Michael Goldschmidt & Aire Eder 8.17
Nach einem Jahr Pause waren wir wieder vor Ort in Safaga, um bei ORCA Diveclubs den mittlerweile 8. Rebreather Event zu beobachten. Für Kreiseltaucher
ist ORCA die erste Adresse am Roten Meer, denn alle ORCA Basen sind auf die Betreuung von Rebreathertauchern bestens vorbereitet. CEO Volker Clausen ist selbst seit langem von der blasenlosen Tauchtechnik überzeugt
und arbeitet daran, dass dieser Funke auf Taucher mit Flaschen auf dem Rücken überspringt. Unsere Fotografin Aire Eder machte sich ein ausführliches Bild vom Tauchgefühl des rEvo und des INSPIRATON EVP
(Evolution Plus) von AP.
Gibt es einen Boom hin zum Rebreathertauchen, wie ihn Robert Stoß, damaliger Eigentümer des Verbands SSI beim Event 2012 vor unserer Kamera (siehe Video) prophezeite? Die klare Antwort heißt nein. Der erst mit dem Poseidon MK VI erhoffte Durchbruch, Sporttauchern den Um- und Einstieg zu erleichtern, blieb ein frommer
Wunsch. Der eigentlich bestechende Explorer von Hollis aus USA hat aufgrund von Mängeln bei der wasserdichten Einbettung der elektronischen Steuerung die Kundschaft enttäuscht. Nachdem Oceanic / Hollis seinen
Europasitz von Deutschland nach England verlegt hatte, brachen die Geschäfte völlig zusammen. Funktionsfähige Ersatzteile sind aus USA nicht zu bekommen und so müssen aktuell bei ORCA 5 Explorer in den Boxen
bleiben und warten dort auf eine ungewisse Zukunft. Das ist wirklich bedauerlich.
Wie es mit rEvo nach dem Verkauf an mares weitergehen wird, ist ebenso schwer vorhersehbar. Der mares CEO Gerald Skrobanek hatte
zwar im Verlauf einer Presskonferenz auf der Messe boot angekündigt, man würde den absolut sicheren Sporttauchrebreather entwickeln, Insider beurteilen dieses Ziel jedoch sehr zurückhaltend. Und bis jetzt hat man
auch noch nichts Konkretes dazu gehört.
Also setzten wir auf alt bewährte Technik für die Testtauchgänge, auf rEvo aus der Ära vor mares und einem INSPIRATON EVP von AP aus England. Der CEO von AP, Martin
Parker, war mit seinem Entwicklungspartner und Testtaucher Mike Etheridge wie immer vor Ort, diesmal als einzige Firmenvertreter.
Um sich ein Bild zu machen, wie verbreitet Kreislaufgeräte tatsächlich sind, ein
paar Zahlen: In rund 20 Jahren hat AP als Marktführer mit weitem Abstand weltweit etwa 11.000 Geräte verkauft.
Im niedrigen vierstelligen Bereich finden sich Hersteller wie Poseidon, rEvo, SF2, JJ und Kiss.
Insgesamt sind die Anschaffungskosten auch heute noch recht hoch, bis zu 11.000 Euro je nach Gerät und Ausstattung. Die gerätebezogene Grundausbildung kostet ab etwa € 700,-.
Einen Weg zum finanziell etwas
weniger schmerzhaften Einstieg ins Kreislauftauchen bietet ORCA mit dem Angebot von Leihgeräten aus deren Rebreatherpool. Nach erfolgter Ausbildung und Usermitgliedschaft im Pool kann man sich dann zeitlich auf 6
bzw. 12 Tage befristet einen Kreisel für den Urlaub ausleihen. Das entlastet Geldbeutel und Fluggepäck. Dieser kostengünstige Service wird an allen ORCA Tauchbasen am Roten Meer geboten.
Und weil wir schon
beim Thema fliegen sind, war der Event dieses Jahr aufgrund der mittlerweile recht unterschiedlichen Flugpläne nicht an einem klassischen Starttag festgemacht. Offiziell ging es jedoch am Freitag den 23. Juni los.
Da wie in den vergangenen Jahren die Anreisen nicht allein am Mittwoch oder Donnerstag stattfinden konnten, startete der Event für die ersten Gäste schon ein paar Tage eher und ging für diese ebenso ein
paar Tage früher zuende. So war das traditionelle BBQ schon am Montagabend, letzte Gelegenheit für alle 25 Eventteilnehmer und Mitarbeiter der ORCA Diveclubs zusammen zu feiern.
Die sprichwörtlich perfekte
Vorbereitung des Events zeigte sich auch dieses Jahr. Im Tec Workshop betreuten wieder Andy Koch und Ahmed Salem die Rebreathertaucher und jeder Teilnehmer hatte bereits vorbestellte Stages mit dem gewünschten
Gasmix am Anreisetag geriggt und gelabelt zur Verfügung. Besser kann es nicht sein. Andy und Ahmed sind an der ORCA Basis in Safaga alte Hasen rund um das technische Tauchen. Keine Frage bleibt unbeantwortet,
kein technisches Problem ungelöst. An den Tagen des Events sind beide der Dreh- und Angelpunkt für die Teilnehmer, das Herz des ORCA Diveclubs. Dass ernste Konzentration auch Platz für eine große Portion Humor
lässt, zeigen beide, wenn sie die Tagesausfahrten der Eventgäste auf dem Schiff begleiten.
Um den rEvo kennenzulernen ist Wolfgang Jocham, Basisleiter des ORCA Diveclubs in Soma Bay, im Hotel Breakers, unser
Ansprechpartner. Den rEvo gibt es mittlerweile in drei verschiedenen Versionen, auf den ersten Blick äußerlich gleich, vor allem aber unterschiedlich bei der Gerätegröße und dem Gewicht. Wolfgang hat sich
dankenswerterweise den Tag für die ausführliche Einführung und zwei Testtauchgänge organisiert, um unsere Fotografin Aire, die als Trimixtaucherin eine Menge Erfahrung besitzt, mit dem rEvo bekannt zu machen. Zwei
Fragen treiben dabei Aire besonders an: Wie fühlt sich ein Rebreather beim Tauchen an, was ist anders als beim OC Tauchen und warum zeigen viele RB Taucher keine ideale Wasserlage und sehen eher wie Seepferdchen
aus, ähnlich von Tauchanfängern beim OWD Kurs. Dieses Erscheinungsbild stört sie als Fotografin schon lange und so sucht sie nach einer persönlich gebildeten Antwort.
Bedingt durch die zwei flachen
Atemkalkbehälter, die dem rEvo im Vergleich zu anderen Rebreathern ein kompaktes Aussehen verleihen und er deshalb auch von Höhlentauchern favorisiert wird, ist dieses Gerät für Trydives ihre erste Wahl. Um
Rückenproblemen entgegenzuwirken, taucht sie mittlerweile Sidemount. Doch bei der ausführlichen Einweisung in das Gerät kann Wolfgang nicht umhin zu erwähnen, dass man in der Regel für das Tauchen mit dem rEvo kein
weiteres Blei benötigt. Das System ist entsprechend schwer…
Die Wege ins Wasser sind kurz im Breakers, auch wenn der Steg endlos lang erscheint. Mit Golfcarts geht’s bequem zum Einstieg, erst dort
wird das Kreislaufgerät geschultert. Und das Hausriff ist taucherisch keine Notlösung, das wissen die Kapitäne von Safari- und Tagesbooten auch, die dort immer wieder ihre Gäste zu Wasser lassen.
Drei Dinge sind
am Rebreathertauchen wohl zunächst am gewöhnungsbedürftigsten:
Die Vorbereitung des Geräts mit Voratmen, um die Dichte des Systems zu überprüfen, den Atemkalk für die Sauerstoffsensoren zu temperieren, der
Sensorencheck –
Abtauchen geht nur, wenn die in der Lunge vorhandene Luft über die Nase abgeatmet wird, so dass sich ein innerer Kreislauf mit der Gegenlunge aufbauen kann –
Das Tarieren mit der
Lunge funktioniert nicht, alles muss über die Jacketblase erledigt werden, weshalb RB Taucher eher daran interessiert sind, eine kontinuierliche Tauchtiefe zu halten und Hindernissen auf ihrem Weg bevorzugt
ausweichen.
Und wie ist es mit der Wasserlage? Die Seepferdchenhaltung vieler RB Taucher erklärt sich zunächst mit dem Atemkomfort. Dieser ist unbestritten nicht in allen Tauchlagen vergleichbar mit Atemreglern
aus dem OC Bereich. Je nach Herstellerphilosophie sind die für den Atemkomfort entscheidenden Gegenlungen völlig unterschiedlich verbaut. Jeder geht von seiner Überzeugung aus, dass dies die optimale Lösung sei.
Gäbe es die optimale Lösung, dann hätten alle Kreislaufgeräte eine identische Position der Gegenlunge im System. Aber zwingt die Gegenlunge tatsächlich eine hydrodynamisch ungünstige Wasserlage auf?
Aire Eder
ist nach den Tauchgängen mit dem rEvo anderer Meinung. Vermutlich haben viele RB User keine intensive Schulung im Bereich des technischen und Trimixtauchens absolviert, so ihre Meinung, hier wird auf die optimale
Wasserlage und das Tarieren größter Wert gelegt. Die Seepferdchentaucher mit RB vereinen zwei Umstände, in dieser Lage wird der Atemkomfort als gut empfunden und - es wird eben mit den Flossen tariert.
Von den
ersten Minuten des Testtauchgangs suchte sie nach der hydrodynamisch besten Lage im Wasser, was mit einem rEvo – oder anderem Rebreather – problemlos machbar ist, hat dessen User die entsprechende
Ausbildung , den Willen und die Praxis.
Auch Wolfgang Jocham bestätigt ihre Eindrücke und so wird der zweite Trydive noch ausführlicher und mit ein paar Übungen verbunden. Denn, das darf man nicht vergessen, ein
Rebreather kann aus verschiedenen Gründen funktionell aussteigen, dann muss auf das stets mitgeführte Bailout – Gas gewechselt werden, um den Tauchgang sicher zu beenden. Um das Mundstück zu wechseln, muss das
des Kreislaufgeräts zunächst geschlossen werden, um es gegen den Atemregler der Bailout Flasche zu tauschen. Das sind grundlegende Skills, die bei einer Ausbildung für das Rebreathertauchen mit an erster Stelle
stehen.
Das INSPIRATON EVP (Evolution Plus) von AP steht als weiteres Gerät auf der Testwunschliste. Mit Martin Parker, dem CEO von AP, dem Hersteller dieses Kreisels, waren wir bei diesem Event schon
verschiedentlich im Wasser – nur weit weniger tief und wesentlich früher wieder auf dem Boot. Das hat die RB Technik so an sich…
Das Komplemetärmodell aus dem Haus AP soll eine zweite Meinung
bilden.
Äußerlich wirkt es im Vergleich zu allen Rebreathern am Markt als bemerkenswert aufgeräumt. Das liegt am typisch gelben aber auch schwarz erhältlichen Deckel, der das System mit Atemkalkbehälter,
Gegenlunge, Elektronik und Atemgasflaschen verschließt. CEOusteau hatte seinerzeit seine mit Pressluftflaschen ausgestatteten Taucher nebst Anzügen in silbergrauer Optik für seine TV Serie ähnlich ausgestattet. Nur
bei Martin Parker ist mehr als nur Pressluft dahinter.
Den Trydive mit dem AP Modell ermöglicht Dirk Möller von RAB / VDST. Die technische Einführung zeigt die Unterschiede zum rEvo auf. Die Elektronik
hat ein anderes Aussehen, die einzelnen Programmpunkte, die vor dem Tauchen abgearbeitet werden müssen, werden auf dem Display anders dargestellt. Der Verschluss des Mundstücks ist abweichend ausgelegt. Und das
INSPIRATON EVP ist zwar schwer, trotzdem muss noch Blei dazu aufgelegt werden.
Insgesamt wirkt das rEvo in der angebotenen Testversion etwas aufgeräumter als dieses INSPIRATON EVP, dessen Auftriebskörper ein paar
Details aufweist, die gerade bei anspruchsvollen Wracktauchgängen Probleme bereiten können. Doch im Hausriff des Breakers muss man sich nirgendwo durchzwängen und so steht diese Konfiguration nicht zur
Debatte.
Der ausführliche Trydive zeigt unter anderem, dass es auch mit dem INSPIRATON EVP sehr wohl möglich ist, eine hydrodynamische Körperhaltung einzunehmen.
Die von Dirk eingebauten Übungen sind
problemlos zu bewältigen und so hat Aire am Schluss des Tauchgangs einen guten Gesamteindruck von der AP Technik.
Natürlich gab es auch wieder ein Infoprogramm für die Teilnehmer. Sehr unterhaltsam und
spannend war der PowerPoint - Vortrag von Tino de Rijk über die verlorenen Wracks der Java See. Um die für die Niederländer wichtigen Kriegswracks dort zu betauchen, war eine anspruchsvolle Expedition
organisiert worden. Hochkarätige Teilnehmer wollten die in teils großer Tiefe liegenden Wracks erstmalig betauchen und dabei Foto- und Videodokumentationen erstellen. Vor Ort erlebten sie eine, nein, mehrere
unangenehme Überraschungen. Die meisten der als Kriegsgräber geschützten Wracks waren verschwunden. Nicht ungefährliche Recherchen brachten an den Tag, dass die Wracks von chinesischen Firmen für die Verwertung des
Alteisens gehoben worden waren, mit dem Segen indonesischer Regierungsstellen. Das verblüffte uns auch, danke Tino.
In einem weiteren Vortrag stelle dirk Möller die Produkte des deutschen
rebreatherherstellers Submatix vor, , besonders den Submatix ABS.
Ans Eingemachte ging schließlich der Vortrag von Martin Tolksdorf von TecME zum
Thema " Linearitätsprüfung galvanischer O2 Sensoren ". Technik pur, aber für engagierte
RB-Taucher sehr interessant.
Und einen Namen möchten wir auch noch in die Story einbringen, Susi Barth, die als Basisleiterin in Safaga dort seit zwei Jahren tätig ist. Sie organisierte zwei ganz
besondere Ausfahrten für die Eventteilnehmer, die von Safaga aus sonst nicht möglich wären. Für die Tiefenfreaks konnten die Wracks der Gulf Fleet betaucht werden und für erfahrene Taucher und RB User die wunderbare
Rosali Moller. Dazu wurde ein Transfer nach El Gouna organisiert und von dort aus ging es dann zu den wunderbaren Wracks.
Und wer glaubt, dass das Panoramariff keine neuen Erlebnisspots bietet, der sollte mit
Andy und Ahmed dort getaucht haben. Sie organisierten einen wunderbaren Driftdive, der mit einem minutiösen Sprung von der Amrira Star begann. Die Kreiseltaucher hatten bis zu 2,5 Stunden erlebnisreichen Spaß unter
Wasser. Und danke Andy für den Tipp, den wundervollen Block in 20 Meter Tiefe am Nordplateau aufzusuchen. Mit den SCEOotern der ORCA Basis war es kein Problem, dieses Highlight schnell zu erreichen, an dem sich das
ganze Rote Meer in seiner gesamten Pracht spiegelt.
www.orca-diveclubs.CEOm
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