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Neufelder See © UWW

by Michael Goldschmidt & Kerstin Schmickl 8.15

Freizeitcenter ADA Neufelder See © UWW

Freizeitcenter ADA Neufelder See © UWW

Freizeitcenter ADA Neufelder See © UWW

Freizeitcenter ADA Neufelder See © UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Neufelder See © UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Neufelder See - Freediving mit Eva Fröstl © UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Neufelder See - Freediving mit Eva Fröstl © UWW

Neufelder See © UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Neufelder See © UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Neufelder See  - mit Guide Kerstin Schmickl© UWW

Peter Käferböck - Neufelder See © UWW

Peter Käferböck - Neufelder See © UWW

Am Neufelder See, knapp 50 Kilometer südöstlich von Wien, ist alles anders. Auf dem Bildschirm des Navi sieht man zwar die blaue Fläche eines Sees, doch vom schmalen Fahrweg, der links und rechts von einer Unmenge durchweg gering schöner, gefühlter Schwarzbauten gesäumt wird, erhascht man keinen einzigen Blick auf den See. Seestraße 341 wäre die Adresse, um zu Peter Käferböcks ADA Clubgelände zu kommen, ein privater Streifen taucherischer Glückseligkeit am Neufi, wie die Insider ihn nennen, doch dem Highend Navi ist die Gegend nicht geheuer und sie bietet nur die Hausnummer 1 an. Als Piefke und Newcomer an der Grenze von Niederösterreich zum Burgenland heißt es nun nach dem Sonnenstand navigieren und wir schaffen es wirklich, die 341 anzusteuern.

Der Neufelder See ist die sommerliche Badewanne der Wiener und ein beliebter Treffpunkt von Tauchern, egal ob Apnoe-, Sport- oder Tectaucher. Für die maximal 22 Meter Tiefe braucht man weder Nitrox noch Helium, aber als Tekki kann man hier gemütlich diverse Skills üben, als Sporttaucher die vielen künstlichen Attraktionen besuchen, von denen Freitaucher als Ziel ihrer Abstiege auch profitieren. Hier sind Signalkrebse zuhause, wie auch Hechte, Spiegel- und Schuppenkarpfen, Barsche, Rotfedern und Rotaugen, Waller, Zander, Döbel und Aale.  Als Flora haben sich verschiedene Armleuchteralgen angesiedelt, die stellenweise in dichten Teppichen den Seegrund überziehen.
Der Großraum von Wien ist nicht mit einer Auswahl von Bade- und Tauchgewässern gesegnet. Den ähnlich weit entfernten Neusiedler See kann man zu Fuß durchqueren und in den Sommermonaten ist er von Touristen überschwemmt. Also bleibt nur der Neufi, der zu 95% von mehr oder weniger im Privatbesitz befindlicher, schmaler Parzellen, unnahbar ist. Auf den restlichen 5% „öffentlich“ zugänglicher Badebereiche, die natürlich Eintritt kosten und nur schwierige Parkmöglichkeiten bieten, liegen die Gäste an guten Tagen Schulter an Schulter auf der Wiese und sind hunderte von Tauchern unabhängig oder als Kursteilnehmer unter Wasser, wobei die Sichtweite als Antwort auf die Übernutzung gegen Null tendiert. Ist der Andrang zu groß wird Tauchern der Zutritt nicht gewährt. Grundsätzlich ist das Gerätetauchen in der Zeit vom 15. Dezember bis 15. Februar nicht gestattet. Die Laichschonzeit für den Erhalt des Fischbestands wurde 2005 erlassen und hat nur zwei Ausnahmen. Der Einstieg an den Tauchbasen Lorenc und Altmann ist auch in dieser Zeit möglich.
Da ist das 1000 m² große ADA  - Action Diving Austria - Gelände von Peter Käferböck durchaus ein Hort der Glückseligkeit. Hier hat man nur als Clubmitglied Zutritt und pro Mitglied darf ein Gast angemeldet und mitgebracht werden. Die elitäre Gastberechtigung kostet 20 Euro pro Tag. Das klingt auf den ersten Blick happig, aber hat man sich selbst ein Bild von den Umständen an den „öffentlichen“ 5% des Seeufers gemacht, rudert man sofort zurück.
Was ist bei den 20 Euro drin?
Zunächst zeigt uns Peter, oder „Käfer“, wie ihn die meisten nennen, bei einem Rundgang, wo entleert und gefüllt wird. Zwei Toiletten stehen den Gästen zur Verfügung, ein Umkleideraum, überdachte Bereiche vor der Küchenhütte (Chefin Natalia), Kaffee und Gummibärchen gibt’s kostenlos. Aus zwei Kühlschränken kann man Limonaden, Wasser, Radler, Bier und Eis entnehmen, der Verbrauch ist auf vorbereiteten Listen einzutragen wird beim Verlassen des Geländes abgerechnet. Ab Mittag kann man Essen bestellen, von warmen Würsteln bis zu Cheeseburger sind viele unterschiedliche Gerichte im Angebot, die von Natalia wirklich gut zubereitet werden, das alles zu annehmbaren Preisen.
Die Kaskaden - Füllanlage mit Bauer – Kompressoren (Peter war der Entwickler des Bauer Silence Kompressors) ist großzügig dimensioniert und lässt auf einen Refill nicht lange warten. Um die Füllkosten wirtschaftlich im Blick zu haben, empfiehlt sich ein durchdachtes Gasmanagement. Abgerechnet wird eine Füllung auf das gesamte Flaschenvolumen bezogen, lt. Peter in Österreich so üblich, Restdruck wird nicht berücksichtigt. Ist der Tank noch halb voll, zahlt man drauf. 
„Käfer“ ist zweifelsohne geschäftstüchtig. Doch schaut man auf das Ganze, wieviel Arbeit im Detail auf diesem Gelände und unter Wasser geleistet wurde und geleistet wird, sieht das alles ein Stück weit anders aus.
Allein den Einstieg zu pflegen mit Schotter und Sand, damit keine Sedimentschwaden von dort aus die Sicht vernebeln, ist recht arbeitsintensiv.
Geradeaus vor dem Einstieg,  ist in 6 Meter Tiefe eine Plattform verankert worden, die durch eine Boje auch an der Oberfläche markiert ist. Das ist ein Treffpunkt von Gerätetauchern in Ausbildung aber auch von Freitauchern, die hier erste Übungen bei den laufend veranstalteten Kursen machen.  Und klar, auch die Technischen Taucher machen hier immer wieder Training für verschiedene Skills.
Im Neufelder See gibt es eine Reihe künstlicher Attraktionen, die als Erlebniswelt und Fotomotive die Tauchgänge bereichern. Zweifellos die meisten Objekte gibt es im Umkreis um das ADA Gelände. Gleich zu Beginn kann man – Ausdruck einer durchaus morbiden Wiener Grundstimmung -  einem Galgen nebst daran hängender lebensgroßer Puppe begegnen. In einer Geisterbahn ist das Standard und uns stört es nicht. Postet man dagegen das Motiv im Sozialen Netzwerk, geben sich Leserinnen pikiert ob der abgebildeten Installation und kommentieren mit uncool, nicht witzig, nicht ansprechend, makaber und geschmacklos. Dagegen werden in verschiedenen Seen versenkte Skelette akzeptiert……
Wem der Schreck in die Glieder fuhr darf ein paar Meter weiter an den von Dieter Weiß unlängst versenkten Notenständern ein Ave Maria singen. Das könnte nun religiös anders orientierten Tauchern auch wieder nicht gefallen. Also ein weiteres Unterwasserfettnäpfchen.
Verschiedene versenkte Holzboote und ein Segelboot mit aufgezogenem Segel gestalten die Tauchgänge abwechslungsreich, findet man dort auch eine Menge Fische, die sich im Schutz der künstlichen Riffe wohl fühlen. Eines der bekanntesten Motive ist die Sitzgruppe um einen Tisch voller Pokale.
Der See, ein Relikt des Braunkohletagbaus zur Versorgung des ersten Elektrizitätswerks, das Wien mit der neuen Energie belieferte, ist also künstlichen Ursprungs. Das E-Werk gibt es schon lange nicht mehr. Seegrundstücke sind nicht nur in Österreich sehr gefragt, seinen eigenen privaten Strand zu haben, ist Ausdruck von Wohlstand und Lebensgefühl. Am Neufelder See hat das eine fast bedrückende Dimension angenommen. Man kann mit Sprüngen von einem Steg zum anderen den größten Teil des Sees trockenen Fußes umrunden. Privat, privat, privat. Die langgezogenen Parzellen sind teilweise nur ein paar Meter breit. So wird als Tauchregel angeraten – soweit man nicht mehr die sichere Orientierung zum ADA Gelände hat - aus einer Tiefe von 5 Metern aufzutauchen und sich zu orientieren. Doch da ist Vorsicht geboten, denn ufernah kreuzen nautisch wenig ausgebildete Freizeitkapitäne mit elektrisch angetriebenen Booten, die Bojen jeder Art nur als Dekoration der Wasseroberfläche ansehen.
Peter Käferböck, Jahrgang 1952, hat mit 10 Jahren das Tauchen gelernt und als 12-jähriger bildete er nach eigenen Worten die ersten Taucher aus. Er ist Tauchlehrer bei 24 internationalen Ausbildungsorganisationen und war der erste, der PADI – Ausbildung in Österreich anbot. An den deutschsprachigen Ausbildungsunterlagen, gedruckt und als Audiokassette, war „Käfer“ führend beteiligt. Natürlich gibt es da auch die persönliche Bekanntschaft zu Lotte und Hans Hass, Urgestein zu Urgestein. Im Jahr 2009 unternahm Hans Hass mit Peter Käferböck einen seiner letzten Tauchgänge – im Neufelder See.

Fazit

Im Großraum Wien bietet der Neufelder See Tauchern – gleich welcher Aktivität - die einzige Möglichkeit, ihrem Sport nachzugehen. Die unbestritten beste Adresse dafür ist das ADA Gelände. Um es durchweg an Wochenenden und Feiertagen nutzen zu können, muss man Clubmitglied sein. Je nach Status kostet das zwischen 150 und 200 Euro pro Jahr. Und dann darf man einen Gast mitbringen. Wir meinen, das Geld ist durchaus gut angelegt, denn welcher Tauchclub bietet so eine Freizeitmöglichkeit mit praktischer und gemütlicher Infrastruktur?

www.tauchsportadria.at/tauchbasis/index_tauchbasis.html