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“Messeschnäppchen” Pressluftflaschen

by Oliver Seider, Förderkreis Sporttauchen 3.02

Schnäppchenjäger auf der „boot 2002“

Jahr für Jahr strömen Tausende von Sporttauchern nach Düsseldorf auf die „boot“, um Neuigkeiten zu erfahren und einen günstigen Preis beim Kauf von Ausrüstungsteilen zu erreichen. Das wissen natürlich auch viele Anbieter, die dann nach der Devise „in einer Woche sind wir wieder weg“ manchmal etwas großzügig über die gültigen gesetzlichen Regeln und Verordnungen hinwegsehen. Für den Käufer bleibt dann manchmal nur die Erkenntnis, dass manches auch geschenkt noch zu teuer ist.

In diesem Sinne sind uns zwei Angebote auf der „boot“ aufgefallen:

Es wurden kleine, gebrauchte Druckluftflaschen mit Ventil aus Holland zu einem sehr günstigen Preis angeboten. Der Nachteil dabei ist, dass diese Flaschen zwar bei der IWKA in Deutschland gefertigt wurden, aber keine deutsche Bauartzulassung haben. Da auch der holländische TÜV bereits abgelaufen ist, dürfen diese Flaschen in Deutschland weder gefüllt noch benutzt werden. Rein theoretisch könnte man zwar mit der Fabriknummer beim Herstellerwerk eine Sammelbescheinigung einholen, mit der dann der TÜV eine  Wiederholungsprüfung durchführen könnte, der Aufwand würde aber so groß, dass es billiger wird, eine neue Flasche zu kaufen.

Weiterhin wurde eine große Stückzahl von 12- und 15 l-Flaschen spanischer Herstellung angeboten. Sie sind mit einer EG - Bauartzulassung sowie mit der Aufschrift „AIR“ versehen und auch vom deutschen TÜV freigegeben. Die angegebene Prüffrist von 10 Jahren ist zwar gültig, aber nicht für Tauchflaschen! Hier muss nach wie vor jede Flasche alle zwei Jahre vom TÜV geprüft werden. Die Flaschen sind auch für einen Betriebsdruck von 235 bar berechnet und damit um etwa 30% schwerer als herkömmliche Flaschen gleicher Größe (über 20 kg!) und von sehr schlechter Oberflächenqualität (siehe Bereich „A“ der Abbildung).

Auch die Sicherheit ist nicht gewährleistet:

Üblicherweise ist am Flascheneinschraubgewinde eine Senkung mit einem Winkel von 70 Grad zur Aufnahme des O-Rings vorgesehen. Nachprüfungen ergaben, dass der Winkel bei diesen Flaschen 82 Grad ist, die Senkung ist also flacher - der O-Ring wird zerquetscht. Durch schlechte Bearbeitung ist die Dichtfläche grob rau und zudem noch flammspritzverzinkt. Sie entspricht damit nicht der Norm und eine sichere Abdichtung ist nicht gewährleistet (Detail „B“ der Abbildung).

In diesem Zusammenhang müssen wir nochmals darauf hinweisen, dass auch die Ventile eine deutsche Bauartzulassung oder eine CE - Kennzeichnung haben müssen, da die Flaschen sonst nicht gefüllt und transportiert werden dürfen. Die CE – Kennzeichnung muss aus der Bezeichnung „CE“ und der Nummer des Prüfinstitutes bestehen, „CE“ alleine genügt nicht.

Rückfragen sollten direkt an die Firma gehen, bei der die Flasche gekauft wurde.

Der Förderkreis Sporttauchen e.V. im Februar 2002