Multitec Tankanlage “Table Top”
by Michael Goldschmidt 9.01
Table Top sind in der Fotografie kleine Szenen, die im Studio für Aufnahmezwecke aufgebaut werden. Klein ist die Table Top Lichtanlage von Multitec in jedem
Fall, aber sie setzt sich groß in Szene. Der Clou ist die lange Brenndauer, verbunden mit hellem, dem Tageslicht ähnlichen, Spektrum. Ausbaufähig mit zwei Lampenköpfen, erhältlich mit 2 – oder 4 Ah NiMH –
Akkus, ist sie auch ein Verwandlungskünstler, deren Einsatzspektrum von der kleinen Highend – Tankanlage für jeden Tauchgang über Film- und Videolicht bis zum Tec - Einsatz in Höhlen und Wracks reicht.
Ein Markenzeichen von Multitec, dem Spezialisten für UW – Licht aus dem Allgäu, ist der wohl intern festgeschriebene Grundsatz „wir machen alles im eigenen Haus aus Metall, was aus Metall gemacht werden
kann“. Ein Kunststoffbauteil wird man an einer Multitec – Lampe wohl meist vergebens suchen, solange es nicht im eigenen Haus aus Alu oder Stahl gedreht und gefräst werden kann. Sauber verarbeitete
Oberflächen, seewasserfeste Eloxierung und insgesamt auf Langlebigkeit ausgelegt, so sind die Multitec – Lampen bekannt, die sogar im Einsatz bei der Bundesmarine Licht in den harten Alltag von Spezialeinheiten
bringen.
Während die aktuell im Handel verfügbaren Taucherhandlampen mit tageslichtähnlichem Spektrum meist die Dimension eines lichtstarken Halogenlicht – Schweinwerfers mit Brennern von 50 oder 100 W
aufweisen, ist man bei Multitec einen anderen Weg gegangen. Zunächst stand die Idee Pate eine hochwirksame Lichtanlage zu konstruieren, die im Zusammenspiel mit den kleinen Camcordern im Format von Zigarettenschachteln
und deren ebenso kleinen Gehäusen harmonisch zusammenpasst. Diese Zielgruppe wird von der Table Top Anlage durchaus erreicht, doch dabei blieb man im Betrieb in Nesselwang nicht stehen und konzipierte ein System, das
vielfältige Interessengruppen bedient.
Die Zielgruppe
kann man so definieren: Taucher, die eine kleine, leistungsstarke Tankanlage für Film/Videozwecke benötigen, die eine Tankanlage einem herkömmlichen Schweinwerfer vorziehen, Tec – und Höhlentaucher, die sehr lange Leuchtzeiten voraussetzen müssen und letztlich Taucher, die auch das Geld dafür übrig haben. Denn gute Qualität, innovative Technik und tageslichtähnliches Lichtspektrum haben ihren Preis, der deutlich über dem der mit Halogenbrennern bestückten Lampen angesiedelt ist. Das erklärt sich aus dem Akkupaket mit höherer Ausgangsspannung, der aufwändigen Zünd- und Betriebselektronik und den deutlich höheren Preisen für das Leuchtmittel. Dafür bekommt man lange Leuchtzeiten, lange Brennerlebensdauer und eine bis zu echtem Tageslicht zu filternde Lichtqualität.
Ausgeliefert wird die Table Top in einem praktischen Kunststoffkoffer mit Schaumstoffpolsterung. Darin ist die Anlage zum Transport und zur Lagerung gut aufgehoben. Je nach Ausführung ist die Kabellampe fest oder gegen Aufpreis durch einen aufwendigen Spezialstecker mit dem Akkutank verbunden. Obwohl der Stecker, der unter Wasser nicht abgezogen werden darf, mit 100 Euro extra zu Buche schlägt, empfehlen wir diese Lösung, besonders wenn die Table Top als Videolicht an einem Gehäuse montiert wurde und der Akkutank an der Pressluftflasche oder dem Jacket hängt. Da es sich, wie schon erwähnt, nicht um eine Nasskupplung handelt, ist darauf zu achten, dass die Pole der Steckverbindungen stets trocken gehalten werden. Unbeabsichtigtes Lösen des Steckers im UW – Einsatz ist nahezu unmöglich. Zieht man am Kabel, sichert sich der Stecker selbstständig. Nur durch Zug am Stecker selbst, was bewusst und gewollt erfolgt, lassen sich die Komponenten trennen.
Um die Lichtanlage in Betrieb zu nehmen, bedarf es mehrerer Schritte. Zunächst muss der rote Hauptschaltring am Akkutank in die Position ON gedreht werden. Das ist nur dann möglich, wenn die Einschaltsperre, die als flacher, schwarzer Ring auf dem Hauptschalter sitzt, entriegelt wurde. Jetzt ist die Elektronik in der Lampe mit Strom versorgt, was eine Kontrolldiode im Lampeninneren (sieht man nur bei abgezogenem Akkurohr) anzeigt. In diesem Zustand wird etwas Energie verbraucht, deshalb sollte der Schalter am Tank außerhalb der Einsatzphasen, bei der Lagerung und beim Transport, immer abgeschaltet sein. Theoretisch könnte nun auch der Lampenkopf bereits mit Strom versorgt sein. Dieser besitzt einen zusätzlichen eigenen Schalter. Ist dieser in der ON Position, strahlt die Table Top, andernfalls muss auch hier noch eingeschaltet werden. Hat man zum Beispiel den Akkutank an der Flasche montiert, schaltet man letztlich an der Lampe. Indem der gesamte Lampenkopf im sog. Schaltring um 90° gedreht wird um ein– bzw. auszuschalten, kann auch bei Helmmontage und mit dicken Handschuhen problemlos mit dem System umgegangen werden.
Die Lichtqualität
ist angesichts des nur 10 W an Leistung aufnehmenden Brenners enorm. Allerdings muss aufwändige Elektronik mehrere Zündvorgänge im Hochvoltbereich durchführen, was man zu Beginn der Leuchtphase auch sehen kann. Erst danach haben sich das Spektrum und die Helligkeit stabilisiert. Die Farbtemperatur liegt bei 11.000 Kelvin, verbunden mit einem hohen Grünanteil. Für den normalen Taucheinsatz spielt das keine Rolle, subjektiv wie objektiv sieht man als Taucher mehr Details als mit gleichstarkem Halogenlicht, da, vereinfacht ausgedrückt, das menschliche Auge empfindlicher auf Blau und Grün reagiert als auf Rot. Soll die Table Top als Film- oder Videolicht, vielleicht sogar als Lichtquelle für digitale Fotoaufnahmen dienen, so ist die Verwendung eines speziell dafür geeigneten Filters, bei Multitec als Zubehör erhältlich, dringend empfohlen. So bekommt man Licht in echter Tageslichtqualität von etwa
6000 Kelvin. Natürliche Farben und angenehme Hauttöne in den Motiven lohnen den zusätzlichen Aufwand, der etwa um eine Blende die Lichtmenge reduziert. Eigentlich kann man die Lampe während des
gesamten Tauchgangs in Betrieb lassen, da mit zwei Stunden Leuchtzeit (1 Lampenkopf/kleiner Akku) und schneller Ladung genügend Reserven zur Verfügung stehen. Der Hintergrund dieser Empfehlung: Die Menge der Zündvorgänge
ist für die Lebensdauer der HDI – Brenner entscheidend, weniger die Brenndauer. Im Lampenkopf befindet sich das Vorschaltgerät zur Erzeugung der Zündspannung und ein Temperatursensor, der beim Überschreiten von 70° C
die Lampe abschaltet. Erwähnen muss man noch die Möglichkeit bei der Table Top den Brenner selbst zu wechseln. Bei Produkten des Wettbewerbs ist das zumeist nicht möglich. Bei Transporten im Flugzeug, bei denen das Gepäck
oft abenteuerliche Stürze verkraften muss, empfiehlt sich deshalb den Brenner geschützt im Handgepäck zu befördern.
Zum Laden
wird das Alurohr des Akkutanks abgeschraubt. Eine unterhalb des Hauptschalters eingelassene Öse aus V 4 A Stahl gibt dabei den nötigen Halt. Zwei O-Ringe werden sichtbar, die radial und axial wirken. Der Akkublock ist seinerseits in eine stabile Aluröhre verpackt, die auch die elektronischen Bauteile vor Fremdzugriffen schützt. Angesichts der besonderen Technik dieses Lampensystems ist es auch nicht angeraten selbst Eingriffe vorzunehmen. Die Ladebuchse für den 7- poligen Stecker ist am unteren Ende des Akkublocks eingelassen. Der Ladevorgang erfolgt belüftet über das mitgelieferte Stecker - Schnellladegerät, das überall auf der Welt eingesetzt werden kann. Eine rote Leuchtdiode im Lader signalisiert den Ladevorgang, Ladeerhaltung und Ladestörung.
Handling und Einsatz
zeigen die Praxisnähe des Systems, das lt. Hersteller auch über Wasser betrieben werden kann. Allerdings wird dabei der Lampenkopf sehr heiß (bis 70° C), was bei Berührung durchaus sehr unangenehm sein kann. Beim Taucheinsatz übernimmt das Wasser die Kühlung des kleinen Lampenkopfes, der zum Beispiel mit einem speziellen Halter mit Bänderung am Unterarm befestigt werden kann. Entweder hängt dabei der Akkutank am Jacket, mittels der Metallöse, oder er ist an der Tauchflasche montiert, wofür es eine als Zubehör lieferbare Halterung gibt, durch die die Bänderung des Jackets oder Tragschale geführt wird. Die Kabellänge von 125 cm reicht in jedem Fall für eine bequeme Montage am Arm, Helm oder Videogehäuse aus. Auch unter Wasser ist die Lichtentfaltung im Verhältnis zur Dimension der Table Top respektabel. Auf kurze Entfernungen werden auch gegen helles Tageslicht Akzente gesetzt. Bei Dämmerung und im Nachteinsatz ist die Wirkung mit einem Halogenstrahler 35 W durchaus vergleichbar. Die Bedienung der Schalter ist auch mit dicken Handschuhen einfach. Nur, hat man vergessen die Einschaltsperre zu entriegeln, ist das Procedere hier mit verpackten Händen etwas fummelig, da könnte die Scheibe doch etwas griffiger gestaltet sein.
Fazit
Klein, leistungsstark und ausbaufähig, gut verarbeitet und robust, mit diesen Eigenschaften wird die Table Top Akkutankanlage von Multitec am besten beschrieben.
Wer ein HDI - Lichtsystem sucht, dass vielfältigen Aufgabenstellungen gewachsen sein soll und dabei besonders handlich ist, sollte sich die Table Top einmal näher ansehen und bei Gefallen den eigenen Kontostand
überprüfen.
FAKTEN
Typ: Table Top UW-Akkutank System
Hersteller: Multitec
Material: Alu, eloxiert
Farben: schwarz mit
silber und rot, Lampenkopf blau
Tauchtiefe: 200 Meter
Akku: NiMH 16,8 V / 2,0 bzw. 4,0 Ah (zwei Versionen)
Ladegerät: Multitec automatischer Stecker - Schnelllader für alle Weltnormen, 100 – 240 V,
50/60 Hz, mit roter Leuchtdiode zur Info über Ladevorgang, Ladeerhaltung, Ladefehlerwarnung
Ladezeit: ca. kleiner Akkutank ca. 2 bzw. großer Akkutank ca. 3,5 Stunden
Brenner: HDI 10 W
Dimmung: nein
Reflektor: Spot 6° bzw. 13°, Videoline 38° (Filtervorsatz für Videoeinsatz empfohlen)
Brenndauer: ca. 120 Min. (Akku klein, 1 Brenner), ca. 210 Min.
Schalter: Drehschalter mit Sicherung am Tank, Schaltring am
Lampenkopf
Gewicht: 1000 g Lampenkopf ca. 100 g
Abtrieb: ca. 400 g
Länge: 260 mm - Lampenkopf: 70 mm
Durchmesser: 65 mm – Lampenkopf 40 mm
Preis: Version klein
ca. € 911,- Version groß ca. € 1682 , Steckerverbindung Akku/Lampe + ca. € 100 Euro
Vertrieb: Multitec und Fachhandel
Web: www.multitec.net eMail info@multitec.net Tel.: (+49) 08361-925943