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C: Herbert Frei

by Herbert Frei 11.02

Liburan  (Fortsetzung)

Die Lembeh-Strait kann man leider nicht auf eigene Faust erkunden. Neben einem sündhaft teuren Ressort, das sich ausschließlich Begüterte oder Doppelverdiener ohne Kinder leisten können, kreuzt in der Wasserstrasse noch das indonesische Schiff Liburan. Die MS Liburan (indonesisch = Urlaub) ist ein Tauchschiff mit Wohnmöglichkeit für max. 8 Gäste. Weniger ist aber mehr. Bei 6 Gästen können sich UW - Fotografen besser entfalten. Ideal ist es, wenn 4 UW - Fotografen bzw. 4 Taucher das Schiff buchen. Für den Einzelnen kostet es nicht mehr als wenn 8 mitfahren würden. Im Extremfall fährt die Liburan ohne Zuschlag auch mit zwei Gästen. Das dürfte nicht nur für Indonesien einmalig sein, sondern wohl auch weltweit.
Die Liburan darf nicht mit den Luxusschiffen im Roten Meer oder in der Karibik verwechselt werden. Die Kabinen sind einfach, der Stauraum begrenzt, die Betten nicht unbedingt für Bandscheibengeschädigte geeignet. Gemeinschaftstoilette und Gemeinschaftsdusche runden das spartanische Ambiente ab. Wer auf die Liburan geht, sucht keinen Luxus. Er will tauchen, fotografieren und Abenteuer erleben. Und das zu einem erschwinglichen Preis. An das einfache Taucherleben schließt sich auch das Essen an. Satt wird man jeden Tag und das noch nicht mal schlecht. Die beengten Kücheverhältnisse bringen es mit sich, dass sich nicht unbedingt die Tische biegen, wenn aufgetischt wird, aber das ist auch nicht erforderlich. Nudeln und Reis sollte man allerdings mögen, sonst sieht man alt aus. Denn schon zum Frühstück haut man sich Spiegeleier und Teigwaren hinter die Kiemen. Das ist auch nötig, sonst hält man die drei bis vier Tauchgänge pro Tag auf Dauer nicht durch. Zum Nachtisch gibt es regelmäßig Obst. Manchmal eine Sorte, von der man nicht weiß, ob man sie schälen muss oder nicht und noch weniger, was man davon essen kann. Schiffseigner Rudi Ring gibt dann Nachhilfe für dekadente Germanen.
Mit der Liburan muss man aber nicht ausschließlich in der Lembeh-Strait tauchen. Auf Wunsch fährt das Tauchschiff auch nach Banka und sogar bis Bunaken-Island, wo sich ein wunderschöner Marine-Nationalpark befindet.

Lembeh - aber für wen?
 
Wer Freude an kleinen Dingen, seltsamen Fischen und Minimonstern hat, wem Tauchen über Lavasand und Algenfeldern mit beschränkter Sicht seelisch nichts abverlangt, ist mit zwei Wochen Lembeh-Strait auf der MS Liburan mehr als zufrieden zu stellen. Wer aber eher Korallenwände, Fischschwärme und klares Wasser sucht, ist gut beraten, nicht länger als eine Woche in der Lembeh-Strait  zu verbringen. Die zweite Woche sollte dann in Bangka verbracht werden. Die Liburan fährt in dieses Gebiet nur wenige Stunden und schon ist man in einem Korallenparadies mit den üblichen Meeres-und Korallenfischen, guter Sicht, fantastischen Korallenfächern und traumhaften Buchten fürs Träumen.
Prüfen Sie sich genau, ob Sie ein Makrofreak sind. Normalerweise ist die Lembeh-Strait nur UW - Fotografen und Filmern zu empfehlen. Auf diese Feststellung legt auch Rudi Ring besonderen Wert. Lieber nur drei glückliche Fotografen an Bord als acht missmutige Taucher, die sich von ihrem Urlaub etwas anderes versprochen hatten. Natürlich kann die Lembeh auch Nichtfotografen und Nichtfilmer mehr als zufrieden stellen, doch sollte man sich und seine Partnerin diesbezüglich sehr genau fragen, ob man mit dem schauen nach Minimonstern glücklich werden kann, sonst kann die Enttäuschung nach einigen Tagen die Oberhand gewinnen. Wer ergo eine kleine Gruppe auf die Liburan zusammenstellen will, muss selektieren, sonst hat er die Frust an Bord. Denn mit Großfischen ist in der Lembeh-Strait wenig Staat zu machen, ebenfalls nicht mit exorbitanten Sichtweiten. Wer heimisches Süßwasser liebt und auch vor umfeldbedingter Trübheit nicht zurückschreckt, dem kann das Tauchen über dem Lavasand mit seinen Critters einen unvergesslichen Urlaub bescheren.
Nicht vermuten würde man in dieser Wasserstrasse ein Wrack. Doch es gibt eines, sehr schön bewachsen und voller Leben, auf ca. 35 m Tiefe. Das Schiff ist ein ehemaliger japanischer Frachter, über den gemunkelt wird, dass er hier absichtlich versenkt worden ist.  

Bangka-Island

Eine eigenständige Insel, die normalerweise von der Liburan in der zweiten Woche angefahren wird. Das Eiland gehört zur Inselgruppe Talisei. Die Fahrzeit beträgt ja nach Wetter 2-3 h. Bangka-Islands Unterwasserwelt ist ein bunter Kontrast zur monotonen und lokal eingetrübten Lembeh-Strait. Hier schlägt das Meer mit Farben und tollen Sichtweiten um sich. Beste Jahreszeit zum Tauchen und Relaxen ist der Sommer (Mai bis September), obwohl die Sicht im Winter exorbitant aufreißt. Aber die Wetterkapriolen und die teils unruhige Wasseroberfläche sind in dieser Zeit den meisten Tauchtouristen nicht mehr zuzumuten.
Die Top-Tauchplätze in Bangka sind auch in der ruhigen Jahreszeit nur etwas für meereserfahrene Taucher. Giftige Strömungen können den Tauchgang zum Abenteuer werden lassen, doch die phantastische UW - Welt ist das kalkulierte Risiko allemal wert. In Bangka werden auch diejenigen glücklich, die in der Lembeh-Strait vergeblich nach Fischschwärmen und mannshohen Gorgonien Ausschau gehalten haben. Mit einem schnellen Wetterwechsel muss man indes täglich rechnen. Auch dass es mal regnen und sich die Sicht kurzzeitig verschlechtern kann.  
In Bangka gelingen UW - Landschaftsbilder, Taucheraufnahmen und auch das Ablichten von größeren Fischen. Eigenartigerweise erhebt sich hier vom Meeresgrund eine Mauer aus großen Quadern, die über und über mit Schwämmen und Korallen bewachsen ist. Aber wer hat diese Mauer gebaut und wie kam sie ins Meer? Bangka für Fotografen und Filmer? Ja, doch! Auch wenn man viele Fische und andere Lebewesen aus den übrigen Meeren bereits kennt, denn hier zu tauchen ist ein Erlebnis der besonderen Art. Anders als Lembeh, aber selbst makromäßig nicht unbedingt schlechter. Obwohl man sich in Bangka grundsätzlich auch der Weitwinkelfotografie widmen sollte. Das Gebiet gibt nämlich räumlich und vom Feeling her gesehen unheimlich was her.
Tatsache ist, dass man nach einer Woche Lembeh-Tauchen etwas Sehnsucht nach Weite, Farbe, Transparenz und bunten Korallenfischen hat. Rudi Ring weiß das und hilft den seelisch Geknickten mit dieser Tour wieder auf die Beine. Aber nicht alle denken so. Die ganz harten Makro-Freaks würden am liebsten in der Lembeh-Strasse übernachten. Sind aber dann von Bangka ganz begeistert. Denn die abgeschiedenen Tauchgründe, die nur selten von anderen Schiffen als der Liburan angefahren werden, haben noch ein High-Light besondere Art. In Bangka kann man in Mangroven tauchen. Ein vor Jahren versunkenes Schiff, das stark zerfallen ist, bietet mannigfaltigen Lebewesen Schutz. Ein Nachttauchgang im milchig trüben Wasser der Mangroven hat seinen besonderen Reiz.

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