Abschied von Gerhard Binanzer
Michael Goldschmidt & Kurt Amsler 30.11.06
|
|
|
|
Es ist wieder so weit von einem der Großen der Unterwasserszene Abschied nehmen zu müssen.
Wir „alte“ kennen seinen Namen, der uns die Schönheit des Tauchsport mit eindrucksvollen Unterwasserfotos schon nahe gebracht hatte, noch bevor wir es selbst wagten nachzuschauen, ob denn das alles, was er uns gezeigt
hatte, auch wirklich stimmt. Gerhard Binanzer ist am 30. November 2006 für immer eingeschlafen.
Rastlos war er, kantig, ehrlich und wegbereitend. Als Werbefotograf bediente er prominente Kunden wie
Porsche, als Unterwasser – Fotograf, zeitweise mit eigenem Studio im Pool, machte er Geschichte. Ich blättere in 30, 40 Jahre alten Ausgaben von Tauchsportmagazinen, Bilder in Schwarz/Weiß, aufgenommen von Gerhard
Binanzer, den ich mit Tauchgerät, Zweischlauchregler und nur mit Badehose bekleidet auf einem Boot sitzend entdecke. Ein langer Text begleitet seine Bildgeschichte, schon damals, in der Frühzeit des Tauchsports ein Mann mit
anderen, mit eigenen Ansichten, die er nicht verhehlte, manche mögen es streitbar genannt haben, manche eine kontroverse Meinung.
Seine Bilder, seine Art und später dann die jungen Models mit braun
gebrannter Haut und im weißen Bikini waren immer unverwechselbare Markenzeichen.
Vielen Fotografen war er Vorbild, es gab lange Jahre kaum eine Veranstaltung rund um die Unterwasser – Fotografie, ob als Wettbewerb
oder als Fotosub, an denen Gerhard Binanzer nicht anwesend war, als Wettbewerbsfotograf oder im Team der Veranstalter. Seine Meinung war sehr gefragt und, so erinnert sich Kurt Amsler exemplarisch:
Der
„Altmeister“ wie er in der Szene genannt wurde, war ein Mann der nicht um den Brei herum redete und halt sagte, was er für richtig fand. Ich erinnere mich noch an einen meiner ersten Fotosubs in Italien, als ich ihm
meine Vorauswahl der geschossenen Bilder auf den Leuchttisch legte.
………….erwarte nicht von mir, dass ich dir nun sage wie gut die Fotos sind, ich sage was du hättest besser machen können!
Das war der „Binanzer“ - und recht hatte er! -
Tipps und Tricks, die zum guten, zum sehr guten Unterwasserfoto führen, hielt er vor einem interessierten Publikum nicht zurück. Er hatte genügend Preise
gewonnen um sein Know How auch weitergeben zu können ohne Bedenken, er könnte vom Nachwuchs überrundet werden, Dafür war sein langjähriges Schaffen, seine Person bis dahin viel zu prägend in der Szene.
Mit dem
Wandel, der sich zu Beginn der 90er Jahre im Tauchsport abzeichnete, aus einer Art Kultsport wurde eine Massenbewegung, die nicht mehr von charismatischen Köpfen überragt wurde, begann der langsame Rückzug Gerhard
Binanzers, der nun mehr seinen Hobbys, seiner Sammelleidenschaft nachging und sich sein Heim in einem alten Bauernhof bei Schwäbisch Hall widmete.
Doch auf der boot in Düsseldorf, jedes Jahr im Januar, wenn sich die
Szene trifft und gerne auch über die vergangenen Pionierjahre ins Schwärmen kommt, da war Gerhard Binanzer präsent wie immer. Und ob es vom Schicksal so gewollt war, dort war es auch, dass sich plötzlich sein Dasein von
einem Moment zum anderen änderte und ihn aus der Realität des Lebens in ein Koma verbrachte, in dem er viele Jahre reglos verharrte, liebevoll betreut von seinen Kindern, die nie die Hoffnung aufgaben ihren Vater wieder
zurückholen zu können.
Gerhard Binanzer wurde 77 Jahre.