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Tauchsafaris rund um Phuket

Meine erste viertägige Tauchsafari an Bord der "MV Dive Asia I", ein gepflegtes 23-Meter-Schiff (siehe technische Daten ), geht in nordwestlicher Richtung zu den Similan-Inseln und dann weiter über Ko Bon, Ko Tachai und Richelieu Rock bis zu den Surin-Inseln, dicht an der burmesichen Grenze (Gesammtstrecke ca. 370 km). Es ist Mitte Februar, und Walhaie sind angesagt! Am späten Nachmittag erfolgt per Pickup der kurze Transfer von der Karon Beach zur Chalong Bay, wo die Tauchschiffe vor Anker liegen. Der Steg in Chalong ist wahrhaftig eine Katastrophe, aber Ende 1999 haben die Baumassnahmen zu einem 800m langen modernen Anlegesteg begonnen. Nun, die abenteuerliche Überfahrt mit dem schmalen, übermotorisierten Longtail-Boot macht Spass, und schliesslich sollen ja auch die Einheimischen von uns Bleichgesichtern profitieren. An Bord gibt es erstmals eine sachkundige Einführung mit Begrüssungstrunk, gefolgt von einer warmen Mahlzeit. Dann heisst es für die meisten von uns ab in die Kojen. Ich schlafe lieber auf dem geräumigen Oberdeck, wo man den tropischen Sternenhimmel am besten sieht und die Geräuschkulisse der ruhigen See weitaus angenehmer ist, als das kollektive Sägen im resonanzträchtigen Bauch des Schiffes. Morgens um 06:00 Uhr erscheinen die Similan-Inseln am Horizont - eine Vision, wie aus dem Werbeprospekt. Diese imposanten, abgerundeten Granitformationen, die ca. 60 Seemeilen nordwestlich von Phuket liegen, erinnern ein wenig an die Seychellen im Kleinformat.
 
Nach einem Schluck Tee werden wir von Jürgen gebrieft, einer von drei PADI-Kursdirektoren, die für "Dive Asia" Tauchlehrerseminare leiten. Zur Crew gehören auch noch ein Kapitän, ein Koch und zwei Assistenten. Unser erster angepeilter Tauchplatz heißt Coral Gardens. Wie der Name bereits verkündet, ist dies ein kleines Korallenriff vor der Beacon Beach gelegen, an der Ostseite von Insel Nr. 8. (Die Similan-Inseln werden wohl aus praktischen linguistischen Überlegungen von 1 bis 9 numeriert). Ein angenehmer Eingewöhnungstauchgang inmitten einer lebhaften Fischkinderstube bestehend aus farbprächtigen Weichkorallen. Leider haben wir etwas schlechte Sicht - El Niño soll wieder einmal an allem schuld sein, nur hat er uns diesmal kaltes statt warmes Wasser beschert.

Nach dem ersten Tauchgang gibt es ein komplettes amerikanisches Frühstück mit Rühreier, Schinken und Speck, Toast, Cornflakes, Früchten, Kaffee, Tee oder Ovomaltine. Übrigens, warme Getränke gibt es durchgehend und kostenlos; Limo oder Bier (letzteres nur nach dem letzten Tauchgang des Tages) stehen im Kühlschrank zur Verfügung und kosten 20 bzw. 40 Baht (ca. eine bis zwei Mark). Der zwiete Tauchgang findet am Elephant Head, südwestlich von Insel Nr. 8 statt. Der rundliche Granitfelsen wird so genannt, weil er angeblich wie ein überdimensionaler Elefantenkopf aussehen soll. Hier geht es schon viel imposanter zu. Kaum unter Wasser, habe ich meine erste Begegnung mit den in diesen Gewässern so häufig vertretenen Schwarzpunktrochen sowie einigen schüchternen Weißspitzenhaien. Den herrlichen Bewuchs an Hart- und Weichkorallen und die großen Gorgonenhäupter im Hintergrund betrachte ich bereits als eine örtliche Selbstverständlichkeit. Wir durchqueren lichtdurchflutete Canyons mit Schwärmen von Zwerg-Füsilieren, die sich wie eine dichtere Flüssigkeit im Wasser bewegen.Nach dem zweiten Tauchgang ruhen wir uns beim Mittagessen aus. An dieser Stelle sei unser Schiffskoch gebührend gepriesen. Es ist unglaublich, was er aus seiner kleinen Kombüse herbeizaubert. Täglich gibt es eine erstaunliche Variation an thailändischen und internationalen Gerichten. Ob Cordon Bleu mit Pommes, Spaghetti mit Meeresfrüchten, Hähnchen konventionell gebacken oder gebraten mit gerösteten Cashewnüssen, gebratener Reis oder Nudeln mit Tintenfisch und Garnelen, um nur einige Beispiele zu nennen: es ist für jeden Gaumen mehr als genug da. Wir machen anschliessend noch einen kurzen Verdauungsausflug hinauf zu einem der Felsen auf Insel Nr. 8, von wo man einen schönen Blick über die Donald Duck Bay im Nordwesten (ein Felsen in dieser Bucht erinnert ein wenig an die gefiederte Disney-Figur, .

daher der Name) geniessen kann.

Nachmittags tauchen wir am Christmas Point , der nördlichste Felsen vor Insel Nr. 9. Hier gibt es wiederum Unmengen an Weichkorallen, die von dichten Fischschwärmen fast verdeckt werden. Kaum aus dem Wasser, werden uns Gebäck und Früchte gereicht. Wer noch Lust hat, kann am nahe gelegenen Snapper Alley (am östlichen Rand der Insel Nr. 9) noch vor dem Abendessen einen Nachttauchgang einschieben. Ich bin etwas müde und habe für den ersten Tag wirklich genug gesehen. Nach dem Abendessen erfolgt das gemütliche Beisammen am Oberdeck - freiwillig, versteht sich. Das Schiff bietet auch genügend Rückzugsmöglichkeiten für verschrobene Waldschratte oder verliebte Paare. Ich versuche erneut auf der Sonnenplattform zu schlafen, aber einer der Assistenten komponiert ein derartig originelles asynchronisches Schnarchen, dass ich alsbald in meine Kabine flüchte.

Am frühen Morgen fährt das Schiff in nördlicher Richtung nach Ko Bon. Der erste Tauchgang vor Ort bringt wieder bewegende Begegnungen mit prächtigen Schwarzpunktrochen. Acht Stück segeln an mir vorbei wie eine Schwadron UFOs. Als nächstes tauchen wir vor Ko Tachai, eine zweite Granitinsel nördlich von Ko Bon. Hier gibt es ebenfalls aussergewöhnlich schöne Weichkorallen in allen Farben und dichte Schwärme von Kleinfischen, die sie wie glitzernde Perrücken umgeben.

Der dritte und letzte Tauchgang für heute findet an einem der absoluten Highlights dieser Tour statt, am Richelieu Rock, ca. 40 Seemeilen nördlich der Similan-Inseln gelegen. Zwei spitze Felsen durchbrechen hier bei Ebbe nur knapp die Meeresoberfläche. Zwischen Februar und Mai gilt dieser Tauchplatz der Superlative als eine Art Magnetpunkt für Walhaie. Wir sehen wieder eine Menge Schwarzpunktrochen, einen einsamen grossen Gitarrenrochen, fette und absolut furchtlose Sepias, Schwärme von Faden-Makrelen und sogar ein paar Kobias (die verraten meist die Anwesenheit eines Walhais) - alles ausser dem angesagten Star dieser grandiosen UW-Bühne. Die Sicht ist aber wieder einmal so begrenzt, daß ein Walhai einige Meter vor unseren Nasen vorbeiziehen könnte, ohne bemerkt zu werden.

Am Spätnachmittag machen wir noch einen kleinen Ausflug mit dem Dinghy zu einem einsamen Strand auf einer der fünf dichtbewachsenen Surin-Inseln, in dessen stillen Bucht wir für die Nacht geankert haben. Die Gewässer um diese Inseln bilden den Muh-Ko-Surin-Unterwasser-Park. Ein kleines tropisches Paradies, das wir ganz für uns alleine haben. Es hat seit Dezember nicht mehr geregnet, sagt man mir, als ich ebenfalls das perfekte Wetter preise.

Der nächste Morgen bringt uns wieder vor Richelieu Rock - wohin sonst! Man spürt regelrecht ihre Präsenz, erwartet eine Begegnung hinter jeder Ecke, aber es soll wohl nicht sein. Nach zwei "erfolglosen" Tauchgängen in diesen fischreichen Gewässern ziehen wir weiter, was sich bald als absolute Fehlentscheidung herauskristallisiert. Kaum sind wir wieder südlich in Richtung Ko Tachai gestochen, da erfahren wir über Funk, dass das nächste Tauchschiff auf Richelieu zwei dieser sanften Riesen gesichtet hat! Es erinnert mich an meine bitteren Erfahrungen an der Börse. Wir tauchen ab vor Ko Tachai und später noch einmal vor Ko Bon, wo es ja auch einiges zu sehen gibt. Im Detail der kleineren Wesen, tröste ich mich, liegt die wahre Schönheit. Und davon gibt es hier wirklich mehr als genug.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter in Richtung Süden. Vor Surgeon Rock, so genannt wegen der vielen Doktorfische, die sich hier herumtummeln, machen wir unsern ersten Tauchgang. Einige kapitale Thunfische prüfen kurzfristig, ob wir etwas Fressbares darstellen und ziehen entäuscht weiter. Den zweiten Tauchplatz, den wir vor Insel Nr. 1 ansteuern, nennt man Boulder City. Es handelt sich hier um einzelne, versprengte UW-Felsen, die man leicht umrunden kann. Ein angenehmer Entsättigungstauchgang vor der Heimkehr. Delfine und ein undefinierbarer Wal am Horizont weisen uns den Weg zurück. Abends kommen wir wieder in Chalong an. Wer die anschliessende Safari zu den südlichen Inseln gebucht hat, bleibt über Nacht an Bord. Wir lassen uns von einem der Longtail-Boote nach Chalong übersetzen. Dort kann man, wie überall in Phuket, gut und billig speisen. Anschliessend genehmige ich mir noch in einem der vielen mobilen Garküchen einen Bananen-Kokosmilch-Schokoladen-Pfannkuchen á la Thai (vorsicht: kann süchtig machen), sozusagen als Walhaiersatz