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Meeresschildkröten - Situation Indonesien

Teil zwei unserer Reise zu den Meereschildkröten führte uns nach Indonesien, genauer gesagt nach Borneo, Ost Kalimantan, und dort auf die Insel Sangalaki in der Celebes - See. Ein Eiland, mit dem Schnellboot von der Küste aus in etwa 2 Stunden zu erreichen, ähnlich einer Malediveninsel. Nestende Schildkröten in grosser Zahl, garantierte Schildkröten-Begegnungen unter Wasser, dazu Mantas und eine intakte Unterwasserwelt ohne Korallenbleiche, das war versprochen - und wurde auch gehalten. Doch die wahre Situation vor Ort, die lizensierte Plünderung nahezu aller Schildkrötennester, das wurde uns verschwiegen und erst vor Ort Thema unseres Engagements.

Wir sind herzlich willkommen auf Sangalaki, dem kleinen Ressort, das unter der Regie von Borneo Divers in Malaysia steht. Kadek, ein sehr engagierter indonesischer Tauchlehrer, ist der Manager des kleinen Ressorts. Nur zwölf kleine Hütten, Platz für 24 Gäste (überwiegend aus Asien und USA), umfaßt die Anlage, dazu einige Versorgungsgebäude, eine großzügige, sauber und gut ausgestattete Tauchbasis, zwei moderne und komfortable Tauchbote, ein Transfähr-Schnellboot.

In einer guten halben Stunde wäre die Insel zu umrunden, doch nach Einbruch der Dunkelheit dürfen sich die Gäste nur noch leise vor ihren Hütten und im Umfeld des Haupthauses mit Restaurant und Fernsehraum aufhalten, so Kadek bei seiner Einführung. Auf den Einsatz von Taschenlampen am Strand soll verzichtet werden, damit bis zu 50 nächtlich zur Eiablage an Land kommende Schildkröten sonst gestört würden.

Hier ist also die Welt noch in Ordnung, meinen wir, und warten gespannt auf den Einbruch der Nacht. Dann hören wir die typischen Geräusche einer, nein zweier im Sand ein tiefes Loch grabenden Schildkröten. Es bedeutet Schwerstarbeit für die Tiere, die immer wieder innehalten um eine kurze Erholungspause einzulegen. Mit dem Restlichverstärker haben wir sie in nahezu völliger Finsternis auf dem grün leuchtenden Bildschirm. Schalten wir den unsichtbaren Infrarotstrahl hinzu, wirkt die Szenerie wie ausgeleuchtet.

Über eine Stunde verfolgen wir das Geschäft der Eiablage direkt vor unserer Hütte, bis die Schildkröten sich erschöpft wieder ins Meer zurückziehen. Nur ihre Spuren erinnern an ihren Besuch.

Ein Inselrundgang am nächsten Morgen führt vorbei an einer Anzahl von im Sand steckenden Holztafeln, die Namen, Daten und Nummern tragen. Dazu befragen wir Kadek und die grausame Wahrheit wird uns nun bekannt: Dies sind für US $ 20,- von Gästen adoptierte Schildkrötennester, die nicht von den lizensierten Eiersammlern geplündert werden.

Eiersammler hier auf Sangalaki, einer Insel, wegen derer Garantie für Schildkröten-Begegnungen unter Wasser weltweit für nicht gerade wenig Geld die Gäste anreisen? Es ist wie ein Schlag ins Gesicht.

Traurigkeit erfüllt nun auch Kadek, der erzählt, dass Bormeo Divers in der vergangenen Saison über US $ 50.000 aufgebracht hatte um für ein Jahr die Lizenz für das Eiersammeln allein auf Sangalaki bei der zuständigen Stelle der Regionalverwaltung abzulösen. Aber diese Summe kann nicht jährlich erbracht werden, übersteigt dies die Möglichkeiten von Borneo Divers bei weitem. Zwischendurch war das Ressort auch schon von der Regionalverwaltung geschlossen worden, man hatte sich wohl beim Engagegment für die Schildkröten zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Das Problem betrifft aber nicht nur Sangalaki allein, in dessen Nähe sind weitere 3 unbewohnte Inseln, die auch zum lizensierten Eiersammel-Gebiet zählen. Etwa US $ 120.000 pro Jahr gehen dafür an Verantwortliche der Regionalverwaltung, wobei gestattet ist zu fragen, was dort mit diesem Geld wohl passiert? Wir können nicht erkennen, dass es zum Schutz der Meeresschildkröten wieder ausgegeben werden würde.

In wenigen Sekunden wandelt sich das Gefühl im Paradies Gast zu sein in Wut und Enttäuschung. Wir finden die Schildkröten in verschiedensten Situationen unter Wasser, fast alle Tauchplätze vor Sangalaki haben Bezug zu den Schildkröten, hier ist die Welt in Ordnung. Aber am Strand, auf der Insel selbst, da ist eine extreme Schieflage im Paradies.

Wir beschliessen mit den Eiersammlern Kontakt aufzunehmen, die auf der gegenüberliegenden Inseleseite des Ressorts in dem Verfall preisgegebenen Hütten hausen.

Auch hier werden wir freundlich empfangen, zum Bleiben aufgefordert. In ein paar flachen Holzkästen, die mit Matten aus Palmblättern abgedeckt sind, rudern dutzende von jungen Schildkröten. Man zeigt sie uns gerne, ist stolz darauf. Immerhin würden sie dem von der Konzession als Auflage gemachten einem Prozent der gesammelten Eier, die ausgebrütet werden müssten, ihrer Meinung nach mehr als genügen. Wir lassen uns ihre Zahlen geben. Die Rechnung ist einfach. Setzen wir die Menge der von ihnen gesammelten Eier ins Verhältnis zu der ausgebrüteten Menge, kommen wir auf nur knapp ein Promille. Selbst ein Prozent wäre weniger als ein Tropfen auf einen heißen Stein, ein Promille ist nichts. Garnichts.

Von den einst über 700 nestenden Schildkröten hier kommen nurmehr rund 40 pro Nacht in Sangalaki an Land. Und diesen werden buchstäblich unter dem Hintern sämtliche Eier weggenommen. Der Hohn, liest man das indonesische Gesetz zum Schutz der Meeres - Schildkröten, das aus rund 65 Druckseiten besteht, so gibt es für die Belieferung der Märkte in Nachbarstaaten - dort ist das Sammeln und der Verkauf von Schildkröteneiern zumindest auf dem Papier streng verboten - alte Konzessionen, die das Sammeln doch wieder legalisieren. Weiter ist für eine Reihe religiöser Feste und Handlungen, hier besonders auf Bali, das

Fangen und Schlachten von ausgewachsenen Green Turtles zulässig, ein Zugeständnis, das die Gesetzgeber in Jakarta wohl zum Erhalt der staatlichen Einheit allen diesbezüglich an Schildkröten interessierten religiösen Gruppen machen musste. Mittlerweile werden die in den ursprünglichen Fanggebieten angetroffenen Green Turtles so knapp, dass bereits auf andere Plätze ausgewichen werden muss. Die Ausrottung der Green Turtles in Indonesien hat unbeachtet von der am Artenschutz interessierten Weltöffentlichkeit nicht nur begonnen, sie hat Formen angenommen, die unvorstellbar sind. Und niemand dort in verantwortlicher Position scheint sich davon berührt zu zeigen und setzt bestehende Schutzgesetze durch.

Das alles nur zu registrieren, als gegeben hinzunehmen, ist uns entschieden zu wenig. Es werden die ersten Skizzen für den möglichen Schutz der Schildkrötennester auf Sangalaki gemacht. Natürlich sind auch zwei Nester von uns adpotiert worden, wobei 50% der Summe direkt an die Eiersammler abgeführt werden müssen. Mit Hilfe der guten Kontakte zu Borneo, der Autor des Films Eberhard Meyer, für dessen Realisation wir auf Sangalaki gekommen sind, hat bereits mit einer ähnlichen Spendenaktion und der Einrichtung eines Sonderkontos die Rettung von hunderten von Orang Utangs auf Borneo bewirkt, haben wir gute Chancen. So wird zur wirksamen Umsetzung des Schildkröten - Schutzes, zunächst auf Sangalaki und den Nachbarinseln, eine Stiftung gegründet, die professionell vorgehen und unter Nutzung von Kontakten zur Regierung Indonesiens und anderen wichtigen internationalen Kräften tätig wird.

Dies ist eine gezielte und seriöse Massnahme, die sich von anderen Interessengruppen dadurch unterscheidet, dass hier höchstes Ansehen auch bei anderen internationalen Artenschutzprojekten besteht und weltweite Kontakte zu Wissenschaftlern gepflegt werden, die alle anstehenden Aktionen unterstützen. UnterWasserWelt wird Sie laufend über die Probleme der Meeresschildkröten informieren, unterstützt aktiv dieses neue Artenschutzprogramm und bittet Sie verehrte Leserin, verehrter Leser um Ihre Unterstützung in Form einer steuerlich absetzbaren Spende auf das unten aufgeführte Konto.

Wenn Sie nun zu einem Besuch, einem Urlaub auf der Insel Sangalaki entschlossen sind, so werden Sie dort sicherlich Dinge finden, die Ihnen kein anderes Ziel in dieser Schönheit und Entspannung bieten kann. Doch denken Sie bitte daran, die Meeres - Schildkröten dort sind in grösster Gefahr, stehen momentan vor der Ausrottung. Das darf Ihnen ab heute kein Reiseveranstalter mehr verschweigen, der Ihnen Sangalaki mit seiner einzigartigen “Schildkröten-Garantie” verkauft

Spendenkonto

Schildkrötenstiftung

VRB Oberhaching-Wolfratshausen

Kto. 3201015

BLZ 70166486

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