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© UWW / Herbert Frei

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Paradiesische Zustände

Die nachstehend beschriebenen Tauchplätze können auf Wunsch der Expeditionsteilnehmer angefahren werden. Möglich ist das aber nur, wenn die Wetterprognosen gut sind. Ohnehin kann die nördliche Explorertour nur von Mitte April bis Ende Juni durchgeführt werden. Davor und danach muss man mit starkem Wind und hohen Wellen rechnen, eventuell auch mit mörderischen Strömungen. Diese Informationen stammen aus Quellen der einheimischen Bevölkerung und können als sicher angesehen werden.
Die Strömungen sind vielleicht das eigentliche Problem der Tour. Man sollte sich strikt an die Anweisungen der Diveguides halten und keine Soloabstiege machen. Solange sich die Strömungen parallel zum Riff entwickeln, macht es Spaß, wie auf einem Highway an den Korallenwänden vorbeizusegeln. Unangenehm wird es, wenn sich die Strömung Richtung offenes Meer davonmacht. Oder noch schlimmer, in die Tiefe zieht. Dann hilft nur noch Jacket aufblasen, bis das Überdruckventil anspricht. Denken sie immer daran, dass Sie sich meilenweit entfernt von ärztlicher Hilfe befinden. Dekotauchgänge sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Trinken Sie ausreichend, damit es nicht zu Dehydrierungserscheinungen kommt.

Batu-Barang-Kecil

Einer der Plätze, wo die eigentliche Sensation ein verborgenes Dasein fristet. Pontoi hieß der Dive-Guide, der vor einigen Monaten bis dato unbekannte Pygmäenseepferdchen fand. Pontoi-Pygmis heißen sie seitdem. Sie sind winzig klein, etwa halb so groß wie die üblichen roten und gelben Arten. Sie von vorne zu fotografieren ist schlicht unmöglich, weil sie so schmal sind. Es soll sie in den Farben gelb, grau, grün, blau, braun und  schwarz mit roten Flossen geben.
Das Ablichten der Pontoi-Seepferdchen ist sowohl eine fotografische als auch taucherische Herausforderung. Erleichternd ist, wenn das UW-Gehäuse über einen großen Sportsucher verfügt. Denn die an Schwebeteilchen erinnernden Pontois sind im normalen Sucher kaum zu sehen. Makroobjektiv kombiniert mit 1,4 bis 2-fach Telekonverter ist obligat. Man findet die Winzlinge in ca. 8 m Tiefe an einem leichten Überhang... d. h., der Dive-Guide findet sie. Sich im Do it yourself Verfahren auf die Suche nach ihnen zu machen, führt ohne Umwege in die geschlossene Abteilung einer Nervenklinik mit persönlichem Pfleger. 
Das größte Problem ist die fast immer vorhandene leichte Dünung und eventuell auch eine dezente Strömung. Es sollten sich nur UW-Fotografen mit stählernen Nerven und einem ausgeprägtem Hang zum Fatalismus an diese ausgesprochen schwierige Aufgabe wagen. Außerden sind Sehfähigkeiten wie die von Adleraugen gefragt und die Bereitschaft, 100 Bilder zu schießen, um ein Vernünftiges zu bekommen. Selten haben wir so viele suizidgefährdete UW-Fotografen gesehen, wie nach diesem Tauchgang. Einer hat ständig etwas von „bin zu alt für diese Geschichten“ gemurmelt. Er war gerade mal Mitte Dreißig.
Batu-Barang-Kecil hat aber neben den Pontois auch andere schöne Motive zu bieten. Man nimmt sie nur nicht wahr, weil einen die Pigmis um  den Verstand bringen.

Biaro

Die Insel ist Teil der Eilande, die zum „Ring Of Fire“ gehören. Manche sind bewohnt, viele aber nicht. Der „Ring Of Fire“ zieht sich in den  Norden bis zum Unterwasservulkan Mahengetang.
Bei Biaro herrscht zumindest bei Vollmond immer leichte bis starke Strömung. Der Korallenbewuchs ist opulent. Die wenigen Fische sind scheu, weil sie keine Taucher kennen. Herrlich ausgeprägt sind Trichter- und Elefantenohrschwämme am Spong-Point. Die Möglichkeiten für attraktive UW-Landschaftsbilder sind hervorragend. Am Nachmittag, bei etwas schräg stehender Sonne, entfalten sich Haarsterne in allen Farben. Es besteht eine Austauchmöglichkeit bis in 5 m Tiefe.
Die Westküste von Biaro ist völlig anders strukturiert. Riesige Felsbrocken und viele Steine prägen die UW-Welt, deren leichte Kahlheit auffällt. Ganz im Gegensatz zu den solitären Fächerkorallen, die gewaltige Ausmaße annehmen und fotogene Anlässe bilden. Auch hier trifft man auf riesige Schwämme, die wiederum von anderen Schwämmen besiedelt worden sind. An den Felsnasen bildet die Strömung kleine, aber ungefährliche Strudel. Leider sind die wenigen Fische nicht besonders groß, dafür aber umso scheuer. Eventuell wird hier von Einheimischen geangelt oder gespeert. Die Sicht ist mittelprächtig bis gut.

Sunggai Lava

Anfang der 70er Jahre brach hier ein Vulkan aus und ergoss riesige Lavamengen ins Meer. Rätselraten war angesagt. Konnte sich die UW-Welt in den letzten 30 Jahren von dieser Naturkatastrophe erholen?
Schon beim Abtauchen gerieten wir in einen gewaltigen Korallengarten mit einem neu entstandenen Refugium für Fische. Unberührt, unbetaucht und frei von schädlichen Einflüssen konnte sich die Natur hemmungslos entfalten. Das Ergebnis sind riesige Trichterschwämme, gewaltige Tischkorallen — jeder Quadratzentimeter ist hier bewachsen und von Meeresbewohnern besiedelt.
Angesichts dieser üppigen Vielfalt und Größe fragt man sich schon, ob eine Tischkoralle oder ein großer Trichterschwamm wirklich 100 Jahre braucht, um zu solch stattlicher Größe heranzuwachsen. Oder schreiben die Besserwisser und Hobbybiologen ohne nachzudenken alle voneinander ab?             
Ein mitgereister Meeresbiologe kam zu folgender logischer Erklärung: Wenn alles zerstört ist, haben Neubesiedler Platz im Überfluss und können sich ohne Nachbarkonkurrenz frei und ungestört entwickeln. Dann kann in den ersten Jahrzehnten nach einer Umweltkatastrophe eine explosionsartige Vermehrung und akzelleratives (beschleunigtes) Wachstum erfolgen. Anders, so der Fachmann, ist es schwer erklärbar.
Bei Sunggai Lava sahen wird erstmals viele Fische, wenngleich auch sie etwas scheu waren. Die Sicht ist hier eher bescheiden, aber die Artenvielfalt überzeugt und macht diesen Platz sehenswert.

Batu Jendela

Sehr schwierig zu betauchen, weil unterschiedliche Strömungen aufeinandertreffen, die auch abwärts ziehen. Das kann gefährlich werden. Fotografieren wird zum Kraftakt. Hier wandeln sich auch fanatische Handschuhgegner vom Saulus zum Paulus, wenn sich nach oben ziehen müssen. Die Strömungen bringen auch Großfische wie Büffelkopf - Papageienfische, Adlerrochen und Napoleons an das allerdings inhomogen gewachsene Riff. Gewaltige Fächerkorallen wechseln mit Weichkorallen - Arealen und vielen Skorpionsfischen.
Ein Tauchplatz für harte Kerle und Abenteurer mit fundierten Tauchkenntnissen.

Manubai

Knaller ist eine riesige Höhle, in die man vom Meer aus hinein schwimmen kann. Wir versuchten es mit dem Beiboot und kenterten fast in den sporadisch auftretenden Wellenbergen, die sich sturzartig in die Höhle ergießen. In der Höhle brüten tausende von Seeschwalben, deren Nester von Einheimischen gesammelt und nach China verkauft werden. Wir haben uns lange gefragt, was an einem verdreckten Schwalbennest so appetitlich und aromatisch sein kann, dass man dafür Menschen unter Lebensgefahr die feuchten Wände hinaufklettern lässt, um es zu ernten?
Unter Wasser geht es gewohnt oder auch ungewohnt nüchtern zu. Große Korallen - Schutthalden, die Vermutungen aufkommen ließen, es wird hier mit Dynamit gefischt, überdecken den Boden. Dynamit ist es aber nicht, das die Schäden verursacht hat. Übeltäter sind Stürme, hoher Wellengang und fetzige Strömungen, denn die Tauchgründe könnten nicht jungfräulicher sein. Taucher sind hier so selten wie Golfspieler auf der Rückseite des Mondes. Die vereinzelten Korallenblöcke sind über und über mit Seescheiden, Schwämmen und Haarsternen bedeckt.
Insgesamt muss man die Abstiege wegen der unberechenbaren Strömungen als schwierig bezeichnen. Wer mit großer Kamera und zwei Amphibienblitzgeräten unterwegs ist, sollte taucherisch und konditionell fit sein. Ein Spielplatz für Abenteurer, aber kein uninteressanter. 

Muka-Kampung

Hier mischen sich warme mit kalten Meeresströmungen, was der Sicht nicht unbedingt zuträglich ist, aber für eine hohe Artenvielfalt sorgt. Da kaum Dünung herrscht, kann man sich fotografisch auch den kleinen Dingen widmen. Seltene,  nie gesehene Nacktschnecken wechseln mit freischwimmenden Rotfeuerfischen, zwischen den vielen Steinen und Felsbrocken verstecken sich unzählige Putzergarnelen. Auf einem roten Schwamm haben sich Dutzende von ihnen niedergelassen und warten auf putzerwillige Fische, die sich Tauchern gegenüber aber eher etwas scheu zeigen.
In Muka-Kampung steht in ca. 20 m Tiefe eine Gruppe Napoleons. Mit Luftanhalten kommt man auf Schussweite heran. Wenn nicht, sollte man sich den weißen Krabben widmen, die sich in den Hartkorallen verstecken.

Mahengetang   

Kalkulieren Sie hier einen ganzen Tauchtag mit zwei bis drei Abstiegen ein, denn die Unterwasserwelt wird stellenweise von aufsteigenden Gasblasen beherrscht, die ein unterseeischer aktiver Vulkan dauerhaft abgibt. Im Bereich der Gasblasen bedecken Schwefelbakterien den Boden und tauchen diesen in ein mystisches Braun-Grün von leuchtender Intensität. Die Stimmung ist unwirklich, fremdartig und geheimnisvoll.
Der Unterwasservulkan von Mahengetang gehört zu den sehenswertesten Tauchplätzen — nicht nur von Nordsulawesi, sondern von ganz Indonesien. Die Sichtweite beträgt in der Regel 60 m und mehr bei einer unglaublichen Wassertemperatur von fast 30°. Dass solches möglich ist, gehört zu den eigentlichen Sensationen. Die Transparenz ist so unwahrscheinlich, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.
Die Eruptionen des UW-Vulkans haben gewaltige Mengen an Lava, Basalt und Porphyr - Brocken aus dem Erdinneren ans Tageslicht gebracht. In der Kahlheit der Steinwüsten und zwischen den gewaltigen Steinbrocken wachsen Korallen von gigantischen Ausmaßen. Unberührte Riesen in einem abgeschiedenen Refugium, fernab der Zivilisation. Diese Stimmung zu fotografieren ist fast unmöglich. Dreißig Meter Tiefe kommen einem wie 10 m vor. Das Tageslicht dringt ungehindert bis zum Grund, wird nur durch die physikalische Extinktion abgemildert. Für UW-Fotografen sind Superweitwinkel- und Fisheye - Objektive Pflicht. Aber selbst damit bleibt die Dokumentation des UW-Vulkans nur ein müder Versuch, die gewaltigen Ausmaße auf Bildern festzuhalten. Das Gebiet ist unter Wasser so groß, dass selbst zwei Tauchgänge nicht ausreichen, es halbwegs zu erkunden.
Jenseits der 35 m bedecken weißliche Schwefelbakterien den Boden. Todeszonen inmitten üppigen Lebens. Eigenartigerweise sind die Fische am UW-Vulkan weniger scheu als anderswo. Wer den Nerv besitzt, in dieser berauschenden Klarheit auch Fischaufnahmen zu machen, kann echte Knüller ohne Schwebeteilchen produzieren. Es gibt pulsierendes Leben in Form von Fischschwärmen, Muscheln und Schnecken. Und man entdeckt auch die andere Seite des Meeres. Weiße Korallenflächen, abgefressen von Dornenkronen, deren Feind das Tritonshorn man leider nur noch sporadisch findet.
 

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