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C: Marita K. Hüffer

Haiworkshop nach Unfall von Dr. Erich Ritter

by Marita K. Hüffer 9.02

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Die Faszination meiner ersten Reise im letzten Jahr bewog mich, an einem weiteren Hai-Workshop bei Dr. Erich Ritter teilzunehmen. Wie würde es dieses Mal werden? Zum zweiten Mal war ich auf dem Weg nach Walker’s Cay, der kleinen Insel in der Nähe der Bahamas.

Bereits am Flughafen in Fort Lauderdale traf ich dann die anderen Mitglieder der Gruppe, mit denen ich die nächsten acht Tage verbringen würde. Vier Schweizer und fünf Deutsche. Allesamt sehr neugierig auf die Haie und Dr. Erich Ritter. Claudia, eine Deutsche, die in Paris lebt, und ich waren die einzigen „Wiederholungstäter“, alle anderen waren erstmals dabei. Die anderen: Manuela aus Deutschland hatte ihre Mutter dabei, die pragmatisch alles einzigartig kommentierte. Gerhard, der wundervolle Cartoons über die Unterwasserwelt in Buchform herausgegeben hat – und vier sympathische Schweizer, die im Laufe der Zeit darauf spezialisiert waren, einige Haie zu berühren. Fantastische Menschen!

Bereits am Ankunftstag bestand eine der ersten Aktionen darin, die Flachwasser-Stelle zu besuchen, an der sich Bullen-, Zitronen- und Ammenhaie aufhalten. Von der neu erbauten Plattform war die Sicht auf die Tiere einzigartig und der Urlaub konnte beginnen.

Am ersten Abend gab Dr. Erich Ritter eine Einführung, was uns erwarten würde, alle waren gespannt. Am nächsten Tag ging es los zu einem normalen Non Feed Freiwasser - Tauchgang im Revier der Riffhaie. Erich konnte uns nicht begleiten, da er zeitgleich für Dreharbeiten von einem amerikanischen TV-Team mit den Bullen- und Zitronenhaien benötigt wurde. Wir hatten für unseren Easy Dive selbstverständlich Begleitung von den Tauchlehrern von Gary Adkisons Basis. Erich begleitete uns morgens noch zu unserem Boot, wenige Stunden später, als wir noch mit dem Tauchboot unterwegs waren, ereignete sich sein Unfall und wir sahen ihn nicht mehr. Wir waren tief betroffen und bangten während des ganzen Aufenthaltes um seine Gesundheit. (Bezüglich der Unfalldarstellung möchte ich auf das Radiointerview mit Gary Adkison verweisen.)

War der Urlaub nun zu Ende? Nein, warum? Wir kannten die Hintergründe des Unfalls und es war klar, dass unsere Exkursionen nach wie vor ungefährlich sind. Würde man sein Auto verkaufen, weil es einen Autounfall gab? Es wurde nicht einmal darüber gesprochen, ob wir nun weitermachen oder nicht. Es stand einfach nicht zur Diskussion. Es wäre auch sicher nicht in Erichs Sinn gewesen, die Könige der Meere plötzlich zu ignorieren. Dazu kommt auch, dass wir keine Haiforscher sind und nur unter für die Haie stressfreien Bedingungen tauchen. Nachdem ich meine eigenen Zeilen lese, hört es sich abstrus an, unser Kursleiter hatte einen Unfall und wir machen einfach in unserem Urlaubsprogramm weiter. Erich kämpfte immer für die friedvolle Begegnung zwischen Mensch und Hai, warum sein Lebenswerk in Frage stellen? Also haben wir ohne ihn weitergemacht, die Haie, die Könige der Meere kennen gelernt. Und wir hatten unglaubliche Erlebnisse.

Einen Tag später waren alle ohne Ausnahme auf dem Boot versammelt. Uns erwartete ein Feed-Dive, bei dem ein aus Fischresten gefrorener Block ins Wasser gelassen wurde. Da keine amerikanischen Ausflugstaucher da waren, hatten wir die Haifütterung per chumsicle und alle diese Tiere ganz für uns alleine und genossen es sehr. Trotz der Vielzahl der Tiere, des Gewühles am gefrorenen Fischblock, war es wiederum ein Erlebnis der besonderen Art. Stressfrei, respektgebietend und beeindruckend – so sind die Tiere und so wirkte es auf uns.
 

Wir vermissten Erich sehr, jeden Abend sahen wir uns die Videos von unserem Tauch-Buddy Gerhard an, der leidenschaftlich alles filmte. Der theoretische Unterricht durch Erich Ritter musste aus den gegebenen Umständen ausfallen, allerdings durften wir stattdessen einen atemberaubenden Gary Adkison erleben, der nach Tagen auf die Insel zurückgekehrt war. Trotz massiver Zeitnot beschäftigten sich Gary und seine Frau rund um die Uhr mit allem, was mit Erichs Unfall zu tun hatte. Obwohl es die Umstände normalerweise gar nicht zuließen, nahm er sich Zeit für uns. Wir erlebten einen langen Vortrag, zu dem Gary seltene Hai-Videos, Zeitungsartikel und Dias mitgebracht hatte. Die Stunden vergingen wie im Flug. Seine Liebe zu den Haien war in jedem Wort zu spüren, wir bekamen Infos, die man weder jemals gelesen oder gehört hatte. Damit nicht genug, am nächsten Tag begleitete er uns zu den Bullenhaien an denselben Spot, an dem Erich verunglückte. Wieder sprudelte es aus Gary hervor, was wir zu beachten hätten, wie die Tiere den Menschen sehen und vieles mehr.

Selbstverständlich wurden alle Anweisungen exakt beachtet und extreme Vorsicht hatte wie immer Priorität. Wir hielten unsere Arme am Körper, da wir von Gary wussten, dass Haie mit den menschlichen Armen gar nichts anfangen können, diese für die Tiere nicht zum Körper gehören, da sie selbst so etwas wie Arme nicht besitzen. Die Haie, Bullen-, Ammen- und Zitronenhaie hielten erst einmal Abstand. Nach und nach kamen sie, wie angekündigt, näher. Langsam, elegant, hoheitsvoll und doch neugierig? Ich lag schnorchelnd auf dem Wasser (komplett mit Anzug, Handschuhe, keine Kontraste zeigend) und ein besonderer Bullenhai, als Bahama-Mama bekannt, kam auf mich zu und glitt unter mir hinweg. Ein wunderschönes, ruhiges und respektgebietendes Tier. Wir waren inmitten dieser prachtvollen Tiere, keiner wollte eigentlich wirklich aus dem Wasser. Auf der Plattform Gary, der mit Argusaugen alles beobachtete. Wieder aus dem Wasser, legte Gary los und erzählte wieder von seinen Tieren. Beim nächsten Mal sollte ich wohl am besten ein Tonband mitnehmen, diese Fülle an Informationen kann man sich kaum merken.

Das Schnorcheln mit den Bullenhaien fand insgesamt dreimal statt, das Wasser war klar, gefüttert wurde bei uns „Touristen“ natürlich nicht, erst als wir aus dem Wasser kamen, gab es für die Tiere etwas zu fressen. Mein besonderer Dank gilt Gary Adkison, es war eine Bereicherung, diesen Menschen kennen zu lernen. Obwohl er und seine Frau sich aufopfernd und selbstlos um den besten Freund, Dr. Erich Ritter, kümmerten, nahm er sich Zeit für uns und bereitete uns unvergessliche Stunden.

Im nächsten Jahr sind wir dann wieder bei Dr. Erich Ritter mit dabei, die sieben Teilnehmer, die ihn noch nicht weiter kennen lernen durften, freuen sich schon. Die Geister, die er rief, wird er halt nicht mehr los!

Wir hoffen auf seine baldige und vollständige Genesung, damit er seine Arbeit weiterführen kann.

Trotz allem wieder ein unvergesslicher Aufenthalt, Erichs Freunde, die Haie, haben ihn sehr gut vertreten, unterstützt von Gary Adkison, der sich selbst übertraf. Und die Infos von Gary, die man nicht nachlesen kann? Man muss Erich und Gary in persona erleben, schriftlich ist dieses geballte Wissen noch nicht vorhanden und außerdem - die Erfahrungen kann man nicht teilen, man muss sie erleben. Sorry........

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