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© Herbert Frei

by Herbert Frei 11.04

© Herbert Frei

Digitale Kompaktkameras, die in transparenten UW-Gehäusen mit in die Tiefe genommen werden, können nur in wenigen Fällen mit Weitwinkelkonvertern bestückt werden, mit den Originalen der Kamerafirmen so gut wie nie. Eine rühmliche Ausnahme ist Olympus. Kein anderer Kamerahersteller ist bei der Entwicklung von Unterwassergehäusen aus Polycarbonat so agil, so ideenbehaftet und so erfolgreich wie die Firma aus dem japanischem Ort Tatsuno. Herbert Frei hat die „olympische“ Mittelklasse getestet.

Ein echtes Bekenntnis zur Unterwasserfotografie kennen altgediente UW-Fotografen eigentlich nur von Nikon. Aber seit man sich dort so peu a peu aus diesem Markt verabschiedet hat — erst wurde die Nikonos RS eingestellt, wenig später die Nikonos V — sind andere in diese Marktlücke gestoßen. Einer dieser Nischenbesetzer war und ist Olympus. Bereits 1998, genauer gesagt am 30. März in jenem Jahr, brachte Olympus das erste transparente UW-Gehäuse mit der Modellbezeichnung PT-001 auf den Markt (siehe UWW Testbericht). Es war zwar nur dicht bis 3 m Wassertiefe, löste aber in Folge einen Boom aus, der sich in immer neuen UW-Gehäusen für die aktuellen Modelle niederschlug.
Olympus UW-Gehäuse tragen alle die Bezeichnung PT- mit einer Folgenummer. Die Olympus Kompaktkamera C-5060 gehört ergo zum wasserdichten Schutzgehäuse PT-20. Olympus ist auf diesem Markt nicht nur der Pionier, sondern auch Marktführer und Vorreiter für innovative Konzepte beim Bau transparenter UW-Gehäuse. Experten schätzen den Marktanteil von Olympus UW-Gehäusen für digitale Kompaktkameras auf über 80%. Canon kommt auf etwa 15%, den Rest teilen sich Kamerahersteller wie Sony, Minolta, Sanyo und Nikon. Im Sog des Erfolges wurden auch Fremdfirmen und Zubehörhersteller auf die tauchfesten Olympus - Produkte aufmerksam und begannen auf der Erfolgsspur mitzulaufen. Für keine anderen digitalen Kompaktkameras findet man eine solche Auswahl an hochwertigen Fremdequipment wie für die Camedia - Kameraserie von Olympus mit den zugehörigen Unterwassergehäusen. Mittlerweile ist es so, dass es praktisch für jede neue Olympus - Kompaktkamera ein passendes UW-Gehäuse zu kaufen gibt. Sowohl für die einfachen als auch für die technisch hochwertigen Modelle. Dieser Marktoffensive hat kein anderer Kamerahersteller etwas entgegenzusetzen. Einen Digi-Knaller wird Olympus im Frühjahr 2005 zur Explosion bringen, wenn die Spiegelreflexkamera E-300 im bezahlbaren Polycarbonatgehäuse unter Wasser den SLR-Markt aufrollt. 

Camedia 5060

Positiv muss bewertet werden, dass die C-5060 eine handliche Geometrie besitzt, die es auch Menschen mit größeren Händen ermöglicht, an Land vernünftig zu agieren. Der robuste Body ist hochwertig konzipiert, so dass man nicht von einem Spielzeug für Halbwüchsige und Knipser reden kann. Besonders zu bewerten ist, dass der Akku eine angenehm hohe Kapazität besitzt, die gut und gern für zwei normalzeitige Tauchgänge mit jeweils 50-60 Bilder ausreicht, auch wenn man ständig mit dem integrierten Kamerablitz aufhellt. Das schafft Vertrauen und macht gelassen im Hinblick auf Schnappschüsse.
Die Auslöseverzögerung könnte etwas kürzer sein. Schnell schwimmende Fische sind nur vernünftig ins Bild zu bekommen, wenn man die Kamera mitzieht. Sonst fehlt meistens der Kopf des Faunisten oder der Fisch steht mitunter so unglücklich im Bild, dass man am PC mit dem Ausschnitt zirkeln muss. Nicht blenden lassen darf man sich von der Makroeinstellung. Zwar lässt sich die C-5060 bis auf 4 cm nah einstellen und gestattet die Abbildung einer Objektgröße von (29 x 22) mm, aber im Makromodus funktioniert der kamerainterne Blitz normalerweise nicht. Ergo besteht deshalb auch keine Möglichkeit, solche Bilder mit einem externen Sklavenblitz aufzuhellen. Sie können sich aber mit einer Digitalelleuchte, beispielsweise von MB-Sub oder Sealux behelfen. Damit können die Makroaufnahmen sicher und effektvoll ausgeleuchtet werden. Oder man verwendet einen Olympus - Systemblitz in einem UW-Gehäuse. Wie man im Makromodus mit dem kamerainternen Blitz der Olympus aber trotzdem blitzen kann, lesen Sie bitte im Kapitel „Blitzen mit der C-5060“ nach. 
Die zusätzliche Typenbezeichnung „Wide Zoom“ ist darauf zurückzuführen, dass Olympus den Zoombereich bis auf 27 mm Brennweite (bezogen auf Kleinbild) nach unten erweitert hat. Das Vierfachzoom überstreicht den Brennweitenbereich 27-110 mm. Da man mit dem Zoom im zugehörigen UW-Gehäuse PT-20 durch eine Planglasscheibe fotografiert, ist man physikalisch am Abbildungslimit angekommen. Die optische Grenze für die Planglasfotografie liegt bei 28 mm, so dass man 27 mm gerade noch tolerieren kann. Aber in der Digitalfotografie sind mittlerweile Dinge möglich, über die man vor vielen Jahren noch ungläubig den Kopf geschüttelt hätte. Kamerainterne Bildverarbeitungen sind neuerdings in der Lage, optische Fehler zu eliminieren —  spezielle Programme im PC sowieso. Insofern machen sich solche Imponderabilien weniger bemerkbar als erwartet. Die Zoombrennweite 27 mm kann trotz aller physikalischer Bedenken mit guten Abbildungsleistungen für Erinnerungszwecke jeglicher Art bedenkenlos mit dem Planglas genutzt werden.
Mit 5 Megapixel Auflösung ist die C-5060 für höhere Bildsansprüche geeignet. Man muss das allerdings auch nutzen. Von Haus aus ist die Kamera auf den JPEG-Modus HQ (High Quality) eingestellt. Das ist zwar eine gute Bildqualität, doch sollte man unter Wasser immer mit SHQ (Super High Quality) arbeiten. Noch mehr Daten werden mit dem unkomprimierten TIFF gespeichert. Sie müssen dann allerdings damit rechnen, dass die Speicherung der Bilder einige Zeit dauert und auch deren Öffnen auf einem Laptop oder PC nicht mehr so hurtig vor sich geht. Für Amateurzwecke ist SHQ absolut ausreichend. Wer generell seine UW-Bilder nachbearbeiten will, kann die Aufnahmen mit RAW machen. Mit Photoshop oder dem Olympus - Bearbeitungsprogramm (CD wird mitgeliefert) kann man die RAW-Dateien individuell beeinflussen und seine Bilder damit optimieren. Vorausgesetzt allerdings Sie beherrschen das Metier, haben viel Zeit und nehmen sich diese auch. Denn RAW bedeutet Arbeit. 
5 Megapixel sind zwar heutzutage bereits ein ganzes Stück von den oberen Pixellimits entfernt, aber wenig ist es trotzdem nicht. Sie merken das spätestens beim Speichern. Mit  einer 256 MB-Speicherkarte tut sich wahrlich nicht viel. Halbwegs angemessen sind 512 MB, heute sinnvoll ist aber erst 1 GB Speicherplatz. Und eine solche Karte sollten Sie sich gönnen. Mit SHQ kommen sie dann auf stolze 285 Bilder, TIFF bietet unkomprimiert bei 1 GB immerhin 70 Aufnahmen und RAW 139 Speicherungen. Mit 512 MB sind es exakt die Hälfte. Bei SHQ kommt man damit noch gut klar (142), RAW ist ausreichend (70) bei bei TIFF (35) kann es knapp werden, wenn die Motive zahlreich sind. Man hat die Wahl zwischen Compactflash I + II, Microdrives und XD-Picture-Cards.
Sie können die Camedia 5060 individuell einstellen und kameraintern Schärfe, Kontrast und Sättigung vorwählen. Das kann man unter Wasser aber nicht bei jedem Bild machen. Der Tauchgang würde Stunden dauern. Besser ist es die Werkseinstellungen zu benutzen und am PC, Mac oder Laptop die Bilder nachzubearbeiten. Einfache Programme wie Picture-it von Microsoft reichen dazu normalerweise aus. Höherwertigere Bildbearbeitungen sollen aber über Photoshop oder artverwandte Programme gemacht werden.

Mit ihrer für eine digitale Kompaktkamera hochwertigen Technologie bietet die C-5060 neben der Tageslichtkorrektur auch Blitzbelichtungskorrekturen an. Diese sind aber nur wirksam, wenn man mit dem fest eingebauten Kamerablitz oder mit einem Systemblitz arbeitet. Auf die kabellosen, amphibischen Sklavenblitzgeräte kann mittels Blitzbelichtungskorrektur kein Einfluss ausgeübt werden. Belichtungsprogramme gibt es deren 4: Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik und die manuelle Zeit- und Blendeneinstellung. Damit gehört die C-5060 zu den besser ausgestatteten Kompaktmodellen und eignet sich deshalb auch für individuelle Belichtungsaktivitäten, die sich nicht an einer amateurhaften Vollautomatik orientieren.
Die Kamera ist vorjustiert auf eine Empfindlichkeit von ISO 80/20°. Das kann man so lassen. Wir empfehlen aber bei geblitzten Aufnahmen im Nahbereich und Verwendung einer Handlampe eine Festeinstellung auf ISO 100/21°, denn wenn das Umgebungslicht nachlässt, zieht die C-5060 in Abhängigkeit der Lichtverhältnisse die Empfindlichkeit unter Umständen automatisch bis auf ISO 400/27°. Das kann sich dann in einer etwas grieseligen (verrauschten) Bildqualität niederschlagen, falls ein größerer Papierausdruck anstehen sollte. Dennoch muss man Olympus bescheinigen, dass das Bildrauschen selbst bei ISO 400/27° mehr als akzeptabel ist. Die Kamera verbucht absolute Bestwerte, was sicherlich auch auf die vielen internen Rauschunterdrückungs- und Bildverbesserungsfunktionen zurückzuführen ist. Die C-5060 liefert bei ISO 400/27° bessere Bilder als manch anderes Konkurrenzprodukt mit wesentlich mehr Pixel auf dem Papier. Explizit zeigt sich hier, dass eine hohe Pixelzahl nicht unbedingt ein Kriterium für qualitativ herausragende Bilder sein muss.
Mit der Camedia 5060 lassen sich bei entsprechend üppiger Speicherkarte auch kleine Videofilmchen in VGA-Auflösung (fernsehtauglich) drehen. In erster Linie ist das aber Spielerei. Die Stärke der Kamera zeigt sich primär bei digitalen Einzelbildern.

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