UWW 8.05
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Fakten |
Die Fauna der europäischen Atlantikküste, der Nord- und Ostsee ist in auch für Taucher interessanten Publikationen nur selten zu finden. So wendet sich der
1999 erschienene Kosmos Naturführer „Die Meeresfische Europas“ zunächst an Sport- und Berufsfischer sowie Biologen. Von den Inhalten profitieren natürlich auch Sporttaucher, die zudem eine umfangreiche Einführung
in die Biologie der Fische erhalten.
Das Original wurde 1998 auf Dänisch verfasst, die Autoren Bent J. Muus und Jørgen G. Nielsen stammen aus Dänemark. Das vorliegende Buch ist eine überarbeitete und
stark erweiterte Ausgabe des Klassikers „Collins Guide to the Sea Fishes of Britain and North-Western Europe“. Für die Neuauflage wurde 101 Arten überarbeitet und – neu gezeichnet.
Richtig, der
Unterschied zu diesem Naturführer und anderen ähnlichen Werken ist der durchgängige Verzicht auf fotografische Abbildungen. Alle Spezien sind detailreich farbig gezeichnet. Daran muss man sich ein wenig gewöhnen, geht
man als Tauchsportler an dieses Buch heran, denn es lässt sich durch die grafische Aufbereitung nicht verhindern, dass die Tierdarstellungen zum Teil idealisiert wirken – in der Farbgebung, in den Details und
natürlich in ihren Ansichten, die man am lebenden Objekt in der Natur unter Wasser meist so nicht antrifft. So ergeben sich für den Zeichner, der in aller Regel nicht das lebende Objekt zur Vorlage hatte sondern
Abbildungen gefangener, toter Exemplare, durchaus auch partielle Farbabweichungen zum lebenden Objekt.
Mit 273 vorgestellten Arten, Schwerpunkt Nordsee, Atlantikküsten und Ostsee, jedoch auch Verbreitungsgebiete bis
ins Mittelmeer sind berücksichtigt, wird ein umfassender Überblick gegeben. Nach einer ausführlichen biologischen Auseinandersetzung mit dem Thema „Portrait eines Fisches“ folgt ein Bestimmungsschlüssel der
Fischfamilien. In Schattenrissen werden die typischen Konturen der Arten gelistet, so dass man sich mit dieser optischen Orientierungshilfe an die zu bestimmende Spezies heranarbeiten kann.
Zur näheren Beschreibung
zählen dann die Hauptmerkmale, Unterscheidungsmerkmale, maximales Wachstum, Lebensweise, Fortpflanzung und wirtschaftliche Bedeutung. Verbreitungskarten skizzieren Meeresgebiete, in denen die vorgestellten Arten
anzutreffen sind.
Bemerkenswert, dass in diesem Buch auch Kopffüßer und Krebse besprochen werden.
Und, für Sporttaucher, die auch im heimischen Süßwasser die Natur beobachten, ist in einem Spezialteil
„Süßwasserfische im Brackwaser“ auf typische Vertreter in unseren Flüssen und Seen hingewiesen, vom Hecht bis zum Zander.
Zum Ende des Buches hin wird ausführlich über die Geschichte der Fischerei berichtet,
die moderne Fischindustrie skizziert und die Fischereibiologie thematisiert.
„Meeresfische Europas“ ist kein typisches Bestimmungsbuch, jedoch für Sporttaucher ein durchaus interessantes Werk, das mit die
größte Artenübersicht bietet, die für die vorgestellte Region zusammengetragen wurde. Biologische Grundlagen und der Blick hinter die Kulissen der Fischindustrie sind wirklich interessant.