by Horst Wiendl 7.99
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Nicht für eine Tauchtiefe von 100, auch nicht für 50 sondern für 25 Meter ist die neue Tauchkapsel von JVC ausgelegt und damit auch ihr Kundenkreis
eindeutig abgegrenzt. Während der filmende Tiefenjäger über das WR-DV35U wohl müde lächeln wird, ist doch aus einschlägigen Kreisen bekannt, daß der Rest der Welt, der nichts oder nur sporadisch etwas mit Tauchen im
Sinne hat, ein starkes Interesse für diese Art von low cost Gehäusen hat. Bei Wind und Wetter, bei Eis und Schnee, in den Bergen und an der See, für Segler, Surfer, Schnorchler und natürlich auch für Flachwassertaucher
ist ein Spritz- bzw. Druckwasserschutz für die hochsensible Technik des digitalen Mini’ s unabdingbar. Auch im strapaziösen Überlandeinsatz, wo jedes Kilo beim Marsch durch den feuchten Dschungel oder durch die
heiße Wüste sich bemerkbar macht, spielt der kompakte JVC'ler seine Stärken aus, zumal er mit nicht einmal 1,1 kg ein wahres Fliegengewicht darstellt. Dipl.-Ing. Horst Wiendl und sein Testteam haben die Minibox in
die UnterWasserWelt - Mangel genommen und dabei Stärken aber auch Schwächen festgestellt.
Wer heute digitale Ansprüche hat, sollte dem dafür erforderlichen Kapitaleinsatz seine Beachtung schenken. Die
Folgeinvestitionen für die digitale Weiterbearbeitung des Rohmateriales liegen weitaus höher als die Aufwendungen für eine moderne Tauchkapsel mit UW-Lichtanlage.
Wer bereits 3.000 DM für den digitalen Mini
GR-DVM5 auf den Tisch gelegt hat und nun auf die Idee kommt, mit diesem auch die Unterwasserwelt zu erkunden, kann heute bei nur wenigen Anbietern eine mehr oder weniger günstige Tauchkapsel ordern. Doch vor einem Kauf
ist es sinnvoll, den Verwendungszweck sowie die Prioritäten für den späteren Einsatz abzuklären und erst davon abhängig seine Kaufentscheidung zu treffen. Only Just for Fun oder kommerzielle, vielleicht sogar bezahlte,
Produktion sollten ins Kalkül gezogen werden. Max. Tauchtiefe, Volumen, Gewicht, Bedienungskomfort und optische Gehäuseeigenschaften sowie der Preis sind weitere Parameter, die modellabhängig vor einer Neuanschaffung zu
prüfen wären und meist bleibt da nur noch ein Aspirant übrig. Drum prüfe wer sich (ewig) bindet, welches Gehäuse das
Richtige ist und auch den persönlichen Anforderungen genügt.
Gehäusebauweise
Die Einfachheit des WR-DV35U spricht für sich selbst und wird auch Grünlinge
vor keine allzu großen Probleme stellen. Der Camcorders wird ausschließlich in der Stellung Automatik betrieben und dies vereinfacht das Handling auch für technisch Unbegabte. Power-On/Off, Aufnahme-Start/Stop und Zoom -
das war's auch schon. Der Mini sitzt im engeschnittenen Gehäuse wie angegossen und das ohne jegliche Befestigungsvorrichtungen. Die Bedienungselemente und Wellendurchführungen wirken ausgereift, was bei einem
Serienprodukt ja eigentlich auch vorausgesetzt werden kann. Die relative dünne Gehäusewandung signalisiert bereits eindeutig die Druckwasserbeständigkeit und Ottonormalverbraucher hat ja auch unterhalb von 25 Metern nichts
zu suchen also für ihn völlig ausreichend
Die Transparenz des Gehäuses erlaubt einen uneingeschränkten Einblick in sein Inneres, doch dies muß nicht in jedem Fall von Vorteil sein. Was für das Taucherauge durchlässig
ist, bereitet natürlich auch der Sonne kein Problem. Fremdlichteinfall auf den Sucher trübt doch den Einblick.
Wie erhält das Gehäuse seine Dichtigkeit?
Die
Transparenz des Gehäuses erlaubt einen uneingeschränkten Einblick in sein Inneres, doch dies muß nicht in jedem Fall von Vorteil sein. Was für das Taucherauge durchlässig ist, bereitet natürlich auch der Sonne kein Problem.
Fremdlichteinfall auf den Sucher trübt doch den Einblick.
Gehäuseoptik
Das Camcorderobjektiv sitzt ohne Zwischenraum hinter der Gehäuseplanscheibe, die fest eingebaut ist. Weitwinkelkonverter und
Vorsatzlinsen, wie Effekt- oder Farbfilter, sind weder von innen noch von außen nutzbar.
Anmerkung:
Wer unter Wasser voll auf Weitwinkel abfährt und aus filmerischer Sicht einen Bildwinkel von etwas
mehr als 30 Grad (gemessene Bildbreite im Süßwasser von ca. 60 cm bei 1 Meter Betrachtungsabstandand) für seine Anwendungen für nicht ausreichend ansieht, der ist unbedingt auf einen Weitwinkel-Konverter angewiesen. Der
Einsatz eines Weitwinkel-Konverter ist für das WR-DV35U nicht geplant und ein Lösungsweg wird momentan auch nicht gesehen.Wer jedoch im UW-Einsatz vorwiegend den Normal- und Nahaufnahmebereich sieht, hat unter Nutzung des
Vollbereichs-Autofokus des GR-DVM5 eine gute Chance, brauchbare Ergebnisse mit nach oben zu bringen.
Funktionskontrolle und Trockentest
Der Einbau des
Camcorders ist relativ einfach. Verschlüsse entriegeln, Deckel aufklappen, Camcordereinsetzen, Deckel zuklappen, Verschlüsse verriegeln und fertig. Der Hauptschalter des Camcorders sitzt einwandfrei auf dem Gegenstück der
Wellendurchführung. Eine kleine Drehung und die Leuchtdiode am Camcorder signalisiert seine Inbetriebnahme. Die Druckfeder der Aufnahme-Start/Stop-Taste ist relativ weich ausgelegt. Die Blattfedern des Zoomhebels dagegen
sind etwas zu stramm ausgefallen, dies kann zu Bilderverwacklern in der Zoomphase führen. Doch wer zoomt schon während der Aufnahme?.Durch den Abstand zwischen Sucher und Auge des Videografen bedingt, muß, dies ist
allerdings vom Modell der Tauchmaske abhängig, mit einem eingeschränkten Suchereinblick gerechnet werden, besser gesagt, die Bildecken bleiben bedeckt.
Lichtanlage für diesen Test
JVC bietet für das WR-DV35U keine gehäusespezifische Lichtanlage an. Vorleistungen für die Montage von Fremdlichtanlagen wurden auch nicht getroffen.Da ein Unterwassertest ohne Lichteinsatz der Realität
widerspricht, wurde wiedereinmal die Fa. Werner light power gebeten, eine Lichtanlage zur verfügung zu stellen.
Anmerkung:
Auch wenn es langsam langweilig wird, immer wieder Werner light power ins Gespräch
zu bringen, gibt es unseres Erachtens z. Z. keinen anderen Lieferanten, der schnell und unkonventionell innerhalb weniger Tage für jedes Unterwassergehäuse eine spezielle Lichtanlage liefern kann.
Einsatz
Im Mai war die Wassertemperatur des westlichen Mittelmeeres mit 18°C schon recht warm, doch handschuhfreiees Tauchen wurde nicht gerade als sehr angenehm empfunden. Bezüglich
der generellen Funktionalität der Drucktasten gab es auch mit Handschuhen keinen Anlaß zur Kritik. Mit der Lichtanlage hatte die gesamte Videoanlage einen Abtrieb von nicht ganz einem Kilogramm. Mit dem relativ kleinen
Volumen des Gehäuses wird sich ein Taucher in keinster Weise belastet fühlen. Der geringe Abtrieb der Videoanlage erlaubt prinzipiell einen Einhandbetrieb und so ist, wenn es das Umfeld zuläßt, mit der freien Hand eine
zusätzliche Stabilisierung während der Aufnahme realisierbar
Ein munteres Zoomen bis in den Telebereich, unter Beibehaltung der Bildschärfe bei aktivem Autofokus ist problemlos möglich. Der durch die
Gehäuseplanscheibe um Faktor 1,33 reduzierte Bildwinkel erforderte jedoch eine sehr ruhige Hand bei der Kameraführung und diese besonders bei Fahraufnahmen und Einstellungen ohne festen Kamerastandpunkt. In diesen Fällen
den elektronischen Steadyshot (Bildstabilisator) zu aktivieren, wäre eine Überlegung wert und sollte einmal individuell getestet werden. Diese Entscheidung muß jedoch bereits vor dem Schließen des Gehäuses über das
Einstellungsmenü des Camcorders getroffen werden und ist für die Dauer des Einsatzes nicht mehr rückgängig zu machen.
Als erstes Resümee kann gesagt werden, daß der Testtauchgang, mehrere waren wegen der Einfachheit
der Technik nicht erforderlich, mit dem WR-DV35U als sehr easy und angenehm empfunden wurde. Das allgemeine Handling war insgesamt gut, die Bedienung einfach und für die Bergung der Videoanlage ins Tauchboot wurde auch
keine fremde Hilfe benötigt. Die festeingebaute Planscheibe, die fehlende Nachrüstmöglichkeit eines Weitwinkelkonverters, das fehlende UW-Mikrofon sowie nur Standardbedienungskomfort, stellen lediglich eine Lösung mit
minimalem Leistungsangebot dar und darüber muß der Käufer sich im klaren sein.Weiterhin ist die max. Tiefe von 25 Metern ein k.o.-Punkt bei den Tauchern, die ihren Wirkungsbereich jenseits dieser Tiefenmarke sehen.
Die Videoaufnahmen, wie sollte es auch bei der Digitaltechnik anders sein, sind qualitätiv in Ordnung, nur der mit Störgeräuschen überlagerte Originalsound kann bei der Nachbearbeitung des Materiales nicht verwendet
werden. Die Laufwerkgeräusche der Camcordermechanik sind unüberhörbar.
Fazit
JVC ist mit seiner Gehäuseserie in eine Nische gestoßen, die sowohl technologisch
als auch preislich zwischen den flexiblen Leichtbaugehäusen von ewa-marine und den starren Formgehäusen von Gun Lux liegt.
Auch der empfohlene VK-Preis von xa. € 500 liegt etwa in der Mitte, nämlich etwa
doppelt so hoch wie bei ewa-marine und ca. um die Hälfte billiger als bei Gun Lux.
Für den digitalen Hobbyisten, ob Taucher oder Nichttaucher, bietet das WR-DV35U einen hervorragenden starren Schutz vor jeglichen
Umwelteinflüssen. Seine Einsatzmöglichkeiten beschränken sich natürlich nicht nur alleine auf den Tauchsport sondern auf alle Einsatzfälle, die eine Belastung für die technologisch hochwertige aber auch höchst sensible
Technik darstellen. Der Nachrichtenprofi, der bei Wind und Wetter seine Bildnews in den Kasten bekommen muß, liegt beim WR-DV35U ebenso richtig wie Segler, Surfer, Rufter, Bergsteiger und Skifahrer. Die hier angesprochenen
Beispiele erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und so manchem wird erst jetzt bewußt, auf welche interessante Einstellungen er in der Vergangenheit aus Angst um seinen kleinen Liebling verzichten mußte.JVC hat gegen
keine starke Konkurrenz am Markt anzutreten, da es erstens kein vergleichbares Gehäuse angeboten wird und zweitens JVC als Camcorderhersteller noch nicht richtig in der Tauchszene Fuß gefaßt hat.Doch dies ist nur die eine
Seite der Medaille. Aus dem Hause JCV Deutschland war nämlich zu vernehmen, daß die Nachfrage nach JVC-Gehäusen von Nichttauchern erfreulich hoch ist, der Verkauf in der Tauchszene dagegen leider nur eine untergeordnete
Rolle spielt.
Fakten
Technische Daten WR-DV35U
Geeigneter Camcorder:GR-DV3, GR-DVM5
Gehäusematerial:
Acrylglas
Gehäuseabdichtung: 1 O-Ring
Gehäuseverschluß: Scharnier, 2 Schnellspannverschlüsse, nicht gesichert
Gehäuseoptik: nein; Planscheibe aus optischem Glas
Wechselportsystem: nein
Art
Gehäusebedienung: mechanisch, 2 Wellendurchführungen
Ausführung Hebel: Power-On/Off Drucktaste: Aufnahme Start/Stop Hebel: Motorzoom (Tele - Weit)
Mikrofon: nein
Zubehörhalterungen: nein
Abmessungen
(BxTxH).93 x 125 x 163 mm
Handgriffe, Halteschlaufe
Zubehör: Wartungskit
Max. Tauchtiefe: 25 Meter
Unverbindliche Preisempfehlung: ca. € 500
Gewicht
- Leergehäuse ca. 0,5 kg
- Gehäuse inkl.
Camcorderca. 1,1 kg
Hydrostatik (inkl. Camcorder)
- Gehäuse solo schwimmt
Bezug Fachhandel Web: www.jvc.de