by Ilka Weber 12.04
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Fakten |
Mit der GILAN Traveller PLUS HID bringt der Hersteller aus den Niederlanden einige Unruhe in den Markt und dies nicht nur wegen der Idee zwei Lampen in
einem System zu vereinen sondern auch wegen des bemerkenswert attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses. Dass dabei das Handling sehr einfach ausfällt, darf man schon einmal vorwegnehmen.
Die
Traveller Plus HID tritt augenscheinlich etwas ungewöhnlich auf, kennt man doch von Tanklampen eher das Prinzip eines kleinen Lampenkopfs, den man mit einem sogenannten Goodman-Handle auf der Hand trägt, verbunden mit
dem Kabel zum Akkutank. Dieses Prinzip ist bei technischen Tauchern mittlerweile stillschweigender Standard, wird aber von Sporttauchern doch eher kritisch taxiert.
GILAN beschreitet mit der Traveller einen anderen
Weg.
Hier wird die Stromversorgung auch über ein Kabel zum Akkutank an der Tauchflasche hergestellt, der Taucher hat dann aber eine ganz normale Handlampe mit sehr langer Brenndauer zur Verfügung. Doch nicht genug
damit, je nach Einsatz und Verwendungszweck ist der Umbau auf eine ganz gewöhnliche Handleuchte mit integriertem Akkupack möglich. Dies ist umso interessanter, wenn man mehrere Tauchgänge pro Tag mit
Lichteinsatz absolviert, auf Bootssafaris die Stromversorgung eingeschränkt ist oder man für Flugreisen eine kleine und leichte Lampe mitnehmen möchte. Mit dem Akku für die Tanklampe steht bereits die beachtliche
Leuchtdauer von über drei Stunden zur Verfügung, was etwa für zwei sehr großzügige Tauchgänge reichen sollte. Ist die Lampe noch nicht vollständig geladen, weil mal wieder die Bordstromversorgung "down" war,
wechselt der Taucher für seinen Early – Morning - Dive rasch auf das Handlampenmodell mit einer Kapazität von rund 90 Minuten und man ist so rundum mit Licht versorgt.
System und Handling
Im schicken, flachen Alukoffer ruht die Traveller Plus HID zwischen den Tauchgängen und beim Transport. Sollte man bei der Sicherheitskontrolle am Flugplatz auf eventuell mitgeführte Waffen angesprochen
werden, der Koffer weckt misstrauische Aufmerksamkeit, kann man das sofort entkräften. Absolut flugreisetauglich ist das System auch durch die Trennung von Lampenmodul und Akku, was zu keinen Beanstandungen Anlass geben
kann um das gute Stück im Handgepäck mitzuführen.
Obwohl man die Anleitung stets vor dem ersten Einsatz studieren sollte, die GILAN Traveller Plus HID erschließt sich auch ohne abendfüllendes Studium dem Besitzer.
Im Koffer findet er den Akkutank mit Gurthalterung (Montage an der Flasche oder den Ausrüstungsgurten möglich), die Handleuchte, den zweiten Akku für die Handleuchte und das Ladegerät.
Bei Verwendung als Tankleuchte
enthält der Lampenkopf keinen eigenen Akkus. Stattdessen ist ein Platzhalter in der Größe des Akkupacks in das Alulampenrohr eingeschraubt, der wiederum mit dem Kabel zum Akkutank hin fest verbunden ist.
Der Umbau
auf die kleine HID Handleuchte ist kinderleicht, Platzhalter aus dem Lampenrohr schrauben, Akkupack einsetzten, Lampenrohr mit dafür vorbereiteten Deckel verschließen – fertig.
Zum Schnellladen des Tanks
verbindet man den Charger mit dem entsprechenden Kontakt am Einschub (Platzhalter). Der kleine Akku kann entweder innerhalb der Leuchte oder auch getrennt davon mit dem selben Lader regeneriert werden. Falls notwendig
könnten auch Akkus oder Batterien der Größe AA in den kleinen Akkupack eingesetzt werden, die Akkus wären dann zusätzlich mit einem normalen Lader für Akkus der Größe AA aufzufrischen. Wie man schnell erkennt, dürfte es
schwer fallen bei diesem System nicht genügend Power bevorraten zu können, was die Traveller Plus HID auch für Expeditionen interessant macht.
Um es noch einmal klar herauszustellen, der Clou: Die Handlampe
funktioniert bei Bedarf sogar mit gewöhnlichen AA-Batterien!
Das Ladegerät kann weltweit von 100V – 240V eingesetzt werden, Steckeradapter sind dazu beigelegt. Da das System auf einen Tiefentladeschutz
verzichtet und man deshalb kaum die gesamt mögliche Leuchtzeit nutzt, sollte man zwischendurch vor der Regenerierung einen Entladevorgang starten, was der Schnelllader auf Knopfdruck erledigt, auch wenn es sich um
memoryeffektfreie NiMH – Zellen handelt.. So bleiben die Akkus immer topfit.
Warum kann man es sich erlauben bei der Traveller Plus HID auf einen Tiefentladeschutz zu verzichten? Weil diese einen
Tageslichtbrenner als Leuchtmittel verwendet, dessen Elektronik eine gewisse Zündspannung benötigt, die nicht mehr generiert werden kann, wenn die Zellenspannung unter 1 Volt fällt. Damit ist eine kritische
Tiefentladung nahezu ausgeschlossen.
Der Tageslichtbrenner mit einer Leistungsaufnahme von 12,5 W erzeugt eine Helligkeit, die mit 50W Halogen vergleichbar ist. Er erzeugt dabei eine Farbtemperatur von 6000 Kelvin,
was etwas über der Lichtfarbe liegt, die man bei sonnigem Wetter um die Mittagszeit messen würde. Beim Einsatz als Taucherhandleuchte fällt der etwas höhere Blauanteil nicht ins Gewicht. Genereller Tipp bei Verwendung
von Daylight – Leuchten: Am besten lässt man diese während des gesamten Tauchgangs aktiviert, da der Zündprozess und das Erreichen des endgültigen Farbspektrums den eigentlichen Stress, sprich Alterung des
Leuchtmittels darstellt. Die langen Leuchtzeiten angesichts des geringen Energieverbrauchs erlauben das empfohlene Vorgehen ohnehin. Basierend auf den kleinen HID – Brenner und dem verwendeten Spotreflektor ist
der Lichtaustritt stark gebündelt.
Die Schaltung der Lampe erfolgt einstufig (ohne Dimmfunktion) über einen Ring hinter dem Lampenkopf. Dieser kann zusätzlich für den Transport mit einer Madenschraube blockiert
werden, die mit einem Imbusschlüssel bedient werden muss. Da es im Bereich des Möglichen ist, dass man vor einem Tauchgang die Funktionskontrolle der Leuchte vergisst, kann es passieren, dass man auf Tiefe die Lampe
nicht aktivieren kann, weil die Madenschraube den Schaltring blockiert. Hier empfehlen wir dem Hersteller darüber nachzudenken eine verlustsichere Einschraubsicherung zu realisieren, die auch ohne Werkzeuge unter Wasser
gelöst werden kann.
Im Einsatz
Dunkle, kalte Süßwasserseen waren die Medien, in denen die GILAN Traveller Plus HID zeigen konnte, was in
ihr steckt. Dank des schlanken Akkurohrs ist die Montage am Doppelgerät mit einem zusätzlichen Gurt schnell bewerkstelligt. Eine Öse am Leuchtenkopf gestattet die Anbringung eines Sicherungstools. Gewöhnungsbedürftig
ist die lange Verzögerungszeit von etwa 5 Sekunden zwischen Schalterbetätigung und sichtbarer Reaktion des Brenners. Wer hierauf nicht vorbereitet ist, sieht sich versucht noch innerhalb dieser unscheinbaren Startphase
wieder abzuschalten um den Vorgang zu wiederholen.
Also, erst wenn man sicher ist, dass der Schaltring nicht noch durch die Transportsicherung blockiert wird und die Einschaltkontrolle die Funktionsbereitschaft
gezeigt hat, sollte man den Tauchgang beginnen.
Unter Wasser ersetzt der Akkutank 650 g Blei, der Leuchtenkopf wiegt dann noch 300 g extra, also kann man getrost ein kg weniger auflegen. Benutzt man die Traveller
ohne Tank, sind es nur 300 g, die keine Korrekturen bei der Bleimenge nötig erfordern.
Besonders bei trüben Gewässern macht sich der tief durchdringende, stark gebündelte Lichtstrahl positiv bemerkbar.
Beim üblichen Betrachtungsabstand zeigt sich ein deutlich ausgeprägter Spot, dessen Randbereich abhängig von der Anzahl der Schwebeteilchen, an denen das intensiv wirkende Licht reflektiert wird, zusätzlich erhellt
wird. Mit dem gezielten Anleuchten von Objekten kann man auch Tauchpartner zweifelsfrei über Beobachtungen informieren.
Nicht geeignet ist die Traveller Plus HID als Zusatzlicht für Motive bei digitalen Foto- oder
Videoaufnahmen, da die gebündelte Lichtmenge einen zu hohen Kontrast erzeugt. Sehr wohl kann sie bei Tauchern im Bild als Effektlicht eingesetzt werden (Lichtfinger). Ein als Extra lieferbares Mattglas soll eine gewisse
Adaption für UW-Aufnahmen bieten.
Fazit
Lichtpower, lange Leuchtzeiten und dem Verwendungszweck angepasste Konfiguration, das sind Pluspunkte, die für das
GILAN System der Traveller Plus HID sprechen. Man bekommt viel für sein Geld, auch wenn die Kalkulation auf den ersten oberflächlichen Blick nicht gerade ein Schnäppchen suggeriert. Hier stimmen Preis und Leistung
wirklich.
Gilan Traveller Plus HDI |
Vorgabe |
Punkte |
|
Material |
Alu / Kunststoff |
3 / 1 Punkt |
3 |
Bedienbarkeit |
auch mit Handschuhen |
6 |
6 |
Handling beim Einsatz |
Ermüdungsfreies Halten |
6 |
6 |
Eigengewicht |
in Relation zur Lampenleistung - Akkugröße |
3 |
3 |
Abtrieb |
in Relation zur Lampenleistung - Akkugröße |
3 |
3 |
Erreichbarkeit des Ladeanschluss |
Lampenrohr auch für Damen leicht zu öffnen? |
3 |
3 |
Brennerwechsel |
Werkzeuge nötig oder nicht - leicht erreichbar oder kompliziert |
6 |
6 |
O-Ring - Pflege |
Erreichbarkeit der Dichtungen |
3 |
3 |
Einsetzbar |
auch über oder nur unter Wasser |
3 / 0 Punkte |
3 |
Ladezeit |
|
6 |
3 trotz Schnelllader |
Ladegerät |
weltweit einsetzbar - Volumen und Gewicht |
6 |
6 Weltnorm |
Brenndauer |
in Relation zur Lampenleistung - Akkugröße |
6 |
6 ++ |
Helligkeit |
in Relation zu Brenner - Akkugröße |
3 |
3 |
Tiefentladeschutz |
|
3 / 0 Punkte |
0 |
Reflektor |
wechselbar |
3 / 0 Punkte |
2 |
Extras |
Systemlampe, Koffer, 2. Akku, mit Batterien zu betreiben |
3 |
3 |
Verarbeitung |
|
6 |
6 |
|
|
|
|
Punkte maximal |
|
72 |
erreicht 65 |
|
|
|
|
Gesamtnote |
|
|
1,5 |
Preis-Leistung |
€ 719,- Ausstattung + |
|
sehr gut |