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Schwarmfische

Schon in den ersten Jahren des Tauchens in den Malediven, als diese noch nicht dem gemeinen Publikum bekannt waren, sprachen Experten vom Schwarmfischparadies schlechthin. Dies hat sich auch nach den Problemen mit El Nino und dem letzten Tsunami nicht geändert. Zwar sind die nördlichen Malediven und hier insbesondere das Hadalu-Atoll von diesen Naturkatastrophen nie so belastet gewesen wie das Nord -und Südmale - Atoll, aber Schäden sind auch hier auszumachen. Die meisten Riffdächer sind nachhaltig geschädigt, der Korallenbewuchs ist entweder zerstört oder klein, manchmal gleicht die UW-Welt einem Trümmerhaufen, um gleich darauf von nahezu intakten Tischkorallen wieder abgelöst zu werden.
Dem Fischreichtum hat das aber in keiner Weise geschadet. Selbst an kahlen Stellen tummeln sich die Faunisten in dicken Wolken wie in einer Fischzucht. Die häufigste Art sind gelbe Schnapper. Man trifft sie bisweilen in solcher Schwarmstärke, dass die Sonne verdunkelt wird. Bisweilen ziehen Schulen von Füselieren in solcher Zahl vorbei, dass man meint, es nimmt kein Ende. Längst hat man den Partner aus den Augen verloren. Abgelöst werden die gelben Schnapper von Fledermausfischen in großer Zahl und braunen Doktoren, die aber immer etwas scheu sind. Manche Schwärme öffnen sich, wenn man auf sie zu schwimmt, und hinter einem schließt sich der Verband wieder. Was Artenreichtum und Vielzahl der Fische anbelangt, sind die von der Amba angefahrenen Tauchgebiete von Feinsten. Sicher ist man nicht einmal vor einen Verbund junger Mantas, die auf den Riffplatten dahinjagen.

Strömung und Sicherheitsverhalten

Die Malediven sind bekannt für teils extreme Strömungen. Es liegt daran, dass das Meerwasser im Wechsel von Ebbe und Flut aus den Atollen heraus und wieder hinein fließt. So schön Drifttauchen ist, so gefährlich kann es werden, wenn man sich verschätzt und die Zeit vergisst. Nach einer Stunde des Dahintreibens ist man möglicherweise so weit vom Dhoni bzw. Tauchboot entfernt, dass man ohne Hilfsmittel nicht mehr gesehen werden kann, insbesondere, wenn Wellengang herrscht. Zur Grundausrüstung gehört pro Taucher eine Boje, bzw. eine Banane oder ein aufblasbarer Ball. Aber auch das hilft nicht immer. Signalpfeifen sind nützlich, aber nicht immer hilfreich, so, wenn Wind den Ton verbläst.
Starker tropischer Regen ist auf den Malediven nichts Besonderes. Manchmal ist er sogar angenehm, weil er erfrischt. Kritisch kann es werden, wenn der Regen beim Auftauchen einsetzt und so extrem wird, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sieht. Dann heißt es zusammenbleiben, damit man sich nicht verliert. Eine kleine Buddyline (1 m Schnur mit zwei Karabinerhaken), mit der man sich gegenseitig ankoppelt, hat schon manchen aus der Patsche geholfen. Meistens sind die Regengüsse nach einer halben Stunde wieder vorbei. Aber dann kann man schon weit abgetrieben sein.
Die maximale Tauchtiefe wurde von der Maledivischen Regierung auf 30 m festgesetzt. Halten Sie sich daran. Zwar wird nicht explizit jeder Tauchcomputer von den Amba-Diveguides überwacht und es sagt auch keiner etwas, wenn es mal 35 m werden… das Limit dient in erster Linie Ihrer eigenen Sicherheit. Dazu gehört auch Nitrox-Tauchen. Wenn Sie noch keinen Nitrox-Tauchschein besitzen, machen Sie einen. Auf der Amba ist er preiswert zu bekommen. Damit erhalten Sie die Berechtigung mit einem Luftgemisch mit erhöhtem Sauerstoffanteil zu tauchen. Das erhöht die Nullzeiten, so dass drei Tauchabstiege auf je 30 m pro Tag mit verträglichen Tauchzeiten möglich werden. Deshalb sollten Sie, wenn Sie einen Urlaub auf der Amba buchen, auch einen nitroxfähigen Tauchcomputer mitnehmen. Man kann auf dem Schiff auch welche leihen, aber deren Zahl ist auf 3 bis 4 beschränkt. Wer weiterhin mit Luft tauchen will, kommt zumindest in diesem Tauchgebiet, wo viele Tilas erst in 15 m Tiefe beginnen, ohne Dekopausen nicht aus. Nitrox hat viele Vorteile, zumal die Mischungen (zwischen 28 und 32 % Oxygen) auf der Amba relativ günstig zu bekommen sind.
Strömungshaken sind Ausrüstungsgegenstände, die nicht so selbstverständlich im Tauchgepäck zu finden sind. Mit Strömungshaken befestigt man sich im Riff, wenn es so zieht, das man sich, ohne die Korallen zu beschädigen, nicht mehr halten kann. Fotografen bevorzugen die Haken an strömungsreichen Stellen wo Haie oder Mantas zu beobachten sind. Mit Strömungshaken werden nicht nur die Riffe geschont, man spart auch Luft, weil man nicht ständig gegen den Wasserstrom anschwimmen muss.
Nicole, die Miteignerin der Amba, taucht grundsätzlich mit einem Handy, das in einer ewa-marine Tauchtasche sicher bis 40 m Tiefe mitgenommen werden kann. Damit kann man sich, sollte man auf einer einsamen Insel stranden, eventuell bemerkbar machen. Bis auf wenige Funklöcher funktionieren Handys auch in den nördlichen Malediven weitab der Zivilisation. Bei Nachttauchgängen ist die Mitnahme eines Flashers kein Fehler, denn Strömungen nehmen wenig Rücksicht auf den Lauf von Sonne Mond und Sternen.
Auf der Amba wird zudem ernsthaft über die Anschaffung des enos - Rettungssystems nachgedacht. Auch die Maledivische Regierung befasst sich mit diesem Thema. Sollte es eingeführt werden, wird man sich den Sender für eine kleine Gebühr ausleihen können oder sogar müssen. Damit amortisiert sich enos in Kürze und bringt eine erhebliche Sicherheit für Urlaubstaucher. Wie im Roten Meer gibt es auch auf den Malediven eine unveröffentlichte Statistik über abgetriebene und nie mehr lokalisierte Taucher.

MS-Amba

Die Schönheiten der Atolle und Tilas erschließt man sich am besten mit einem Tauchschiff, auch Liveaboard genannt. Hier im nördlichsten Atoll der Malediven kreuzt vorerst nur die MS-Amba, ein Tauchschiff par excellance. Die Amba wurde auf den Malediven gebaut, genauer gesagt auf der Insel Velidhoo. Das Holzschiff kann 22 Gäste beherbergen, in den mit echten Toiletten (keine manuelle Wasserpumpenmechanik und Papiersammeln im Behälter!!) bestückten Kajüten sind Klimaanlagen installiert. 2-3 Guides betreuen die Taucher. Nitrox steht bei jedem Tauchgang zur Verfügung. Erfreulich: ein 14-Tagestrip auf der Amba ist normalerweise preiswerter als ein ähnlich langer Aufenthalt auf einer Touristeninsel. Denn dort kommen zum Aufenthalt noch Tauchen und die Ausfahrten extra dazu. Und das kann schweinisch teuer werden. 
Länge macht Fahrt, aber Breite sorgt für Bequemlichkeit. Die 33 m Länge der Amba sind üppig, aber 10 in der Breite verschlagen einem den Atem. Selten waren wir auf einem Tauchschiff mit derartig großzügigen Platzverhältnissen für Filmer und Fotografen. Die mit Abstand beste und großzügigste Kabine ist die Nummer 4. Dort lebt es sich wie in einer Präsidentensuite. Die Küche ist international mit maledivischem Einschlag. Gradmesser sind Apfelpfannkuchen, Kartoffeln und Spaghetti. Besser gelingen diese augenscheinlich einfachen, aber dennoch schwierigen Speisen auch einer deutschen Hausfrau nicht. Schinken und Salami sind eingeschmuggelt, passen aber sehr gut zum rustikalen Brot, das in drei Geschmacksrichtungen jeden Morgen frisch angeboten wird. Die Versorgung mit Lebensmittel erfolgt durch Schiffe und Flugzeuge aus Male.
Etwa 120 Tauchplätze stehen zur Auswahl, von denen während einer Tour ca. 40-50 angefahren werden. Die fischreichen Tauchgründe erfahren die Guides, von denen die meisten aus den nördlichen Atollen stammen, von Insidern und Fischern. Als eine der wenigen schwimmenden Basen verfügt die Amba auch über 15 l-Flaschen. Eine lobenswerte Angelegenheit. Wer mehr Luft als andere benötigt oder sich beim Fotografieren verausgabt, ist dankbar um jeden Liter Luft. Schließlich geht es Tag für Tag dreimal auf ca. 25-30 m Tiefe hinab. Zwei Begleitdhonis nehmen die Taucher auf. Tauchklamotten können an Bord der Dhonis bleiben. Demnächst soll ein Speedboot die Flotte ergänzen.
Für totale Anfänger ist die Nordtour eigentlich nicht geeignet. Die Inhaber Nicole und Franco Paravano sowie Manfred Gröschl verlangen für die Tour ca. 50-80 Tauchabstiege als Erfahrung. Tauchkurse sollte man besser auf einer Insel machen, weil es den Tagesablauf auf der Amba stört. Ursprünglich sollte die Amba in Gan fahren, dem südlichsten Atoll der Malediven. Dann aber ging alles ganz schnell. Nach der 1. Tour 2004 öffnete die Maledivische Regierung das HaaAlif-Atoll und das HaaIhaal-Atoll im Norden. Diese Chance nutzten die Eigner der Amba, um sich hier einen Vorsprung aufzubauen. Im Wechsel von 3-5 Monaten wechseln sich die Eigentümer ab. Unsere exzentrische Fotogruppe mit einem Equipmentvermögen vom Stil einer Luxuslimousine, hat zumindest Aufsehen erregt. Aber keinen Neid. Filmer und Fotografen sind willkommen, wenngleich Nicole immer wieder Sorgen um ihre Weichkorallen hatte…Gott sei Dank grundlos. Aber die Leopardenhaie, die sich beim Anblick der Fotografenmeute logischerweise verdünnisierten, waren eventuell froh, als wir den Tauchplatz wechselten.
So exzentrisch die Tauchgründe im Norden auch sind, an Land geht es nicht wesentlich anders zu. Auf den Malediven gibt es immer noch keine Hunde. Ihr Import ist verboten. Hingegen wenige dürre Katzen, voll gefressene Ratten auf nahezu jeder Insel und Tausende von Raben, die sich mit Flughunden den Luftraum teilen.

Infos
www.sub-aqua.de