UnterWasserWelt - das Onlinemagazin seit 1999
zum aktuellen Magazin UnterWasserWelt
© UWW

Mit Ariadnefaden übers Riffdach © UWW

Arabische Süßlippe© UWW

Hausriff Thulhagiri © UWW

Im Hausriff von Thulhagiri© UWW

Riffbarsch © UWW

Im Hausriff Thulhagiri © UWW

Juwelbarsch hinter Glasbarschen - HAusriff Thulhagiri © UWW

Glasbarsche © UWW

Korallenwelt Hausriff Thulhagiri © UWW

Steinkorallen im Hausriff Thulhagiri © UWW

Rotfeuerfisch © UWW

IM Hausriff Thulhagiri© UWW

Seestern © UWW

Im Hausriff Thulhagiri © UWW

Arabiche Süßlippen  © UWW

Muräne mit Putzerfisch © UWW

Hausriff

Man hat fünf mit Bojen markierte Einstiege ins Hausriff, dessen Ausdehnung mehr als dreifach so groß ist wie die Insel selbst. Eine komplette Umrundung wurde von der Basiscrew noch nicht dokumentiert, diese würde vermutlich einen über zweistündigen Tauchgang erforderlich machen, mit und gegen die Strömung.
Am besten erkundet man als Fotograf das Hausriff zur strömungsarmen Zeit zwischen den Gezeiten. Die Tabelle zu Ebbe und Flut hängt für den betreffenden Monat an der Basis aus, nahe dem Höchststand der Flut kommt man auch am besten über die Korallenblöcke, möchte man nicht die Fahrrinne der Boote nutzen, die aber ein ganzes Stück Schnorchelstrecke abfordert.
Denken Sie daran, außer beim Einstieg nahe der Basis kann es wirklich knapp werden mit der „Bodenfreiheit“ über den Korallenblöcken des Riffdachs. Planen Sie die Tauchgänge immer vorausschauend und nicht nahe dem niedrigsten Wasserstand. Die Strömung kann rund um die Insel durchaus flott werden, dann den Tauchgang besser gegen das einlaufende Wasser beginnen, den Strömungsschatten nutzen, den die Buchten bieten um sich dann ohne Kraftaufwand zum Einstieg zurück treiben zu lassen.
Alle fünf Riffzugänge sind zusätzlich mit Seilen markiert, die geradlinig und zum Teil bis 25 Meter Tiefe führen. So kann man sich bei seinen Hausriffausflügen hervorragend orientieren.
Vielfältig gestaltete Hartkorallen – Terrassen, die sich mit kleinen Steilwänden abwechseln, reichen bis etwa 19 Meter Tiefe, Dann beginnt eine abfallende Zone mit Sandboden, auf denen unterschiedlich große Korallenblöcke verteilt sind, reich mit allen Korallenfischen belebt.
In den Steilwänden gibt es unterschiedlich große Grotten und kleinere Überhänge. Schwärme von Glasbarschen hängen wie ein Vorhang vor den Kleinsthöhlen, hinter denen sich die stets scheuen Juwelenbarsche verstecken.
Eine beliebte Putzerstation ist etwa 5 Minuten rechts vom Haupteinstieg, da kann man eine kleine Schule arabischer Süßlippen beobachten und ausgiebig fotografieren. Große Grouper kreuzen ebenfalls zur Körperpflege auf, doch sie reagieren auf friedliche Annäherungsversuche eher skeptisch. Taucht man weiter, erreicht man die erste Steilwand, vor der gerne ein großer Schwarm von Flecken - Pompanos seine Kreise dreht. Unversehens ist man in deren Mitte und ohne Scheu umschwimmen die Freunde mit dem blau gepunkteten Rücken eine ganze Weile die Taucher.
Einige wahrlich monströse Seegurken weiden derweil die Korallen ab, gelb-rot leuchte wunderschön gezeichnete Seesterne aus dem Riff. Falterfische in strahlendem gelb oder braun mit schwarzen Streifen oder mit Pinzettenmäulchen streifen durch ihre Reviere, dazwischen die stets hektischen Doktorfische. Für eine Art kleinerer Drückerfische ist offenbar gerade Brutzeit und bissig verscheuchen sie alles und jeden, der ihrem Gelege zu nahe kommen könnte. Ganz klar, auch im Hausriff von Thulhagiri gibt es einen Drücker der kapitalen Sorte, der bei Bedarf ein Stück aus der Flosse knipsen könnte, wie ein Schaffner aus der Fahrkarte. Doch zurzeit ist Frieden und das in Gelbtönen gekleidete Schuppentier wedelt nur jovial vorbei.
Ein optischer Leckerbissen ist der selten gesichtete arabische Kaiserfisch, der statt einem Streifenmuster eine rautenförmige Zeichnung hat, hellblau gemusterte Wangen und einen großen Augenfleck am unteren Rand der Rückenflosse.. Er ist aber genau so nervös und verschwindet ebenso schnell in einer Spalte, wie der hier weit verbreitete Artverwandte.
Durch Schwärme von Füsilieren und schwarzen Doktorfischen geht es weiter, bis auf dem Sandboden in 25 Metern Tiefe ein kapitaler Stingray entdeckt wird, der ein Mittagsschläfchen hält. Das kleine Blitzlichtgewitter deutet er als Signal zu Tisch zu gehen, so schwingt er sich auf um ein paar Meter weiter den Grund auf Fressbares abzuscannen, was entsprechend Nebelschwaden um ihn aufsteigen lässt.
Lässt man mal den Blick in die Runde schweifen und auch hinauf zur Wasseroberfläche, überall ist Leben im Riff. Natürlich ging die korallentötende Wassererwärmung Mitte der 90er Jahre nicht an Thulhagiris Hausriff vorbei, doch es hat sich gut erholt und die Vielfalt an unterschiedlichsten Hartkorallen und einiger Weichkorallen ist groß. Noch gibt es keine atemberaubend gewachsenen Tischkorallen, doch die Natur arbeitet daran. Der Blick unter die Tischkorallen lohnt immer, in ihrem Schutz halten sich gerne die größeren Rifffische auf, die nicht mehr durch das engmaschige Netz der anderen Korallenarten passen. Barsche, Süßlippen, Soldatenfische findet man hier laufend.
Sogar bunte Weichkorallen haben sich wieder eingefunden, aktuell aber noch im „Babystadium“ und nur an einzelnen Standorten.
Die Erkundung des Hausriffs mit einer leistungsstarken Lampe  auch bei Tag macht auf jeden Fall Sinn. So entdeckt man immer wieder neue Spezien, vor allem die Meister der Tarnung, die Pulpos, die sich in oder vor ihren Höhlen verstecken. Und immerzu lohnt ein prüfendes Ableuchten der vielen höhlenartigen Versteckmöglichkeiten in den Korallenblöcken auf dem Weg links vom Haupteinstieg. Jede größere Öffnung wird von Glasbarschen genutzt, hinter einem der lebenden Vorhänge entdecken wir sogar einen schlafenden Adlerrochen.
Anemonenfische sind eher zurückhaltend angesiedelt, dafür aber in Arten, deren Färbung sich von den „Standards des Roten Meeres“ deutlich unterscheiden.
Am Abschluss einer Steilwand, in 20 Metern Tiefe, öffnet sich wieder eine Grotte mit mehreren Metern Durchmesser und wie könnte es anders sein, ein silbern wabernder Vorhang aus Glasbarschen verdeckt den Hintergrund. Eine Muräne hat sich dieses Versteck ausgesucht und kann so bestens getarnt den Tag verbringen. Sie teilt sich das äußerst geräumige Appartement mit rot leuchtenden Juwelenbarschen, die sich in Thulhagiris Hausriff allgemein gerne ein Leben hinter dem Silberschleier gönnen.
Farbtupfer generieren auch in der Tiefe blau leuchtende Schwämme, die ihre bizarr wachsenden Äste ins planktonreiche Wasser stecken oder als Kissen einzelne Korallenblöcke dekorieren.

Die Lobsterstation zählt noch zum Hausriff. Man kann diese von Land aus „per Flosse“ erreichen, besser man spart sich den langen weg durch die Lagune und über das Riffdach und lässt sich von einem ausfahrenden Tauchdhoni über dem Spot absetzen, man kommt bei allen Ausfahrten ohnehin dort vorbei. Manchmal gibt es aber auch einen direkten Nachmittagstrip dahin, begleitete Nachttauchgänge dort stehen auf dem Basisprogramm.
Der Korallenblock der Begierde ist halb so groß wie ein Dhoni, der tiefste Punkt liegt bei etwa 19 Metern, gut 5 Meter baut er sich nach oben auf. In den unzähligen Löchern und Spalten leben eine Vielzahl von Langusten, die überwiegend nachtaktiv sind. Eine geräumigere Höhle im Inneren des Blocks nutzen regelmäßig ein oder zwei Ammenhaie für den Tagschlaf. Durch ein paar seitliche Löcher kann man zumindest ihre Körperseiten in kleinen Ausschnitten mit der Handlampe beleuchten, als Fotomotiv taugen diese Beobachtungen aber nicht.
Den Fels umrundet man am besten gemächlich in unterschiedlichen Tiefen, wohl dem, der eine Lampe dabei hat, denn das Leben versteckt sich in den Spalten und Nischen, die nur im Lichtschein ihre vielen Geheimnisse preis geben. Und, man ist am besten nur mit einer ganz kleinen, disziplinierten Gruppe, am besten nur zu zweit an diesem Spot, denn sonst wird es eng.
Hat man genug Spaltenforschung betrieben wartet in geringeren Tiefen noch ein weiteres Highlight, eine Schule von etwa 15 Fledermausfischen, die frech auf kürzeste Distanz heranschwimmen und sich in den Blasenvorhängen der Ausatemluft förmlich baden. Von hier geht es dann entweder in das wartende Tauchdhoni oder einem Seil folgend zurück ans eigentliche nahe Hausriff und von dort zum direkten Ausstieg oder weiter zum etwa 20 Minuten Tauchzeit entfernten Ausstieg nahe der Basis. Das alles ist abhängig vom Luftverbrauch, vielleicht gönnt man sich für dieses Ausflug eine 15 l Flasche.

Die Orientierung unter Wasser wird durch die dicken Ariadnefäden, die von den Einstiegen zum Teil bis 25 Meter Tiefe führen oder auch zur Lobsterstation, entscheidend erleichtert. Die Abstimmung der Tauchgänge mit den Gezeiten macht Sinn, denn nur bei Flut kann man alle Einstiege wirklich nutzen.
Um sich die Orientierung auf dem Weg durch die Lagune zur Einstiegsboje zu erleichtern, leistet ein Kompass nützliche Dienste.

Der letzte Tauchgang im Hausriff, die vergangenen Tage waren wir die einzigen Gäste vor der Haustüre der Insel unter Wasser, wird zum absoluten Erlebnis. Kapitale Muränen zeigen sich ein Stück weit aus ihren Höhlen, die Putzer sind auf Hausbesuch. Sogar die sonst so nervösen Juwelenbarsche liegen entspannt auf den Korallenblöcken, die Stippvisite der Putzergarnelenkolonne lässt ihnen entspannt die Zahnpflege angedeihen. Erst später auf den mit Makroobjektiv aufgenommen Fotos wird man die fast durchsichtigen Kleinstdentisten entdecken. Der Schwarm außerordentlich relaxter Snapper in silber und rot lässt sich auch bereitwillig ablichten, wirkt fast enttäuscht, als das Blitzlichtgewitter abbricht. Und als dann auf dem Rückweg über das Riffdach ein Adlerrochen und ein juveniler Schwarzspitzenriffhai vorbeikommen um uns zu verabschieden, bietet Thulhagiri noch einmal ein paar Joker auf, von denen aber noch einige im Ärmel stecken…
      
>>> lesen Sie hier weiter