Gun - Lux Gehäuse Top Profil GL
by Horst Wiendl 7.99
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Digitale Mini-Camcorder mit ausklappbarem Farbdisplay haben zweifelsohne die Unterwasserwelt erobert und kein Gehäusebauer kann sich diesem Trend
verschließen. Jeder fernöstliche Videomulti hat wenigstens ein digitales Vertikalmodell in seinem aktuellen Lieferprogramm, nicht nur alleine damit firmentreue Kunden garnicht erst auf die Idee kommen das Lager zu
wechseln sondern auch auch Imagegründen und natürlich ”Was die anderen können, können wir auch!” Ob der Name nun Canon, JVC, Panasonic oder auch Sony heißt, die Akzeptanz der fast baugleichen Modelle
steht und fällt in der Tauchszene mit den jweiligen Angeboten an qualitativ hochwertigen aber auch kostengünstigen Tauchkapseln. Horst Wiendl und sein Testteam haben im Mittelmeer die zwei fast gleichen Brüder mit
Rückspiegel für die Mini’s von JVC und Sony auf Herz und Nieren gestestet.
Der Variantenreichtum an Gehäusen der Firma Gun Lux ist groß und das Interesse auf der boot ’99 in
Düsseldorf hat gezeigt, man ist in München auf dem richtigen Weg. Ob nun mit elektronischer Fernbedienung oder reiner Mechanik, mit oder ohne Weitwinkelkonverter, mit Original Nimar-Lichtanlage oder Hellmacher eines
Fremdherstellers, alles ist möglich, jederzeit verhandelbar und was ganz wichtig ist, auch für kleinere Geldbeutel noch erreichbar.
Bauweise und Technik
Wie
die Bilder zeigen, ist die Bauweise der beiden Gehäuse vom Grundkonzept her völlig identisch. Camcorderabhängig sind lediglich Anzahl, Lage und Ausführung der diversen Wellendurchführungen und Mechanikteile. Die
Standardausführung des Gehäuses wird mit einem ”kurzen” Planport ausgeliefert, der jedoch wegen seiner geringen Bautiefe den Einsatz eines Weitwinkel-Konverters nicht zuläßt. Das JVC-Gehäuse wurde deshalb
für den Test mit einer Tubusverlängerung ausgestattet, damit ein Weitwinkel-Konverter, Marke JVC, noch Platz findet. Eine Acrylglasscheibe dient als Gehäusedeckel. Vier Schnellspannverschlüsse und ein O-Ring garantieren
Druckwasserdichtigkeit. Unterhalb der Gehäuses ist generell die nimarübliche Grundplatte mit der Schwalbenschwanzführung zur Andockung des firmeneigenen Leuchtenakku angeschraubt. Weiterhin dient sie zur Befestigung der
beiden Handgriffe. Die Grundplatte kann durch Lösen von vier Inbusschrauben für einen kompakten Transport im Flughandgepäck entfernt werden.
Die Bedienung des Camcorders erfolgt bei den beiden Testgehäusen auf
rein mechanische Weise. Teilweise über druckfedergelagerte Wellendurchführungen oder Umlenkhebel sind die drei Grundfunktionen, Stromversorgung-Ein/Aus, Aufnahme-Start/Stop und Zoom Weit/Tele realisiert. Das
Sony-Gehäuse war zusätzlich noch mit einer Manuell Fokus Ein/Aus-Taste ausgerüstet, damit bei schlechten Wasserverhältnissen dieses wichtige Leistungsmerkmal des Sony Camcorders auch genutzt werden konnte. Der JVC
Camcorder bietet leider die Fokus-Umschaltung nicht.
Bildüberwachung mittels 45°-Außenspiegel
Damit das Monitorbild auch auf den Außenspiegel gelangt, ist
in der Gehäusewandung eine Acrylglasscheibe eingelassen. Das um 180° gedrehte und an das Camcordergehäuse angelegte LC-Display zeigt ein seitenverkehrtes Monitorbild das über den 45°-Außenspiegel wieder umgelenkt wird
und seitenrichtig betrachtet werden kann.
Camcordereinbau
JVC
Der Camcorder wird mittels eingeklebter Kunststoffblöcke im Gehäuse fixiert. Im
Lieferumfang des Gehäuses ist ein Drehteil aus Messing enthalten das als mechanisches Bindeglied zwischen Camcorder-Hauptschalter und dem Multifunktionsschalter der Gehäuses dient. Das Messingteil sitzt relativ stramm
auf dem Camcorder-Hauptschalter, da es dessen Verriegelungsknopf gegen unbeabsichtigtes Drehen betätigen muß und damit erst eine Inbetriebnahme ermöglicht. Mit einem ebenfalls zum Lieferumfang gehörenden Frästeil aus
Kunststoff wird die mechanische Übertragung der Zoom-Funktion realisiert. Die exakte Lage der Zubehörteile zu den Gehäusehebeln ist durch die transparente Acrylglasscheibe kontrollierbar.
Sony
Zur
Sicherstellung der Funktionalität sind gehäuseseitig keine Zubehörteile erforderlich. Zur Fixierung des Camcorders im Gehäuse dient ein Befestigungsschlitten aus Kunststoff. Vor dem Einbau des Camcorders muß jedoch an
diesem zuerst die vordere Metallhalterung der Handschlaufe entfernt werden, da der Camcorder sonst nicht bis zum Endanschlag in das Gehäuse geschoben werden kann. Diese Manipulation erfordert jedoch einen
Mini-Kreuzschlitzschraubenzieher, der leider nicht im Lieferumfang des Gehäuses enthalten ist. Wegen einer weiteren erforderlichen Justage des Aufnahme-Start/Stop-Hebels gestaltet sich der Einbau insgesamt umständlicher
als beim JVC-Gehäuse.
Funktionskontrolle im Trockentest
JVC
Bedienhebel und Drucktasten erfüllen ihre Aufgabe nur bedingt. Die Drucktaste für
Aufnahme-Start/Stop ist nicht ohne Loslassen des rechten Handgriffes erreichbar und die Druckfeder erfordert schon einen kräftigen Daumendruck. Sony
Funktionalität der drei Grundfunktionen ist einwandfrei.
Lediglich wegen des zu klein ausgelegten Federhubes der Wellendurchführung für Manuell Fokus-Ein/Aus kann die camcorderseitige Drucktaste nicht betätigt werden. Die vor Ort durchgeführte konstruktive Nachbesserung war
jedoch eine Kleinigkeit.
Rund um’s Licht
Das JVC-Gehäuse war mit einer Lichtanlage von Werner Light Power, technische Daten siehe im Testbericht
Selaux PC10, und die Sony-Version mit einer Original Nimar-Lichtanlage, technische Daten siehe im Testbericht Winkelmann für JVC GR-DVL9000, bestückt. Grund für die unterschiedlichen Lichtanlagenausführungen, mit und
ohne Leuchtenakku am Gehäuse, war die Prüfung der Auswirkungen auf das Abtriebsverhalten der jeweiligen Komplettanlage.
JVC
Die Lampenköpfe von Werner Light Power werden mit Kreuzschlitzschrauben aus
Nirostastahl auf den Handgriffen befestigt. Die flexiblen Lampenarme ermöglichen eine dreidimensionale Lichtführung bis in unmittelbare Objektnähe. Die Stromversorgung ist generell mit einem Gürtel ausgestattet und wird
am Körper getragen. Es wird empfohlen, das Leuchtenkabel zusätzlich zu fixieren (Klettverschluß), damit die Gefahr hängen zu bleiben minimiert wird.
Sony
Zum Lieferumfang des Gehäuses gehört ein Tragebügel, der bei montierten Nimar-Leuchtenköpfen einen Brennerabstand von 410 mm aufweist. Die Leuchtenköpfe sind mittels
Kreuzgriffschrauben am Tragebügel befestigt. Eine von der Aufnahmesituation abhängige horizontale sowie vertikale Ausrichtung der beiden Leuchtenköpfe ist gegeben.Die Auslösung beider Leuchten erfolgt mit dem im rechten
Handgriff integrierten Schiebeschalter. Die recht steifen und überlangen Verbindungskabel stören. Eine Fixierung mit Kabelbindern am Tragebügel beheben das Problem.
Test
Knapp 3 kg hat der Taucher in der Hand, wenn er mit der JVC-Anlage, Leuchtenakku von Werner Light Power wird ja am Körper getragen, abtaucht und 6,6 kg wenn er sich für die Sony-Anlage entschieden hat. Der
jeweilige Abtrieb betrug 560 g bzw. 850 g. Der geringe Abtrieb von < 1 kg machte sich bei der Kameraführung kaum bemerkbar. Bei beiden Gehäusen waren die LCD-Farbmonitore bis in die Bildecken einzusehen. Der 45°-Einbau
des Außenspiegels minimierte zudem auch die Gefahr eines direkten Sonneneinfalls und bot ein gutes und kontrastreiches Bild. Während sich beide Videoanlagen in der Kameraführung relativ gleich verhielten, waren bei der
Bedienerführung doch Unterschiede festzustellen. Negativ herauszustellen ist die ergonomisch schlechte Position der Aufnahme-Start/Stop Drucktaste bei der JVC-Anlage, die ohne loslassen des rechten Handgriffes nicht
betätigt werden konnte. Beginn und Ende der Aufnahmen waren leider etwas verwackelt. Bei der Sony-Anlage war der Auslöser in Handgriffnähe und einwandfrei zu bedienen. Positiv wurde bei der Sony-Anlage auch die Möglichkeit
des manuellen Fokus bewertet.
In der Unterwasser-Videografie scheiden sich beim Bildwinkel ja bekanntlich die Geister des Gehäusebaus. Aussagen von ”Planglasscheibe reicht doch völlig aus!” bis
”ohne spezielle Weitwinkeloptik geht überhaupt nichts!” reicht die breite Meinungspalette, und zwischen beiden Extremen tummeln sich einige technische Varianten, die recht gute und kostengünstige Komprisse
darstellen und für den Normalgebrauch auch völlig ausreichen. Letztendlich muß der Kunde selbst entscheiden, welcher Version er den Vorzug gibt bzw. wieviel Geld er für dieses nützlich einzustufende Zubehör investieren
möchte. Makro-, Standard- oder Panaromaeinstellungen sind nicht in jedem Fall ohne optische Hilfen realisierbar. Makroaufnahmen mit vorgeschalteter Weitwinkeloptik werden ebenso Illusion bleiben wie Panaromaaufnahmen ohne
Weitwinkelkonverter durch Planglasscheibe zu versuchen.
JVC-Weitwinkel
Ist nicht die Welt, denn annähernd nur der Brechungsindex des Wassers wurde mit dem 0,7fach JVC-Konverter eleminiert, aber doch ein
akzeptabler Kompromiß. Wermutstropfen: Der JVC-Weitwinkelkonverter ist leider nur im Kit, LN-KIT 1D, mit einem Telekonverter zu kaufen und kostet stolze 279,- DM!
Achtung bei Aufnahmen mit dieser Gehäuseversion ohne
den Weitwinkelkonverter:
Bedingt durch den relativ großen Abstand zwischen Objektiv und Planglasscheibe entsteht in der maximalen Weitwinkeleinstellung eine Vignettierung. Ein kleine Korrektur am Zoomhebel und der
Bildfehler ist weg.
Sony-Weitwinkel
Gegenüber der JVC-Anlage ein nachteil. Weitwinkelaufnahmen sind mit einem leichten Teleobjektiv halt unter Wasser nicht realisierbar. Maßnahme: Portverlängerung wie bei
JVC-Anlage + Weitwinkelkonverter.
Zu einem guten Bild gehört natürlich auch ein guter Ton, doch dieser war mangels Außenmikrofon an beiden Gehäusen nicht gegeben. Die nicht geräuschlos arbeitenden Laufwerke der
Camcorder begleiteten den Originalsound des Atemreglers merklich und machten diesen für eine Nachvertonung unbrauchbar.
Fazit
Erfreulicherweise begleiteten nur
wenige Tief’s die beiden Aspiranten auf ihrem nassen Weg. Da Gun Lux camcorderbedingt unterschiedliche Wege bei der konstruktiven Gestaltung der Bedienelemente wählen mußte und zudem auch noch die Testgehäuse
unterschiedliche Leistungsmerkmale auswiesen, bleibt als Ergebnis nur ein kleines Plus für Sony, da der GR-DVM5 keine Möglichkeit bietet, im Unterwassereinsatz den Fokus zu beeinflussen. Beim Bildwinkel hatte der
JVC-Prüfling, Dank des Einsatzes eines Weitwinkelkonverters, gegenüber seinem diesbezüglich nur ”nackt” abtauchenden Sony-Kontrahenten die Nase vorn. Doch deshalb muß Sony ja nicht traurig sein, denn optional
kann auch das Gehäuse für den DCR-PC10 mit einem Portdistanzring aufgerüstet werden. Während der GR-DVM5 noch zum aktuellen Lieferprogramm von JVC gehört, sitzt der Sony DCR-PC10 leider schon auf dem Altenteil, denn ein
noch kleinerer Bruder, DCR-PC1, hat vor wenigen Monaten seinen Platz eingenommen. Wie schnell die Gehäusebauer darauf reagiert haben, war bereits auf der ”boot ‘99” in Düsseldorf zu sehen. Obwohl die
Wachablösung bereits vollzogen wurde, heißt dies aber noch lange nicht, daß der DCR-PC10 für einen Unterwassereinsatz passé ist. Für den Besitzer einer DCR-PC10, der nun in die Unterwasservideografie einsteigen möchte,
keine Frage und für den Schnäppchenjäger, der nicht unbedingt auf das neue Modell reflektiert und auch nicht dem Modellwechselwahnsinn unterliegt, bleibt der DCR-PC10 immer noch eine interessante und kostengünstige
Alternative, die mit ihrem Zeiss-Objektiv in punkto Bildqualität sicherlich keinen Vergleich scheuen muß.
Es stellt sich also nicht die Frage nach JVC oder Sony sondern nach der Flexibilität des Herstellers, ob
dieser in der Lage ist, die vom jeweiligen Camcorder angebotenen Leistungsmerkmale auch für den Unterwassereinsatz zu aktivieren. Dies kann für Gun Lux mit ”Ja” beantwortet werden und es liegt ausschließlich nur
am Kunden selbst, seine Anforderungen präzise und eindeutig zu artikulieren. Auch sollte dieser bereits bei der Wahl des Camcorders auf die Leistungsmerkmale achten, die er später einmal im Unterwassereinsatz aktivieren
möchte. Dies ist jedoch nicht immer ganz einfach, da der Großteil der Neueinsteiger erstmal mit einem von der Stange gekauften Gehäuses vorlieb nehmen und erst nach einigen Taucheinsätzen erkennen, was sie so alles unter
Wasser an Leistungsmerkmalen vermissen und an Bildeinstellungen nicht realisieren können. Für eine Nachbesserung bzw. Gehäuseaufrüstung ist es dann meist zu spät bzw. es besteht, z. B. bei Importgehäusen, keine konstruktive
Möglichkeit einer technischen Umsetzung der Wünsche. Wenn überhaupt möglich, muß man so richtig tief in den Geldbeutel fassen.
Fakten
Technische
Daten (Testgehäuse)
Gehäusematerial/Grundplatte Delrin Port mit Schraubgewinde Delrin
Gehäusefarbe schwarz
Gehäusedeckel Acrylglas
Gehäuseoptik Planglasscheibe
Gehäuse-/Portabdichtungj e 1
O-Ring
Gehäuseverschluß 4 Schnellspannverschlüsse, gesichert Portverlängerung nur bei JVC
Art Gehäusebedienung
*JVC
- Kombischalter Hebel/Drucktaste Power On/Off + Aufnahme Start/Stop
- Hebel Motorzoom
(Tele - Weit)
*Sony
- Hebel Power-On/Off
- Hebel Aufnahme-Start/Stop
- Hebel Motorzoom (Tele - Weit)
- Drucktaste manuell Fokus Ein/Aus
Bildüberwachung - Gehäusesucher nicht nutzbar
-
LCD-Farbmonitorüber 45°-Außenspiegel
Mikrofon nein (optional)
Zubehörhalterungen Schwalbenschwanznut für Nimar-Leuchtenakku
Gehäuseabmessungen ohne Handgriffe (LxBxH) - JVC18,8x10,2x21,6 cm
-
Sony17,7x10,2x20,5 cm
Gewicht Komplettanlage
- JVC + Werner Light Power2,9 kg + separater 12V-Akku (Gewicht kapazitätsabhängig)
- Sony + Nimar Licht Set PL 05106,6 kg
Hydrostatik (+ Auftrieb/- Abtrieb)
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JVC- ca. 560 g
- Sony- ca. 850 g
Tauchtiefe75 Meter
Infos, Bezu und Preis unter www.gun-lux.de
Zur freundlichen
Beachtung: Gun Lux in München reagiert mit seinen Kunststoffgehäusen stets schnell auf neue Camcorder und kann schon nach kurzer Zeit ein Gehäuse dafür anbieten. Auch sog. "Exoten" werden zumeist von Gun Lux
tauchfähig gemacht. Eine große Palette von Lichtlösungen rundet das Angebot von Gun Lux ab.