by Herbert Frei 5.01
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Tauchen, wo es keine Touristen gibt, ein geradezu verwegener Gedanke. Und das in einem Staat, der mitten in der Karibik liegt. Unbeachtet vom weltweiten
Reiseboom ging die Zeit in diesem Land andere Wege. Herbert Frei fand Tauchgründe, die auf keiner touristischen Landkarte verzeichnet sind.
Haiti wird aufgrund seiner Namensähnlichkeit meistens mit
Tahiti verwechselt. Letzteres liegt aber in der Südsee, Haiti dagegen zusammen mit der Dominikanischen Republik auf der Insel Hispaniola. Kuba ist gerade mal 100 km entfernt, nach Miami sind es mit dem Flugzeug knapp
zwei Stunden. Während in der Dominikanischen Republik das Touristengeschäft boomt und man bereits vom Mallorca der Antillen spricht, konnte Haiti davon nicht im geringsten partizipieren. Tagesausflüge (seit kurzen
möglich) vom reichen Nachbarn in das geheimnisvolle Voodoo-Land hinterlassen bei den Besuchern zwiespältige Eindrücke und Gefühle bis hin zur Ratlosigkeit.
Wirtschaftsexperten stufen Haiti als ärmstes Land der
westlichen Hemisphäre ein. Das durchschnittliche Jahreseinkommen von mehr als 80% der Einwohner liegt bei ca. DM 500,- pro Jahr. Damit bildet der Antillenstaat zusammen mit Ruanda in Afrika das Schlusslicht hinsichtlich
des Bruttosozialproduktes aller selbständigen Staaten. Nur noch übertroffen vom Tollhaus Sierra Leone an der westafrikanischen Küste, das man aber kaum mehr als funktionierenden Staat bezeichnen kann. Schuld an dieser
Misere sind korrupte Politiker, gleichgültige und unfähige Staatsmänner, kriminelle Staatsdiener, Rauschgifthändler (Haiti gilt als größter Drogenumschlagsplatz der Karibik) und nach Meinung von Insidern auch die USA
mit ihrer in diesem Land verfehlten opportunistischen Außenpolitik. 70% des Staatshaushaltes werden von Krediten finanziert. Viele Haitianer können nur Dank der Dollarüberweisungen verwandter Gastarbeiter aus den USA
überleben. Von denen gibt es in den Staaten immerhin fast eine halbe Million.
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