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C: UWW Herbert Frei

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Tauchgründe:

Wenn Sie erst seit 10 Jahren tauchen, wissen Sie vermutlich gar nicht wie schön es ist, wenn man unter Wasser buchstäblich machen darf, was man will und seinem Hobby mit dem größtmöglichen Genuss nachgehen kann. Tauchen auf Haiti kann man nur vergleichen mit den ersten Urlaubsreisen Anfang der siebziger Jahre auf die Malediven oder etwas später nach Hurghada. Man ist in diesen Tauchgewässern so allein wie der erste Mensch auf dem Mond. Und es ist Easy-Diving par excellence. Keine oder nur minimale Strömung, warmes Wasser, moderate Tiefen, ordentliche Sicht und eine unberührte Unterwasserwelt.

Haitis UW-Welt ist ein Teppich ins Paradies. Wo wenig Taucher sind, hat man verständlicherweise viele Freiheiten. Ob Sie nur eine einzige Kamera oder gleich vier Stück mit nach unten nehmen wollen, dem Tauchführer ist das egal. Ob Sie eine Dreiviertelstunde oder ein einhalb Stunden tauchen wollen, spielt keine Rolle. Zeit ist ein Faktor, der hier nicht existiert. Ob Sie morgens um neun oder um zehn tauchen wollen, bereitet dem Bootsführer keine Probleme. Er wartet und steht Gewehr bei Fuß. Ob Sie ihr Brevet bei der AOK, den Roten Kreuz, der CDU oder PDS gemacht haben, ist nicht wichtig. Wenn Sie tauchen können, dürfen Sie das auch. Notfalls macht man einen Checkdive und das wars dann. Man kann sagen, was man will, aber das ist Urlaub. Tauchlehrer Jose ist ein vernünftiger Mann ohne Starallüren. Und er spricht ein exzellentes Deutsch, hat einige Jahre in der Nähe von Stuttgart gelebt.

Weil Tauchen nicht zu den Standard-Sportarten Haitis (Volkssport ist Fußball) zählt, kann man noch viel entdecken, auch Unbekanntes. Die Tauchplätze haben keine Namen und sind auch nicht mit Bojen markiert. Etwa vierzig verschiedene Stellen können in einem verträglichen Zeitraum angefahren werden. In den nächsten Jahren soll das Tauchgebiet auf etwa Hundert Plätze ausgedehnt werden. Dann sind auch Mehrtagesfahrten möglich. Ein Großteil der Tauchgründe ähnelt denen der gesamten Karibik mit dem Unterschied, dass man häufig über weiten Seegraswiesen mit einem hochinteressanten Kleintierarten- und Fischreichtum tauchen kann. In Abständen erheben sich darin große Korallenblöcke mit wunderschönen und mächtigen Fächerkorallen. Und das nur wenige Meter tief. Tauchen auf Haiti eignet sich deshalb unter anderem vorzüglich für gemütliche Abstiege, ungefährliche Tauchgänge, Gelegenheitstaucher mit wenig Übung und alle, die freudig eine ausgedehnte und individuelle Fotopirsch bevorzugen.

Großfische sind selten, ebenso Fischschwärme. Es liegt vermutlich daran, dass die heimische Bevölkerung aus Nahrungsmangel viel fischt, obwohl das Tauchgebiet als UW - Nationalpark ausgewiesen ist. Doch die Polizei hat wohl andere Sorgen. Erstaunlich ist die Langustenpopulation. Aus jedem zweiten Loch schauen Fühler hervor. Und jede Menge schwarze Korallen säumen Tauchers Abstiege. Natürlich führt der Tauchguide die Gruppen auf Wunsch auch an Steilabfälle. Dort fallen die Wände ins Bodenlose ab. Riesige Schwämme in allen möglichen Formen und Farben, mächtige Fächerkorallen, kapitale Zackenbarsche und große Engelsfische begegnen einem dort. Angenehm ist, dass die Tauchgründe mit dem Boot in wenigen Minuten erreichbar sind. Mit die besten Tauchplätze liegen bei den Arcadines - lnseln und vor der Ile de Gonave. Wracks gibt es, aber niemand kennt ihre genaue Lage. Die Tauchschule ist bemüht, in den kommenden Monaten diese Orte ausfindig zu machen.