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by Michael Goldschmidt 1.07

Er kam sah und siegte. Kaum war die zweite DVD der Foto+Dive Studios fertig und auf Festivals gezeigt, mussten Mieke Vulsteke und Oliver Kirsch in ihrem Trophäenregal neuen Platz schaffen. In Antibes, Rom und Antwerpen gab es bereits erste und zweite Platzierungen, weitere werden wohl folgen. UnterWasserWelt schaute sich OCEAN NIGHTS auf einem Großbildschirm an.

Nur gut, dass in vielen Tauchgebieten nahe des Äquators schon bald nach 18:00 Uhr die Dunkelheit das Regiment übernimmt, denn sonst hätte man um den Schlaf des produzierenden Paars fürchten müssen. So knappsten sie sich lediglich im Roten Meer ein paar Stunden von der Nachtruhe ab um Impressionen einzufangen, die die Vielfalt von Farben und Formen, losgelöst vom Hintergrund und freigestellt von der Schwärze der Nacht auf den Betrachter wirken lassen.
Der Einstieg mit einem bildfüllend wabernden Schwarm Glasbarsche, ein typisches Motiv des Indik nach Sonnenuntergang, fasziniert und überwältig bei großformatiger Wiedergabe. Doch viel länger hätte diese Sequenz nicht sein dürfen, das Auge sucht vergeblich nach Halt im Schwarm, dessen Teil man geworden ist, wer anfällig ist für Seekrankheit, der bekommt gleich den passenden Kick.
Das weiche Licht bei den Nahaufnahmen fällt auf, tut wohl. Keine harten schatten, satte, leuchtende Farben quellen aus dem Bildschirm, die die Nacht fast schon wieder vergessen lassen. Ein wenig dunkel wirken die Weißspitzen Riffhaie in der Szenerie, ein Hauch Schwermut liegt über den Szenen ihrer Begegnung mit der Kamera. Mehr Eindruck hinterlässt der silberne Körper eines Barrakudas, der fast schon stilisierend beobachtet wird. Und dann der Tanz der Mantas. Aus der endlosen Schwärze Gestalt annehmend und sich darin auflösend, rollen sie sich immer wieder über der Kamera von Oliver Kirsch, bis sie weiterziehen auf einem Weg, dem die Kamera nicht folgen kann. 
Leuchtend und klar das Portrait eines Napoleon, im frechen Kontrast dazu ein kleiner gelber Fisch, der sich in Putzermanier zu betätigen scheint.
Eine überwältigende Farbenpracht im weichen Licht der Videoscheinwerfer ringt die Kamera den beobachteten Papageifischen ab, die sich schließlich bis an kleinste Details heranwagt.
Der Bogen der Drehorte reicht vom Indik, der Andmansee, die Bandasee (Indonesien) bis ins Rote Meer. Ocean Nights ist ein Film, der keine Geschichte erzählt, wie schon das Erstlingswerk Maldivian Nights. Die Musik von Bluespine, auch ein Projekt von Oliver Kirsch, und die alle Motive umgebende Nacht sind der Rote Faden, halten die Szenen zusammen. Kein belehrender Kommentar, kein Taucher im Bild, pure Konzentration auf die Fauna und Flora, nicht mehr nicht weniger. Dabei das Glück der Kamera immer wieder in den unendlichen Weiten der Meere zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein um die szenischen Highlights geboten zu bekommen, die das Auge braucht um 24 Minuten am Ball zu bleiben. Denn es wird keine Geschichte erzählt. Die Protagonisten wechseln ständig, wer als nächstes auftritt folgt bei diesem Breitwandspektakel keiner logischen Ordnung.
Manchmal schleicht sich eine kleine Unschärfe ins oft schnell geschnittene Spiel der visuellen Eindrücke. Verzeihlich, angesichts der sonst knackscharfen und oft vor Farbe sprühenden Augenblicke.

Fazit

Uns gefällt Ocean Nights besser als dessen schon legendärer Vorgänger Maldivian Nights. Ein Gefühl aus dem Bauch. Eine wertfreier Bilderbogen, der nicht belehrt, nicht informiert doch wohl zumindest für die Zuschauer, die auch tauchen, Erlebnisse generiert, die sie selbst gerne einmal gehabt hätten.

Fakten

DVD Ocean Nights
Kamera: Oliver Kirsch
Regie: Mieke Vulsteke
Musik: Bluespine
Filmlänge: 24 Minuten
Bildschirmmenü: 6-sprachig
Preis: € 19,90 zuzügl. Versand
Info/Bestellung: www.taucherdvd.de