UnterWasserWelt - das Onlinemagazin seit 1999
zum aktuellen Magazin UnterWasserWelt

by Michael Goldschmidt 4.01

Im Bestreben eine komplette Produktlinie aus einer Hand bieten zu können, hat sich MARES wieder des Themas Taucherhandlampen angenommen. Mit der phos 20 bietet das große Tauchsportunternehmen eine „Mediumsize“ Lampe, die zwischen den kleinen „Jacket“ – Lampen und den kraftvollen Leuchten mit 12V oder 14,4V Akkubestückung angesiedelt ist. UnterWasserWelt hat den Neuling aus Rapallo zu Wasser gelassen.

Die Eckwerte für eine erfolgreiche Taucherhandlampe können so beschrieben werden:

Betrieb mit Überspannung – ergibt helleres Licht bei im Verhältnis längerer Brenndauer, weil Brenner mit geringerer Leistungsaufnahme verwendet werden können;
NiMH – Akkus, weil diese unempfindlich sind gegen den Memoryeffekt;
kleine Bauweise;
lampenschonende Elektronik;
Wechselakku;
Alugehäuse;
ansprechendes Design;
schnelle Ladung;
attraktiver Preis;   

Nimmt man die phos 20 das erste Mal in die Hand und informiert sich über deren Leistungsmerkmale, erkennt man rasch, dass MARES die vom Markt mittlerweile erwarteten Eigenschaften einer guten Taucherhandlampe im neuen Produkt zu einem hohen Maß umgesetzt hat. Im Wettbewerb zu den etablierten Spezialanbietern, die sich seit vielen Jahren exklusiv auf den Lampenbau konzentrieren, kann sich die phos 20 durchaus sehen lassen.

Lampengehäuse

Aus silbern eloxiertem Alu ist das Lampenrohr gefertigt. Es ist allerdings nicht in einem Stück und gerade gezogen, sondern erinnert in der sanften Linienführung entfernt an eine Rakete. Ungewöhnlich für eine Taucherhandlampe ist die Unterteilung des Lampenrohrs in zwei Segmente, die durch O-Ring (axial) gedichtete Gewinde miteinander verbunden sind. Ein Abstandsring aus Kunststoff  ist zwischen den Segmenten platziert, dieser soll wohl das zu feste Anziehen des oberen Gehäuserohrs verhindern. Durch Abschrauben des oberen Segments, hier ist auch das Lampenglas fest eingesetzt, erreicht man den Anschluss für das Ladekabel oder den Brenner zum Lampenwechsel. Entfernt man auch das zweite Segment ist die phos 20 zum Akkutausch bereit. Das dezente Firmen- und Typenschild ist als Folie aufgeklebt, keine Lösung für die Ewigkeit aber kostengünstiger als entsprechende Gravuren oder Ätzungen.

Ungewöhnlich geformt ist der Bügelhandgriff, der an der Bodengruppe versenkt angebracht und mit einer Schraube fixiert ist. Eine schwarze Kunststoffkappe sitzt als Abschluss auf dem nach vorne offenen Bügel. Die Entwickler setzen bei der Formgebung auf eine besonders angenehme Haltung der Lampe beim Einsatz unter Wasser.

Eine verstellbare Handschlaufe, befestigt an einer Bohrung des Bügelgriffs, ist  Bestandteil der Lampe. An dieser Schlaufe findet sich zusätzlich ein halbmondförmiges Kunststoffteil, das als Einschaltsperre unter die mechanische Drucktaste (mit Durchführung) in der Bodengruppe geschoben wird, mit der die phos 20 zu bedienen ist. Genau 1400 g bringt die Leuchtrakete auf unsere Waage, die auf 100 Meter Tauchtiefe ausgelegt ist. 

Die Technik

Zunächst fällt der Reflektor auf, der gleichsam den Brenner schützend am Lampenkopf aufgesteckt ist. Der Spiegel wurde konkret für die Phos 20 berechnet um eine optimale Lichtverteilung beim  vorliegenden Leuchtwinkel von 20° zu bewirken. Den Brenner erreicht man nach dem Abziehen des Reflektors. Ein weiteres Novum zeigt sich jetzt: Die Steckfassung des Brenners ist federnd auf einem Aluteller gelagert. Damit möchte man erreichen, dass der Brenner mechanisch stets bestmöglich zentriert wird, was in erster Linie der gleichmäßigen und hohen Lichtausbeute dient. Die gesamte Einheit aus Reflektor und Lampensockel ist zudem so konstruiert, dass das Gros der entstehenden Wärme seitlich und nach vorne abgeleitet wird und nicht hin zum Akkupaket. In einem Spalt zwischen dem Akkupaket und dem Reflektor wartet die Ladebuchse auf Anschluss. 

Die Akkus (NiMH 7,2V/4Ah) und der Lampenkopf sind in einer sauber verarbeitetet Kunststoffhalterung montiert. Die 6 Zellen sind umhüllt von grünen Schrumpfschläuchen, so dass der Hersteller nicht zu identifizieren ist. Durch einfaches Abziehen ist die Einheit aus Akku und Lampenkopf  von der Bodengruppe zu trennen. Ein Führungsstift und drei elektrische Kontakte ragen aus der Leiterplatte, die die Lampenelektronik abdeckt. Der Druckschalter, der im Lampeninneren auf einen Mikroschalter einwirkt, aktiviert beim ersten Druck die Lampe mit 100% Leistung, beim zweiten Druck reduziert sich die Lichtmenge auf 90%, beim nächsten Druck wird die phos 20 abgeschaltet. Die Schaltung und Dimmung sind elektronisch geregelt, dazu wird der 20 W Xenon-Brenner schonend angesteuert. Weiterhin regelt die Elektronik für die gesamte nutzbare Einsatzzeit die gleichbleibende Helligkeit, die erst zum Ende hin deutlich sichtbar abfällt. Ein echter Tiefentladeschutz fehlt.

Das zum Zeitpunkt des Tests mitgelieferte Steckerladegerät ist ein einfacher reiner Timerlader, der in 14 Stunden regeneriert. MARES wird hier aber zukünftig einen Schnelllader ausliefern, der nach 5 Stunden die phos 20 wieder auf Touren bringt.

Praxis

Handling, Leuchtkraft und Stabilität sind hier die wichtigsten Kriterien, die es zunächst zu beurteilen gilt. Vor dem Einsatz kommt die Ladung. Das Abschrauben des oberen Lampensegments ist zunächst nicht ganz einfach, da die glatte Oberfläche, die keinerlei griffige Ränder o.ä. aufweist, der Hand keinen zusätzlichen Halt bietet. Vor allem bemerkt man dies, wenn im Lampeninneren ein leichter Unterdruck herrscht (Lampe montiert in Rapallo = Meereshöhe, geöffnet in München = 520 Meter über Meereshöhe). Bei ausgeglichenen Druckverhältnissen kann man besser hantieren.

Das gegenwärtig beigefügte Ladegerät liefert bei einer nicht umschaltbaren Eingangsspannung von 230 V und 50 Hz einen konstanten Ladestrom von 400 mA . Eine grüne Leuchtdiode informiert dabei über den Stromfluss zwischen Lader und Akku. Mit 14 Stunden Ladezeit ist dieser Charger allerdings nicht konkurrenzfähig. Man könnte sich auch mit einem Wechselakku behelfen, doch die Investition hierein ist mit Abstand höher als in einen Schnelllader. Ladestecker, Ladeanschluss und der zwingend belüftete Ladevorgang erfüllen alle Ansprüche. 

Der ungewöhnlich geformte Bügelgriff könnte unserem Eindruck nach noch an Komfort gewinnen, wären die Kanten abgerundet. Angenehm ist die Ausformung des Bügels im vorderen Bereich. Ohne Probleme kann die Leuchte mit dem Bügel in der Bänderung der Ausrüstung eingehängt werden. Mit etwa 600 g Abtrieb ist sie aber auch an der Schlaufe gesichert am Handgelenk gut zu tragen, was aber eher bei Nachttauchgängen der Fall sein wird.

Um Tauchtiefen bis 100 erreichen zu können, ist ein (im Wettbewerb selten verwendeter) Druckschalter wie bei der phos 20, mit einem entsprechendem Gegendruck zu belegen. Somit ist auch eine deutlichere Kraft erforderlich, den Schalter niederzudrücken als im Vergleich zu sonst üblichen Drehschaltern. Einfallsreich ist die unter den Schalter zu schiebende Einschaltsperre, die zuverlässig wirkt und auch erst beim Tauchgang ohne Probleme und gesichert vor Verlust entfernt werden kann.

Ob die Lampe mit 100% oder 90% betrieben wird, ist von außen nicht zu erkennen, da die Leistungsstufen durch mehrfaches Betätigen des Schalters abgerufen werden (Einschalten = 100%, weiterer Druck = 90%). Der Unterschied in der abgegebenen Helligkeit ist nicht erheblich, so dass man die phos 20 wohl in den meisten Fällen mit 90% betreibt, was letztlich eine um 10 Minuten verlängerte Leuchtzeit von 65 Minuten (Brenner 20 W) einbringt.  Die Lichtausbeute insgesamt mit 500 Lumen ist sehr ordentlich, die Reflektorcharakteristik, die einem Spot entspricht, verleiht der Lampe auf kurze Distanzen auch bei Einsätzen am Tag ausreichende Wirkung Farben sichtbar zu machen.  Warum man auf einen Tiefentladeschutz verzichtet hat, ist nicht klar, das passt nicht so recht in das gute Gesamtkonzept der Lampe.  

Die phos 20 macht einen gut verarbeiteten und robusten Eindruck. Die gefederte Lagerung des Lampensockels dürfte den empfindlichen Brenner zudem langfristig vor Schlag – und Fallschäden bewahren, der häufigsten Ursache für das Versagen der Leuchten. Vor längerem Betrieb der Lampe außerhalb des Wassers wird abgeraten, da die dafür notwendige Kühlung fehlt.

Fazit

MARES ist mit der phos 20 auf gutem Weg eine eigenständige Lampenserie auf den Markt zu bringen, die im Feld der bereits vorhandenen Produkte Punkte sammelt. Handling und Design kennzeichnen die Eigenständigkeit des Produkts. Überspannungstechnik und Lichtleistung entsprechen modernsten Standards. Bei der Dimmung wünschten wir uns eine deutlichere Abstufung, vielleicht 70% statt 90%, die bei Nachttauchgängen in tropischen Meeren durchaus genügt, die Gesamtleuchtzeit aber noch weiter verlängert. Das käme auch der langen Ladezeit beim Standardcharger entgegen. Und einen Tiefentladeschutz sollte man dem guten Stück schon gönnen, das entspricht auch bei ähnlich günstigen Angeboten dem üblichen Standard. Auf alle Fälle hat sich die phos 20 einen guten Platz im Wettbewerb gesichert und bringt MARES einen entscheidenden Schritt weiter alle tauchsportrelevanten Produkte aus einer Hand anzubieten.

Fakten

Typ: phos 20
Hersteller: MARES
Material: Alu, eloxiert
Tauchtiefe: 100 Meter
Akku: NiMH 7,2V/4Ah  - wechselbar - Überspannung
Brenner: 6V / 20W (Standard)
Dimmung: 100%, 90%, elektronisch
Reflektor: Flood, 20°
Brenndauer: 55/65 Min
Schalter: Druckschalter, mechanisch
Besonderheit: elektronische Spannungskontrolle für Brenner für gleichbleibende Helligkeit; internes System zur Fokuseinstellung;
Gewicht: 1400 g
Abtrieb: ca. 600 g
Länge: 220 mm
Durchmesser: 70 mm
Preis: ca. € 255
Vertrieb: Fachhandel