by Michael Goldschmidt 9.10
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Fakten |
Als Marke ist Kowalski schon lange ein Dauerbrenner. Mit der neuen, wandelbaren SELECT 620 – Lampe bringt das Berliner Unternehmen einen realen Dauerbrenner in den Handel, der
eine Brücke zu den Anfängen der Kowalski – Legende schlägt. Im Mantel des Urprodukts steckt modernste Lichttechnologie, die jeden Anwenderanspruch zu bedienen weiß. Ein Grund weniger also für viele Taucher
weiterhin unterbelichtet im graublau abzutauchen und Farben keine Chance zu geben.
Nach dem Einstieg in die LED – Technologie mit batteriebetriebenen Handleuchten im Produktjahr 2009 / 2010 hat
sich Kowalski nun mit einem völlig neuen Konzept der Innovation akkugespeister Leuchten gewidmet. Der Rückzug des Firmengründers Erich Kowalski (aus Altersgründen) hat kein Ideenloch hinterlassen. Mit Britta Virian als
neuer Eigentümerin des Unternehmens und Marina Göbel, der langjährigen und erfahrenen Geschäftsführerin an Bord, steuert die Lichtschmiede weiter mit hoher Bugwelle durchs Fahrwasser des Lampenmarkts. Kopisten werden
sicher schon einen begehrlichen Blick auf die SELEC T 620 geworfen haben, aber das soll nicht stören, denn wie immer sind Originale wirklicher langjährig erfahrener Entwicklungsteams die erste Wahl.
Die Zutaten
der SELECT 620 stammen großteils aus dem bewährten, aktuellen Programm, was im Hinblick auf das eloxierte Alurohr, die Bodengruppe, die Schalteinheit und den Bügelgriff ohne wenn und aber als klassisch bezeichnet werden
kann. Die Dimension der SELECT 620 entspricht dem modernisierten Urmodell einer Kowalski – Leuchte, dessen Lampenrohr lediglich in der Vergangenheit einer neuen Elektronik und Akkutechnik Rechnung tragend
verlängert worden war.
Das ursprüngliche Alleinstellungsmerkmal, die unkomplizierte Ladung der Leuchte über Aussenkontakte, wurde dem jüngsten Highendkind der Leuchtenfamilie natürlich auch mitgegeben. Ausgestattet
mit Lithium – Ionen – Zellen, wie sie auch im Airbus verwendet wird, steht ein 7,4 V / 4,6 Ah Kraftpaket zur Verfügung, das bis zu 480 Minuten Leuchtzeit ermöglicht. Der Anspruch völliger Nachladung
wird vom mitgelieferten Schnelllader in 2,5 Stunden erfüllt.
Und jetzt die Frage: Was darf`s denn sein? Glühlicht für die konservative oder LED – Lichtpower für die moderne Generation von
Unterwassersportlern? Alles ist möglich, nicht nur bei einem japanischen Automobilkonzern, der ungebremst Marktanteile eroberte….
Kowalski lässt dem Endverbraucher die Wahl zwischen einem Lampenkopf mit 20 W
Halogenbrenner und zwei LED – Varianten.
Der 6V / 20 W Halogenbrenner wird dank der Überspannungstechnologie der Leuchte zu stärkerer Lichtabgabe angeregt, man kann in etwa von der Helligkeit eines 35 W
Brenners an 6 V Spannung ausgehen. Die Lampenelektronik steuert den Brenner behutsam an, so dass eine Einschaltüberlast mit Durchbrennen der Wendel als Quittung ausgeschlossen wird. Das Licht wird von einem
Spotreflektor auf 10° gebündelt. Dimmbar von 20% bis 100% ergeben sich Leuchtzeiten von 220 bis 65 Minuten. Gerade beim Nachttauchgang wird man nicht die volle Leistung abfordern, ebenso wenig bei der Beobachtung von
Fauna und Flora auf kurze Entfernung.
Mit der LED – Technologie ergab sich lichttechnisch ein Quantensprung, der alte Forderungen von Tauchern endlich befriedigt: Hohe Lichtleistung bei kleiner Dimension
der Leuchte. Möglich wurde das auch durch die Grundlagenforschung der Max Planck Gesellschaft. Die modernen, flachen LED – Leuchtmittel mit hoher Leistung basieren auf deren Forschung. Während ein Halogenbrenner
unter besten Bedingungen nur 35 Lumen pro Watt abstrahlt, erreichen Hochleistungs - LED`s bis 100 Lumen. Als Bindeglied dazwischen sind die Xenon - (Daylight) Leuchtmittel angesiedelt mit ihren typisch hohen
Zündspannungen und mechanisch empfindlichen Brennern.
LED`s werden Nutzleuchtzeiten von bis zu 100.000 Stunden attestiert. Sie sind wesentlich unempfindlicher gegen negative mechanische Einflüsse auf die
Leuchte, haben aber im Hochleistungsbereich auch einen Nachteil: Die Wärmeentwicklung. Auf kleinem Raum treten technisch bedingt an der Platine, also auf der Rückseite der LED, hohe Temperaturen auf. Bei Verwendung
dieser LED`S im ursprünglichen Einsatzbereich, also in der Raum- und Effektbeleuchtung über Wasser, kann die Wärme über Kühlleitbleche elegant abgeführt werden. Im hermetisch abgeschlossenen Raum einer Taucherleuchte
kann über Wasser die Wärme nur kurzfristig kompensiert werden, daher sollen diese Lampen auf dem Trockenen nur kurzzeitig aktiviert werden. So werden thermische Beschädigungen des Akkus oder anderer elektronischer
Bauteile ausgeschlossen. Abgetaucht gibt es natürlich keine Betriebseinschränkungen, hier wirkt die Wasserkühlung.
Spot oder Flood steht als nächste Frage zur Bestückung der Wunsch – SELECT 620 auf dem
Plan. Beide Lampenköpfe sind mit einem 10 Watt MC-E Modul bestückt. Für den normalen Taucheinsatz bietet sich der Spotvorsatz an, Leuchtwinkel 12°. Satte 18.000 Lux Beleuchtungsstärke werden bei voller Leistungsabgabe
gemessen. Zwischen 20% und 100% kann auch die LED gedimmt werden. Es ergeben sich Leuchtzeiten zwischen 480 und 120 Minuten. Da haben selbst Non-Limit Taucher Probleme den Tiefentladeschutz ansprechen zu lassen. Und
wer, weil`s bezahlt ist, über die physiologischen Grenzen hinausgeht, nutzt eine Oberflächenpause zum jederzeit möglichen raschen Nachladen.
Unserem Eindruck nach ist der Floodreflektor ein gelungenes
Videozubehör, das aber auch Digitalfotografen interessieren kann. Kowalski geht einen optischen Weg, den Leuchtwinkel gleichmäßig zu vergrößern und wählte eine Linse den Floodeffekt zu erzielen. Ein kreisrunder
Lichtaustritt mit einem Winkel von 70° charakterisiert diesen Lampenkopf. Die bei 100% erzielten 9000 Lux sind nicht nur angesichts der geringen Dimension der SELECT 620 sehr beachtlich.
So passt die Lampe gut zu den
kleinen HD – Videozwergen im Gehäuse, natürlich aber auch zu den voluminöseren Housings, immer das deutliche Optimierungspotential bei Flugreisen vor Augen: Höchste Effizienz bei geringster Dimension und
Masse.
Fotofreunde mit digitalen Kompaktkameras erweitern ihre Motivbandbreite statt mit einem externen Blitz mit einer SELECT 620 Flood, die alternativ als Handlampe verwendet werden kann. Auch D-SLR –
Fotografen profitieren von einem hochwertigen Einstelllicht, das die Bildkomposition und Schärfenkontrolle bei Tag und Nacht wirkungsvoll unterstützt.
Der Tausch der der Lichtmodule ist
kinderleicht. Sie werden einfach am Lampenrohr angeschraubt. Die elektrische Verbindung erfolgt automatisch über gefederte und vergoldete Kontakte. Zum Transport werden nicht angesetzte Module in einer verschraubten
Röhre aus Kunststoff sicher untergebracht.
Praxis
Unter Wasser werden aus den leichten 930 Gramm gerade mal 300 Gramm. So präsentiert sich der Dauerbrenner zusätzlich noch als Leichtgewicht und angenehm als Tauchlampe, voll kompatibel zu
kleinen Video- und Fotogehäusen. Flexarme und Schienen zur Befestigung gibt es als Zubehör im Kowalski – Shop.
Das Handling der SELECT 620 ist wie bei Kowalski gewohnt angenehm und einfach. Per Drehschalter
aktiviert man die Leuchte zunächst mit 100% um dann nach Bedarf stufenlos bis 20% herunterzuregeln. Den Schieber des Einschaltschutzes bedient man auch mit dicken Handschuhen problemlos, hat man vor dem Tauchgang
vergessen zu entriegeln.
Der LED – Spot beeindruckt mit Helligkeit und Durchdringungskraft, die man sonst nur von Daylightbrennern erwartete. Allerdings ist die tageslichtähnliche Lichtausbeute bei der in der
SELECT 620 verbauten LED noch höher als bei den Xenon – Brennern.
Als Videolicht kann sie auch überzeugen. Der große Leuchtwinkel harmoniert fast deckungsgleich mit dem Bildwinkel von Weitwinkelvorsätzen. Ein
leichter Lichtabfall zum Rand hin wird nur in dunkler Umgebung feststellbar. So käme man im Low Budget Bereich auch nur mit einer Leuchte zurecht, wenn die Lampe korrekt auf das Motiv ausgerichtet wird.
Fazit
Es gibt angesichts der so wandlungsfähigen und leistungsstarken SELECT 620 eigentlich keine Ausrede mehr, auf Licht als Begleiter erlebnisreicher Tauchgänge zu
verzichten. Kowalski bietet ein durchdachtes System, das in dieser Preisklasse keine Wünsche offen lässt.