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Haiattacken bei Ras Nasrani / Sinai
UWW ab 4.12.10
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News & Statements |
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10.12.2010 Nach Meldungen von heute soll das Badeverbot mit Ausnahme der Region Naama Bay und nördlich von Ras nasrani aufgehoben worden sein. |
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9.12.2010 HEPCA - Infos zur Haiforschung und aktuelle Erkenntnisse zum weiblichen Weißspitzenhai (Longimanus), der als Verursacher der Attacken identifiziert zu sein scheint. >> Zum PDF in englischer Sprache |
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Presse-Statement - Cairo/ Frankfurt, 07. Dezember 2010 Sharm El Sheikh: Sicherheitsmaßnahmen für das Tauch- und Wassersportsegment nach Hai - Zwischenfällen >> zum PDF der Meldung |
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7.12.10 |
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Wir baten Rolf Sempert / stellv. Chefredakteur UnterWasserWelt / um sein Feedback, er ist dem
fraglichen Hai vermutlich bereits selbst vor Ort begegnet. |
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Das meldet die CDWS in einer Pressemitteilung vom 1.12.10 - >>> Sprache englisch |
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Interview mit Peter Schinck - Tauchlehrer, ehemaliger Leiter einer großen Tauchbasis in
Ägypten |
Wieder einmal machen Haie Schlagzeilen. Negative Schlagzeilen. Die Medien berichten aus Ägypten über 4 dramatische Zwischenfälle innerhalb kürzester Zeit. Wir werden stets nur mit dem
Ende eines Dramas konfrontiert, dessen Anfang meist weit zurück liegt und für das der Mensch oft selbst verantwortlich ist.
Ras Nasrani ist ein beliebter Spot für Schnorchler, Taucher, Badende. Nicht
weit von Sharm El Sheikh auf dem Sinai gelegen. Mittlerweile haben hier viele russische Urlauber die Region für sich erschlossen. Vier Gäste aus Russland wurden Opfer von Haiattacken, für die vermutlich ein und das
selbe Tier verantwortlich ist.
Vor dem Zwischenfall, bei dem ein im Wasser befindliches Paar schwer verletzt wurde, hatte sich der Longimanus auffällig für den ägyptischen Tauchlehrer Hassan Salem interessiert. Er
umkreiste den Taucher, der das Tier schließlich mit einem Schwall Luftblasen vor dessen Kopf vertreiben konnte. Wenig später attackierte der Hai die Badenden. Die Frau erlitt schwere Bisswunden in Beine und Rücken, dem
Mann fügte er dramatische Verletzungen eines Beines zu. Sie sollen überlebt haben.
Am folgenden Tag biss ein Longimanus zwei Schwimmern die Arme ab. Die allgemeine Erfahrung lehrt, dass der immense Blutverlust nach
einem Haibiss, bei dem viele Gefäße durchtrennt werden, zum Tode führt. Die Schwerstverletzten sollen nach behördlichen Informationen in eine Klinik nach Kairo gebracht worden sein. Bei zwei Verletzten ist der Zustand
immer noch sehr ernst.
Gerhard Wegner von Sharkproject kommentiert die aktuellen Vorfälle
Wir warnen seit Jahren davor und haben solche
Unfälle leider vorhergesagt. Gründe sind ein verändertes Verhalten der Tiere durch Futter im Wasser (Futter = gezielte Fütterungen oder Abfallentsorgung bis hin zur Entsorgung von Toiletten). Die Tiere kommen zum Teil
sehr nahe, berühren die Taucher und kommen immer wieder.
Ich selbst war vor einigen Wochen am Daedalus - Riff und habe gesehen, wie ein Longimanus – magisch angelockt durch die hektischen Taucher beim
Testen der Signalbojen (!!) – ganz nahe kam und zum Teil in die Bojen biss. Der Geruch von Futter und die hektischen Bewegungen waren ein perfekter Magnet.
Inzwischen ist das Schnorcheln aus diesem Grund
verboten aber ein nervöser Taucher lockt ein Tier ebenfalls näher und wenn dann noch ein falsches Verhalten dazu kommt (Hektik, Wegschwimmen, Schlagen etc.) kann es zu Unfällen kommen.
So auch leider jetzt bei dem
aktuellen Vorfall.
Wir haben in Zusammenarbeit mit Jim Abernethy einen Distance - Stab entwickelt, dessen Prototyp bei der HEPCA vorliegt, um genau solche Vorfälle zu verhindern. Dieser Distance -
Stab, der vertikal dem Tier entgegen gestreckt wird, hält es zuverlässig auf Distance, wenn man keine große Kamera hat, die das gleiche bewirkt.
Siehe dazu auch unsere aktuelle Kampagne „Hands off“.
Hands-off !
3 x Haischutz.
Es ist eine aberwitzige Situation. Auf der einen Seite boomt der Haitourismus. Jeder Tauchanfänger kann heute mit Großhaien frei
tauchen. Der „Horrorfisch Hai“ hat sich in den letzten Jahren scheinbar in ein Schoßtier verwandelt, das jeder hautnah beobachten kann.
Auf der anderen Seite sind wir im Krieg gegen die Haie! Anders ließe sich
nicht erklären, warum wir pro Jahr rund 200 Millionen dieser Tiere bewusst töten– als Beifang, Sport oder ganz gezielt als Fleisch-, Flossen- und Knorpellieferant.
Und wir sind dabei diesen Krieg zu gewinnen.
Eine Studie der Dalhousie Universität, Halifax (Kanada) besagt, dass in den letzten sechs Jahren rund 80% aller Hochseehaie im Nordatlantik verschwunden sind. Das sind Hammerhaie, Makohaie, Blauhaie und viele, viele
andere Arten mehr. Ein endgültiger Sieg über die Haie ist in Sicht. Experten geben nur noch wenige Jahre, bis viele der bekannten Haiarten verschwunden sind.
1.Hands-off
!!
Aus ökologischen Gründen.
Aber dieser „Sieg“ könnte sich schnell in eine Niederlage für den Menschen verwandeln. Andrew F.Cobb, der bekannte südafrikanische Haischützer und
Sharkproject-Botschafter für Südafrika bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Wenn die Haie sterben, stirbt das Meer. Und wenn das Meer stirbt, sterben wir!“.
Dieser Meinung sind inzwischen auch viele
Wissenschaftler. Die ökologisch unglaublich wichtige Rolle des Topräubers Hai im Meer wird jetzt erst allmählich verstanden. Haie sind die Gesundheitspolizei der Meere und halten den Bestand der Fischräuber in Schach.
Ein Verschwinden der Haie würde eine ökologische Katastrophe bedeuten, deren Ausmaß sich den Wissenschaftlern erst erschließt. Eine virtuelle Studie einer mexikanisch/amerikanischen Forschergruppe belegt, dass ein
gesundes Korallenriff innerhalb eines Jahres stirbt, wenn es keine Haie mehr gibt. Die Maßnahme der maledivischen Regierung in 2010 den Handel mit Haiprodukten komplett zu verbieten und den Fang unter Strafe zu
stellen, bestätigt dies, wenn man die Begründung liest. Fakt ist, dass die Haie auf den Malediven nur geschützt werden, weil man erkannt hat, dass der dramatische Rückgang des wirtschaftlich extrem bedeutenden
Thunfischfangs mit der Ausrottung der Haie dort zusammenhängt.
2.Hands-off !!
Aus gesundheitlichen Gründen.
Ein weiterer Aspekt, die
Hände von Haien zu lassen, ist die nachgewiesene hohe Giftkonzentration im Haifleisch. Eine Studie der Haischutzorganisation Sharkproject hat ergeben, dass jede 3. Haifleisch-Probe weit über den gesetzlich zulässigen
Wert mit dem hochgiftigen Methylquecksilber verseucht ist. Im Topräuber Hai sammeln sich über die Nahrungspyramide hohe Konzentrationen von Umweltgiften an, die ihn ungenießbar machen bzw. zu einem hohen
gesundheitlichen Risiko.
Dies gilt sowohl für das Fleisch – das in Deutschland z.B. unter so Phantasiebegriffen wie Schillerlocke und Seeaal – auf den Markt gebracht wird als auch für die Flossen der
Tiere. Die Haie scheinen sich für ihre Ausrottung zu rächen.
3.Hands-off !!
Aus Respekt.
An Rache könnte man auch denken, wenn man
hört, dass wieder mal ein Taucher oder Schnorchler von Haien gebissen wurde, während ihnen diese aufdringlich auf die Pelle rückten. Es gibt Unfall-Berichte, nach denen Taucher von eigentlich eher harmlosen
Sandtigerhaien gebissen wurden. Geht man diesen Berichten nach, stellt man fest, dass der Taucher eines dieser trägen Tiere für ein Souvenirfoto umarmt hatte !! Es werden vermehrt „Beissattacken“ oder sehr
gefährliche Situationen gemeldet vor Kuba, den Bahamas, in Ägypten, Südafrika – überall dort, wo es einen florierenden Haitourismus gibt. Jeder dieser Unfälle vermehrt wieder die Angst der Öffentlichkeit vor dem
Hai und verhindert dadurch wirkungsvoll die Bildung einer breiten Haischutzlobby. Und die Gründe dafür liegen in den Tauchern selbst. Sie haben den Respekt vor den Tieren verloren. Sie fassen Tigerhaie am Schwanz,
streicheln Bullenhaie und wollen am liebsten mit Weißen Haien frei tauchen.
HANDS-OFF
Was ist passiert, dass Haie plötzlich als
Schoßtiere gelten ??
Wir sind mit schuld! Unsere langjährige, erfolgreiche Aufklärungskampagne, dass Haie keine Menschenfresser sind, hatte eine für uns nicht beabsichtigte Nebenwirkung.
Aus Killern
wurden plötzlich Schoßtiere.
Der Haitourismus boomt seitdem– frei nach dem Sensationstitel: Kamikaze-Taucher gegen Tigerhaie !
Denn Kamikaze-Tauchgänge sind es oft. Unerfahrene Guides, Futter im
Wasser, keine Briefings, Haie, die ihre Scheu vor dem Menschen verloren haben und Menschen, die ihren Respekt vor den Haien verloren haben.
Eine unselige Mischung, die leider verstärkt zu Unfällen und sogar zu
Todesfällen führt.
Und die wiederum verursachen Angst vor dem Hai.
Ein teuflischer Kreislauf, den wir jedoch ganz leicht durchbrechen können.
Alles was wir dazu brauchen, ist gesunder Menschenverstand
und Respekt.
Respekt vor einem Raubtier, das uns potenziell gefährlich werden kann.
Und gesunder Menschenverstand, der uns rät, gefährliche Situationen zu vermeiden.
Dazu zählen:
1. Futter im
Wasser
Nichts verändert das Verhalten eines Hais so sehr, wie Futter oder der Geruch davon. Aus scheuen Räubern werden aufdringliche Zahnträger. (Füttern oder Abfallentsorgung ins Meer sind hohe
Risikofaktoren)
2. Irritation der Sinne.
Alles, was die Sinne der Haie verwirren kann, wie z.B. schlechte Sicht
3. Konditionierte Tiere
Regelmäßige Begegnungen mit Menschen verändern das Verhalten
der Tiere. Sie verlieren ihre natürliche Scheu und kommen oft sehr viel näher.
4. Mangelnder Respekt
Wer Haie nicht mehr als potenziell gefährlich betrachtet, verliert den Respekt und damit die Vorsicht, die
man großen Zähnen gegenüber immer haben sollte.
5. Gefährliche Touren
Überall da, wo es regelmäßig zu Haibegegnungen kommen kann und die Taucher oder Schnorchler darauf nicht richtig vorbereitet werden,
handelt es sich um potenziell gefährliche Haierlebnisse.
Sollte einer oder mehrere dieser 5 Risiko-Faktoren zusammentreffen, sollte der Taucher auf den Tauchgang lieber verzichten oder ihn
abbrechen.
Aber: Bei 99,9 % aller Haibegegnungen werden die Haie scheu und ängstlich die Distanz wahren und schnell wieder von selbst verschwinden.
Sollte ein Tier jedoch näher kommen, unbedingt die
folgenden Sicherheits-Regeln beachten:
Für Sharkproject zusammengestellt von Ralf Kiefner und Andrea Ramalho:
1. Keine hektischen Bewegungen (Flossenschlag
kontrollieren)
2. Entspannt atmen
3. Den Anweisungen des Tauchguides folgen
4. Respekt vor Haien niemals verlieren. Vorsichtig und aufmerksam bleiben.
5. Augenkontakt zum näherkommenden Hai halten
6. Nie
vom Hai wegschwimmen, wenn er sich nähert. (Beuteverhalten)
7. Den Hai nicht stören, berühren, unter Druck setzen oder in die Enge treiben
8. Kamera entgegenhalten, wenn das Tier viel zu nahe kommt oder
Distance-Stick benutzen. (Kunststoff-Stab vertikal entgegenhalten) oder Wasser gegen das Tier drücken, am besten mit den Schwimmflossen.
9. In der Gruppe bleiben. Sich gegenseitig beobachten und die Situation
kontrollieren.
10. Bei unbehaglichem Gefühl das Wasser vorsichtig verlassen. (niemals alleine)
Weitere Tipps und Empfehlungen für Hai-Begegnungen und Hai-Tauchgänge unter www.sharkproject.org