by Michael Goldschmidt 3.08
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Fakten |
Highend in Preis und Leistung repräsentieren stets die Daylightversionen im Angebot etablierter Hersteller von UW-Lampen. Die XENON aus dem Haus Kowalski markiert im Sortiment der
Berliner deren strahlendstes Ereignis, das nunmehr dimmbar und mit Lithium-Ionen – Akkus bestückt ist. Direkt von der Messe in den winterlichen Tauchsee führte der Weg der XENON, die sich UnterWasserWelt für einen
Test gesichert hatte.
Form, Farbe und Lichtqualität sind nicht neu an der neuen XENON, die Marina Göbel in Düsseldorf auf den Tresen des Kowalski – Stands legt. Die Veränderungen fanden innerhalb
des Gehäuserohrs statt, das bei diesem Schweinwerfer vom Besitzer nur dann geöffnet und getauscht wird, möchte man einen Spotreflektor gegen eine Floodversion (als Foto- oder Filmlicht) wechseln. Ansonsten ist das
Innenleben sich selbst überlassen, da der Daylightbrenner länger als ein Taucherleben hält, außer man schrottet ihn mit einem vernichtenden Stoß.
Philosophien des Wettbewerbs, die unter dem Druck sich
verändernder Akkutechnologien und des behördlich diktierten „Aus“ für Nickel – Cadmium – Zellen, die nur noch in professionellen Geräten wie der Medizintechnik verbaut werden dürfen, verbreitetet
wurden, heizten zuletzt das Szenegespräch mehr an, als ein Daylightbrenner an Temperatur erzeugt.
Richtig, Lithium – Zellen sind nicht nur Lithium – Zellen, da gibt es Unterschiede in den Komponenten oder
technischen Umsetzungen, die Lithium zum elektrischen Speichermedium werden lassen. Im Gegensatz zu klassischen Batterien oder Akkus der stofflichen Zusammensetzung Nickel-Cadmium / NiCd - oder Nickel-Metallhydrid /
NiMh – die auf einfache Weise zu leistungsfähigen Akkupaketen zusammengestellt werden können, benötigen Kraftspeicher auf Lithiumbasis eine ausgeklügelte Elektronik, die jede einzelne Zelle bei der Ent- und
Beladung überprüft und den Stromfluss genau und zuverlässig steuert.
Diese Steuerelektronik ist unserer Meinung nach eines der wichtigsten Kriterien, die verhindert, dass etwa Überhitzung zum Supergau führt, was bei
einer Anzahl von Laptops eines führenden Herstellers vor gut einem Jahr in der Presse für Schlagzeilen sorgte und die Lithium – Ionen – Technologie für die Verwendung in Unterwasserleuchten als kontrovers zu
diskutierende Größe bekannt machte.
Das muss man wissen, wenn man sich als Teilnehmer an häufig nur von Schlagworten geprägten Meinungsbildungen beteiligen möchte. Andere Hersteller haben sich nun den Lithium –
Mangan Zellen zugewandt und sich sogar von der jahrzehntelang ablehnenden Haltung gegenüber Akkuladung im unbelüfteten Gehäuse distanziert.
Wie auch immer, es gibt nicht immer nur die eine Wahrheit, wenigstens zwei
sind in der Regel zu lokalisieren. Für Akkuzellen übernimmt kein Hersteller der Welt Garantien, die ihn beim Versagen in den Ruin treiben würden, das gab es nicht bei Nickel – Cadmium und das gibt es auch heute
nicht bei Lithium – Zellen. Dennoch hat man bei Airbus Industries für die Technik von Lithium – Ionen Akkus grünes Licht gegeben, diese werden vom Flugzeugbauer in vielen Bereichen verwendet –
entscheidend hierfür ist sicher die Elektronik, die im Umfeld dieser Speicherzellen zum Einsatz kommt.
So konnte Marina Göbel im Messestand der boot 2008 auf eine großformatige Grafik verweisen, die den „Airbus
– Segen“ für Lithium – Ionen Akkus, wie sie auch in den Kowalski – Taucherlampen Verwendung finden, erteilt.
Hier eine verbindliche Beurteilung der Gesamtsituation abgeben zu können, würde
eine Expertise erfordern, die vom finanziellen Einsatz weit jener Grenzen läge, die ein Special-Interest Magazin mit breit gefächertem Themenkreis zu leisten im Stande wäre.
Ob nun Lithium–Ionen- oder
Lithium-Mangan-Zellen zuverlässig und sicher funktionieren, hängt von diversen Faktoren ab, die sich zum Teil in der Verantwortlichkeit des Anwenders nicht von früheren Akkutechnologien unterscheiden: Herstellerseitig
beste Qualität, funktionelle Steuerelektronik des Lampenbauers, pflegliche, produktgerechte und temperaturgeschützte Behandlung durch den Besitzer. Und mit Blick auf die Besonderheiten der Lithiumzellen bei
Wasserkontakt, der durchaus unerfreulich bissig ausfallen kann, ist die Entscheidung der im Wettbewerb führenden Anbieter für geschlossene Ladetechnik durchaus der richtige Weg. *
Wie Sie sehen liebe Leserinnen und Leser, im Wandel der Technik müssen wir Sie bei aktuellen Schlüsselprodukten auch mit komprimiertem Hintergrundwissen versorgen, um die doch komplexen Veränderungen und
neuen Technologien vorzustellen.
Prinzip der XENON
Als 1898 von Ramsay und Travers das Element Xenon entdeckt wurde, war es zunächst nur eine gefüllte Lücke
im Periodensystem der chemischen Elemente. Xenon, das bei einer Temperatur von 25° C gasförmig vorkommt, wurde erst 90 Jahre später als Füllstoff für Glaskolben in Großserien verwendet, die als hocheffiziente
Leuchtmittel, bevorzugt bei Autoscheinwerfern, eingesetzt werden.
Um dieses Gas zum Leuchten anzuregen, werden zum Start des Beleuchtungsvorgangs hohe Spannungen benötigt, die durch entsprechende Elektronik generiert
wird, nicht unähnlich zur Technik von Elektronenblitzgeräten. Ist das Gas einmal „gezündet“, gibt es ein hochwirksames Licht ab, das heller scheint, als vergleichbare Glühlichtquellen (Halogenbrenner), dabei aber
wesentlich weniger Energie aus den Akkus saugt. Eine geniale und erstrebenswerte Technik für den Unterwassereinsatz also. Diese Technik funktioniert sehr gut, allerdings hat sie auch ihren Preis. Sollten Sie ein Auto
mit Xenon – Scheinwerfern fahren, was mittlerweile gar nicht mehr so selten ist, dann fragen Sie Ihre Werkstatt, was im Falle des Falles ein neuer Xenon – Brenner kostet, man wird Ihnen Summen um die 250,-
bis 300 Euro nennen – mit Werkstattkosten. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass eine Xenon wie die XENON von Kowalski nicht im Portokassenniveau zu haben ist.
Die Lichtfarbe einer Xenon pendelt sich je nach
Betriebsspannung um einige 100 Kelvin plus oder minus um durchschnittliches Tageslicht von 5600 Kelvin ein. Kowalski entschied sich für eine mittlere Farbtemperatur von 5000 Kelvin, was einen etwas höheren Rotanteil
generiert, unter Wasser beim Einsatz als Filmleuchte durchaus akzeptabel.
Typisch für Xenon – Leuchten ist die Phase der Helligkeitsentwicklung nach dem Einschalten. Bis die volle Strahlkraft erreicht wird,
können Sekunden oder ganze Minuten vergehen, stets abhängig vom Brenner und der Elektronik. Kowalski fand hier einen Mittelweg, nach etwa 25 Sekunden ist die volle Helligkeit generiert, die ab da auch die Dimmung der
Leuchte zulässt.
Einem Seiltanz gleich ist die technische Umsetzung der Dimmung, denn dafür sind diese Leuchtmittel an sich nicht konzipiert, es ist Aufgabe der Elektroniker, dieses Kunststück zu bewerkstelligen. Bis
zu einer Dimmstufe von 55% lässt sich die Kraft des Brenners der XENON von Kowalski reduzieren, bevor sich unbrauchbare Lichtspiele einstellen.
Eine weitere Besonderheit ist die Pause, die ein heißer Brenner nach
Abschaltung für sich reklamiert, bevor er wieder aktiviert werden kann. Hat man die betriebswarme XENON abgeschaltet, muss man ihr eine Minute Pause gönnen, um einen Neustart wirksam werden zu lassen.
Professionelle
Filmer kennen das, Tageslicht – Filmscheinwerfer verhalten sich ähnlich „zickig“, technisch lässt es sich aber nicht anders lösen, denn die Temperatur des Gases im Brenner hat hier das Sagen.
Aber, eine
fast schon alte Regel besagt, dass man angesichts des verhältnismäßig geringen Energiebedarfs einer Daylightleuchte, diese während eines Tauchgangs kontinuierlich eingeschaltet lassen kann, zumal der einzige
Alterungsprozess der Brenner durch die Menge der Einschaltphasen definiert wird.
Leistungsfähiger und leichter wurde die XENON durch die neue Akkutechnologie, was man am Eigengewicht der Leuchte deutlich spürt. Die
„Ur-Xenon“, die wir 1999 im Test hatten, war fast zwei Zentimeter länger,
stattliche 330 Gramm schwerer und hing mit 640 Gramm Abtrieb am Taucher. Jetzt hat man nur noch 1580 Gramm über Wasser und 330 Gramm Abtrieb. Der Lithium-Ionen Akku leistet aktuell 14,8 V bei 4,6 Ah, eine deutliche
Leistungssteigerung zum ersten Modell, das einen NiCd-Akku mit 12V bei 3,0 Ah verbaut hatte. Auch der Brenner ist neu, er hat eine geringere Leistungsaufnahme von 21 Watt gegenüber vorher 24 Watt, bei gleichem Output.
Der Knüller aber ist die jetzt auf 100 Minuten gesteigerte Brenndauer bei 100% und 240 Minuten bei durchgängiger Dimmung auf 55%, die „alte“ XENON brachte es auf 60 Minuten. So gesehen ist die dimmbare XENON nun
eine Neuentwicklung von Kowalski, auch wenn sie ihrem Vorgänger täuschend ähnlich sieht.
Als Standard ist ein Spotreflektor mit 9° Abstrahlwinkel eingesetzt, für Filmer und Fotografen eignet sich der Floodstrahler,
der mit 100° verteiltes Licht austreten lässt. Bedingt durch die Abtriebsreduzierung auf 330 Gramm kann man nun zwei XENON an einem Videogehäuse ab mittlerer Größe montieren, ohne Auftriebskörper bemühen zu
müssen.
Ein Klassiker ist das Schaltrad mit Einschaltsperre einer Kowalski, eine Raste markiert die Abschaltung, darüber hinaus gedreht kommt Leben in den Brenner. Bei Glühlicht erkennt man sofort, dass die
Schalterposition unmittelbar nach dem Einschalten einer 100%igen Leistungsabgabe entspricht, dreht man weiter, wird’s dunkler. Diese optische Kontrolle eröffnet sich bei der XENON erst nach 25 Sekunden, wenn der
Brenner seine volle Leuchtkraft entfaltet hat und die Dimmfunktion wirksam werden kann. So ist man bei Einschalten verleitet, das Rädchen bis zum Anschlag zu drehen, doch da tut sich anfänglich ja nichts. Vielleicht
wäre bei der XENON aus diesem Grund die Idee nicht schlecht, hier die Funktion des Dimmers umzukehren, nachgefragt bei Kowalski – Technikern hat sich im Endkundenbereich jedoch ein Meinungsbild geprägt, dass keine
klare Favorisierung erkennen ließe. Wie dem auch sei, machbar wäre es bei der XENON und unserer Meinung nach auch praktisch.
Ein Zwiegespräch über den Ladezustand hält die Lampe mittels einer Leuchtdiode, die grünes
Licht gibt und nahe dem Erreichen der Abschaltung durch den Tiefentladeschutz auf rot wechselt. Diese Kommunikation zeigt sich auch beim Ladebetrieb, der einfach durch Anstecken der verpolungssicheren Stecker in die
Buchsen im Lampenboden aufgenommen wird. Das Ladegerät ist weltweit verwendbar, in maximal 3,5 Stunden die Leuchte wieder fit.
Praxis
Lampenrohr und Bügelgriff haben sich in vielen Jahren bewährt. Mit dem eng schließenden Bügel kann man die Leuchte bei Nichtgebrauch stabil in den Gurten der Ausrüstung einhängen. Zwei Bohrungen für
Sicherungstools sind vorbereitet, eine im hinteren Bogen des Griffs ist so angelegt, dass eine am Tool hängende Leuchte mit einem Winkel von 45° nach unten leuchtet, braucht man beim Tauchgang einmal beide Hände, eine
praktische automatische Ausrichtung.
Das Schalten der Lampe bereitet auch mit dicken Handschuhen keine Probleme, mit etwas Gefühl kann man sogar die versenkte Einschaltsperre bedienen.
Das Licht ist auch in
Konkurrenz zu vorhandenem Tageslicht deutlich wirksam.
Der Reflektorwechsel vollzieht sich mit dem Austausch des gesamten Lampenrohrs. Dazu öffnet man zwei Imbusschrauben und schon kann man die Lampenrohre wechseln.
Das sollte aber an einem ruhigen und hellen Arbeitsplatz geschehen, damit die kleinen Imbusschrauben nicht verloren gehen oder der ungeschützte Brenner beschädigt wird.
Fazit
Leistungsfähige Daylight – Leuchten machen einen Tauchgang, gerade auch bei Tag, zum Erlebnis. Erst die Entfesselung von Farben und Details tropischer Tauchgründe oder die Entdeckung sonst versteckter
Fauna und Flora im Süßwasser geben den Erlebnissen unter Wasser die Würze. Als Handlampe oder Filmleuchte ist die XENON trotz deutlicher Proportionen zu einem kraftvollen Leichtgewicht geworden, das auch bei Reisen
nicht zur Last fällt. Highend zehrt am Sparstrumpf, longlife spricht dafür.
* Kowalski verbaut Lithium - Cobalt - Zellen