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Kartierung des Mittelmeer: Wissenschaft bittet Hobby- und Sporttaucher um Mithilfe

by Prof. Dr. Robert A. Patzner 7.01

Was auf den Britischen Inseln schon seit vielen Jahren funktioniert, müsste doch auch im Mittelmeer zu machen sein. Hobby- und Sporttaucher helfen bei der wissenschaftlichen Erstellung von Verbreitungskarten mariner Tierarten. Betrachtet man detaillierte Verbreitungskarten, hat es den Anschein, dass die meisten Arten im Bereich von Meeresbiologischen Stationen vorkommen. Das stimmt natürlich nicht, aber nur dort wurden sie beobachtet und gefangen. Der Einsatz einer das ganze Mittelmeer umfassenden Kartierung ist viel zu aufwendig und kann von keinem Staat finanziert werden. Betrachtet man jedoch die Verteilung der Tauchbasen und zählt noch die vielen "freien" Taucher dazu, bekommt man fast eine flächendeckende Verteilung über das ganze Mittelmeer. Viele Taucher sind biologisch interessiert und haben gute Artenkenntnisse. Eine ganze Reihe von Tierarten sind auch für Nichtwissenschaftler leicht unter Wasser zu erkennen. Hunderte, ja wahrscheinlich tausende Taucher können dazu beitragen, die Verbreitung von Fischen und wirbellosen Tieren genau festzulegen.

Mit Unterstützung des Förderkreis Sporttauchen e.V. werden vom Institut für Zoologie an der Universität Salzburg Arten vorgestellt, die gut zu erkennen sind und deren Verbreitung noch unklar ist. Besonders wichtig sind auch Negativmeldungen (die Arten nicht gesehen), denn nur so kann festgestellt werden, wo Nachforschungen angestellt wurden.

Unter der Homepage http://www.zoologie.sbg.ac.at/Patzner/BUFUS/Kart-MM.htm   sind weitere Informationen und Bilder abzurufen.

Langarmiger Krake Octopus macropus

Diese Art kommt im Mittelmeer, im tropischen Atlantik, auf den Bermudas und Bahamas von Süd- und Westafrika bis Brasilien und in der Karibik vor. Im Mittelmeer findet man diesen Kraken besonders häufig um die Insel Elba. Er lebt auf Felsböden in Tiefen ab etwa 5 m. Die Tiere sind nur nachts aktiv, tagsüber ziehen sie sich vollkommen in ihre Verstecke zurück und werden von Tauchen nicht gesehen. In der Nacht gleiten sie mit langsamen Bewegungen über den Grund und suchen nach Nahrung. Sie ernähren sich von verschiedenen Krebstieren sowie von Muscheln und

Schnecken. Der Langarmige Krake hat auffallend lange Arme, sie messen 80 bis 90 % der Totallänge. Durch die rote Färbung mit den weißen Flecken sind diese Kraken leicht von anderen Arten zu unterscheiden.

Eventuelle Möglichkeit der Verwechslung: Der Gemeine Krake, Octopus vulgaris: Die Färbung ist einheitlich (grau, grün, braun), die Arme sind kürzer und nicht so spitz auslaufend.

Infos über Kraken und andere Kopffüßer im Internet: www.nhm.ac.uk/hosted_sites/tcp/ 

Goldgrundel Gobius auratus

Die Goldgrundel wird 6 bis 8 cm lang und lebt nur im Mittelmeer. Bekannt sind Funde aus Kroatien und vom Thyrennischen Meer (Insel Giglio). Man findet sie auf Felsböden ab einer Tiefe von etwa 10 m. Diese Grundeln sind tagsüber aktiv und verbergen sich nachts in ihren Verstecken. Charakteristisch ist ihre kräftige, kanariengelbe Färbung von Kopf und Körper. Am Körper sind keinerlei Punkte oder Streifen zu sehen. Weiters schweben ("stehen") sie meist etwa 10 cm über dem Boden und ziehen sich bei Gefahr

blitzschnell in ihr Versteck zurück. Eventuelle Möglichkeit der Verwechslung: 1. Die Gelbkopf-Grundel Gobius xanthocephalus: Sie schwebt nur sehr selten frei (nur an Steilwänden) und sitzt sonst immer am Grund. Die Gelbfärbung ist meist nur am Kopf. Nur zur Laichzeit (Frühsommer) ist auch der Körper gelb, jedoch wesentlich schwächer. Kopf und Körper haben deutliche dunkle Punkte. 2. Der Gelbe Spitzkopf-Schleimfisch Tripterygion delaisi. Nur zur Laichzeit (Frühsommer) ist der Körper der Männchen gelb (sonst bräunlich gefleckt), der Kopf jedoch tiefschwarz. Es schwebt nicht frei, sondern sitzt immer am Grund. 3. Der Vandervekeni-Schleimfisch Parablennius pilicornis: Manche Weibchen haben eine gelbe Farbvariante. Der Schleimfisch schwebt nicht frei, sondern sitzt immer am Grund und schwimmt mit schlängelnden, relativ langsamen Bewegungen. Meist in 1 bis 5 m Tiefe.

Infos über Mittelmeergrundeln im Internet: www.zoologie.sbg.ac.at/Patzner/Gobiidae.htm 

Anfragen und Rückmeldungen bitte direkt an:

robert.patzner@sbg.ac.at

Prof. Dr. Robert A. Patzner, Institut für Zoologie, Universität Salzburg, Hellbrunnerstrasse 34, A-5020 Salzburg, Österreich. Tel.: 0043 662 8044 5619, Fax: 0043 662 8044 5698

Rückmeldungen auch an den Förderkreis Sporttauchen e.V.: Foerderkreis_Sporttauchen@SurfEU.de