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by Herbert Frei 8.2001

C: Herbert Frei

C: Herbert Frei Aalande

C: Herbert Frei Barsch

C: Herbert Frei Krüge Hallstattzeit

C: Herbert Frei Ehrendolch

C: Herbert Frei Fundstück aus der NS - Zeit

C: Herbert Frei Göbel

C: Herbert Frei

C: Herbert Frei  Hecht

C: Herbert Frei  Rotauge

Zu den geschichtsträchtigsten Gewässern der Alpen gehört der Hallstättersee. An seinen Ufern siedelten nachweislich schon vor über 4000 Jahren die Kelten. Heute suchen, graben und wühlen Taucher in seinem Schlamm nach Artefakten. UW - Fotografen pirschen sich an riesige Hechte und Seeforellen heran. Ein See voller Abenteuer. Herbert Frei war für UnterWasserWelt vor Ort und tauchte in die teils bewegte Vergangenheit.

Noch immer rätselt die Wissenschaft, ob es im oder am Hallstättersee ein Pfahlbaudorf gab. Taucher entdeckten in der Nähe der Gosaumühle 30 - 40 Pfähle im Schlamm. Auch im Bereich des Seeausflusses wurden bereits vor 100 Jahren Pfahlbaureste gefunden. Die Fundstellen liegen zum Glück aber soweit vom Ufer weg, dass man sie nur mit dem Boot anfahren kann. Die Relikte aus der Jungsteinzeit können deshalb von der Wissenschaft noch weitgehend störungsfrei ausgewertet werden, genaues kann man aber vielleicht erst in einigen Jahren sagen.

In versunkenen Pfahlbauten sieht man Hobbytaucher und Schatzgräber allerdings nicht gern, weil zügelloses Graben ohne System mehr zerstört als gutmacht. Was keinen groß stört, ist das Wühlen auf versunkenen Müllhalden und im Schlamm vor den Bootshütten. Manch einer hat hier schon den Fund des Jahres gemacht. Neben alten Tonkrügen wurden auch antike Schmuckstücke, Keltenschwerter und Nazi - Embleme gefunden. Insbesondere Schusswaffen, Büsten und SS - Dolche ziehen ausdauernde Wühler selbst 52 Jahre nach Kriegsende immer noch an Land. Eine eigene Sparte Mensch ist das, die sich auf das Wiederfinden solcher Dinge spezialisiert hat. Aber auch Profanes wird mit Freudengeheul an`s Ufer gehieft. Mittelalterliche Ofenplatten, handgeblasene Flaschen, vorsintflutliche Bügeleisen und anderes Küchengerät aus dem letzten Jahrhundert findet seinen Weg in die Zivilisation zurück.

Um das Schatzfieber am Glühen zu halten, werfen die Hallstatt - Wirte gelegentlich auch altes Geschirr und ausrangiertes Besteck in den See. Allen voran Gerhard Zauner, genannt „Wurzi“, Wirt des Tauchergasthofes „Hallberg“ und Besitzer des „Ersten Alpinen Tauchzentrums“, ein Haudegen und Alpenrübezahl, der bis heute das freie Tauchen in seinem See mit Bauernschläue und juristischen Tricks gegen Beamtenwillkür und Fremdenfeindlichkeit erfolgreich verteidigt hat. Auch der Dorfsheriff, der in blindwütigem Eifer die Parker vor Wurzis Gasthof vertreiben wollte, wurde in ein anderes Revier versetzt. Denn ginge es nach einigen vertrockneten Hallstättern, wäre in Österreich sogar das Baden verboten. Aber mittlerweile dämmert auch den Behörden, dass man Taucher, die rund ums Jahr ihr Geld nach Österreich tragen, auch wie Gäste behandeln sollte. Denn die Übernachtungszahlen sind in der gesamten Alpenrepublik seit Jahren rückläufig. Dass bereits einige Gasthöfe in Hallstatt pleite sind oder kurz vor dem Konkurs stehen, mag den unsinnigen Tauchverboten in der Vergangenheit etwas von ihrer Substanz genommen haben.

Wer im Hallstättersee tauchen will, kann das, sollte sich aber vorher im Gasthof „Hallberg“ nach den neuesten Bestimmungen erkundigen, wo er ins Wasser kann, welche Schutzzonen gerade ausgewiesen sind, wo Nachttauchgänge erlaubt sind, welche Fische man an welchen Stellen gerade findet.

Lusttauchen und fotografieren:

Der Hallstättersee hat natürlich mehr zu bieten als nur antiken Schrott. In seinem Wasser leben riesige Reinankenschwärme, die sich zur Laichzeit im Herbst an den Ufern von Hallstatt einfinden und ihre Balz beginnen. Im 125 m tiefen Seebecken hausen gewaltige Seeforellen von über 1 m Länge, sichtet man Hechte von furchterregenden Maßen, SŸßwasserschwämme, Elritzen und Rotaugen. In der Nacht begegnet man Aalrutten und vielen interessanten Kleintieren wie Wasserkäfern, Moostierchen und Wasserasseln. Wer es gerne tiefer hat, sollte sich an den unterirdischen Felswänden (fast 200 m lang) vergnügen. Manche sind an den überhängenden Stellen mit kleinen Tropfsteinen (20-30 cm lang) bewachsen, die aber mit zunehmender Tiefe größer werden.

Bekannt ist der HallstŠttersee für exzellentes Eistauchen. In strengen Wintern gefriert er sogar vollständig zu, die Eisschicht ist dann so dick, dass sie nur mit einer Motorsäge durchdrungen werden kann. Zauners Tauchbasis veranstaltet dann Eistauchkurse mit Brevetabnahme. In Wurzis Tauchschule wird die UW - Fotografie und der UW - Film traditionsmäßig gepflegt. Wer sich diesem Hobby widmet, findet jede nur denkbare Unterstützung. Auch Models werden auf Wunsch besorgt. Manchmal steigt der Chef auch selbst in den Trockenen und macht den Kasper für seine Gäste. Und man kann Rebreather - Tauchkurse, Trimix und Nitox - Tauchen erlernen. Mit diesen Tauchtechniken kann man sich vielen Fischen bis auf Armlänge und kürzer nähern.  

Die Fische im Hallstättersee:

Der Hallstättersee gilt zwar als fischreich, ist aber eher als artenarm (nur 15 Fischarten) zu bezeichnen. Neben den diversen Forellenarten (Seeforelle, Regenbogen- und die ausschließlich im Mündungsbereich lebende Bachforelle) trifft man vorwiegend Barsche, Hechte Elritzen und Groppen. Selten begegnet man dem scheuen Döbel, der flinken Äsche (im Zuflussbereich der Traun) und dem in großer Tiefe lebenden Schwarzreuter. Kennt man die Stellen, kann man auch Trüschen fotografieren, selten aber den zugewanderten Aal. Im See finden sich auch Rotaugen, die Leibspeise der Hechte, ebenso die vorsichtigen Brachsen. Angeblich sollen auch Schleien im See leben, wurden aber noch nie gesichtet.

Reiseinfos Hallstättersee

Der Hallstättersee

Seehöhe 508 m; Seefläche 8,55 Quadrat-Kilometer; Größte Tiefe 125 m; Volumen 557 Millionen Liter; Länge 7,75 km; Breite 1,38; Einzugsgebiet 646 Quadrat-Kilometer. Die Sichtweite kann sehr unterschiedlich sein. Im Frühjahr

kommt es gelegentlich zu Eintrübungen wegen der Schneeschmelze. Im Sommer und Herbst klart der See aber nach längeren Trockenperioden stark auf und wird hinsichtlich der Transparenz sehr attraktiv. Dann macht man die besten Fisch- und Landschaftsaufnahmen. Für Taucherfotos empfiehlt sich die Lokalität um die Bootshütten.

Anreise

Von München kommend fährt man auf der Autobahn A8 nach Salzburg und von dort weiter in Richtung Wien. Man nimmt die Ausfahrt Mondsee und fährt über Bad Ischel nach Hallstatt. Hallstatt ist angeschlagen. Bei Hallstatt fährt man durch den Umgehungstunnel und biegt danach in die Innenstadt ein. Zwischen Mai und Oktober ist der Ortskern für Durchfahrten geschlossen. Über die Tauchschule Zauner bekommt man einen Schlüssel für die Zufahrt zum Gasthaus und zur Füllstation.

Tauchen

Im Prinzip gibt es in Hallstatt nur die Tauchschule Zauner. Geführte Tauchgänge auf Wunsch, Ausbildung vom Einstern-Taucher bis zum Tauchlehrer. Es kann auch Helmtauchen gelernt werden. UW - Fotokurse auf Anfrage.

Tauchschule Zauner, Seestraße 113, A-4830 Hallstatt, Tel. 0043-6134-8286; Fax: 0043-6134-82865

Wer nicht direkt in Hallstatt wohnen will, quartiert sich am besten in A-4823 Steeg am Hallstättersee, Gosauzwang 7, im „Tauch- und Freizeitcenter“ bei Robert Funk ein. Tel. 0043-6134-8372; Fax 0043-6134-83724.

Achtung: Beide Tauchschulen geben die neuesten Infos zum Tauchen in und um den Hallstättersee heraus.

Unterkunft

Am praktischsten ist es, wenn man sich im Gasthof Hallberg bei „Wurzi“ einquartiert. Man isst und schläft dann an der Quelle. Der Tauchergasthof besitzt Trockenräume, Füllstation, Lehrsaal und gemütliche Zimmer mit TV. Bei Überfüllung besorgt Wurzi Zimmer im Ort, z. B. bei seinem Bruder, der auch ein Gasthaus besitzt.

Übernachtungen sind selbstverständlich auch bei Robert Funk in Steeg möglich sowie in allen umliegenden Gasthäusern.

UnterWasserWelt - Buchtipp

Tauchreiseführer Salzkammergut von Herbert Frei, Verlag Delius Klasing,


ISBN  3-89594-012-7