee hat die Bewirtschaftung des Gremminer Sees mit übernommen und längst Kleine und
Große Maränen besetzt. Diese Fische findet man mit etwas Glück in ganzen Schwärmen weit draußen. Es ist sehr beeindruckend, wie schnell die Natur die einst lebensfeindliche Braunkohlengrube in Besitz genommen
hat und in einen lebendigen See verwandelt.
Im Gremminer See kann jeder Taucher zum Entdecker werden; neue Arten und Bergbaurelikte finden, die vielleicht noch niemand vorher gesehen hat. Natürlich hat das
DIVETROPOLIS - Team um Manfred Erhardt und Frank Kleeblatt die technischen und juristischen Grundlagen geschaffen, dass wir dort tauchen dürfen, aber es ist nicht möglich, einen See von über fünf Quadratkilometern
Größe gleich in den ersten Monaten vollständig zu erkunden.
INFOS
Divetropolis-Basis
Die Tauchschule hat
die ausschließlichen Tauchrechte am Gremminer See. Manfred Erhardt und Frank Kleeblatt, in der Vergangenheit bekannt von der Tauchschule am Bergwitzsee, betreiben die neue Tauchschule Divetropolis gemeinsam Der
Basisname lehnt sich an das nahe Bergbaumuseum und Eventgelände Ferropolis an. Die beiden Coursedirektoren bilden Sporttaucher nach Barakuda, CMAS, VDST; PADI oder SSI bis hin zum Tauchlehrer aus. Zudem werden
Trimix - Ausbildung und Gasblenderkurse angeboten. Für Bootsausfahrten sind zwei Motorschlauchboote für 6 bzw. 10 Taucher vorhanden.
www.divetropolis.de
Tel. Basis 034 953-33 44 60, mobil 0178-170 2019.
Ein Tauchtag kostet 7 Euro, eine Bootsausfahrt 25 Euro.
Position: Tauchbasis N 51
º 44.818’ // E 012 º 25.971’.
Tauchbedingungen
Das Basisgelände sowie die Tauchplätze 1 und 2 können nach Anmeldung mit dem Auto angesteuert werden. Tauchplatz 3
direkt auf der Ferropolis - Halbinsel erfordert die Anmeldung und eine Jahreskarte für das Ferropolis - Gelände, die die Basis zusammen mit der Tauchgenehmigung ausgibt. Die Tauchplätze 4 und 5 auf der Westseite des
Sees werden über diverse Waldwege erreicht, die mit Schranken versperrt sind. Hier ist eine Einfahrt allein in Begleitung eines Divetropolis - TL möglich. Mitten im See liegende Tauchplätze wie etwa die Ortslage
Gremmin oder der alte Eisenbahntunnel werden vom Basisteam mit dem Zodiak angefahren.
Das Basisteam verlangt den Nachweis gültiger Brevets und tauchärztliche Atteste, das Logbuch wird während der Tauchgänge in
der Basis hinterlegt. Dadurch ist eine einwandfreie Kontrolle hinsichtlich der sicheren Rückkehr aller Taucher gegeben. Kaltwassertaugliches Equipment mit zwei Reglern wird vorgeschrieben.
Füllstation
Die Basis Divetropolis hat die Tauchsaison mit einem Bauer K15 Kompressor für 200 und 300 Bar Flaschenfüllungen begonnen und zusätzlich drei große 300 Bar
Speicherflaschen als Puffer aufgestellt, um größere Tauchgruppen nicht warten zu lassen. Bei Bedarf wird ein zweiter Bauer - Kompressor in Betrieb gesetzt. Derzeit wird nur Pressluft gefüllt.
Gewässersteckbrief
Der Gremminer See wird nach der größten Sehenswürdigkeit an seinen Ufern auch Ferropolissee genannt. Das künstliche Gewässer entstand einst aus dem
Braunkohlentagebau Golpa-Nord. Von 1958 bis 1991 wurden auf 1.685 ha Fläche Braunkohle und Ton abgebaut. Per Tag wurden etwa 26.000 Tonnen Braunkohle gefördert und in den Kraftwerken Zschornewitz (1915 größtes
Dampfturbinen - Kohlekraftwerk der Welt) und Vockerode verbrannt. Die große Menge war wegen der minderen Kohlequalität notwendig. Je Tonne Braunkohle wurden ca. 9 Tonnen Abraum bewegt. Der Seename erinnert an den
weg gebaggerten Ort Gremmin. Es wird erwogen, an dessen ehemaliger Position ein Modell der Gremminer Kirche im Maßstab 1:10 auf den Seegrund zu stellen.
Der See wurde ab 2001 mit Muldenwasser geflutet und hat
2009 beinahe den vorab geplanten Wasserstand erreicht. Nachdrängendes Grundwasser kann über den Gräfenhainicher Mühlbach ablaufen.
Der Gremminer See liegt im Landkreis Wittenberg im Bundesland Sachsen-Anhalt und
hat zwei Badestellen. Die heutigen Tauchplätze liegen aus Naturschutzgründen überwiegend in der Westhälfte des Sees und rund um die Halbinsel. Gesperrte Areale sind durch Bojenketten ausgewiesen. Der See hat etwa 14
km Umfang, eine mittlere Tiefe von 13 und eine Maximaltiefe von 33 Meter.
Übernachtungen
ÜN auf dem Basisgelände mit Selbstverpflegung: Die Tauchschule
Divetropolis bietet Zimmer mit Jugendherbergsstandard im Basisgebäude an. Ferner kann man sich in kleine Wohnwagen einmieten und eigene Wohnmobile oder Zelte stellen. Dafür bietet das Basisgelände etwa 2.500
Quadratmeter Platz. www.divetropolis.de
Jugendherberge mit über 100 Zimmern
In Radis
(Viertelstunde Autofahrt) finden größere Tauchgruppen und Clubs gastliche Aufnahme in der Jugendherberge im alten Schloss Radis. www.jugendherbergen.de/jh/radis
Kleines feines Hotel
Wenn für das Tauchwochenende eine sehr gemütliche Location mit gehobenem Standard gewünscht wird, empfiehlt sich das „Hotel Gröbern
am See“. Das Hotel im Stil eines edlen Landhauses liegt zwischen eigenem Seerosenteich und dem Gröberner See. Das Haus bietet 28 Zimmer, Gaststätte, Weinstube und Musikscheune. Nicht zu unterschätzen ist die
Möglichkeit eines Abendspazierganges zum Gröberner See mit seinem Findlingspark. http://hotel-groebern.weblotse.com
Preise
Auf dem Tauchbasisgelände kostet eine Nacht im Mehrbettzimmer je Person 10 Euro, ein Zelt 5 Euro + 3,50 Euro je Person und Tag, Wohnmobil 7 Euro + 3,50 Euro je Person
und Tag, Mietwohnwagen für 2 Personen 25 Euro per Tag.
In der Jugendherberge kann man für 14 Euro pro Peron ÜN und Frühstück bekommen, im „Hotel Gröbern am See“ kostet das EZ m F 36 Euro, das DZ m F 56
Euro.
Literatur
Der Gremminer See wurde erst im Mai 2010 zum Tauchen freigegeben und kann deshalb noch nicht in Tauchreiseführer-Büchern enthalten sein.
Doch Sachsen-Anhalt bietet etwa 20 weitere Tauchspots, die im „Tauchreiseführer Deutschland-Berlin, Hessen, Sachsen, Sachsen/Anhalt, Thüringen“, ISBN 3-89594-070-4, enthalten sind. Erhältlich bei www.granitsee.de
Eventgelände FERROPOLIS
Auf einer markanten Halbinsel im See
stehen fünf gigantische Tagebaugroßgeräte aus Bergbautagen. Diese Erinnerungen an das Zeitalter der Schwerindustrie umschließen eine Rock’Roll Arena für 25.000 Besucher. Am Standort des heutigen Museums und
Konzertplatzes befanden sich einst die Werkstätten, Energieversorgungsanlagen (30-KV-Station) und Sozialgebäude des Tagebaues Golpa - Nord. Nach Ende des Bergbaubetriebes wurde am 14. 12. 1995 die „Stadt aus
Eisen“ begründet. Die Idee eines „Industriellen Gartenreiches“ als lebendiges Museum des Umbruches stammte aus dem BAUHAUS Dessau. www.kohle-dampf-licht.de
Die absoluten Stars des Geländes sind die Giganten aus Stahl, die da heißen: Eimerkettenschwenkbagger „Mad Max“, Schaufelradbagger „Big Wheel“, die zwei Absetzer „Gemini“ und „Medusa“
und Raupensäulenschwenkbagger „Mosquito“. Die Geräte sind bis zu 130 m lang und 30 m hoch. Sie repräsentieren gemeinsam 7.000 Tonnen Stahl. Das Gerät „Gemini“ kann begangen oder richtiger erklettert
werden. Es finden Führungen statt; gelegentlich sogar bergsteigergerechte Kletter- und Abseilübungen an den Großgeräten. Zudem existiert das Tagebaumuseum mit viel Technik und berichtet über 150 Jahre Geschichte des
Braunkohleabbaues in Mitteldeutschland, über Funde in der Kohle wie etwa den „Gröberner Waldelefanten“. www.ferropolis.de
Ferropolis
ist seit 2005 Teil der „Europäischen Route des Industriellen Erbes“ (ERIH), www.erih.net, man kann dort heiraten und immer wieder grandiose Open Air Konzerte
erleben. Immerhin spielten hier schon Metallica, Deep Purple, Linkin Park, Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, Nena und viele andere Rock- und Pop-Idole. Alljährlich ist Ferropolis Standort des legendären Tekno -
Festivals MELT. Die Baggerstadt ist täglich ab 10 Uhr geöffnet.
Das Dessau - Wörlitzer Gartenreich (UNESCO-Welterbestätte), das Bauhaus Dessau als Zentrum der künstlerischen Moderne, der „LandArtPark
Goitzsche“, das Biosphärenreservat Mittlere Elbe mit seinen Biber-Beständen und viele weitere Attraktionen liegen ganz nahe an Ferropolis, so dass man hier leicht eine Woche Tauch & Kultur-Urlaub
machen kann. www.tourismusregion-wittenberg.de