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Tauchen (2)

Neben Kraken und Sepias liegt das Entdeckungspotential im Kleintierbereich. Krabben, Schnecken, Schleimfische, Grundeln, Krebse und allerlei fischiges Getier findet man bereits unweit der Wasseroberfläche. Die Artenvielfalt der nördlichen Adria befriedigt auch verwöhnte Gemüter. Allerdings liegen die Kleinode nicht so offenkundig auf dem Präsentierteller wie in einem tropischen Meer. Etwas suchen muss man schon, deshalb kann ein ortskundiger und meeresbiologisch geschulter Tauchguide durchaus hilfreich sein. Und einen solchen fanden wir gleich in doppelter Ausführung in Gerwin Gretschel und Tom Puchner, zwei Meerebiologen und ausgewiesene Adriakenner. Die beiden fanden mit geschultem Blick jede Menge Tiere, an denen wir sicherlich ein Dutzend Mal achtlos vorbei geschwommen wären. Pulas Unterwasserwelt wird bestimmt durch unzählige Grotten, Höhlen und Schluchten, in denen es sich phantastisch und ungefährlich tauchen lässt. Auch Anfänger müssen nicht fürchten, den Ausgang zu verpassen oder sich in einem Labyrinth zu verirren. Überall sieht man Löcher in den Decken, durch die das Licht in dicken Bündeln herunterfällt. Die Höhlenausgänge sind groß und auf weite Sicht zu sehen. In den Höhlen und Grotten lebt eine eigene Tier- und Pflanzenwelt, die sich als EI Dorado für Makrofotografen entpuppt. Unzählige Tauchplätze können hier besucht werden, die meisten nur 15-30 min von der Tauchschule entfernt, so dass sich die Ausfahrten zeitlich in Grenzen halten. Außerhalb der Grotten fällt der Meeresboden teils sanft bis auf gut und gern 50 m ab. Auch Steilriffe sind vorhanden, an denen sich viele Schwämme, Seeigel, Muscheln und kleine Fische angesiedelt haben. Manche unterseeischen Hänge sind mit einem dichten Algenbewuchs überzogen und fallen wie die Wiesen einer Hochalm sanft auf den Meeresgrund hinab. In den ausgedehnten Seegras- und Algenwiesen leben große Seesterne, coloriert vom tiefen Rot bis zum gesprenkelten Grau. Hier in Pula sucht man nicht das Spektakuläre, sondern das Bewährte und Schöne. Sensationen und Spektakuläres bleiben möglicherweise aus, dafür gibt es jeden Tag solide Hausmannskost in Form von merkwürdigen Seespinnen, roten Krabben, unbekannten Schleimfischen und räuberischen Sepias. Das einzige, das wir neben Großfischen nicht gefunden haben, waren Gorgonien. Die wachsen, wie wir uns sagen lassen mussten, in der nördlichen Adria nicht oder nur unterentwickelt. Schuld daran ist vermutlich die niedere Wassertemperatur im Winter, die man ohne Trockentauchanzug nicht an sich heranlassen sollte. Auch Wracks kann man von Pula aus betauchen. Hierfür benötigt man allerdings ein hochseefestes Boot, denn die versunkenen Schiffe liegen alle weit ab der Küste - zum Teil in nicht mehr zivilisierten Tiefen. Tauchanfänger sollten sie nicht betauchen. Es wird dazu auch das Zweistern - Brevet verlangt.

Gerwins Meeresschule:

Eine Meeresschule ist etwas besonderes. Sowas gibt es nicht an jedem Ort des Mittelmeeres. Hier kann man Kurse belegen, deren Inhalt und Zielsetzung sich immer mit der Flora und Fauna der nördlichen Adria beschäftigen.

So können Tauchclubs meeresbiologische Lehrgänge für ihre Mitglieder buchen, Biologielehrer und Biologiestudenten ihr Wissen über aquatische Vorgänge vertiefen, interessierte UW - Fotografen ihren Horizont hinsichtlich der Lebensweise bestimmter Fische und Mollusken erweitern. Das wiederum kommt der besseren fotografischen Ausbeute zugute, weil man sein Hintergrundwissen um die biologischen Netzwerke, die Lebens und Verhaltensweise von Meeresbewohnern besser in die Bildgestaltung und das Aufspüren seltener und besonderer Motive einbringen kann. Gerwin Gretschel führt seine Kursteilnehmer auch in die schwierige Küvettenfotografie ein, mit der man winzige Meeresbewohner ablichten kann. Die Meeresschule ist zudem ausgestattet mit diversen, von Meerwasser durchfluteten, Aquarien, in denen sich Anemonen, Schleimfische, kleine Garnelen, Muscheln, Schnecken und dem Laien unbekannte Kleintiere befinden. Die Spezialität von Gerwin Gretschel ist die Erforschung kleiner und kleinster Algentierchen, die größtenteils weder bestimmt noch bekannt sind. Diese Welt ist eine ganz besondere, denn sie entzieht sich größtenteils dem Taucherauge, sind diese Lebewesen häufig doch nur wenige Millimeter groß. Gefräßige Würmer, räuberische Spinnen, winzige Anemonen und unbekannte Minimonster bilden einen geheimnisvollen und unbekannten marinen Kosmos, der in seiner Einmaligkeit einem Science Fiction Roman entsprungen sein könnte. Insofern dürfte die Meeresschule einzigartig am gesamten Mittelmeer sein. In der Meeresschule befinden sich außerdem Süßwasserbecken zum Spülen der Fotoausrüstungen, Mikroskope, Basteltische, Leinwand, Overhead- und,Dia-Projektor, Video, Labortische mit Beleuchtung, einschlägige Fachbücher und Zeitschriften.

C: Herbert Frei
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