Kosmos Naturführer: Haie im Mittelmeer
UWW 11.05
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Fakten |
Gelegentlich erfährt man in den Sommermonaten von der Sichtung eines großen Hai vor den Mittelmeerküsten Italiens oder Frankreichs. Das kling stets
spektakulär, man ist versucht anzunehmen, dass das klassische Urlaubermeer keine Lebenszone für Haie sei. Auch etliche Hundert Tauchgänge rund um Elba haben mir selbst nie eine Haisichtung vergönnt. Aber südlich von
Sizilien ist eine der Kinderstuben des Weißen Hai und weitere 48 Arten fühlen sich im Mittelmeer noch wohl.
Es ist nicht zu verheimlichen, dass die Haibestände weltweit drastisch zurückgehen. Neben
gezielter Bejagung sind Haie als Beifang in Treibnetzen laufend Opfer der großdimensionierten kommerziellen Fischerei. Das stellen Wissenschaftler und Fischer gerade an den Beifang – Vergleichszahlen fest, die
etwa rund um Sizilien einen dramatischen Rückgang der dort lebenden Hammerhai – Arten aufzeigen.
Hammerhaie vor Sizilien? Wer diese lediglich im Roten Meer oder der Bahia California sucht, der irrt. Das Who is
Who der Haie im Mittelmeer ist ein interessantes Stelldichein der eleganten Jäger. Vom Spitzkopf-Siebenkiemenhai, über Nagelhai und Dornhai, Schlinghai und Sandbauchhai, der Meersau und dem Schokoladenhai. Tiger-, Mako
und Weißem Hai reicht der Bogen der insgesamt 49 im Buch vorgestellten Arten.
Die Autoren Alessandro De Maddalena und Harald Bänsch (Vizepräsident von Shark Project), selbst Wissenschaftler und erklärte Haischützer,
versuchen einen möglichst vollständigen Überblick zu geben. Wir sprechen von „versuchen“, denn einerseits sind weltweit noch nicht alle Haiarten identifiziert worden, zum anderen ist die Haiforschung in den Meeren
noch eine recht junge wissenschaftliche Disziplin und viele Arten leben weit jenseits der von Sporttauchern erreichten Meerestiefen.
Auf jeden Fall ist der Kosmos Naturführer „Haie im Mittelmeer“ ein Buch, das
einige Überraschungen bereit hält.
Ein ausführlicher allgemeiner Teil führt in den Lebensraum der Haie im Mittelmeer ein und widmet sich ausführlich den biologischen Merkmalen und Unterscheidungsmöglichkeiten der
Arten. In der Regel wird dieses Know How nur an gefangenen, toten Exemplaren angewandt werden können, da Haibegegnungen im Mittelmeer sehr selten sind. Um auch durch Mithilfe von Sportfischern weitere Erkenntnisse über
die Lebensräume der Mittelmeerhaie zu bekommen findet sich im Anhang der Vordruck eines Melde- und Erfassungsbogen, der alle Fakten eines Haifangs abfragt und von Dr. De Maddalena, der die Italian Great White Shark Data
Bank leitet, ausgewertet wird.
Vielen der vorgestellten Haiarten werden jeweils gleich zwei Seiten im Buch zur Verfügung gestellt. Begleitet von Bildmaterial und Zeichnungen wird jede Art genau vorgestellt. Im Text
orientieren Überbegriffe wie Besondere Merkmale, Körperbau, Färbung, Zähne, Fortpflanzung, Nahrungsspektrum, Verbreitung und in Bezug auf Menschen eingeschätztes Gefahrenpotential den Leser.
Fazit
„Haie im Mittelmeer“ ist keine Gruselliteratur sondern ein informatives Werk, das rundum in die Thematik einführt und manch überraschende Information bereit hält. Der
Leser wird sensibilisiert für die Erkenntnis, dass das Mittelmeer durchaus das Zuhause von immerhin 49 Haiarten ist, deren Bestand vielfach gefährdet ist.