Tauchurlaub familienfreundlich: Kalabrien mit dem Torre Ruffa Diving Club
by Roland Stehle 10.00
Tauchurlaub oder Urlaub mit der Familie – diese Frage stellt sich häufig bei Tauchern, deren Rest der Familie nicht ständig den Kopf unters Wasser
steckt. Eine Destination, die beide Interessen kombiniert, ist Kalabrien, an der Spitze des italienischen Stiefels gelegen.
Diese Region Italiens ist noch nicht vom totalen Massentourismus überrollt
und bietet das italienische Flair, das man sich immer gerne vorstellt. Enge Gassen, quirliges Leben und liebenswertes Chaos. Dieser Bericht beschreibt die Ecke um Tropea, einer Stadt am Thyrennischen Meer mit seiner
Steilküste.
Wer sich die lange Autofahrt bis fast ans südliche Ende von Italien nicht antun will, kann jetzt bequem in zwei bis drei Stunden Flug in Kalabrien landen. Nächstgelegener Flughafen der Region ist
Lamezia Terme. Auf diesem kleinen Flughafen treffen inzwischen in der Urlaubssaison mehrmals pro Woche die Jets aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Nach etwa ein bis 1 1/2 Stunden Busfahrt – die
Fahrtzeit ist abhängig von der Verkehrsdichte und von der Toleranz der Autofahrer, die einen großen Bus an Engstellen gerne warten lassen - erreicht man Tropea. Das Landwirtschaftszentrum ist zugleich Badeort und
besticht durch seine wildromantische Steilküste. Die Häuser klammern sich abenteuerlich an den Fels. Im Stadtkern findet man unter anderem eine Kathedrale mit dem schwarzen Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert oder eine
einsame Kapelle auf einer Felsspitze. Wer will kann also auch etwas für die Kultur tun.
Schöner Ausgangs- und Unterkunftsort ist das vier Sterne Hotel Rocca Nettuno am südlichen Stadtrand von Tropea. Es hat 264
Zimmer und ist in der Regel von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnet. Hier kann man sich dem dolce far niente oder dem hier sympathisch unaufdringlichen Clubleben mit Spiel- und Sportanimation zuwenden. Mini- und
Kinderklub stehen für den Nachwuchs bereit. Die Zimmer sind in verschiedenen Größen je nach Bedarf buchbar. Erhöht mit einem traumhaft schönen Garten liegt die Hotelanlage abgeschirmt von der Stadt auf einem
Felsplateau. Palmen Maulbeersträucher, Jasmin, Oleander und viele andere Pflanzen mehr sind Bestandteil der tropischen Vegetation. Soweit das Auge reicht eine herrliche Umgebung. Am Ende des Gartens sieht man nur das
Meer. Sportlich über die Treppe oder bequemer per Aufzug gelangt man an den Strand. Liegestühle und Sonnenschirme sind nach italienischer Art in Reih’ und Glied aufgestellt und für den Hotelgast inklusive. Die
Strandbar sorgt für Erfrischungen und im Strandrestaurant kann man sein Mittagessen genießen.
Am Strand findet man neben der Surf- und Segelschule auch die Zweigstelle der Tauchschule Torre Ruffa aus dem etwas
südlicher gelegenen Ricadi. Nicht nur die klassischen Kursangebote für Erwachsene sind im Programm. Es gibt den „Bubblemaker“ für Kinder ab acht Jahren, Junior Open Water Diver oder Junior Scuba Diver für 12 bis
15 jährige. Für Einsteiger wird neben dem traditionellen Schnuppertauchen im Hotelpool auch ein „Underwater Adventure“ genanntes Programm geboten, das unter akribischer Aufsicht der Tauchschulen-Crew mit einem
Tauchgang im Meer gekrönt wird.
Italienisch gemütlich geht es dann im Torre Ruffa Diving Club am Capo Vaticano zu. Nur keine Hektik! Die Einteilung, wer auf welchem Schlauchboot zu welchem Gebiet fährt, nimmt die
ganze Crew in Beschlag. Meist kümmert sich Luisa, die Chefin der Basis, selbst darum. Der Weg von der Basis zum Meer an der kleinen Sandbucht zwischen zwei Ressorts ist kurz, so dass die schweißtreibende Aktion mit der
Verladung der Ausrüstung aufs Boot relativ schnell erledigt ist. Zwei Boote laufen zweimal täglich aus. Einmal pro Woche wird auch einen Nachttauchgang geboten.
Kalabrien hat einige der schönsten Tauchplätze des
italienischen Mittelmeers. Hauptsächlich wegen ihrer geologischen Eigenschaften bieten die Tauchgründe südlich von Tropea Bedingungen, die man nicht unbedingt im Mittelmeer sucht. Viele der felsigen Riffe und
Felsspitzen um Capo Vaticano bergen eine Vielfalt an Leben, die an intakte Unterwassernatur des Mittelmeers von früher denken lassen. Von speziellem Interesse sind die Octopus Nursery bei Vador und der Reichtum an
niederen Tieren und Krustentieren bei Formicolli.
Für den Gast im Hotel Rocca Nettuno kann als erster Einstieg ein Tauchgang am Hotelstrand zum sogenannten Hausriff dienen. Dies sind Steinformationen vor dem
Strand unter Wasser. Hier sind meistens Oktopusse zu finden, die ihrer scheuen Einstellung das Leben verdanken, denn ab und zu schnorcheln Harpunettis in diesem Bereich. Die interessanteren Tauchausflüge allerdings
erfolgen von der Basis des Torr Ruffa Diving Club aus. Ein Autoshuttle vom Hotel aus ist inbegriffen. Man sollte mit einer Abwesenheit von drei bis vier Stunden rechnen, bis man wieder im Hotel ist. Wie schon erwähnt:
In der Ruhe liegt die Kraft und nur Idioten tauchen in Hast und Eile. Nach Schlauchbootfahrten zwischen zehn und maximal 30 Minuten erreicht man die Tauchplätze. Mantinello zum Beispiel ist ein üppig bewachsener Fels
mit Überhängen, kleine Höhlen und einer betauchbaren, cirka vier mal vier mal vier Meter großen Felsvertiefung mit Tropfsteinen. Neben Drachenköpfen in großer Zahl trifft man garantiert auf Oktopusse, Muränen. Teilweise
sogar auf Flundern im umliegenden Sandboden. Eine ganz besondere Stelle rührt von einem der Vulkane im Umkreis her. Sticht man in den Sand, steigen Blasen auf und schwarzer Sand ist sichtbar. Stromboli lässt grüßen. Die
Sicht ist im gesamten Gebiet bei normaler See meist klar um die 30 Meter, was dem schweren Boden zu verdanken ist.
Sehenswertes gibt es genug im Land zwischen zwei Meeren, dem Thyrrenischen und dem Ionischen
Meer. Hier liegt eine bezaubernd schöne Landschaft, die schon die ersten griechischen Seefahrer begeistert haben soll. Im Osten die ruhigeren Gestade des Ionischen Meeres, die den griechischen Siedlern vor vielen Jahren
neue Lebensräume gewährte. Im Westen die Thyrrenische Küste, die mit der Straße von Messina die kürzeste Entfernung zu Sizilien darstellt. Griechen, Römer, Normannen, Byzantiner, Hohenstaufer, Aragonesen, Bourbonen
– alle wichtigen Machtvölker der Geschichte Südeuropas interessierten sich schon für Kalabrien. Jetzt haben auch die Touristik-Manager Kalabrien entdeckt. Bisweilen sind allerdings in den einschlägigen
Reiseführern nur spärliche Kapitel über die Spitze des italienischen Stiefels zu finden. Eine Erkundung ist aber allemal lohnenswert. Sei es die Höhlenkirche Piedigrotta, kleine Städte mit malerischen, typisch
italienischen Gassen und Gässchen oder unberührte Bergdörfer, in denen die Zeit stillgestanden zu sein scheint. Sizilien lockt ebenso wie die Vulkaninsel Stromboli oder die anderen Äolischen Inseln.
Tauchschule
Torre Ruffa Diving Club, Ricadi Tel: Italien 0963/663006
Regionale Website www.villaggiotonicello.com